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28.08.25 Kosiak (Geißberg, früher Schafberg, 2024m) über Klagenfurter Hütte ab Rosental, Karawanken

Eckdaten:

  • Wegführung: Innerwinkel Parkplatz (10.00) - Klagenfurter Hütte (1664m, 12.00) - Friedrich-Zoop-Weg - Kosiak (2024m, 13.25) - Klagenfurter Hütte (14.35-15.30) - Parkplatz (16.45)
  • Länge: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 890 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden

Am zweiten Tag entschieden wir uns also für die längere Anfahrt zu den Karawanken, unweit von Feistritz im Rosental. Der Vorschlag kam von Wolfgang, einen Vorgipfel des Hochstuhls, zu besteigen, der etwas geschützt vom Karawankenföhn liegen sollte. Aufgrund des stürmischen Südwestwinds sollten die Karnischen Alpen ganztägig zugestaut bleiben. Über Oberkärnten würde die Kaltfront mit Schauern und Gewittern im Tagesverlauf eintreffen, und in Unterkärnten am längsten trocken bleiben. Soweit die Theorie.

Bei der Anfahrt sahen wir im Zielgebiet bereits erste Fallstreifen übergreifen und als wir die rumpelige Sandstraße zum oberen Parkplatz hinauffuhren regnete es minutenweise mit großen Tropfen kräftig, dazu wehte kräftiger Südwind. Ich verlor kurzzeitig die Fassung und mir rutschte ein "Wir haben uns die falsche Region ausgesucht!" heraus. Manfred teilte meine Skepsis, es würde bei der Klagenfurter Hütte bereits stürmen und am Gipfel sehr unangenehm werden. Nun gab es aber kein Zurück mehr. Nach etwa fünf Minuten entledigte ich mich wieder der Regenjacke, denn es hörte auf und bald kamen sogar ein paar Sonnenstrahlen durch.

Bild 1: Zuerst gemütlich über eine Forststraße ansteigend, die man später mehrfach abkürzen konnte.

Gleich zu Beginn wurden wir von zwei Einheimischen mit drei kleinen Hunden überholt. Ein nicht ausgelasteter Husky zog eine junge Frau mit sich, die ebenfalls deutlich schneller waren.

Bild 2: Hochstuhl-Nordwand mit Karawanken-Südstau.

Über das große Schotterfeld erfolgt der Zustieg zum Hochstuhl-Klettersteig (B/C), der rechte Pfeiler.

Bild 3: Dort sahen wir gerade zwei Personen mit Klettersteigset einsteigen.

Bild 4: Der unterste Teil ist sehr ausgesetzt.

Bild 5: Eine dritte Person folgt ganz unten.

Bild 6: Im mittleren Teil wechselt der Steig auf den alten Zufahrtsweg zur Klagenfurter Hütte.

Im 19. Jahrhundert gab es schon einen Weg, der aber anders trassiert war.

Bild 7: Menschen kommen. Menschen gehen. Die Berge bleiben.

Darunter steht, dass die ursprüngliche Platte unter diesem Felsblock liegt.

Bild 8: Denkmaltafeln für gefallene Bergsteiger, vor allem Bergretter.

Bild 9: Steinschlaggelände.

Bild 10: Für kurze Zeit wurde das Gipfelkreuz der Klagenfurter Spitze zu sehen. .

Der Hochstuhl (2237m) hat derzeit kein stehendes Gipfelkreuz, vermutlich aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten - slowenisch Stol. Die Stouhütte im Tal wird slowenisch Stol ausgesprochen und war der frühere Ausgangspunkt für Bergtouren auf den Gipfel und Umgebung.

Bild 11: Weiterweg durch Felssturzgelände im Mischwald.

Bild 12: Geh-Porträt meiner Bergkameraden.

Bild 13: Klagenfurter Hütte (1669m).

Hier wehte zeitweise schon lebhafter Südwestwind, recht mild obendrein. Uns kamen die beiden Frauen mit den drei Hunden entgegen. "Das war aber ein schneller Kaffee!" meinte Günter zu den beiden. Sie seien gar nicht eingekehrt, entgegneten sie, es sei niemand da. "Aber die Fahne weht!" meinte Günter, "So genau haben wir nicht geschaut." Wir gingen um das Haus herum, es brannte Licht, in der Küche stand jemand. Nur von vorne wirkte es verlassen.

Bild 14: Kosiak, früher Schafberg genannt, mit seinen beiden steilen Flanken.

Der Kamm links war etwas zahmer, weshalb wir ihn im Abstieg gingen.

Bild 15: Bielschitza (1959m)

Bild 16: Fotogene Kühe.

Bild 17: Kuhweide mit Weinaschkar dahinter, in das Steigspuren führten.

Darüber Weinasch (2104m) ganz rechts in Wolken.

Bild 18: Wir gingen gleich weiter, erst der Gipfel, dann die Kulinarik.

Bild 19: Entspannte Kälber, wir umgingen sie dennoch.

Bild 20: Repräsentativ für den sausteilen Aufstiegsweg:

Durchwegs schottrig und teilweise erdig mit großen Schritten. Bergab sicherlich noch weniger ein Vergnügen. Euphemistisch ausgedrückt "gewannen wir rasch an Höhe".

Bild 21: Ausstieg etwa 170hm unterhalb des Gipfels, dessen Kreuz schon sichtbar war.

Ab hier begann der Sturm, der in den freien Hang neben den Latschen hineinpeitschte.

Bild 22: Wolfgang folgt über die hohle Gasse.

Bild 23: Norbert.

Nach einer kurzen Rast begaben wir uns ins Abenteuer Föhnsturm.

Bild 24: Rückblick auf die Bielschitza und Bielschitzasattel (1840m).

Links in Wolken die westlichen Höhenzüge der Wertatscha (2180m), rechts Hochstuhl in Wolken. Zwischen Kosiak und Bielschitza befindet sich der Stinzesattel/Matschacher Sattel (1712m). Ich vermute, dieser Sattel ist der Grund für den starken Sturm am Südhang des Kosiak gewesen, denn der Wind wehte eher aus Westsüdwest und so kam es zu einem ausgeprägten Düsen/Prallhangeffekt auf dieser Seite.

Jedenfalls ging es bis zu den schützenden Latschen her nur schleppend voran, denn der Sturm drohte einen umzuwerfen. Insbesondere der hohe Mittelwind machte es schwierig voranzukommen.

Bild 25: Ausblick nach Osten: Singerberg (Zingarica, 1589m) in Bildmitte als Höhenzug, Ferlacher Horn (1840m) rechts hinten.

Im Vordergrund mit der schroffen Nordseite Kosmatitza (1659m).

Bild 26: Schlüsselpassage: Die Kante hinauf nahm der Sturm noch einmal zu.

Nun war die Frage, ob wir das Gipfelkreuz überhaupt erreichen würden, oder nur kriechend? Oder unterhalb vorbei am Hang?

Bild 27: Trotz des Sturms gelang mir ein scharfes Foto des überfliegenden A380ers.

Bild 28: Gipfelplateau erreicht.

Dann der Plot Twist: Nach der Kante war der Sturm abrupt zu Ende bzw. deutlich schwächer, sodass die letzten Meter zum Gipfel ein Spaziergang waren. Im Hintergrund Föhnwolkenansätze.

Bild 29: Rückblick zu den Erhebungen am Plateau, mit einer Doline links.

Bild 30: Kosiak sturmumtost, aber man konnte zumindest wieder problemlos stehen.

Bild 31: Links Matschacher Gupf (1691m), unser Alternativziel am Eingang des Bärentals.

Ich schaute auf das Satellitenbild - oh shit! Nur etwa 30km westlich von uns stand eine hochreichend konvektive Zelle, die sich aber zum Glück nicht weiter nach Osten verlagerte.

Bild 32: Tiefbasiger Cumulus, mittig hinten Bärentaler Kotschna (1944m).

Vorne in Bildmitte Motschiwa (1822m). Bei klarer Sicht würde am Horizont der Großglockner deutlich abgehoben erscheinen (132km entfernt).

Bild 33: Wolfgang beim Gipfelfoto.

Bild 34: Wie es wohl hinter der Kante weiterging ...?

Bild 35: Steil, aber griffiger Schotter.

Bild 36: Nach unten zu verflachte der Kamm allmählich, zu sehen die Matschacher Alm.

Bild 37: Die scharf abgegrenzte Wolkenunterseite deutete auf frontalen Hebungsantrieb hin.

Bild 38: Schafe ...

Bild 39: ... und Kühe beim Latschengebüschfernsehen ...

Während wir abstiegen, kamen uns vier Männer mit Wanderstock entgegen, die die Schafe suchten, um sie ins Tal zu treiben. Es stellte sich heraus, dass ein paar Schafe auch im Hang weiter südlich herumspazierten.

Bild 40: Manfred kommentierte die Kuh im Abseits ;)

Bild 41: Der vollständige Abstiegsweg.

Bild 42: Matschacher Alm, im franziszeischen Kataster noch Matscher Alpe genannt.

Am Rückweg kehrten wir auf der Klagenfurter Hütte ein. Mich hätte eine Suppe gefreut. Eine Speisekarte suchte man vergebens. Irgendwie herrschte eine leblose Bahnhofsatmosphäre. Ein großes Haus mit großen Räumen, aber still und bedrückend. Die beiden Wirtsleute haben viel Kritik einstecken müssen, die Alpenvereinssektion hat ihren Vertrag diese Saison nicht verlängert. "Was macht man bei so einem schlechten Wetter auf dem Berg?" brummte der Hüttenwirt. Aber so schlecht war's nicht, wenn man vorsichtig blieb. Statt Suppe also Mehlspeisen. Der Apfelstrudel wurde so großzügig abgeschnitten, dass für mich nichts mehr übrig war, als ich an die Reihe kam. Ich nahm also eine Linzerschnitte. "Morgen kommt ein frischer Strudel", informierte die Hüttenwirtin. Dann fiel wegen dem schwachen WLAN auch noch die Registrierkassse aus und sie musste händisch abrechnen. Irgendwie taten sie mir ein wenig Leid.

Bild 43: Dieses Wetter lockte nicht einmal einen Hund unter dem Teleskop hervor.

Der Kuschelhund hatte offenbar mächtig Hunger von der Wanderung. Als das Herrchen das Trockenfutter in die Plastikschüssel leerte, schepperte es eine Minute, so schnell frass der Hund es zusammen. Danach fiel er ins Fresskoma.

Bild 44: Im Abstieg verdüsterte sich der Himmel eher und die Wolken kamen noch tiefer herab.

Es blieb aber relativ mild wie erwartet. Karawankenföhn war schon ganz anders als der gewohnte Südföhn im Nordalpenbereich. Die Luftmasse viel wärmer und feuchter, fast schwül, zugleich klassische Föhnwalze über den Hauptkamm. Je konvektiver (labiler) stromaufwärts, desto weiter konnten Wolken und Gewitter auf die Kärntner Seite gelangen.

Wir erreichten trocken den Parkplatz und kamen gegen 18.30 in Tröpolach an, wo wir gleich zum Tröpolacherhof weiterfuhren, um Abend zu essen. Zeitgleich mit uns griffen von Venetien her erste schauerartig verstärkte Niederschläge auf das Gailtal über.

Bild 45: Dort wollte ich einmal die heimische Küche probieren: Ritschert.

Es handelt sich um einen Eintopf mit Rollgerste, Selchfleisch, Speck, Wurzelgemüse. Das war wirklich gut und für mich ausreichend.

Dass ich danach Verdauungsprobleme hatte, lag mehr an den Himbeeren, die ich am Friedrich-Zoop-Weg zum Kosiak genascht hatte. Anscheinend ist meine Fructose-Intoleranz schlechter geworden.

Insgesamt ein wettermäßig spannender Ausflug in eine relativ naturbelassene Gegend.

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