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03.05.25 Schwarzkogel (1278m), Reisalpe (1399m) und Hochstaff (1305m), Gutensteiner Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Ebenwaldhöhe Parkplatz (8.38) - Kleinzeller Hinteralm (9.20) - Schwarzkogel (10.40-11.10) - Jägersteig - Reisalpe (12-13.00) - Hinteralm (13.45) - Hochstaff (14.40) - Parkplatz (15.20)
  • Länge: 12,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 830 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden
  • Viecher: 3 Gämse

Der Jägersteig auf die Reisalpe stand schon länger auf dem Speisezettel von mir und Günter. Wolfgang ging ich ihn gerne noch einmal. Nachdem aber für den Nachmittag eine Gewitterlage bevorstand, gingen wir nicht ab Furthof weg, sondern von der Ebenwaldhöhe, und nahmen dafür Schwarzkogel und als Bonusgipfel Hochstaff noch mit.

Bild 1 bis 3: Wir starteten bei der Ebenwaldalm, wo dutzende Holunder-Knabenkräuter auf der Löwenzahnwiese herumstanden.

Bild 4: Nomen est omen: Schönbodner.

Die Hinteralm hat noch bis Mitte Mai geschlossen, es gibt aber kalte Getränke aus dem Brunnen.

Bild 5: Bei der obersten Kehre verließen wir den markierten Anstieg und gingen den Forstweg weiter.

Dann sind es lediglich zwanzig Meter nach links über die Böschung und schon befanden wir uns am Ende des nördlich verlaufenden Forstwegs.

Bild 6: Gut getarnte Gams.

Bild 7: Diesen Frühling seltene Schneerosen hier in allen Blühstadien:

Hier auf der Nordseite war das Gras noch braun und plattgedrückt. Es blühte viel Huflattich, Rote und Weiße Pestwurz. Dies und nicht zuletzt die Schneerosen deuteten an, dass bis vor kurzem noch Schnee gelegen war. Wahrscheinlich vom Kälteeinbruch zu Ostern.

Bild 8: Unser Weiterweg bis zu einem Sattel, rechts der Vorgipfel vom Schwarzkogel.

Dahinter zweigte ein schon recht zugewachsener Karrenweg ab, der am Kamm im geringen Auf und Ab bis zum grasigen, locker bewaldeten Gipfelaufschwung verlief.

Bild 9: Trotz Saharastaub war die Fernsicht durchaus anständig, wie hier zum gesamten Hochschwab.

In der Mitte der Hauptgipfel, rechts Ebenstein und Großer Griesstein. Im Vordergrund Stadelberg (Höhenzug Paulmauer - Höger)

Bild 10: Hauptgipfel (2277m) - sehr wenig Altschnee für Anfang Mai.

Bild 11: Links vom Tirolerkogel (1377m) mit dem Annaberger Haus schälte sich das Hochtor (2369m,88km).

Links davon das Hochzinödl (2191m).

Bild 12: Lilienfeld mit dem Stift, links Spitzbrandkogel.

Wie Wolfgang treffend hinwies, weiß nun warum, die ausgedehnten Wiesenhöfe im Vordergrund den Flurnamen Hintereben erhielten. Nach Norden brechen sie steil ab.

Bild 13: Geräumiger Gipfel mit Baumruinen, ihn ziert ein einfacher Steinmann.

Immer wieder zeigten sich schwach ausgeprägte Altocumulus castellanus am Himmel.

Bild 14: Dürrenstein (1878m), links schaute knapp der Große Buchstein (2224m,87km) über die Breinmauer.

Bild 15: Gsuchmauer, Hochzinödl, Hochtor im Hintergrund, vorne Tirolerkogel und Gemeindealpe.

Rechts von der Gemeindealpe ganz blass am Bildrand Tamischbachturm (2035m).

Bild 16: Traisener Hinteralm (1311m), gut besuchte Traisener Hütte.

Bild 17: Im Vordergrund Wiesenbachtal, das ins Gölsental mündet. Hinten St. Pölten.

Bild 18: Nun folgte der zweite Teil: Der obere Teil des Jägersteigs.

Er verläuft zwischen den Reismäuern links und den Hirschenmäuern rechts, eher im linken Bereich des Walds und quert im wesentlichen ein ehemaliges Felssturzgelände. Der Steig ist teilweise steil, aber völlig problemlos zu gehen.

Bild 19: Oben gab es zwei Ausstiegsvarianten, eine mit Seil ...

Bild 20: und eine ohne, aber griffigem Waldboden.

Bild 21: Oben erwartete uns ein Meer an Frühlingsenzian.

Bild 22: Jagdhündin, die jedem Ankömmling argwöhnisch nachschaute.

Bild 23: Selbstbewusste Rüdin, die zur allgemeinen Erheiterung kurz die Jagdhündin bestieg.

Bild 24: 14 Jahre alter Labrador, der noch minutenlang völlig erschöpft weiterhechelte. Mehr als Reisalpe ging nicht mehr.

Es war aber auch sehr warm und relativ wenig Wind als man es sonst oben gewöhnt war auf dem exponierten Gipfel.

Bild 25: Blick, wenn der Kichererbseneintopf mit Würstl ohne mich stattfindet.

"Kichererbsen haben die Veganer erfunden. Das hat man vorher nicht gegessen. Ich hasse Kichererbsen." schimpfte nebenan eine Frau über das Essen.

Das Wetter hielt noch aus und wir beschlossen, früher abzusteigen und gemeinsam noch den Hochstaff mitzunehmen. Das könnte knapp werden, dachte ich mir, denn die Modelle rechneten in den kommenden zwei Stunden erste Schauer- und Gewitterzellen in dieser Region.

ICOND2-Lokalmodell-Lauf vom Freitagvormittag, gültig für 15-16 Uhr (Niederschlag)

Bei der Tourenplanung schaute ich mir mehrere Läufe vom solide gute Berechnungen liefernden Lokalmodell an. Es zeigte einen größeren Gewitterherd mit wenigstens einer intensiven Gewitterzelle etwa im Bereich des Hochschwabs (30-40mm in einer Stunde) und kleinräumigere Zellen am Alpenostrand. Die Reisalpe lag genau an der Grenze zur Gewitterzone. Mit der westsüdwestlichen Höhenströmung sollten die Gewitter rasch ostwärts ziehen und stromaufwärts erst einmal nichts nachfolgen. Mit anderen Worten: Wenn es westlich von uns entstand, bestand Gefahr, aber weiter östlich waren wir sicher. Die schwachen Niederschlagssignale über Bayern bis zum Tiroler Unterland deuteten die eigentliche Front an. Die hochlabile Zone befand sich aber dort, wo die stärksten Niederschlagsmengen gerechnet wurden.

Wolkenphasen um 12 Uhr:

Als wir die Hütte erreichten uns zum Eintopf bzw. Wurstknödel niederließen, entstanden in der westlichen Obersteiermark gerade erste größere Quellwolken (rosafarben, deutet vorhandene reine Wasserwolken und unterkühlte Wassertröpfchen an, also höherreichend). Dahinter folgte ein breiter Cirrengürtel (türkis). Entlang der schwarzen Linie waren die Strukturen kaltfrontartig ausgeprägt (linienhaft), teilweise deutlich pink und mit schauerartigen Niederschlägen über Bayern bis Westösterreich.

Bild 26: Als wir um 13 Uhr aufbrachen, bildete sich gerade zwischen Veitsch und Göller die erste größere Quellwolke.

Wolkenphase um 13 Uhr

Im hochaufgelösten Satellitenbild erkennt man nun mehrere konvektive Aufwindbereiche (Cumulus congestus) vom Mariazellerland ostwärts. Auffällig auch die markante Wolkenauflösung über Tirol und Pinzgau rückseitig des Cirrengürtels. Spekulativ markierte sie eine Art Höhenfront, denn mit ihr war das erste Gewittermaximum im Osten verbunden.

Bild 27: Vom Reisalpenplateau ostwärts nun deutliche Gewittervorboten am Himmel: Reichlich Feuchte in mittleren Höhen.

Bild 28: Im Abstieg von der Reisalpe.

Bild 29: Hinteralm und Hochstaff, nochmal gut 300 Höhenmeter.

Bild 30: Orchis mascula (Mannsknabenkraut) am Fuß vom Hochstaff.

Bild 31: Gegen 14 Uhr ging es schnell: Im Südosten stand die nächste größere Quellwolke.

Aber weiter westlich (Bildrand) waren bereits Fallstreifen (virgae) erkennbar. Die Schauerzelle musste also schon mächtiger sein.

Wolkenphase um 14 Uhr

Das Satellitenbild zeigt verschiedene Entwicklungsstudien: Schauer mit unterkühlten Wassertröpfchen bzw. Mischphase (Wassertröpfchen und Eiskristalle) Richtung Hohe Wand, eine höher reichende Zelle südlich der Reisalpe Richtung Göller (hellblau, kleine Eiskristalle, starke Aufwinde) sowie eine größere Gewitterzelle im Reifestadium über dem Hochschwab (viel hellblau).

Bild 32: Die Göller-Zelle, optisch harmlos, aber es regnete schon kräftig aus ihr.

Bild 33: Petergstamm am großen Felsen kurz vor dem letzten Aufschwung.

Bild 34: Holunder-Knabenkraut vor Frühlingsenzian.

Bild 35: Gegen 14:30 Uhr waren Gippel und Göller schon im dunklen Niederschlagsvorhang verschwunden.

Bild 36: Auch die Schauerzelle über der Hohen Wand (hinterm Unterberg) regnete sich aus.

Der optische Eindruck passte gut zum Satbild - diese Zellen waren nicht allzu hochreichend (rosa, nicht blau). Doch etwas dauerte nur ein paar Minuten und bis wir am Gipfel standen, donnerte es hörbar im Osten.

Bild 37: Kniffliges Himmelsbild:

Am Gipfelhang wehte bereits mäßiger Westwind, mit dem es spürbar abkühlte. Hinter der Reisalpe bzw. links der Hinteralm trübte es nun auch so ein, dass der Ötscher kaum noch sichtbar war. Nur - wo hörte der Gewittercluster auf und wo fing der Saharastaub an? Beide schienen nahtlos ineinanderüberzugehen. Eine heikle Phase, denn wenn der Gewittercluster nun südwestlich von uns anbaute, konnte es uns auch erwischen.

Bild 38: Gipfelbild mit insgesamt dichteren Schleierwolken nun.

Bild 39: Über dem Donauraum westlich von St. Pölten sah man blass große Rauchwolken stehen.

In der Tat gab es hier einen Vollbrand auf einer geschlossenen Deponie. 300 Quadratmeter standen in Flammen.

Bild 40: Gegen 14.40 wurde es nun generell hinter der Reisalpe immer finsterer. Zeit für den Abstieg.

Wolkenphase um 14.40 Uhr

Östlich von uns über der Hohen Wand blaue Farben, das heißt Eiskristalle (Gewitteramboss), junge Gewitterzellen auch über Mähren. Über dem Mariazellerland stand nun ein großer Gewittercluster. Bis heute früh war unklar, wo er weiterziehen würde - eher nach Osten, dann würde er Richtung Wiener Neustadt ins östliche Flachland ziehen und Wien verfehlen. Oder doch eher nordöstlich, dann wurde es ein Volltreffer für die Stadt. Jedenfalls war er schon so groß und es trübte erkennbar stromaufwärts von uns ein, dass wir nun in der Zuglinie lagen. Ansätze für Neubildungen westlich des Clusters gab es außerdem nördlich vom Geäuse (roter Kreis). Über dem Bezirk Liezen scharf abgeschnittenes Cirrusband und Leewellenbildung Richtung Niedere Tauern (orangenes Viereck), wahrscheinlich durch die sich verstärkende westliche Höhenströmung.

Bild 41: Als wir gegen viertel vier die Ebenwaldalm erreichten, gab es Richtung Türnitzer Höger die ersten Fallstreifen.

Wolkenphase um 15.10 Uhr

Unmittelbar vor Eintreffen am Parkplatz erreichten die registrierten Blitzschläge ihre nördlichste Ausdehnung, etwa auf Höhe südlicher Reisalpenstock und Kumpfmühle. Wir lagen inmitten des großen Clusters, aber eher im nördlichen Teil ohne Blitzaktivität. Neue Zellen entstanden gerade am Alpenostrand.

Auf der Rückfahrt fing es etwa ab Hainfeld zu regnen an, teilweise mit großen Tropfen. Auf der Rückfahrt schüttete es teilweise auf Autobahn im Wienerwald und hörte erst bei Brunn am Gebirge auf.

Bild 42: Dort sah man um 16.30 Uhr diesen scharf abgegrenzten Regenvorhang im Osten stehen.

Wolkenphase um 16.30

Zu diesem Zeitpunkte überdeckte der Ambossschirm des Gewitterclusters praktisch den gesamten Osten. Neue Zellentwicklungen gab es am Semmering sowie einzelne, isolierte Neubildungen im Weinviertel. Neubildungen zeigten sich aueßerdem beim Gesäuse. Die Hauptfront (schwarze Linie) querte gerade den oberösterreichischen Zentralraum. Südlich von Amstetten ein auffallend wolkenloser Bereich, der nur durch starkes Absinken in der Höhe rückseitig des Clusters entstanden sein konnte.

Auf der Südosttangente kamen wir wegen einem Unfall nur stockend voran, während es mehrmals blitzte und leicht regnete. Mit der zweiten Linie entstanden bei St. Pölten später eine weitere Gewitterlinie mit einer heftigen Gewitterzelle über Wien, die zwar nicht viel Niederschlag brachte, aber so starkes, basslastiges Donnergrollen, dass bei mir die Gläser im Schrank klirrten. Dazu aber mehr in einer separaten Fallstudie auf meinem MeteoError-Blog.

In Summe haben wir den Tag perfekt genutzt angesichts der Prognosen, mit einer gewissen Portion Glück, dass es sich mit dem Hochstaff noch genau ausgegangen ist.

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