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14.08.2010 - Wanderung auf den Stellkopf (2852m)

Am dritten Tag sollte mein zweiter Gipfel eingesackt werden, wiederum ein, von der Höhe abgesehen, technisch einfacher Gipfel, der durchwegs durch Wiesen mit wenigen Steilstufen führt. Lediglich auf dem, breiten, Kamm, der vom Butzentörl (2724m) nordostwärts auf den Gipfel führt, sollte man schwindelfrei sein, da es nördlich des Kamms über tausend Meter nahezu senkrecht ins Nachbartal abfällt.

Dank WLAN-Zugang auf der Hütte und Netbook, das einer meiner Wanderkollegen dabei hatte, konnte ich für Samstag brauchbares Wetter, zumindest für den Vormittag, vorhersagen. Erst nachmittags sollten von Südwesten wieder Schauer aufziehen. WRF-00z hatte da dreistündige Summen über 10 l/m² gerechnet, wobei unklar blieb, wie weit bis nach Kärnten sich die Regenwolken stauen würden. Gewittersignale konnte ich auf die Schnelle keine entdecken.

Unglücklicherweise ging auf der Hütte ein Darmvirus, evtl. das Norovirus, herum, das einen nach dem anderen von uns mit Übelkeit, Durchfall, teilweise auch Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen erwischte. Ich blieb, Glück im Unglück, auf der Übelkeit sitzen, war aber durch den Durchfall recht geschwächt vor dem Aufstieg, da ich mir mangels Hungergefühle von dem reichhaltigen Frühstück nichts einwerfen konnte und aufgrund der Übersiedlung wenige Tage vor dem Urlaub auch ein wenig lebensmitteltechnische Ausrüstung fehlte, etwa Obst (Bananen, Äpfel, Datteln) oder Powerriegel.

Entsprechend gestaltete sich der Aufstieg für mich recht mühsam, ich schwitzte und fror gleichzeitig, die Stirn ganz heiß, überlegte auch umzudrehen, ärgerte mich aber gleichzeitig, auch nur daran zu denken, da erstmals nach zwei Tagen das Wetter für den Gipfelsturm passend schien. Irgendwie hielt ich es bis über die Steilstufe mit einem schönen Wasserfall bis zum Gletscherhochkar "Rudenalm" durch, wo unsere Truppe rastete.

Bild 12: Rast am Fuße des Gletscherhochkars, die zahlreichen kleinen Felshügel waren charakteristisch für das Kar, haben sicherlich auch einen bestimmten Namen, der mir aber nicht einfällt, jedenfalls Überbleibsel des Gletscherrückzugs.

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Dort bekam ich dann auch Powergel (danke an Martin!), eine hochkonzentrierte zähflüssige, breiige Mischung aus Zucker und Kohlenhydraten, mit deren Hilfe der Gipfelan- und abstieg für mich kein Problem mehr war, meine Rettung. Viel trinken muss man allerdings dazu, da es recht süß - no na net - ist, und dem Körper Wasser entzieht.

Bild 13: Gestärkt ging es die letzten 400 hm zum Gipfel hinauf



Bild 14: Blick vom Gipfel auf die steilen Abbrüche der Krahköpfe (2847m), Quellwolken vernebelten zeitweise die Sicht und ließen nur vorübergehend zu den südlichen, vergletscherten Gipfeln des Hohen Sonnblicks durchschauen.

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Bild 15: Östlich der schroffen Felswändes länglichen Hilmersberg (2658m) befindet sich ein weiteres Gletscherkar, Steineralm genannt, das wie ein riesiger Suppentopf aussieht.



Bild 16: Die Wolken verziehen sich kurzzeitig, nach Norden wird der Blick auf Kegelesee (2164m) und Großsee (2417m) frei, der obere ist, wie unschwer an der Staumauer zu erkennen, ein Stausee. Mittig in Wolken die Rojacher Spitze (2982m), rechts in Wolken der Weißseekopf (2908m), ganz links nur schwer sichtbar war der Südrand des Goldbergkees, auch Vogelmaier-Ochsenkarkees genannt, erkennbar, an dessen Nordrand der Hohe Sonnblick (3106m) sitzt.



Bild 17: An der Stellhöhe rechts vorbei nach Südwesten der Mohar



Bild 18: Knapp elfhundert Meter Tiefblick vom Gipfelkamm des Stellkopfs nach Nordwesten



Bild 19: Altschneefelder in der Rudenalm, das was einmal war, hat seinen Fußabdruck für die Ewigkeit hinterlassen und man fühlt sich entsetzlich jung angesichts dieser Vergänglichkeit. Links das Rotwandeck (2715m), rechts der Aufbau der Magernigspitze



Bild 20: Die Steineralm vom Butzentörl



Bild 21: Nochmalig die schroffe Nordflanke des Stellkopf und des Hilmersberg



Bild 22: Beim Rückweg einer der hohen Wasserfälle aus dem Hochkar heraus



Bild 23: Das Seitenkar südöstlich des Astner Moos, durch das am Vortag vom Kapitzenbühel her der Abstieg im starken Regen erfolgte



Gegen drei etwa kamen wir am Sadnighaus an. Von Südwesten her zogen allmählich dichtere Wolken auf und die nachfolgenden Schauer sendeten untrügliche Anzeichen, die ein aufmerksamer Wolkenbeobachter als Prognosehilfe verwenden kann:

Bild 24: Rasch ziehendes Altocumulusfeld, die Zuggeschwindigkeit deutet die Stärke des Höhenwinds an, starke Höhenwinde bringen im Gebirge entweder Föhn, wenn bis in tiefe Schichten durchgreifend, oder deuten die Annäherung einer Schlechtwetterfront an, sei es als Kaltfront oder als aufziehende Gewittersysteme. Die Wolkenart zeigt steigende relative Feuchte in mittleren Schichten, was ein Vorbote einer Schlechtwetterfront sein kann, sofern nicht als Linsenwolke (lenticularis = Föhnwolke) geformt.



Nur wenig später begann es dann auch teils stark zu regnen, zusätzlich wurde der Wind kräftiger, ja geradezu stürmisch. In der Nacht warf es laut Wirtin auch die Schirme auf der Terrasse um. Die Bergstationen am Alpenhauptkamm verzeichneten Böen bis 120 km/h, Kolm-Saigurn (1618m) unterhalb des Sonnblicks hatte immerhin 79 km/h Südostwind bei leichtem Regen. Das würde meine Vermutung bekräftigen, dass der stürmische Wind auch im Astental eine Kombination aus Südföhn und Niederschlag (dadurch starke Verdunstungskälte und Beschleunigung der Abwinde) war. In den windigen Phasen war es auch eher trocken und rein subjektiv war der Niederschlag auch nicht so konvektiv-labil, um derartige feuchte Abwindsturmböen zu erzeugen.

In den Morgenstunden schebberte es dann aber doch noch, und teils recht nah, was ich auch geträumt haben könnte, doch haben die anderen es auch gehört.

Bild 25: Abschiedsbild vom Sadnighaus - ein Panoramabild mit den wichtigsten Gipfeln.


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