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16.03.13 Überschreitung Schober - Öhler via Ascherhöhe - Schneeschuhwanderung

Eckdaten:

  • Wegführung: Ascherhöhe (740m, 9.30) - Haltberg (600m, 10.30 ) - Öhlerhansl (729m, 11.10) - Schoberkapelle (961m, 12.30) - Schober (1213m, 13.20 ) - Öhler (1183m, ca. 14.40 ) - Öhlerschutzhaus (1028m, 15.00) - Blättertal (969m, 16.00) - Kaisereben - Ascherhöhe (17.15)
  • Länge: 19,0 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 1050/1120 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 7,5 Std.
  • Schwierigkeit: teils vereister Aufschwung am Schober, unangenehme Querungen am Kamm

Diese Schneeschuhtour war für mich eine Grenzerfahrung. Noch nie bin ich so viele Kilometer mit Schneeschuhen gewandert, noch nie so viele Höhenmeter. Eine abwechslungsreiche Runde mit ständigem Auf- und Ab. Ursprünglich hatte ich überlegt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Puchberg aus zu starten. Nachdem dann aber Günter als Begleitung zugesagt hatte, und wir einen fahrbaren Untersatz hatten, starteten wir von der Ascherhöhe aus, um uns langwierige Straßenhatscher zu ersparen.

Die Wetterlage war für die Unternehmung günstig, für mehr aber auch nicht. In den Vortagen hatte es Neuschneezuwachs bis zu 20 cm gegeben, das allerdings bei heftigem Nordwestwind, der auf der Rax Böen um 140 km/h, auf der Veitsch bis 175 km/h und am Schneeberg schätzungsweise über 200 km/h erreichte. Selbst in den Niederungen blies der Wind kräftig, mit Böen über 100 km/h in Payerbach-Reichenau und wahrscheinlich auch im Puchberger Becken. Durch das Tauwetter in den Vorwochen mit dem Frühlingsintermezzo (bis zu 20 Grad am Alpenostrand) hatte sich die Altschneedecke durch aufbauende Umwandlung zunächst gelockert, und ist durch den anschließenden Frost stark verharscht bzw. vereist. Auf dieser glatten Unterfläche hatte sich am Donnerstag und Freitag der extrem verwehte Neuschnee in Pulverform abgelagert. Die Bindung zwischen Neuschnee und Altschnee war also denkbar schlecht, zumal sich durch den Wind teils stattliche Wechten gebildet hatten. Eine zusätzliche Gefahr bestand durch die starke Tageserwärmung infolge der Sonneneinstrahlung Mitte März, sodass sonnenseitig die Schneedecke selbst auf 1000 m stellenweise ausgeapert war, zumindest aber stieß man hier auf Blankeis.

Die Wettermodelle zeigten in der Früh noch Restwolken, wobei die Schneeschauer bis zum mittleren Vormittag am Alpenostrand unterrepräsentiert waren, und teils lebhaften Nordwestwind. Dieser sollte im Tagesverlauf abflauen und gegen Abend dem Südwind weichen, der in weiterer Folge kräftigen Südföhn einleitete. Die Lufttemperatur betrug in 1500 m lediglich -11 Grad, schattenseitig hielt der Dauerfrost an, sonnenseitig knappe Plusgrade. In Summe hatten wir es also mit einer kombinierten Lawinengefahr aus Triebschnee und nassen Lockerschneelawinen zu tun, was die Lawinenwarnstufe in der Obersteiermark und in den Niederösterreichischen Voralpen verbreitet auf 3-4 anhob. So gesehen war die Schober-Öhler-Überschreitung eine vernünftige Alternative.

Um 9.30 erreichten wir den Startpunkt auf 740 m. Auf der Ascherhöhe lagen wenige Zentimeter Neuschnee, zu wenig, um die Schneeschuhe anzuziehen. Aber es sollte bald besser werden.

Bild 1: Ascherhöhe

Bild 2: Nach der ersten Gegensteigung

Zunächst geht es mäßig steil aufwärts, schon bald wird der Schnee deutlich mehr (ca. 20 cm), aber wir steigen ja bald wieder ab, also lassen wir sie noch am Rucksack. Nach einer Wegkreuzung, an der wir am Nachmittag vom Retourweg kommen werden, geht es leicht am Südhang des Haltbergs (1114m) bergab

Bild 3: Schobergraben

Wir gelangen in den Graben, mit 600 m Seehöhe der tiefste Punkt unserer Tour. Dort führt ein netter Weg neben der Straße entlang

Bild 4: Selbst auf dieser Höhe sind die Zweige dick mit Eis übergossen

Zwischen Haltberghof und Öhlerhansl verliere ich irgendwo am linken Wanderstock meinen Winterteller, bemerke es leider zu spät, und habe zur Umkehr auch keine Lust mehr.

Bild 5: Schneeverwehungen

Am Öhlerhansl (729m) legen wir unsere Schneeschuhe an, nachdem der Forstweg bis zum Schoberhof jungfräulich unverspurt und erheblich zugeweht ist. Ohne Schneeschuhe wäre es hier mühsam geworden.

Bild 6: Günter hält die Schneemengen für die Nachwelt fest

Bild 7: Märchenhafter Graben

Der Aufstieg bis zum Schoberhof zeigt sich bis auf eine spätere Traktorspur nahezu unverspurt, sodass es durchaus anstrengend aufwärts geht. Immer wieder sieht man Verwehungen, die es bis in diesen engen Graben geschafft haben.

Bild 8: Kurz einmal wird es felsig und eisig.

Bild 9: Hüfthohe Verwehungen zeigen, dass die Schneeschuhe hier nicht unsinnvoll sind.

Bild 10: Schoberhof

Links die Schoberalm (929m), rechts der Schoberhof, dazwischen im Graben schätzungsweise zwei Meter hohe Schneewächten am Bachbett. Im Hintergrund schaut erstmals der Schneeberg mit seiner abweisenden Felsflanke aus den sich lichtenden Schneewolken heraus.

Bild 11: Oberhalb von etwa 1000 m liegt noch einiges mehr an Schnee.

Bild 12: Symmetrischer Berg

Die Pyramidenform des Schobers, unserem ersten Ziel heute. Er wird über die steile Westflanke bestiegen.

Bild 13: Tourengeher

Da wir auf der Wiese lange genug trödeln, um Fotos zu machen, lassen wir eine Gruppe von Schneeschuhtourengehern vorbeiziehen, die, wie sich später herausstellen wird, bis zum Öhlerschutzhaus unsere Route gehen wird. So haben wir bis dorthin eine durchgehende Spur, was schonmal Kräfte spart, und bei der Orientierung hilft (außer man geht wie die Lemminge der falschen Spur nach, was uns beim Abstieg vom Schober passierte).

Bild 14: Rast

Nach gut 3 Stunden Gehzeit legen wir die erste Pause an der Schoberkapelle ein, wo ein gemütliches Bankerl windabgewandt zum Sonnenbad einlädt. Dort der Rückblick auf den Aufstiegsweg, im Hintergrund der Marecherkogel

Bild 15: Aufstieg

Nun kommt die erste Steilpassage, nämlich am Westhang recht nahe an der Falllinie zum Schober hinauf. Die Wegfindung ist nicht problematisch, wohl aber der Weg selbst, denn hier gab es die angesprochene Eisschicht unter der dünnen Pulverauflage. Das Eis war so hart, dass ich vergebens mit den Frontzacken der Schneeschuhe hineinstieß, um besseren Halt zu finden. Jeder Schritt musste auf Halt geprüft werden, denn der Neuschnee lag nur locker auf dem verharschten, teils vereisten Altschnee.

Bild 16: Die Mühe wurde belohnt

Dick verschneite Bäume am nun angenehmeren Weiterweg.

Bild 17: Gipfel

Nach fast 4 Stunden Gehzeit ist der Schobergipfel erreicht, den wir für uns alleine haben.

Bild 18: Der Weiterweg ist bereits ersichtlich.

Nun geht es den Kamm entlang wieder abwärts in die Einsattelung (1080m) vor dem Öhler.

Bild 19: Umfassender Ausblick

Bevor wir abwärts gehen, bietet sich noch einmal ein schöner Ausblick auf den weiteren Wegverlauf:

Nach dem Sattel kommt der felsige, gipfelkreuzlose Öhler, dahinter im nächsten Sattel das Schutzhaus, im weiteren Verlauf die Dürre Wand mit dem bewaldeten höchsten Gipfel (Katharinenschlag, 1222m), dahinter mit dem markanten Felszacken der Plattenstein (1154m), wohin ich im November 2011 nach einer Nachtschicht gewandert bin.

Gegenüber vom Katharinenschlag (links im Bild) befindet sich das Hohe Eck (971m) und der Große Neukogel (1053m), ganz hinten rechts Hohe Mandling (967m)

Der Abstieg ist an den steilen Stellen gar nicht so einfach. Wegen der bereits erwähnten schlechten Bindung zwischen kompaktem Altschnee und Triebschnee gerät man schnell ins Rutschen. An manchen Stellen bin ich gleich am Hosenboden abwärts gerutscht. Vom Sattel geht es nun wieder hinauf, am berüchtigten Wildzaun entlang. Dieser ist zwar einerseits eine Absturzsicherung am steilen Nordhang des Öhlers, lässt aber zwischen Zaun und Felsen nur wenig Platz für die Hangquerung. Und Querungen sind für Schneeschuhwanderer generell ungustiös. Teils ist der Schnee ziemlich hart, der Halt eher schlecht. Immer wieder stolpern wir über unsere eigenen Füße, äh ...Schuhe. Ausgerechnet an eine der steileren Aufschwünge verliere ich auch meinen linken Schneeschuh, bemerke es aber erst nach fünf Schritten. Also wieder zurück, und mit schneegefüllten Handschuhen anlegen.

Bild 20: Das Panorama an einer Felsnase entschädigt

Im Hintergrund (v.l.n.r.): Tiroler Kogel (1377m), Türnitzer Höger (1372m), Reisalpe (1399m) und Hochstaff (1305m),
dazwischen unzählige Waldgipfel der Gutensteiner Alpen

Bild 21: Ganz links der Schober, ganz rechts hinten der Türnitzer Hoger

Rechts vom Baum befindet sich der Hutberg (1170m), dahinter der doppelgipflige Handlesberg (1370m), hinterm Baum verbirgt sich der Obersberg (1467m).

Bild 22: Voralpen und Wienerwald

Im Vordergrund rechts Großer Neukogel, hinten rechts Hohe Mandling, ganz hinten Hoher Lindkogel (834m), Wienerwald

Bild 23: Hochstaff, Unterberg, Traflberg

Bild 24: Türnitzer Hoger bis Unterberg

Bild 25: Öhler-Schutzhaus

Nach einem kurzen Abstieg im tiefsten Pulverschnee ("Genuss-Etappe" - (c) Wolfgang A.), erreichen wir um 15 Uhr das Schutzhaus, was noch einmal Gelgenheit zum Sonnenbad bietet. Wind weht zu diesem Zeitpunkt kaum noch, aber eisig ist die Brise doch. Wir haben halt erst Mitte März ;)

Nach der dritten Gegensteigung (je 100 hm, davor runde 600 hm bis zum Schober) werden die Beine schon langsam schwer.

Bild 26: Dafür zeigen sich Schneeberg und Kuhschneeberg erstmals in voller Pracht, gegenüber Größenberg (1188m)

Bild 27: Die Restwolken lösen sich zusehends auf.

Die Semmering-Wechsel-Region kommt zum Vorschein, rechts der Große Hengst (1450m), der von Csaba Szepfalusi als "Leichte Schneeschuhwanderung" angegeben ist.

Bild 28: Auf 1140 m Höhe steigen wir übers Blättertal ab

Vorbei geht es an glitzernden Schneewiesen und in einem tief eingewehten Karrenweg hinab. Mit jedem Schritt sammelt sich mehr Schnee auf dem Schuh. Wieder ist viel Spuren angesagt. Dass es dabei leicht bergab geht, ist ein kleiner Trost, aber immerhin.

Bild 29: Schattenspiele im Blättertal

Bild 30: Bergromantik am Nachmittag.

Bild 31: Auf den teilweise ausgeaperten Wiesen mit zu Eis gewordenem Neuschnee tummeln sich die ersten Schafe.

Bild 32: Auch ein paar Lämmerl sind dabei.

Bild 33: Unterhalb des Blättertals

Ein Wegweiser zurück zum Ausgangspunkt

Bis dahin ist aber nochmal eine unangenehme, da schmale, später aufgeschmolzene und dadurch rutschige Hangquerung zu absolvieren. Die Schneeschuhe legen wir vorzeitig ab, später hätte man sie allerdings wieder brauchen können. Von einem Sattel mit Blick zum Schneeberg folgt der 4. Gegenanstieg, der erneut gut 100 hm hinaufführt, bis wir an der Kreuzung vom Hinweg anlangen. Nach der fünften und letzten Gegensteigung ist die Ascherhöhe endlich erreicht, das Magenknurren konnte ich bis dahin noch erfolgreich unterdrücken, war dann aber überglücklich, als die letzte Gegensteigung endlich überwunden war.

Fazit

Für mich, der erst seit einem Jahr regelmäßiger Schneeschuhwandern geht, war es die schwierigste und längste Tour, die ich bisher gemacht habe, aber auch die abwechslungsreichste, streckenweise am Kamm entlang auch alpin geprägt. Es hat nicht nur viel Spaß gemacht, und meine Grenzen aufgezeigt (die Bänder und Sehnen wurden nach diversen Stürzen und Ausrutschern gut durchgedehnt), sondern auch Kenntnisse über die derzeitige Lawinensituation gebracht. Es ist immer hilfreich, wenn man sich das in der Praxis anschauen kann, was es heißt, wenn auf einem 30° und steilerem Hang lockerer Pulverschnee auf einer rutschigen Altschneedecke lagert. Man weiß so viel besser, was dies für die Lawinengefahr und Tourengeher bedeutet.

Danke an Günter für die Begleitung - im Anschluss noch ein paar ausgewählte Bilder von ihm:

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