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22.10.2011 - Wanderung auf den Tirolerkogel (1380m), Türnitzer Alpen

Die Wanderung entstand sehr kurzfristig, nachdem mich Armin am Samstagnachmittag anrief, als ich gerade Pause beim Abstieg von der Dürren Wand machte. Die Auswahl war recht knapp bemessen, sollte es gemäß Wettermodelle doch zunehmend hochnebelig werden. Am Abend schaute ich nochmal sämtliche Modelle durch, die recht einheitlich hochnebelartige Bewölkung im Wiener Becken sowie im Wald- und Weinviertel rechneten. Damit schieden Alpenostrand alias Wiener Hausberge schon einmal aus. Die Gretchenfrage war, wie weit sich der Hochnebel ins Mostviertel erstrecken werden würde. Nachdem Wolfgang bei der Tour zur Dürren Wand noch vom Tirolerkogel berichtete, fiel mir dieser spontan wieder ein.

Hauptproblem bei der Vorhersage war, dass es keine klassische Hochnebellage mit einem kräftigen Hochdruckgebiet und sehr trockener Luft in mittleren und höheren Luftschichten war, mit Wärme auf den Bergen und Kälte in den Niederungen. Stattdessen hatte sich ein nur in höheren Atmosphärenschichten ausgeprägtes Tiefdruckgebiet (''Kaltlufttropfen'') eingemogelt. Dieses war für die Anhebung des Hochnebels verantwortlich, die Obergrenze lag bei etwa 2000 m (normal bei Hochdruckeinfluss: 800 bis 1500 m) und ging im Tagesverlauf in eine mächtige Wolkenschicht über, die gegen Mitternacht vom Boden bis auf 3000 m hinauf reichte.

All das war mir bei der Tourenauswahl bewusst, und wenn es nach den Modellen gegangen wäre, hätte es auch im Mostviertel zuziehen müssen. Nun kam ein wichtiger Faktor hinzu: Die Anströmung war Südost und das produziert stromabwärts (= im Nordwesten vom Wienerwald/Gutensteiner Alpen) Lee-Effekte. Das hatten die Modelle auch erfasst, nur je nach Modellauflösung (Topographie geglättet oder nicht) mehr oder weniger gut auf die Region genau gerechnet. Ich baute also darauf, dass die Modelle das Überschwappen des Hochnebelschlazes überschätzten.

Sonntag früh trafen die Prognosen ein: Im Wiener Becken zog Hochnebel auf, der mit Nieselregen einherging. Die Gretchenfrage erneut: War es im Mostviertel noch sonnig, und vor allem: Blieb es auch dabei? Ein Blick auf die Satellitenbilder, die Nebel/Hochnebel darstellen können, sowie auf die Webcams von Annaberg und Türnitz zeigten Sonne am Zielort. Der Hochnebel begann zwar, sich westwärts auszubreiten, allerdings war mit der Südostströmung tagsüber auch mit zunehmenden Föhneffekten zu rechnen.

Wir beschlossen, das Risiko verbunden mit der längeren Anreise (1 Std. 30 min von Wien-10 aus) in Kauf zu nehmen. Unterwegs lichtete sich der Hochnebel tatsächlich westlich des Wienerwalds und Richtung Türnitz wurde es tatsächlich sonnig. Wir erreichten um 11.15 den Parkplatz Eisernes Tor im schluchtartigen Tal des Retzbachs, wo leichter Frost die Wiesen mit Reif überzogen hatte.

Eckdaten:

  • Wegführung: Parkplatz Eisernes Tor (ca. 11.15; 533 m) - Falkenschlucht,Abzweigung (11.45; 601m) - Dachsental - Gipfel (1380m, 13.30) - Gipfelrast im Annaberger Haus (13.30-14.45) - Kalte Kuchl (1305m, 15.15) - Hauptretzhof (17.15) - Parkplatz Eisernes Tor (17.25)
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 850
  • reine Gehzeit Aufstieg/Abstieg: 2 h/2 Stunden
  • Schwierigkeit: keine
Bild 1: Hangrutschung am Fuß des Dachsentals

Da sieht man erst, wie wenig Erdreich der Wald zur Verfügung hat, ehe der blanke Felsboden beginnt.

Das Dachsental ist sehr steil und fordert gute Kondition, die wir beide hatten. Entsprechend erreichten wir relativ rasch die ersten freien Wiesen rund um den Lackenkogel (1194m). Dort trafen wir auf einen Wanderer, der bereits den Abstieg antrat. Auf Nachfrage erklärte er, dass es laut Radio Niederösterreich schon viel schiacher hätte sein sollen, und schon mehr Bewölkung hätte da sein müssen (Anm.: Radio Niederösterreich bezieht sein Wetter von der ORF-Wetterredaktion).

Bild 2: Blick nach Osten

Im Osten ragt links der Bildmitte der Türnitzer Höger (1372m) auf, der nach Süden zu in einen langen Kamm übergeht, mit Paulmauer (1248m) und Bürgeralpe. Links vom Türnitzer Höger befindet sich die Hinteralm (1311m) und knapp links davon mit Muckenkogel (1248m) mit Sendemast. Die Reisalpe, auf der ich am 30.10.10 stand, ist durch den Türnitzer Höger verdeckt.

Bild 3: Tiefer, schneegefüllter Graben an der Nordseite des Lackenkogels auf rund 1200m

Bild 4: Annaberger Haus am Gipfelplateau

Essen kann man weiter empfehlen, gab leckeren Mostbraten mit Semmelknödel. Leider hab ich den gschmackigen Bratensaft nicht vertragen (Glutamat?), aber das Fleisch war sehr herzhaft, allgemein kann man dort gut und nicht überteuert essen)

Bild 5: Gipfelkreuz mit Hochnebelgespenst dahinter

Links vom Kreuz Eisenstein, rechts Hohenstein

Bild 6: Gesäuseblick

Tiefe und mittelhohe Wolken, verursacht durch den Kaltlufttropfen, trübten die Fernsicht, dennoch sind 90 km möglich.
Von l.n.r.: Fadenkamp (1804m, 31km), Lugauer (2217m, 63 km), Gsuchmauer (2116m, 67 km), Großer Bösenstein (2448m, 90 km), Hochzinödl (2191m, 66km), Hochtor (2369m, 69 km), Gemeindalpe (1626m), Hausberg von Mariazell.

Bild 7: Ötscherblick

Nordseitig hat sich der letzte Neuschnee länger gehalten, links der Ötscher (1893m) so nah wie noch nie für mich dieses Jahr. Links davon lugt noch der Scheiblingstein (1622m) hervor. Im Vordergrund rechts der Gruberkogel (1096m), dahinter langgezogen das Hennesteck (1334m), dahinter der linke, flachere Gipfel Brandmäuer (1277m), rechts Turmkogel (1246m).

Eine Ebene weiter hinten verdeckt der Hochnebel weite Teile der Voralpen bzw. des Mostviertels, rechts vom Ötscher reicht der Blick aber noch weit nach Nordwesten, vermutlich in die oberösterreichischen Voralpen (ca. 70-100 km).

Bild 8: Blick nach Nordnordosten

Im Hintergrund eine konstant hohe Hochnebelschicht, die rechts Konturen aufweist und sich dadurch vom feuchten Dunst (Lufttrübung) unterscheidet. Rechts Eisenstein (1185m), im Vordergrund rechts Ödwaldwände

Bild 9: Gippel und Göller

Liks Schwarzauer Gippel (abfallend) mit 1605m, rechts Gippel (Hauptgipfel) mit 1669m, dahinter zaghaft unter Hochnebelwolken hervorlugend: Raxalpe, rechts Göller (1766m)

Bild 10: Ödwaldwände

Bild 11: Ahornberg (1353m) im Vordergrund, dann Gemeindealpe, Dürrenstein und Ötscher

Bild 12: Ötscher endlich mal in der Nahaufnahme, mit dem Rauhen Kamm rechts, mein Fernziel 2012

Bild 13: Gipfelplateau

Geradeaus ging es den Kamm entlang zum Schafkogel (1069m) und zur Karnerhofspitze (1124m), rechts zum späteren Abstiegsweg über die Kalte Kuchel (1305m). Das Himmelsbild zeigt allmählich mehr flache Quellwolken, die vom Rax-Schneeberg-Gebiet herüberziehen.

Bild 14: Dank Föhn lockert es aber immer wieder auf (wunderschöne Föhnwolke)

Bild 15: Malerische Bergahornbäume in der Kalten Kuchel

Bild 16: Hütte

Bild 17: Beim Abstieg entlang des Fahrwegs geizt der Herbst nicht mit Reizen

Bild 18: Kommentarlos

Bild 19: Karnermauer (1176m), Burgmauer (1215m) und Stieglmauer (1224m), dahinter Göller

Bild 20: Sonnenstrahl versus Herbstlaub

Bild 21: Nördlich der Kalten Kuchl

Bild 22: Herbstfarben

Bild 23: Hangrutsch

Bild 24: Die nächste Rutschung mit Kalkgestein

Bild 25: Klettereinlage

Gegen Ende wurde es auf dem Forstweg nochmals kurzweilig, als sich vor uns ein Stapel Holz aufbaute. Diesen erstmal überquert (mit einer Gruppe Pensionisten, die eigentlich einen anderen Weg zum Eisernen Tor zurückwollte, wahrscheinlich unseren Aufstiegsweg), warteten noch fünf weitere Haufen.

Am Parkplatz angekommen, wo unmittelbar daneben glasklares Wasser direkt aus dem Berg hervorquillt (Besuch im Sommer lohnt sich!), ging eine schöne Wanderung zu Ende, die sich trotz der langen Anfahrt (danke an Armin fürs Mitfahren) gelohnt hat.

Auf der Rückfahrt über Hainfeld, Kaumberg zur Autobahnauffahrt Alland wurde der Hochnebel immer dichter. Bei Kaumberg lag er schon so dicht auf, dass die Araburg verdeckt war (zudem begann gleichzeitig die Dämmerung). Zwischen Alland und Brunn am Gebirge auf der Wienerwaldautobahn zogen dichte Nebelschwaden durch, die Sichtweite sank gefährlich weit ab. Im Wiener Becken dann typisches Hochnebelwetter bei auflebendem Südostwind.

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