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Wanderung von Mixnitz (447m) durch die Bärenschützklamm zum Ghf. Steirischer Jockl (1398m) - 7.7.11

Nach längerer Pause, die letzte größere Wanderung war die Schneeschuhtour auf die Wildalpe Anfang Februar, entschied ich mich aufgrund der hochsommerlichen Wärme, die Bärenschützklamm zu durchwandern. Vorausgesetzt, es herrschten auch am Nachmittag günstige Wetterbedingungen, wollte ich noch den Hochlantsch (1720m) mitnehmen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war ich für den Gipfel a) zu spät dran (um 14.30 hatte ich noch eine Stunde zum Gipfel), war es b) viel zu warm und c) war das Wolkenbild bereits beunruhigend gewitteranfällig. Zudem hatte ich d) den Mangel an Trinkwasserquellen unterschätzt, da es entlang der gesamten Wegstrecke vom Beginn des Tals bis zum Gasthof nur eine einzige Quelle gab.

Die Schönheit der Klamm und die abwechslungsreiche Wegstrecke werden mich sicherlich nochmals dorthin führen, dann ist für den Hochlantsch-Gipfel eine frühere Anreise notwendig (6.02, 6.29, 7.02 ab Wien-Meidling), sowie 2 Wasserflaschen statt eine.

Eckdaten

  • Anfahrt: 8:02 Wien-Meidling - 10:20 Mixnitz-Bärenschützklamm (Umsteigen in Bruck an der Mur): 2 Std 18 min
  • Aufstieg zum Klamm-Einstieg: 10:20 bis 11:30 (305 hm): 70 min
  • Klamm-Durchstieg bis zum Ghf "Zum Guten Hirten": 11:30 bis 12:50 (457 hm): 80 min
  • Aufstieg zum Ghf Steir. Jockl: 13:15 bis 13:55 (189 hm): 40 min
  • Abstieg bis zur Klamm: 14:20 bis ca. 15:20: 60 min
  • Klamm-Durchstieg bis Ausgang: 15:20 bis 16:00: 40 min
  • Klamm-Ausgang bis Bahnhof: 16:00 bis 17:15: 75 min
  • Gesamt-Zeit Aufstieg (inkl. Pausen): 3 Stunden 30 min
  • Gesamt-zeit Abstieg (inkl. Pausen): 3 Stunden 20 min
  • Total: 7 Stunden
  • Höhenunterschied: 951 m
  • Wegstrecke (laut Amap 4.0): 12,8 km

Bericht

Einschub: Gewittergefahr in den Fischbacher Alpen

Das Grazer Bergland zählt neben dem Semmering-Wechsel-Rax-Gebiet zu den gewitteranfälligsten Gebirgsregionen Österreichs. Selbst bei sonst stabilen Wetterverhältnissen entwickeln sich hier oft schon zur Mittagszeit größere Quellwolken und erste Gewitter. Die Ursache für die außerordentliche Gewitterhäufigkeit, die sich auch in den Niederschlagssummen im Hochsommer niederschlägt (Die ZAMG-Station Fischbach weist von Juni bis August jeweils um 120 l/m² Monatsniederschlag auf, bei jeweils 7 Gewittertagen pro Monat; zum Vergleich: die Flachland-Station Wien-Unterlaa bringt es gerade mal auf rund 57 l/m² pro Monat und 2,5 Gewittertage), ist dem Relief und der Vegetation des Hügellands geschuldet. Die Bergkämme sind großteils bewaldet und ermöglichen dadurch viel Absorption von Sonnenenergie (dunkle Flächen heizen sich rascher auf als helle Flächen). Zudem wächst die konvektive Grenzschicht im mittelsteilen Terrain zwar langsamer als im steilen Gelände, dafür transportiert sie ein größeres Luftvolumen und damit mehr Energie, was die Entstehung von Quellwolken begünstigt. Aus diesem Grund entstehen auch im Mühl- und Waldviertel wesentlich häufiger Gewitter als in den Zentralalpen. Drittens sorgt bewaldete und damit am Boden komplett abgeschattete Vegetation für mehr Speicherung von Niederschlag und potentiell höhere Verdunstung als im steilen, felsigen und viel trockenerem Zentralalpengebiet (aber auch im vegetationsarmen Flachland, etwa dem Stein- oder Marchfeld). Speziell im Grazer Becken und Hügelland kommt ein vierter Faktor hinzu: bei hochsommerlichen Wetterlagen herrscht in der Regel eine südliche, nördlich des Hauptkamms föhnige Höhenströmung, die am Grazer Hügelland gehoben wird und dadurch zur Abkühlung und Kondensation des Wasserdampfs führt. Die Herkunft der Luftmasse spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Für die interessierten Leser (Graphik zum Vergrößern bitte anklicken):

Es handelt sich um sogenannte Rückwärtstrajektorien, die den Ursprung der Luftmasse in verschiedenen Höhen für einen 3-tägigen Zeitraum abbilden. Die Berechnung erfolgt mit dem NOAA Hysplit Model für den Standort Graz mit dem Zieltermin 08 Juli 2011, 00 UTC (= 02 MESZ), d.h. die Linien stellen die Wegstrecke dar, welche die Luft in den genannten Höhen zwischen dem 04. und 8 Juli zurückgelegt hat. Die Berechnungsmethode war die "Modellvertikalgeschwindigkeit".

  • Rot: Entwicklung von Meereshöhe ausgehend
  • Blau: Entwicklung von 500 m über Meereshöhe ausgehend
  • Grün: Entwicklung von 3000 m über Meereshöhe ausgehend

Interpretation:

Bodennah (rot und blau) stammt die Luft im Grazer Becken (und damit auch in den Fischbacher Alpen) aus dem zentralen Mittelmeerraum bzw. von der Adria, also von einer Quelle hoher absoluter Feuchte und entsprechend hoher potentieller Energie. Die Höhe der Luftmasse änderte sich auf dem Weg von der Adria bis nach Graz kaum. Erst im Bereich der Steiner Alpen sowie im Bachergebirge wurde die Luftmasse angehoben und konnte durch Auskondensieren einen Teil seiner Feuchte verlieren.

In höheren Schichten (grün) stammt die Luft hingegen von der Iberischen Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum, wobei der Verlauf typisch für die "Trogvorderseite" ist, bei der Luft an der Südflanke des Höhentiefs zunächst südostwärts und später nordostwärts strömt und dabei trockenwarme Luft transportiert.

Als Folge überlagert eine trockene Schicht sehr feuchte und warme Schichten in Bodennähe. Dieser atmosphärische Zustand wird potentiell instabil genannt: Wird nämlich die gesamte Schicht nun gehoben, so kondensiert die feuchte Schicht und kühlt sich dadurch feuchtadiabatisch mit 0,65 °C pro 100 m ab, während die trockene Schicht trockenadiabatisch mit 1°C pro 100 m abkühlt. In der Höhe ist die Abkühlung folglich größer als weiter unten, die Temperatur nimmt also mit der Höhe ab und die Atmosphäre wird dadurch instabil.

Am 7. Juli 2011, nachmittags, wurde die Hebung der gesamten Schicht großräumig durch eine Störung ausgelöst, und die resultierende Energie schließlich freigesetzt, was intensive Gewitterbildung mit schweren Überflutungen und Vermurungen im Bezirk Murau zur Folge hatte.

Die Wettermodelle zeigten eine föhnige Südwestströmung im Alpenraum, mit schwachem Südwind im Bereich der Fischbacher Alpen. Die Niederschlagssignale sprangen im Tagesverlauf im Bereich des Grazer Berglands an, d.h. es bestand vor allem am Nachmittag ein gewisses Gewitterrisiko. Erfahrungsgemäß entstehen Gewitter bei derartigen Wetterlagen am ehesten entlang des "steirischen Feuerrings" (Koralpe, Gleinalpe, Fischbacher Alpen), d.h. ich musste mit unliebsamen Überraschungen am Nachmittag rechnen. Die Wettermodelle zeigten außerdem für den Fall der Gewitterbildung ein erhöhtes Unwetterpotential durch Starkregen, mäßig großen Hagel (2-3 cm) und Sturmböen.

Ich war also gewarnt und begutachtete entsprechend argwöhnisch schon auf der Hinfahrt die Wolkenentwicklung. Diese zeigte mir zwischen 8 und 10 Uhr zwischen Semmering und Murtal ausgedehnte mittelhohe Wolkenfelder, sogenannter Ac op str (Altocumulus stratiformis opacus = mittelhohe, kompakte Haufenschichtwolke). Diese deuten auf eine Sperrschicht (Temperaturinversion) in 3-7 km hin, geschätzt waren sie rund 4 km hoch. Das ist erstmal gut, weil die Wolken einerseits die Sonne abschatteten (wenig Einstrahlung, wenig Energieaufbau) und zudem noch einen weiteren Aufstieg der Luftpakete unterbinden, andererseits schlecht, weil Wolken Feuchtezufuhr bedeuten. Das ist für Gewitterwolken vor allem in der Höhe bedeutsam, weil sie dann nicht austrocknen können.

Über den Bergkämmen bildeten sich bereits am Vormittag erste Quellungen: die normale Hangthermik (Hangaufwinde, Cumuluswolken), die zunächst mal keinen Grund zur Beunruhigung liefern.

Einschub Ende

Bild 1: Anfangs geht es relativ eben bis zum ersten Gasthof

Erst dann nimmt der Karrenweg an Steilheit deutlich zu. Unterwegs kommt man im Wald linksseitig an der einzigen Quelle vorbei, die eher wie eine Kuhtränke ausschaut (und vielleicht auch ist).

Bild 2: Dann ist kurzzeitig der Blick ins steile Tal mit dem Mixnitzbach möglich, zu einem freistehenden Felsstock

Nach einem kurzen Obulus von 3 € (OAV-Ermäßigung) am Eingang der Klamm beginnen auch schon die ersten Holzstege, die teilweise ziemlich eng sind und man keinen zu breiten Rucksack wählen sollte, da man sonst stecken bleibt. Besonders problematisch ist Gegenverkehr, was ich beim Rückweg durch die Klamm feststellte, insbesondere wenn manche Leute nicht genügend Weitsicht besitzen, und sich einfach vorbeiquetschen, statt ein paar Schritte zurückzugehen, wo der Steg breiter wird. Davon abgesehen ist die Klamm von der Ausgesetztheit - neben und unterhalb der Stege geht es stellenweise einige Meter in die Tiefe - völlig unschwierig. Nirgendwo muss man klettern, nirgendwo gibt es ungesicherte Stellen. Die einzige Gefahr besteht bei Nässe, wenn die Holzlatten feucht und rutschig sind. Aber auch bei trockenen Verhältnissen sollte man konzentriert gehen, um nicht mit den Schuhen zwischen die Lattenabstände zu treten, da man dann stolpern und schlimmstenfalls irgendwas zerren, dehnen, reißen, etc. kann. Um abzustürzen, muss man sich schon saudeppert anstellen.

Bild 3: Großer Wasserfall zu Beginn der Klamm

Bild 4: Nach den ersten Leitern Blick zum Eingang der Klamm

Bild 5: Kühn winden sich die Stege über die Schlucht

Bild 6: immer wieder bieten sich Einblicke zu den Wasserfällen

Bild 7: Eine junge Wasseramsel vor einem Wasserfall

Bild 7a: Mit Zoom

Bild 8: Im oberen Teil der Klamm - die "6 Leitern"

Bild 9: Angenehm kühl nahe am Wasser

Bild 10: Danach wird die Klamm deutlich flacher und weniger anstrengend zu gehen, der romantische Charakter bleibt aber erhalten.

Bild 11+12: Nicht stille Wasser

Kurz darauf muss man nochmal einige steile Leitern überwinden, um zum Aussstieg der Klamm zu gelangen, diese sind erneut recht eng gehalten, allerdings gibt es genügend Stellen, wo zwei Leute aneinander vorbeigehen können. Ich erreichte gegen 12.50 schließlich den Ghf "Zum Guten Hirten", der zum Glück nicht überlaufen war ja - war ja auch unter der Woche. Dort gönnte ich mir zwei gespritzte Apfelsäfte für je 3 €. Normale Preise, auch das Essen roch gut, aber ich hatte ja noch was vor. Der Weg setzte sich mäßig steil fort und führte über diese freie Wiese:

Bild 13: Blick nach Südwesten Richtung Koralpe und Saualpe, ganz im Hintergrund zeichnen sich schemenhaft vermutlich die Karawanken in 120 km Entfernung ab. Der Himmel zeigt hohe Schleierwolken mit Warmlufttransport und einige flache Haufenwolken, die durch die Hangthermik bedingt sind. Im rechten Bildbereich sind die Quellungen allerdings schon markanter mit Cumulus mediocris (mittelgroße Haufenwolke).

Gegen 14.00 erreichte ich den Ghf. "Steirischer Jockl", wo wesentlich mehr Betrieb war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich am Ostrand der Koralpe bereits das erste kräftige Gewitter entwickelt. Allgemein machte mich das Wolkenbild misstrauisch: die Quellungen hatten insgesamt zugenommen und besonders nach Nordwesten hin waren die Quellwolken bereits höher als breit (= Cumulus congestus). In der Segelfliegersprache werden diese Quellwolken "Überentwicklungen" genannt. Sie sind nur noch ein Äutzerl vom Vereisungszustand, der beginnenden Gewitterwolke, entfernt.

Gleichzeitig wehte ein lebhafter Südwestwind, teils föhnig, auch an der steil abfallenden Nordflanke des Hochlantsch spürbar. Gewitter in Zusammenhang mit lebhaftem Höhenwind besitzen den Vorteil, rascher abzuziehen, aber den Nachteil, sich zu organsieren, da Auf- und Abwindbereiche getrennt werden, und können dann unwetterartig ausfallen (großer Hagel, Sturmböen).

Bild 14: Vom Steir. Jockl bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Veitschalpe (1981m, 30 km E.) , rechts dahinter die Schneealpe (1903 m, 40 km E.), im Vordergrund die Fischbacher Alpen, dahinter kommt das langgestreckte Mürztal und die Mürzsteger Alpen.

Bild 15: Im Tal St. Jakob-Breitenau, mittig links der langgezogene Gebirgsstock des Hochschwab (2277m) in 35 km E., in dieser Richtung (Nord) waren die Wolken wenig beunruhigend, größtenteils flach.

Bild 16: An der Ostflanke des gegenüberliegenden Rennfelds (1629m) schaut man zum Hochschwab, weiter hinten könnten siche evtl. die Zeller Staritzen bzw. sogar der Dürrenstein verbergen, allerdings bin ich mir da nicht sicher. Hier war das Wolkenbild schon bedrohlicher mit ersten Vereisungsansätzen (Cumulonimbus capillatus9.

Bild 17: Blick nach Nordwesten am Rennfeld vorbei, wahrscheinlich Eisenerzer Reichenstein (2165m, 35 km E.), darüber hatte sich ein mächtiger Cumulus congestus mit Nachbarwolken entwickelt, der entsprechend von den Seiten her nicht austrocknen konnte.

Bild 18: Gegenläufige Wolkenbewegungen

Die weiße, flache Quellwolke (Cumulus humilis) zog langsam nordostwärts bzw. blieb nahezu ortsfest, während sich die geringfügig tieferen fracti (lat. fractus = zerrissen) in die Gegenrichtung bewegten. Eine mögliche Erklärung: Die Quellwolke entstand durch Hangthermik (Hangaufwinde), war dadurch ortsfest. Die fracten zogen im sogenannten "Anti"-Wind, eine Ausgleichsströmung zum entgegengesetzt gerichteten Taleinwind. Je nach Erwärmung ist der Anti-Wind durchaus signifikant (> 2 m/s), was an diesem Hochsommertag durchaus der Fall gewesen sein kann.

Zu diesem Zeitpunkt (ca. 14:20) hatte ich noch die Möglichkeit, den Hochlantsch mitzunehmen, der nur knapp 322 hm entfernt war, allerdings laut Beschilderung 1 Std. in Anspruch nehmen sollte. Ich zögerte, da ich zu wenig Wasser dabei hatte, zu spät dran, es zu warm und mir das Wolkenbild zu heikel war. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies instinktiv die richtige Entscheidung. Ich sparte mir den steilen Prügelweg über die Schwaigeralm, zumal es ziemlich warm war, und stieg stattdessen über die Klamm ab.

Bild 19: Im oberen, noch flacheren Teil

Bild 20: Schattenspiele

Bild 21: Mit Schlag

Bild 22: Kontraste

Bild 23: Bereits im unteren Teil der Klamm

Bild 24: Am Großen Wasserfall wird die Schwindelfreiheit getestet

Bild 25: Dann geht es schnell hinaus

Bild 26: Im Tal angekommen waren um 16.15 Richtung Südwesten dichte, hochliegende Wolken sichtbar, der Cirrusschirm einer vollentwickelten Gewitterwolke (Cumulonimbus incus), auch in der Umgebung und über mir quoll es immer häufiger. Zu diesem Zeitpunkt ging über Oberwölz und Umgebung gerade das verheerende Gewitter nieder, das gemäß Radarbildern fast 2 Stunden lang ortsfest war und dabei immer wieder die höchste Intensität aufwies. Lokal müssen in diesem Zeitraum 100 bis 150 l/m² heruntergekommen sind, es war das schwerste Unwetter in der Region seit über 70 Jahren. Der Cirrenschirm stammte allerdings von einer vorlaufenden, sehr kleinräumigen Gewitterzelle nördlich von Knittelfeld in knapp 50 km Entfernung.

Bild 27: Um 17.15 erreichte ich den Bahnhof, den Startort meiner Tour. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich eine Gewitterzelle, die ca. 30 min vorher bei Leoben entstanden war, bis nördlich von Bruck an der Mur verlagert und produzierte in kurzen Abständen dumpfes Donnergrollen. Sie war ca. 20 km von mir entfernt, also in gehörigem Abstand. Im Murtal wehte lebhafter Taleinwind (Südwind), was darauf hinwies, dass das Gewitter noch weit genug weg war, sonst hätte es kalten Talauswind gegeben (Niederschlagskühlung und Abwinde). So wurde weiterhin die energiereiche Luft aus dem Grazer Becken in die Gewitterregionen transportiert.

Ringsum Mixnitz begannen verbreitet Quellungen, von denen immer mehr auch das Eisstadium erreichten, also zu Gewitterwolken wurden. Das ist das Tückische an vermeintlich isoliert stehenden Wärmegewittern. Wird die Sperrschicht erst einmal durchbrochen, bricht sie auch an anderen Stellen in der Umgebung auf. Man darf sich diese Temperaturinversion nicht wie Beton vorstellen, eher wie Gummi. Wenn dieser in Schwingungen versetzt wird - weil ein heftiger Aufwindbereich die Gummidecke durchstößt, wird er spröde und brüchig.

Gegen 18.45 überquerte ein Verbund aus mehreren Gewittern (eine sogenannte Multizelle) das von mir bewanderte Gebiet. Inklusive Hochlantsch hätte ich zusätzlich nochmal mindestens 1,5 Stunden länger gebraucht, wäre also mit dem einsetzenden Gewitter ins Tal gekommen. Das häufige Donnergrollen deutete auf viele Wolken-Erde-Blitze hin, auf die man im Gebirge naturgemäß lieber verzichten möchte. Zudem können Erdblitze auch weit vom Niederschlag entfernt niedergehen, im Extremfall bis zu 30 km. Sich am Rande eines Gewitters aufzuhalten ist also kein Garant dafür, von Blitzschlägen verschont zu bleiben, erst recht nicht am Gipfel.

In Kapfenberg brachte der Gewitterkomplex immerhin knapp 16 l/m², in Frohnleiten noch 2 l/m², in Zeltweg und Leoben gab es Sturmböen bis 76 km/h - der Schwerpunkt lag allerdings zwischen Murau und Oberwölz, sowie später im oberen Mürztal, leider hat es dabei keine der Wetterstationen getroffen, die repräsentativ für die Regenmengen gewesen wären.

Respekt an jeden Leser, der bis hierhin durchgehalten hat. Die Bearbeitung der Bilder und das Bericht schreiben hat auch insgesamt rund 5 Stunden gedauert.

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