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27.6.2012 - Klosterwappen (2076 m) über Weichtalklamm (Klettersteig)

Im dritten Anlauf habe ich es endlich geschafft, den Schneeberg ohne Gewitter zu bezwingen. Im Juli 2004 gab es in Gipfelnähe ein Gewitter, im August 2011 wurde ich direkt beim Abstieg von einem Gewitter erfasst. Dieses Mal bestand keinerlei Gefahr, ein Gipfelgenuss war es dennoch nicht - dazu später mehr.

Eckdaten:

  • Wegführung: Weichtalhaus (9.00; 547 m) - Kientaler Hütte (11.25; 1380m) - Gipfel (13.00; 2076m) - Emmysteig (14.45; 1830m) - Baumgartner Haus (15.45; 1400 m) - Mieseltal - Schneebergdörfl - Puchberg am Schneeberg (18.30; 585 m)
  • Länge: 21,5 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 1530 hm/1490 hm
  • Reine Gehzeit: 8 Stunden (+1,5 Std.)
  • Schwierigkeit: Weichtalklamm Klettersteig A-B, meist entschärft durch zahlreiche Trittbügel, Ketten und Leitern, teils sehr rutschig durch nassen Fels/nasses Laub

Maria und ich starteten am Weichtalhaus in die gut beschilderte Klamm, wo ich mir an einer kleinen Felsstufe gleich mal den Schädel am Fels anhaute, da ich meine Körpergröße unterschätzte ...Das Tal wird enger, bis man schließlich vor dem Eingang steht:

Bild 1: Die Felswand verjüngt sich zur Klamm

Bild 2: Sehr eng geht es in die Klamm, zunächst noch ohne Schwierigkeit

Bild 3: Bis zur ersten Leiter

Danach wechselt das Terrain immer wieder - charakteristisch für die gesamte Klamm wechseln felsige Steilstufen mit mäßig ansteigendem Gelände ab. Jedes Mal, wenn man denkt, den Ausstieg der Klamm erreicht zu haben, kommt der nächste Felsspalt. So gesehen war die Begehung der Klamm recht kurzweilig, da wir beide nicht wussten, was uns noch alles erwartet ;)

Bild 4: Trittbügel und eine Kette erleichtern die Überwindung der Felsstufe

Bild 5: Nichts für Klaustrophobiker

Bild 6: Eine der längeren, senkrechten Eisenleitern

Bild 7: Die Schlüsselstelle

Während der Teil im Bild dank Kette und Trittstufen im (nassen) Fels noch gut bewältigbar ist, schließt dahinter eine ziemlich enge, weitere Steilstufe an, die zwar ebenfalls durch Trittbügel und Kette entschärft ist, in der man sich seinen Tritt aber schon überlegen muss und etwas Kraftaufwand braucht, um sich hochzuhieven. Ein großer Rucksack ist hier störend, und die Nässe macht es nicht einfacher. Umso erleichterter war ich, als ich durch war.

Bild 8: Danach wird es einfacher

Im Hintergrund der vermeintliche Ausgang der Klamm.

Bild 9: Selbe Stelle von oben

Bild 10: Zwischendurch wirkt die Klamm etwas unaufgeräumt

Bild 11: Ehe man den nächsten Felsklops übersteigt

Bild 12: Diese Eisenleiter lässt sich nicht umgehen

Bild 13: Der Ausstieg ist aber, wie bei allen Leitern, kein Problem.
Was mich gelegentlich stört, bzw. erst noch Gewöhnung bedarf, ist der Rucksack, dessen Schwerkraft mich nach hinten unten zieht

Nach einem weiteren flachen Wegstück, vorbei an einer Schotterrinne, folgt der Schlussakkord. Noch einmal wird romantisch mit einer sehr engen, gewundenen Felsstufe, durch die ein Bächlein floss, und man somit im Wasser geht (wasserdichte Schuhe von Vorteil).

Bild 14: Unter diesem Brocken geht es hindurch

Kurz darauf erreichen wir die Kienthaler Hütte, wo wir kurz rasten und uns den Steig auf den Turmstein (1416m, C) anschauen. Ohne Klettersteigausrüstung zu gefährlich (zumindest für einen Anfänger wie mich). Bis hierhin war unsere Route fix, danach wollten wir spontan entscheiden, wie es weitergeht. Kuhschneeberg (mit dem Problem des Abstiegs, da die Busse im Höllental nur spärlich fahren), Grafensteig (sehr lang, mäßig gute Aussicht) oder doch zum Gipfel. Wir entschieden uns für Letzteres und somit für die volle Höhendistanz.

Bild 15: Oberhalb der Kienthaler Hütte bietet sich ein umfassender Ausblick nach Westen

Im Vordergrund thront der Große Sonnleitstein (1639m), dahinter links das Hohe Waxenegg (1647m), rechts am Sonnleitstein vorbei lugt der Hochstadl (1919m, 54 km) hervor (erkennbar an seinem ubootförmigen Gipfel), weiter rechts (schneebedeckt) dürfte es sich um weitere Gipfel im Kräuterin-Stock handeln.

Bild 16: Weiter links (südlich) blickt man mittig zur Donnerwand, links Große und Kleine Burgwand, links der Donnerwand wird das Hochschwabmassiv samit Hauptgipfel (2277m) sichtbar, in 51 km Entfernung

Bild 17: Bevor der Anstieg durch die Latschen zum Klosterwappen beginnt, schaut man nochmals auf den Turmstein, sowie links das Weichtal, rechts die Fronbachgräben, getrennt durch den bewaldeten Rücken, der mit dem Krenkenkogel (1183m) abschließt.

Bild 18: Rax- und Schneealpe

Im Vordergrund Krenkenkogel, im Hintergrund Raxalpe, mit dem Großen Höllental (links). Rechts hinten Schneealpe.

Bild 19: Die Sicht wird diesiger, aber die Wolken bleiben flach und zerrissen.

Von der Schneealpe, Hochschwab, Hochstadl, Hochkar bis Dürrenstein und Ötscher reicht die Sicht heute.

Der restliche Anstieg zieht sich etwas, währenddessen werden wir von einem Bergläufer überholt, der mit Sportkleidung und ohne Trinken/Essen in Eiltempo zum Gipfel sprintet und uns beim Aufstieg bereits wieder entgegenkommt.

Bild 20: Vom Anstieg bietet sich ein wunderschöner Blick auf das Plateau des Kuhschneebergs, der links mit den Fronbachwänden steil ins Höllental abbricht.

Wirklich flach ist aber keiner seiner Flanken, lediglich der Jagdsteig, den Wolfgang und ich letzten Herbst wählten, ist als knieschonend zu bezeichnen.

Ganz Links Gippel und Gippelmauer sowie Obersberg, mittig der weite Blick in die Niederösterreichischen Voralpen.

Am Gipfel war der Empfang sehr stürmisch. Nicht nur blies der Nordwestwind hier mit 50-60 km/h, sondern landete alle paar Minuten ein Hubschrauber des Bundesheeres mit Material. Das erlebt man auch nicht alle Tage, dass man von einem freundlichen, aber bestimmten Bundesheermenschen vom Rastplatz unterhalb des Gipfels vertrieben wird, und hinters Gipfelkreuz wechseln muss, da direkt nebenan der Hubschrauber landete. Dass man fürs Bergwandern neuerdings Ohropax dabei haben sollte, war uns neu. Und "Haltet Eure Sachen gut fest!" ist ein Satz, den man nach 1500 hm Aufstieg auch nicht unbedingt hören möchte ...

Bild 21: Bundesheer-Hubschrauber

Bild 22: Alpenostrand

Dafür entschädigte eine grandiose Fernsicht ins südliche Wiener Becken bis hin zum Neusiedler See. Im Vordergrund unser Zielort am Abend - ein langer Abstieg stand uns noch bevor. Die flache Haufenwolken waren durch eine niedrige Absinkinversion am weiteren Aufstieg gehindert, erkennbar an der Dunstschicht, die sich quer durchs Bild zieht.

Bild 23: Zoom auf Puchberg am Schneeberg, auch den Bahnhof erkennt man bei genauerem Hinsehen.

Bild 24: Teils hatten sich stattliche Schneefelder gehalten, die inzwischen aber verschwunden sein dürften

Bild 25: Entzückend war vor allem das Meer von Blumen auf der weitläufigen Wiese des Hochplateaus

Wir stiegen dann direttissima vom Gipfel Richtung Damböckhaus ab, und zweigten um 14.45 in den Emmysteig ab. Ursprünglich wollte ich den Steig weiter vorne zum Baumgartner Haus gehen, aber ein schlecht ausgerüstetes Ehepaar (leichte Trekkingschuhe, wenn überhaupt) kam gerade hinauf und erzählte aufgeregt vom "Geröll" und dass man sogar einen Felsen überklettern muss, und dass sie sich nicht mehr weiter runter trauten, und daher wieder umkehren. Nachdem am Hinweisschild nichts von derartigen Schwierigkeiten steht, nahmen wir den Emmysteig. Zwar ist gleich nach den Latschen ein unangenehmes Geröllfeld, und man muss auch ab und zu mal die Hände benutzen in den steilen Latschengassen, aber insgesamt keinerlei Schwierigkeit, erst recht nicht so dramatisch wie uns geschildert wurde.

Um 15.45 erreichten wir das Baumgartner Haus, wo ich unbedingt die Buchteln kosten wollte. Nachdem ich mir erst am Vortag die Mühe machte, herauszufinden, was Buchteln überhaupt sind (sie gibt es unter anderem Namen auch in meiner fränkischen Heimat).

Ich bestellte einen gespritzten Apfelsaft und eine Buchtel, und gab, eigentlich unnötig (Selbstbedienung), 50 Cent Trinkgeld, um auf sechs Euro aufzurunden. Sie reichte mir den Teller mit der Buchtel, daneben die Serviette, die ich irgendwie nicht wahrnahm, da ich rechts den Serviettenständer entdeckt hatte und daran herumfummelte, um mir eine einzelne Serviette herauszufischen. Stattdessen hatte ich plötzlich vier bis fünf in der Hand.

Plötzlich schaut mich die Frau hinter der Theke extrem feindselig an: "Wofür brauchens dees??" blafft sie mich unfreundlich an. Ich verstand erst nicht, was sie meinte, weil sie auf meine Wanderstöcke schaute, die am Rucksack hervorschauten. Sie wiederholte: "Wofür brauchens deees???" und deutet auf den Teller: "Da liegt doch schon eine!" Ich - etwas verwirrt über den aggressiven Ton - werde in die Verteidigungshaltung gedrängt und murmele mit wenig Nachdruck "Die hab i net gseng ...". Sie schaut mich sehr skeptisch an, daraufhin machte ich Anstalten, die überflüssigen Servietten zurückzulegen. "Na, jetzt wo Sie's angriffen haben, brauchen's des net mehr zurückgeben!"

Mich hat das so dermaßen überrascht - und nach der bis dahin zurückgelegten Wegstrecke war ich auch zu erschöpft, dass ich zu keiner schlagfertigen Antwort fähig war. Zwar war mit meinem Trinkgeld kein 'all-inklusive' beabsichtigt (sondern eher die Gewohnheit, unrunde Beiträge aufzurunden), aber nachdem ein Stapel von 100 Servietten gerade mal einen Euro kostet, und der Serviettenständer eine freie Entnahme suggerierte, hätte es der Wirtin scheiß egal sein können, ob ich eine oder zehn nehme.

Die Buchtel hab ich dann mit rapide gesunkener Vorfreude verzehrt, mir ausgiebig mit den Servietten die Hände geputzt, und die restlichen ungebrauchten Servietten gemütlich in die ausgelaufene Marillensauce getunkt, und so am Tisch stehen lassen. Deren Geschäft muss echt wahnsinnig schlecht gehen, wenn schon 4 Servietten zu viel sind, für die ich ohnehin üppig 'mitgezahlt' habe.

Wir zweigten dann ins Mieseltal ab, das sehr steil ist, aber mit dem man rasch Höhenmeter 'verliert'.

Bild 26 und 27: Dort bot sich eine schöne Abendstimmung mit länger werdenden Schatten

Bild 28: Der Rückblick zeigt die Steilheit, dennoch ist es für die Knie nicht allzu dramatisch, da sich der Weg in unzähligen Serpentinen eher mäßig steil nach unten schlängelt (was die via Amap geschätzte Wegstrecke ad absurdum führt, es handelt sich hier mehr um eine Schätzung, da ich nicht über ein GPS-Gerät verfüge).

Bild 29: Unsere Ankunft im Schneebergdörfl (693m, 17.40) wird misstrauisch beäugt

Ab hier zieht sich der Weg nach Puchberg, was einen immensen Asphalthatscher bedarf. Meine Füße brennen, jeder Schritt tut weh. Wir glauben schon nicht mehr, den Zug Richtung Wiener Neustadt (18.39) zu erwischen, als ich wieder vertraute Umgebung erkenne und wir zum Schlussspurt ansetzen. Etwa fünf Minuten vor der Abfahrt erreichen wir den Bahnhof, so nimmt alles noch ein nicht zu spätes Ende dieses ereignisreichen Tages.

Mein Fazit:

Die Weichtalklamm stellt eine lohnenswerte Alternative zu den anderen Anstiegen auf den Schneeberg dar. Man darf die Länge (700 hm) aber nicht überschätzen, da es trotz gelegentlicher flacher Stücke zeitweise recht steil und mit kurzen Klettereinlagen bergauf geht. Als Klettersteiganfänger ist es für mich unheimlich glückshormonefreisetzend, wenn ich - für meine Verhältnisse - schwierige Stellen erfolgreich meistere. Das gibt Auftrieb und man fühlt sich gestärkt für weitere Herausforderungen, möchte sich steigern, usw... der Abstieg über Emmysteig und Mieseltal ging nochmal ziemlich auf die Oberschenkel, danach hatte ich für 3-4 Tage einen recht heftigen Muskelkater und konnte kaum Treppen (abwärts) steigen, obwohl ich vorher nicht untrainiert war. Aus jedem Muskelkater geht man allerdings gestärkt hervor, konnte es daher verschmerzen ;)

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