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5.c) Föhndurchbruch

Abb. 5 zeigt die Situation im Innsbrucker Raum bei Föhndurchbruch. Zwar unterscheiden sich fast alle Föhnfälle in irgendeinem Detail, zur groben Übersicht soll diese Skizzierung jedoch ausreichen. Rot markiert sind die Stationen Sattelberg und Brennerpass sowie Ellbögen im unteren Wipptal. Der Patscherkofel ist nordöstlich von Ellbögen gelegen. In der Wipptalmündung oberhalb des Inntal befinden sich Natters (links) und Igls (rechts), von denen es kaum oder keine verlässlichen Daten gibt, daher in der Tabelle weiter unten mit einem * gekennzeichnet.

Der Föhndurchbruch führt zu einer divergenten Strömung am Ausgang des Wipptals mit Südostwinden über dem westlich vorgelagerten Mittelgebirgszug sowie am Flughafen bis hin nach Zirl (bei extremen Fällen). Entsprechend eine südwestliche Komponente über dem östlich vorgelagerten Mittelgebirgszug, die zunehmend zu einem Westwind wird, ebenso im Inntal östlich des Innsbrucker Zentrums. Die Föhnströmung reicht häufig bis Schwaz und Jenbach, in extremen Fällen auch noch weiter östlich, dann aber auch vom Zillertalföhn unterstützt. Im Innsbrucker Zentrum selbst weht eine Südkomponente. Manchmal lösen sich zu Beginn und Ende einer Föhnperiode Stromlinien von der Föhnströmung ab und prallen gegen die Nordkette. Infolge der Rotorbildung macht sich dieses Phänomen als Nordwind an der Universität und als Nordostwind am Flughafen bemerkbar. Die subjektiven Föhnkriterien werden weiterhin erfüllt, jedoch liegen die Temperaturen allgemein niedriger als bei reinem Südföhn, da durch Turbulenz und Bodenreibung viel Energieverlust entstanden ist.

Zu den einzelnen Stationen bzw. Standorten diese Übersicht:

Station Höhe [m] seichter Föhn hochreichender Föhn Sandwichföhn
Brenner 1380 SW, SE SW, SE SW, SE
Sattelberg 2105 W- N S S
Ellbögen 1080 120-160° 120-160° NW
Patscherkofel 2246 SE-NW-NE SE SE
Natters * 783 SE SE N, NE
Igls * 870 SW-W SW-W NE, N
Universität Innsbruck 580 160-180° 160-180° NW-NE
Flughafen Kranebitten 584 140-150° 140-150° NW-NE

Aus der Tabelle ersichtlich sind die talorographisch bedingten Ostsüdostwinde am Flughafen, wo die Föhnströmung entweder an der Nordkette umgelenkt wird oder direkt über den Mittelgebirgszug (750 bis 900m) fließt. Dementsprechend weist Natters eher eine südöstliche und Igls eher eine südwestliche Föhnkomponente auf, da das Wipptal hier ins Inntal mündet.

Ellbögen meldet meist konstanten Südostwind von 140° +/- 20°, der Sattelberg überwiegend Südwind. Bei seichtem Föhn können Sattelberg und Patscherkofel ebenfalls Südkomponenten aufweisen, jedoch mit wesentlich geringerer Windgeschwindigkeit als bei Ellbögen, was auf die Breite des Wipptals zurückzuführen ist. Das Wipptal beeinflusst mit seiner Südost-Nordwest-Talachse auch den Patscherkofel, da die Schwerewellen bis in größere Höhen reichen. So tritt auch bei synoptischer Südwest- bis Westströmung nahezu ausnahmslos Südostwind am Patscherkofel auf.

Für den Innsbrucker Raum bedeutend sind zwar die Absinkbewegungen im Lee des Patscherkofels hinsichtlich Leetiefbildung und Erodierung der Kaltluft im Inntal, allerdings gehen die Leewellen selbst über das Inntal hinweg. Für Innsbruck entscheidender sind die Leewellen,die vom Sattelberg ausgehen, da diese ohne größere Hindernisse das untere Wipptal hinabströmen und bis nach Innsbruck absinken können. Daher wird für Feststellung, ob volle Durchmischung mit den Bergstationen erreicht ist (= Föhndurchbruch), der Sattelberg als der Patscherkofel genommen.

Die Universität Innsbruck ist direkt in der verlängerten Südachse des Wipptalausgangs gelegen und weist daher bei den allermeisten Föhnlagen Südwind auf, jedoch kann es vor allem zu Beginn des Föhns zu kurzzeitigen, durchaus ruppigen Nordwinden kommen, wenn die Leewellen des Patscherkofels beim Überströmen der Nordkette zur Rotorbildung neigen und als umgekehrter Nordwind die Nordkette hinab zur Universität strömen. Setzt sich im weiteren Verlaufen der Föhn auch in den tieferen Schichten immer konstanter durch (das geschieht vor allem am Nachmittag), werden die Nordwindpeaks immer weniger und weichen einem relativ konstanten Südwind.

Entscheidend ist aber auch die Höhe des Wipptalausgangs , welches im Bereich der vorgelagerten Mittelgebirgszüge ins Inntal mündet - und das etwa hundert bis zweihundert Meter über dem Inntalgrund. Daher kann sich besonders bei nächtlicher Kaltluftproduktion sowie rascher Auskühlung im Winter die Kaltluftschicht relativ ausgeprägt ausbilden und zum beschleunigten Abheben bzw. erschwerten Einsetzen des Föhns führen. Im Sommer erscheint die Föhnluft bei Südföhn kühler als die Umgebungsluft , da infolge stärkerer Einstrahlung die Talatmosphäre hochreichend durchmischt wird und bodennah ein überadiabatischer Temperaturgradient entsteht.


© Felix Welzenbach