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29.10.2011 - Speedtour auf die Scheibwaldhöhe (1943m), Raxalpe

Nachdem ich am Vortag nicht rechtzeitig schlafen ging, war eine lange Tour von vorneherein nicht möglich. So sollte es entweder die Rax oder die Wachau (Jauerling) werden. Letzteres schied beim morgendlichen Blick auf Webcams und Satellitenbilder aus, da die Hochnebelobergrenze deutlich über den höchsten Erhebungen der Wachau lag (> 1000m). Ich startete dann erst spät nach Payerbach-Reichenau und war gegen 12.15 an der Seilbahn-Talstation. Dort sagte der Mann an der Kasse noch Richtung deutsches Ehepaar, dass sich 'die große Runde' heute nicht mehr ausgehe. Große Runde hieß etwa: über Ottohaus, Seeweg über Raxplateau zur Kolzknechthütte und Trinksteinsattel, dann weiter zur Scheibwaldhöhe und dann Abstieg über die Dirnbacher Hütte zur Rax, ausgeschrieben mit 5 Stunden (reine) Gehzeit.

Ich startete also um 12.25 am Gsolhirn bei der Bergstation und hatte genau 4 Stunden Zeit, um mit der letzten Fahrt ins Tal zu kommen. Die Menschenmassen bewegten sich Richtung Ottohaus und Jakobskogel, und das Kindergeschrei wurde mir schon längst zuviel. Ich peilte die Scheibwaldhöhe an, hatte aber wenig Hoffnung, sie durch den Zeitdruck zu erreichen. Ab Praterstern hieß es eine Stunde zur Dirnbacher Hütte, wofür ich durch schnelles Tempo nur 30 min brauchte. Etwas enttäuscht bzw. missinformiert war ich, als sich die Hütte als Holzschuppen entpuppte, also nicht bewirtschaftet - aber bei dieser ungünstigen Lage (in einer sonnenscheinarmen, aussichtslosen Senke im Raxplateau) eigentlich kein Wunder.

Beim Klobentörl zögerte ich nochmals: 1,5 Stunden Gehzeit verhieß der Wegweiser zur Scheibwaldhöhe, was mir für knapp 300 hm etwas viel vorkam. Neue Hoffnung bekam ich, als ich schon nach kurzer Zeit die Bärengrube erreichte, eine mächtige Steingrube zwischen den Nördlichen und Südlichen Lechnermauern. Von dort war die Gipfelkuppe schon sichtbar. Ich schaffte den Anstieg trotz erster Fußkrämpfe in 40 min. Zur Krampflösung hatte ich Studentenfutter (Magnesium) dabei, die Pause selbst blieb auf 15 Minuten fotografieren und genießen beschränkt, denn ich hatte ja nur noch 2 Stunden für den Rückweg zur Verfügung, inkl. 150 hm Gegenanstieg zu bewältigen.

Der Rückweg lief zunächst ganz gut, ich kam schnell voran und war nach nur zwanzig Minuten wieder beim Klobentörl. Das Steilstück zur Dirnbacher Hütte fiel mir schon schwer, da der Untergrund bröselig und rutschig war. Danach war ich völlig ausgepowert und bekam erneut leichte Krämpfe in beide Zehen. Das Studentenfutter half jedoch gut. Den Grashang hinauf zum Praterstern ließ ich es ein wenig gemütlicher angehen, und ab Praterstern reihte ich mich in die restlichen Wanderer ein, die vom Ottohaus Richtung Bergstation gingen. 10-15 min schneller hätte ich also noch sein können, aber dazu sah ich keine Veranlassung mehr.

Nichtsdestotrotz hat mich diese 'Speedtour' an meine Grenzen gebracht: am Vorabend zu wenig Kohlenhydrate gegessen, wie üblich wenig gefrühstückt und unterwegs nur Bananen und Müsliriegel, da ich selbst am Gipfel nichts runterbrachte. Durch das starke Schwitzen in der milden Herbstsonne auf dem Plateau verlor ich Elektrolyte, ich hatte mich zudem viel zu warm eingepackt - und hätte da an Gewicht sparen können. Unter solchem Zeitdruck bin ich das erste Mal gegangen, aber die Schinderei wurde durch die grandiose Gipfelsicht belohnt. Das soll jetzt kein Anreiz sein, es gleich zu tun, ich wäre lieber 2 Stunden früher gestartet, aber die südlichen Gipfel der Rax bieten nunmal keine Aussicht nach Westen - Heukuppe, Predigtstuhl und Dreimarkstein verhindern dies. Da ich von dem Rundumblick von der Scheibwaldhöhe wusste, und die Wetterlage perfekt war (sehr niedrige Luftfeuchte oberhalb des Hochnebels, entsprechend weite Sicht), hab ich die Strapazen auf mich genommen.

Genug gelabert, hier die Bilder:

Eckdaten:

  • Wegführung: Rax-Seilbahn-Bergstation (12.25; 1547 m) - Praterstern (12.40; 1624m) - W.-Dirnbacher Hütte (13.10; 1477m) - Klobentörl (13.30; 1648m;) - Gipfel (14.15; 1943m) - Gipfelrast bis 14.30 - Klobentörl (14.50) - W.-Dirnbacher-Hütte (15.15) - Praterstern (15.50) - Bergstation (16.10)
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 700
  • reine Gehzeit Aufstieg/Abstieg: 110 min/100min
  • Schwierigkeit: Trittsicherheit um die Dirnbacher Hütte herum, da die Wege (steinig, wurzelig) durch geschmolzenen Schnee sehr rutschig sind; kurzes, großzügig versichertes Stück zum Klobentörl hinauf (Bild 26)
  • Weglänge: 12 km
Bild 1: Am Gsolhirn

Im Hintergrund links Sonnwendstein, rechts Stuhleck, dazwischen Semmering. Im Vordergrund überströmte der Hochnebel die Einsattelung zwischen Traten- und Pinkenkogel. In der Mite des Preinertals (rechts geht es zum Preiner Gscheid weiter) löste sich der Hochnebel wie an einem Reißverschluss auf. Grund: absinkende Luftbewegung durch die Querzirkulation der Hangwinde.

Bild 2: Steinfeld

Rechts die östlichsten Ausläufer des Semmerings bzw. der Buckligen Welt, ansonsten scheinbar endlose Hochnebeldecke im südlichen Wiener Becken. Deutliche Lücken südlich von Ternitz, hier wehte am Vormittag Südwestwind, am Nachmittag wieder Nordostwind. Ursache: Nachts Auskühlung im wolkenlosen Gebirge und Ausströmen der feuchten Hochnebelluft. Tagsüber Aufheizung des Gebirges mit Bildung eines 'Hitzetiefs'. Dadurch Ansaugen des feuchten Hochnebelluft aus dem Flachland.

Bild 3: Blick nach Südwesten (Klick auf Bild liefert Bild ohne Beschriftung)

im Vordergrund Preiner Gscheid mit wasserfallartigem Hochnebel. An den Pässen unterhalb des Hochnebels wehte den ganzen Tag Südwestwind, obwohl die Luftströmung sonst gering war. Ursache: Die Inversion war auf steirischer Seite geringfügig höher als auf niederösterreichischer Seite. Um 14.00 MESZ lag die Inversion im Grazer Becken um 1380 m, im Wiener Becken auf 1350 m. Das Absinken der Hochnebelgrenze bewirkte Föhn an den Pässen.

Bleibt die Frage, warum die Hochnebelgrenzen unterschiedlich waren. Ist ein wenig spekulativ: auf steirischer Seite wehte konstant Südostwind mit Hebung am Grazer Hügelland, auf niederösterreichischer Seite dagegen zunehmend Nordostwind, parallel zum Alpenostrand, damit keine Hebung.

Bild 4: Zwischen Marterl und Gsolhirn

Im Mostviertel reicht der Hochnebel bis an den Horizont, weiter rechts wäre der Schneeberg.

Bild 5: Viel los

Viele gehen die kleine Runde über das Ottohaus. Hier fällt der Blick auf den Krummbachstein (links) und Mittagstein (rechts vorne).
Im Gegensatz zum Mostviertel ist der Hochnebel sehr strukturiert, quillt teilweise nach oben: Auflösungstendenzen.

Bild 6: Hochwechsel und Stuhleck

Ich befinde mich schon südlich der Bärenmauer auf einem Plateauvorsprung. Gegenüber Jakobskogel, Hohe Kanzel und Preinerwand.
Im Hintergrund links Hochwechsel und rechts Stuhleck, das in einen langen Rücken mit Windrädern übergeht.

Bild 7: Schneeberg

Links Kuhschneeberg, mittig Schneeberg mit Klosterwappen (2076m, links), rechts Krummbachstein(sattel).

Bild 8: Norden

Links Türnitzer Höger, dann Reisalpe (1399m) und Hochstaff (1305m), Hochnebelobergrenze folglich um 1250 m.

Bild 9: Norden II

Ganz links Tirolerkogel?

Bild 10: Bärengrube, im Hintergrund Scheibwaldhöhe (Steinmanndl)

Der Weg führt rechts außen herum und ist niemals ausgesetzt.

Bild 11: An den südlichen Lechnermauern vorbei

Die Höhenzüge der Fischbacher Alpen, das Letzte, was ganz hinten noch herausschaut, ist der Schöckl nördlich von Graz, erkennbar am Sendemast.

Bild 12: Gipfelfoto, ok, das geht noch besser ;)

Bild 13: Panorama Südwest (Klick auf Bild liefert Bild ohne Beschriftung)

Im Vordergrund das unübersichtliche Raxplateau, auf dem man sich bei Nebel besser nicht aufhalten sollte.
Zentral das Gamseck (1857m) mit der steilen Felswand rechts. Unter Hochnebel: Mur-Mürz-Furche.

Bild 14: Panorama West (Klick auf Bild liefert Bild ohne Beschriftung)

Im Vordergrund Schneealpe mit Amaißbichl (1828m) und Aufstiegsweg rechts, dahinter Kleine und Große Burgwand, sowie Donnerwand.
Ganz links auf dem Schneealpenplateau: Die Lurgbauer Hütte.

Bild 15: Panorama Nordwest (Klick auf Bild liefert Bild ohne Beschriftung)

Donnerwand dominiert links, rechts Waxenegg

Bild 16: Panorama Nordnordwest

Im Vordergrund Waxriegel (1913m), dahinter Gippfel (1669m) und Schwarzer Gippel (rechts davon), weiter links Göller (1766m), weiter links Ötscher (1893m) und Kleiner Ötscher (1552m),
am Horizont Erhebungen des Unteren Mühlviertels.

Bild 17: Rückblick auf Aufstiegsweg

Im Vordergrund das Raxplateau mit dem Jakobskogel rechts, gleich links davon im Einschnitt liegt das Ottohaus und noch weiter links sieht man den Antennenmast bei der Bergstation. Der Weg führt etwa rechts der Bildmitte über eine Wiese und dann hinunter zur Dirnbacher Hütte.

Bild 18: Richtung Wachau

Links Reisalpe und Hochstaff, eine Reihe davor Obersberg, ganz vorne links Handlesberg, rechts Kuhschneeberg. Links der Bildmitte am Horizont müsste der Jauerling zu sehen sein, ich sah da auch etwas turmartiges in der Mitte eines Höhenzugs, leider zu weit weg zum fotografieren. Sehr schön sieht hier, wie der Hochnebel in den Voralpen Halt macht und in feuchten, später trockenen Dunst übergeht.

Bild 19: Donnerwand, Großer Zellerhut (linke Seite), Waxenegg und Dürrenstein (rechte Seite)

Bild 20: Dürrenstein und Ötscher müssen auch mal gemeinsam aufs Bild

Bild 21: Dachstein, Gesäuse, Totes Gebirge und Haller Mauern

Bild 22: Im Einzelnen (über die Schneealpe hinweg)

Bild 23: Zwischen Zirbitzkogel und Seckauer Zinken

Bild 24: Beim Abstieg zwischen Klobentörl und Dirnbacher Hütte, mittig geht es durch das Gaißloch ins Große Höllental

Bild 25: Die Dirnbacher Hütte

Bild 26: Versicherter Weg

Kurz nach dem Klobentörl, sogar beidseitig versichert. Wohl im Winter eher von Bedarf.

Bild 27: Rückweg

Kurz nach dem Praterstern, Blick zum Törl(weg)

Bild 28: Endstation

Rax-Seilbahn-Bergstation mit Sendemast, links davon Mittagstein. Viele Schleierwolken in der Höhe deuten weitere Warmluftzufuhr an, und in diesem Fall keine (!) Wetterverschlechterung in den kommenden 2-3 Tagen.

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