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15.08.2010 - Wanderung auf die Admonter Warte (1804m)

Am Vormittag erfolgte die Überfahrt von Oberkärnten in die nördliche Obersteiermark nach Admont, wo auf mich, Marc und Wolfgang, zwei weitere Tourenziele in den Haller Mauern warten sollten. Warum gerade dort? Nun, im Nachhinein frage ich mich das auch, denn ich suchte in den Wetterkarten am Vorabend nach einer Gegend, die am Wenigsten schauer- und gewitteranfällig sein sollte. Der Westen und Südwesten Österreichs schied aus, der äußerste Osten war zu weit weg, und die Obersteiermark nördlich des Alpenhauptkamms schien aufgrund der leicht südwestlichen Anströmung noch föhnbegünstigt, was auch für den Tag der Überfahrt, Sonntag, 15.8., durchaus zutraf.

Bild 26: Blick ins Mölltal, im Süden die Lienzer Dolomiten.



Bild 27: Nördlich des Triebener-Tauernpass mit Blick nach Trieben im Paltental



Nördlich von Trieben geht es eine schmale Passstraße nach Admont, die imposante Eindrücke der südlichen Ennstaler Alpen hinterlässt, so etwa...

Bild 28: ...der spitze Kalbling (2196m), rechts der Reichenstein (2251m) mit Totenköpfl (2184m), fotografiert auf 1094m südlich vom Gasthof Nagelschmiede (für die Karten- alias Navifetischisten)



Bild 29: Postkartenmotiv



Bild 30: Bei dem zackigen Felsen rechts handelt es sich möglicherweise um den Hahnstein (1697m)



Bild 31: Die Haller Mauern kommen hervor: links der Große Pyhrgas (2244m), mittig Scheiblingstein (2197m), rechts Kreuzmauer (2091m,?)



Bild 32: Kurz vor Admont dann auch die östlichen Ausläufer der Haller Mauern, mit dem Hexenturm (2172m) weiter rechts und dem Natterriegel (2065m) rechts daneben, beides Ziele für den nächsten Tag



Bild 33: Last, but not least - die berühmte Admonter Stiftskirche:



Von außen schon sehr kühn und wuchtig für den kleinen Ort, von innen mit den hohen Säulen sehr monströs. Das Benediktinerstift Admont wurde 1074 gegründet und ist damit das älteste bestehende Kloster der Steiermark. Die Stiftskirche wurde 1869 nach einem Brand 1865 neu errichtet. Die Stiftsbibliothek wurde 1776 fertiggestellt. Mit 70m Länge, 14m Breite und 13m Höhe ist sie weltweit die größte klösterliche Bibliothek. Der gesamte Bücherbestand umfasst 200.000 Bände. Wir starteten vom Buchensattel (861m) Richtung Admonter Haus (1725m) bei schon fast zu warmen Südföhnluftmassen, die Lentis in der Höhe waren eindeutig und der warme Wind ebenso.

Bild 34: Vom Parkplatz Richtung Osten zum Kleinen (1990m) und Großen Buchstein (2224m), dazwischen die St. Gallener Spitze (2144m) und ganz im Nordosten der Otterriegel (1511m)

http://www.inntranetz.at/hikingaug10/34.JPG

Bild 35: Nach Süden ragt oberhalb der Haindlmauer (1435m), die den Eingang zum Gesäuse (Ennsdurchbruch) markiert, der Reichenstein (2251m) auf, rechts (westlich) Sparafeld (2247m)



Bild 36: Weiterer Aufstieg, noch vor der Grabenalm (1391m), Blick nach Südosten zu Großen Ödstein (2335m) und Hochtor (2369m)



Bild 37: Buchensteinmassiv oberhalb der Grabenalm, es wirkt umso markanter, da sich im Sichtfeld keine höheren Berge in der Umgebung befinden.



Der Wind nahm ab diesem Zeitpunkt deutlich zu und blies stark aus Süden bzw. Südwesten, was in der Sonne noch angenehm und ohne Sonne arschkalt war. Zwischen dem Standort des letzten Bildes und dem Beginn der Latschenfelder unterhalb der Hütte ist ein freier Kuhwiesenhang zu durchqueren, der recht exponiert ist und von zahlreichen Kühen gesäumt war. Bis wir da durchschritten und wirklich jede Kuh beim Heraneilen erkannte, dass wir nicht der Bauer waren, dauerte es seine Zeit - für mich ein Adrenalinkick der anderen Art. Wolfi/Innsbruck weiß, wovon ich rede. Nach dem kurzen Stück mit den Latschenfeldern geht es steil zur Hütte hinauf, die genau in einer Scharte, das Grabnertörl, zwischen Admonter Warte und Aufstieg zum Natterriegel liegt. In dieser Scharte, etwa vierzig Meter breit und achzig bis hundert Meter tief, wehte beständig starker bis steifer Wind mit Sturmböen. Könnte man als kanalisierten Südföhn bezeichnen.

Bild 38: Blick vom Grabnertörl zum Mittagskogel (2041m) mit Gipfelkreuz und Natterriegel (2085m) links



Bild 39: Die Admonter Warte (1804m) in der Abendsonne.



An der Nordflanke des Gipfels führt ein schmaler Steig mit angenehmen Schotter durch die Latschen zum Gipfel, lediglich auf den letzten fünf Metern muss man die Hände zu Hilfe nehmen (UIAA I). Dort, wo sich die Latschen entlang des Steiges öffnen, musste man (ich mit meiner schlanken Statur) ganz schön gegen den unbeugsamen Südwind ankämpfen. Am Gipfel hatte ich Mühe zu stehen und setzte mich aufgrund der Ausgesetztheit lieber gleich hin.

Bild 40: Vom Steig aus nach Norden jenseits des Grabentörls zum Großen und Kleinen Seeboden, welcher noch deutlich anhand der grünen Färbung (moorig) mit dem auslaufenden Wasser erkennbar ist, rechts markant die längliche Felswand des Grabenstein (1847m), auf den ein Klettersteig, der Jungfernsteig, hinaufführt. Ganz hinten lugen der Dürrenstein (1878m) und Ötscher (1893m, teils verdeckt) hervor. Entfernung immerhin knapp 60 km.



Bild 41: Grabenstein in voller Pracht, rechts beginnt der Einstieg zum Jungfernsteig, unterhalb tummelten sich ca. 20 Gemsen.



Bild 42: Symbolisch für diesen Sonntag abend - der starke Südföhn. Links angestrahlt die Felsflanke der Admonter Warte, unten im Tal Admont, der geschlossene Bau des Benediktinerstifts ist zu erahnen, weiter im Süden folgen die Niederen Tauern. Von Südwesten her schieben sich harmlose Quellwolken, in mittlerer Höhe ist etwas Altocumulus vorhanden, d.h. trotz Südföhn ist die Luft hochreichend nicht so trocken, um nachhaltige Stabilität anzuzeigen.



Bild 43: Blick über den Grabenstein hinweg zum Buchsteinmassiv, dahinter folgt schon irgendwo der Hochschwab (maximal 2277m).



Bild 44: Nochmals Mittagskogel (ganz rechts), Natterriegel (mittig) und Hexenturm (2172m), unser Tagesziel für den nächsten Tag



Bild 45: Nordwestlich am Hexenturm vorbei ein Wolkenturm (Cumulus congestus), darüber leicht föhnig geschliffene mittelhohe Wolken, abermals Indiz für reichlich Feuchte.



Nach Westen zu war kurzzeitig auch der vergletscherte Dachstein sichtbar, was immerhin rund 70 km Sichtweite entspricht. Leider konnte meine Samsung das bei dem starken Wind nicht scharf aufnehmen. Wir stiegen dann wieder ab und wärmten uns in der Hütte auf, die so ziemlich das Gegenteil vom Sadnighaus war: eine ziemlich kleine Stube mit kleinem Ausschank und Heizung per Holzofen, wir die Einzigen in der Hütte, da a) von Sonntag auf Montag die wenigsten übernachten und b) die Hütte keine Hüttentour zulässt, denn jenseits auf Hexenturm und Grabenstein ist Schluss mit der Wanderung. Die Lager waren eng mit dicken Decken, trotzdem hab ich gefroren wie im Eisschrank, zumal auch der Wind noch spürbaren Luftzug hinterließ. Der Hüttenwirt, mit Kleinkind und Frau (fast) alleine auf der Hütte, erzählte, dass in der Nacht davor der Südföhn so stark blies, dass die Nächtigenden kaum Schlaf fanden. Nichtsdestotrotz sehr urig, originell und urtümlich, und wahnsinnig nette Bewirtung.

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