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Wanderung zur Nockspitze (2404m) bei Innsbruck

Hallo,

am 9. Oktober 2005 entschlossen sich ich, Helge und Florian (zwei Studienkollegen) zu einer Wanderung auf die Nockspitze (2404m) bei Innsbruck - etwa genau ein Jahr nach der letzten Besteigung. Dieses Mal sollte es etwas anders aussehen. Nachdem ich mich allerdings bei der Auffahrt via Stubaitalbahn mit den Haltestellen vertan habe, begannen wir unseren Aufstieg etwas früher als beabsichtigt:

1. Tourenverlauf


Startpunkt war die Haltestelle an der Landstraße nach Mutters (rechts) auf 820m. Dann ging es über den Nockhof (ca. 1220m) zur Mutterbergalm (1608m), dann am Pfierneskopf vorbei zur Birgitzköpflhütte (2035m). Von dort auf zur Nockspitze (Saile) auf 2404m.
Abstieg über das Spitzmandl (2206m), Wetterkreuz (1920m), Raitiser Alm (1920m), Scheipenhof (1139m) bis nach Raitis (ca. 870m).

2. Ausrüstung

Nachdem ich aus den Fehlern vergangener Wanderungen gelernt habe, besaß ich folgendes Equipement für die Wanderung:



3. Bericht

Am Sonntag morgen klingelte um 5.45 der Wecker, ich trank rasch einen Bohnenkaffee, packte meine sieben Sachen in den Rucksack und fuhr mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Dort beim Bäcker rasch noch ein belegtes Baguette gekauft , das Ticket für die Straßenbahn geholt (24h-Ticket : 3,50€) und dann gemeinsam mit Helge und Florian gestartet. Die Stubaitalbahn fuhr um 7.20 am Hauptbahnhof /Eingang Südtiroler Platz los. Da war es noch recht dunkel. Die Sonne stieg nur langsam höher. In der Bahn trafen wir einen älteren Wanderer, der uns in einem schwer verständlichem Tiroler Dialekt signalisierte, dass er ebenfalls zur Nockspitze unterwegs war. Wir sollten ihm noch zwei weitere Male begegnen. Um zehn vor Acht stiegen wir fälschlicherweise schon bei Mutters aus, da keine Haltestellenansage kam und auch anhand der Karte schwer einzuschätzen war, wo wir eigentlich uns befinden.


So begann die Wanderung zumindest für mich und Helge wieder einmal typisch : Querfeldein. Also stiegen wir einen Wildpfad folgend durch den Wald auf und kamen kurz darauf an einem Friedhof vorbei. Dort ging es nach links in eine Lichtung,die sich dann irgendwann verlor. "Einfach bergauf!" war die Devise an diesem Tag. Durch viel Gestrüpp und dichtes Baumwerk arbeiteten wir uns zu einer Lichtung vor, die einem Skihang glich. Dann war es endlich geschafft und wir erreichten den Nockhof, von dem wir eine wundervolle Aussicht auf das Wipptal und z.T. auch auf Innsbruck hatten. Dort setzten wir uns auf eine Bank, um den Ausblick zu genießen. Fünfhundert Meter bemerkte ich, dass ich dort leider meine Wanderkarte (in etwa die oben zusehende ) vergessen hatte, aber fürs Umkehren war es auch zu spät. Zumal die Nockspitze unübersehbar in der Richtung zu sehen war, in der wir liefen.
Mit einem guten Orientierungssinn und meinen photographen Gedächtnis , was Karten und Wege betrifft, fanden wir nahezu problemlos ans Ziel. An der Mutterbergalm angekommen verliefen wir uns auch prompt, aber nach Nachfrage fanden wir auf den richtigen Weg zurück. Nun wurde es erst richtig "gemütlich", denn der bisherige Fahrweg wich einem mäßig steilem Serpentinenweg,der sich am Pfrierneskopf teilte. Wir entschieden , erst zur Birgitzköpfelhütte zu gehen und dann aufzusteigen.
Im Nachhinein denke ich, dass dies die richtige Entscheidung gewesen ist, denn der Direktweg war steil, teilweise ausgesetzt und inmitten zahlreichen lockeren Gerölls. Infolge der schweren Augustniederschläge waren die Wege teilweise doch ganz schön mitgenommen und "bröselig".

Am Hang entlang relativ eben gingen wir zur Birgitzköpfelhütte, die an diesem Tag nicht besucht war, zur Nockspitze hoch fanden hingegen regelrechte Völkerwanderungen steht. Um dreiviertel Zwölf trafen wir Fritz vom Institut Meteorologie, mit dem wir uns eigentlich um zwölf auf dem Gipfel verabredet hatten. Da er anschließend aber einen Termin hatte, kam er uns schon in flottem Tempo entgegen. Nach einem kurzen Plausch , wo er uns von den "total geilen" Klettersteigen an der gegenüberliegenden Marchreisenspitze voller Begeisterung erzählte, erklommen wir die letzten hundert Meter zum Gipfel.Komischerweise drehte ich da erst richtig auf und das zwischenzeitlich sehr steile Stück war kein Problem für mich.

Das liegt vermutlich an meiner inzwischen veritablen Kondition. Ich bin gewiss kein Spitzensportler, besuchte nie einen Sportverein und begeisterte mich seit jeher kaum für den Sport mit zwei Ausnahmen, Wandern und Radfahren. Die Woche vor der Wanderung waren es wieder 70km Radstrecke (überwiegend Kurzstrecken) und auch sonst fuhr ich immer wieder kleinere Touren, in 13 Monaten rund 2400-2500km.

Auf dem Gipfel angekommen, nach 1600 Höhenmetern (!) , rasteten wir erstmal gemütlich bei Orangen, Äpfeln und Jause.Dann nahmen wir den bedeutend schwierigeren Abstieg in Angriff. Ich muss gestehen, dass ich vorher nicht wusste, wie das Stück zwischen Nockspitze und Spitzmandl wegtechnisch aussah. Vergangenes Jahr sah das nicht so kompliziert aus, also dachte ich fälschlicherweise, das ginge einmal hinunter und dann wieder hinauf. Leider war es nicht so. Der Weg war schmal, z.T. weniger als dreißig Zentimeter breit, ausgesetzt und geröllig. Er fuhr am Grat entlang, leicht unterhalb und über vorstehende Felsgruppen. So kamen wir an eine Stelle, wo ich mit meinem Latein am Ende war. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass mir der Abstieg schon immer mehr Probleme als der Aufstieg bereitete. Die erste, größere Wandertour unternahm im Tannheimer Tal zusammen mit meinem Vater, das war vor rund 8 Jahren, genau weiß ich das nicht mehr. Die richtigen Hammertouren kamen natürlich erst in Innsbruck .
An der besagten Stelle jedenfalls zitterten mir plötzlich die Knie und meine Trittsicherheit war dahin. Glücklicherweise fanden Helge und ich einen Weg über einen steilen Wiesenhang mit Geröll in petto , der um den Felsen herumführte. Hinterher muss ich sagen, dass dies weiß Gott keine lebensgefährliche Kletterei gewesen wäre und mit etwas mehr Selbstvertrauen hätte ich das sicherlich auch geschafft. Daran muss ich auf jeden Fall noch arbeiten und beim nächsten Mal warte ich lieber ein paar Minuten als mit schlotternden Knien weiterzugehen und womöglich wirklich noch einen Absturz zu riskieren. Ich werde eines gewiss nicht tun - aufgeben ! Höhenangst und unbequeme Situationen am Berg bekämpft man nur durch Übung . Irgendwann begehe ich die Strecke wieder - und werde die Angststelle überwinden. Aber ich lasse mir künftig mehr Zeit. Wenn das Wetter mitspielt und kein Wettersturz sich anzukündigen droht, dann habe ich diese Zeit.

Letzendlich war ich dann doch sehr froh, als ich wieder einen festen Weg unter den Füßen hatte. Natürlich hatte diese Situation sehr viel mehr Kräfte gekostet als mir lieb war, sodass mir der der restliche Abstieg, an sich recht unkompliziert, doch ziemlich an die Kraftreserven ging. Zum Glück hatte ich noch ausreichend zu trinken - die Gefahr Krämpfe zu bekommen oder zusammenzubrechen, war damit nahezu gebannt. Um halb sechs erreichten wir ziemlich müde und abgeschlagen die Haltestelle bei Raitis, von wo aus wir mit der Bahn wieder nach Innsbruck zurückkehrten.

4. Bilanz



Für mich damit die schwerste Wanderung, die ich bisher gemacht habe. Entsprechend resultierte daraus auch ein ordentlicher Muskelkater am nächsten Tag. Skurrilerweise genau ein Jahr nach der letzten Nockspitz-ersteigerung,wo ich den letzten Muskelkater hatte. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl und auch eine ordentliche Portion Stolz, wenn man so eine Tour gepackt hat. Vor allem mit den beschriebenen Komplikationen. Daher : Nie aufgeben ! Aber auch nicht übermütig werden !

5. Bilder

Bild 1 : Nach dem ersten Aufstieg - die Sonne kämpfte sich zaghaft durch den Nebel und Hochnebel - das Wipptal noch sehr im Dunst gelegenen, der Patscherkofel auf der gebenüberliegenden Seite lugte nur kurz aus den Wolken


Bild 2 : An einer Bank am Wegesrand, wo ich auch die Wanderkarte vergaß.


Bild 3 : Helge im Hintergrund, die Blüte im Vordergrund


Bild 4 : Im Nebel bzw. leicht unterhalb davon


Bild 5 : Im Wipptal Nebelwolken, darüber thront der Patscherkofel - die Antenne ist auf dem Gipfel als schwarze Linie zu erkennen


Bild 6 : Gute Fernsicht die "Südkette" entlang - im Hintergrund links , leider nicht im Bild war kurz sogar das Kaisergebirge in rund 80km Entfernung zu sehen


Bild 7 : Hangaufwärts unser Ziel in Sicht - es sit der Gipfel in der Mitte.


Bild 8 : Im Inntal weiterhin dicker Hochnebel, die komischen fractus Wolken in der Mitte waren am Hang der Nordkette zu sehen


Bild 9 : Von etwas weiter oben sah das dann so aus


Bild 10: Das Inntal in Richtung Osten, links die Nordkette, rechts hinten das Kellerjoch in 30km Entfernung.


Bild 11: Helge genießt den Sonnenschein ;-)


Bild 12 : Genialer Blick zum Wipptalausgang, schöner kann eine Inversion nicht sein.


Bild 13 : Blick auf Innsbruck, dahinter die Nordkette und die schroffen Bergzüge des Karwendelgebirges.


Bild 14 : Weil es so schön ist...


Bild 15 : An der Pfriemerswand wurde der Weg dann ausgesetzter, wenn auch ungefährlich. Zumindest kann man da nicht abstürzen.Allerdings kamen wir an zwei Stellen vorbei,wo Gedenktafeln für Lawinenopfer ausgestellt waren. Hier im Bild Kollege Florian - im Schatten der Felsen war es recht frisch.


Bild 16 : Von der Birgitzköpfelhütte ein Blick zurück - der eben beschriebene Weg zog sich parallel am Hang entlang, z.T. durch die Latschenfelder und eine Abfahrt überquerend.


Bild 17 : Helge am Gipfelkreuz mit dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch.


Bild 18: Von hier oben genoss man dann einen leider nicht ungetrübten Blick nach Süden und Südosten. Die Quellwolken rechts entstanden am Ausgang des Stubaitals und verdeckten lange Zeit die Serles (2717m), den Gipfel, den wir ursprünglich ersteigen wollten.


Bild 19: Eine mutierte Gemse


Bild 20: Von der Nickspitze Blick auf das Spitzmandl weiter unten - man sieht den Weg als dünnen hellen Strich, von oben sieht das nicht allzu heftig aus - täuschte aber.


Bild 21 : Helge und Florian bei der Jause


Bild 22 : Weiterhin Quellis über dem Stubaitals , rechts schaut die Serles heraus.


Bild 23 : durchaus mediocris.Stadium erreichend.


Bild 24 : Das "gefährlichste" Bild - unterhalb der Nockspitze. Unterhalb des Aufnahmeorts geht der Weg steil nach unten, schlängelt sich durch die karge "Steppe" weiter unten und geht teilweise am Grat vorbei. Die hier vorstehenden Felsformationen befanden sich an einer 300-400m hohen Felswand. Die Ersteigung des Spitzmandl rechts hinten ersparten wir uns allerdings nach dem kräfteraubenden Abstieg.


Bild 25 : Am Grat sah das dann so aus :


Bild 26 : Und jetzt die Serles in ihrer vollen Pracht, schneebedeckt oberhalb etwa 2500m. Im Hintergrund links die Zillertaler Gletscher.


Bild 27: Am Wetterkreuz beim Abstieg - außer einem steilen Weg die Latschenfelder hinab waren die schwierigsten Hürden gemeistert.


Bild 28: So bot sich diese Sicht nach Süden mit Serles rechts und den dick verschneiten Zillertaler Alpen hinten.


Bild 29: Rast am Wetterkreuz


Bild 30: Kanadesk


Bild 31 : Patscherkofel


Bild 32 : Nordkette


Bild 33 : Blick zurück vom Tal aus - links das Spitzmandl, rechts die Nockspitze - ganz rechts die Pfriemerswand,wo wir den Aufstieg begannen.


Bild 34 : Nun ja *gg*

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