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Eckdaten:
- Wegführung: Lanz Parkplatz (1110m, 9.15) - Stelzling (10.30) - Jukbichl (1889m, 12.15-13.00) - Kleiner Kaserlahnkopf (1811m, 13.55-14.10) - Kaserlahnkopf (1841m, 14.20) - Dellacher Alm (15.05-16.00) - Stelzling - Parkplatz (17.20)
- Länge: 10 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 900 hm
- Reine Gehzeit: ca 5,5 Stunden
- Viecher: ein Dutzend Murmeltiere, 1 Reh, Kolkraben
Tourenvorschlag von Andi. Die westlichen zahmen Ausläufer der Jaukenhöhe, mit hohem Ausgangsort in Lanz, einem Bauernhof oberhalb von Kötschach-Mauthen. In der Nacht davor lag der Regenschwerpunkt über Süd- und Osttirol, aber mit 25-45mm fiel deutlich weniger als zunächst gerechnet. Östlich von Villach regnete es kaum mit 2-10mm. Tagsüber hätten dann clusterförmige Gewitter von Süden durchziehen sollen, die sich langsam nach Osten verlagern. Oberkärnten wäre dabei begünstigt laut der ICOND2-Prognose vom Vorabend. Nachtsüber zog offenbar ein Gewitter durch, das ich aber verschlafen hatte. In der Früh wars dann aufgelockert und das Modell rechnete den Tag weitgehend trocken. Bei so großen Diskrepanzen ist es am besten, wenn man auf Persistenz setzt, also beim Plan bleibt. Aber im Prinzip verlief es von der Früh weg schon anders als geplant.
Bild 1: Die Hornisse am Balkon hatte wohl den Wetterbericht nicht gelesen.
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Bild 2: Nach rund einer halben Stunde Anfahrt erreichten wir den Ausgangsparkplatz mit originellen Verbotsschildern.
Demnach ist das Pilze sammeln für deutschsprachige Wanderer verboten, aber Italiener können dafür auch gestraft werden.
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Bild 3: Blick nach Süden auf die Karnischen Alpen.
Links von Wolken verdeckt Polinik (2332m), dazwischen Mauthner Klamm zum Plöckenpass, rechts Mauthner Alm. Aufsteigende Nebelfetzen deuteten an, dass es hier ein wenig mehr geregnet hatte als weiter östlich. Sonst reichlich Cumulusbewölkung für den Vormittag und damit grundsätzlich weiterhin labil geschichtet.
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Bild 4: Mooskofel (2287m), rechts Grubenspitz (2306m) mit namenloser Spitze (2269m) links, dazwischen Sittmoser Graben.
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Bild 5: Spätgotische Kirche (1510-1535) im Ortsteil Laas.
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Nach kurzem Forstweganteil ging der Steig mäßig ansteigend aufwärts und kürzte dabei mehrmals eine Forststraße ab. Bald wurde klar, warum unten ein Verbotsschild zum Pilze sammeln stand. Jede Menge Eierschwammerln.
Bild 6: Und ein Perlpilz.
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Bild 7: Idyllisches Sonnenplatzerl bei Stelzling, erst seit den 80ern so bezeichnet.
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Bild 8: Seitenporträt beim Sonne genießen.
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Bild 9: Über uns Cirrus-Bewölkung und ein paar Cumulus fractus.
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Bild 10: Zunderschwamm mit Regentropfen.
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Bild 11: Föhnstürme hatten hier ganze Arbeit geleistet.
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Bild 12: Gefranster Enzian.
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Bild 13: Seitling oder Schwefelporling, jedenfalls fotogen.
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Bild 14: Blutrote Sommerwurz (Orobranche gracilis)
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Bild 15: Jaukenstöckl (2204m), Jaukenhöhe (2234m) und Torkofel (2276m) links.
Der Name kommt von slowenisch jug für Süden, also vom Südföhn. Der Gebirgstock Jauken wartet gleichzeitig mit einer Besonderheit auf: Jeweils nördlich und südlich vom Berg liegen Ortschaften namens Dellach, ich wüsste in Österreich sonst keinen zweiten Fall. Dellach im Drautal wurde 1267 erstmals als Doellach erwahnt, Dellach im Gailtal erstmals 1370 als Doelach. In beiden Fällen sind die Ortsnamen slawischen Ursprungs, wahrscheinlich von doljiah - bei den Talbewohnern).
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Bild 16: Ehemalige Wallfahrtskirche von Kötschach, 1399 erstmals erwähnt.
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Bild 17: Korallenpilze direkt am Weg.
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Bild 18: Gespenstische Atmosphäre mit aufsteigenden Nebelfetzen.
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Der letzte Hang war besonders schön (leider kein scharfes Foto gelungen), dort standen dutzende abgeblühte Orchideen. Im Juni muss es dort traumhaft farbenfroh zugehen.
Bild 19: Ochsenalm, auf Wegweisern auch als Kötschacher Alm bezeichnet.
Im Hintergrund das tief eingeschnittene Drautal, das mich ein wenig an Südtirol erinnerte.
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Bild 20: Kuhmulus pileus.
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Oben schaute ich wieder einmal auf den aktuellen Lauf des Lokalmodells - hoppala, da wurden plötzlich wieder Niederschläge gerechnet, und zwar bereits in rund zwei bis drei Stunden. Zwar nur in einem schmalen Streifen über Oberkärnten aber quasi über uns. Es fiel mir etwas schwer, die anderen informieren zu müssen, dass die Gipfelrast mitunter etwas kürzer ausfallen musste. Warum diese Modellrechnung plausibel und realistischer war als die komplett trockene Variante, dazu später mehr.
Bild 21: Schwarz weiß Ansicht.
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Bild 22: Beim direkten Anstieg auf den Jukbichl.
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Bild 23: Aufstiegsporträt.
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Bild 24: Jukbichl (1889m), in älteren Karten Juckbühel, Jukbühel.
In allen Varianten jedenfalls ein Hügel, der vom Südwind angeströmt wurde - und auch das kein Zufall, dass gerade dieser Mugel so hieß, lag er doch genau gegenüber vom Plöckenpass und damit direkt in der "Einflugschneise" der Südströmung.
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Bild 25: Kreuzeckgruppe gegenüber, die wir als nördliches Ausweichziel in Betracht gezogen hatten.
Sie lag die meiste Zeit allerdings in Wolken. Nur kurz wurde der Rotwieland (2555m) frei, darunter Kristallspitze (2401m).
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Bild 26: Fortsetzung des Drautals, weiter rechts gings zum Weissensee, wo ich 2019 Urlaub machte.
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Bild 27: Kompakte Quellbewölkung über der Kreuzeckgruppe, aber noch harmlos.
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Bild 28: Jauken, der von Süden erstiegen wird.
Nördlich der Jaukenhöhe befindet sich Bergsturzgebiet mit abgerutschtem Nordhang, mutmaßlich wie viele Bergstürze in der Region auf das große Erdbeben in Friaul im 14. Jahrhundert zurückzuführen, das auch große Teile des Südhangs vom Dobratsch ins Gailtal rutschen ließ. Wir leben in geologisch ruhigen Zeiten, muss man sagen.
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Bild 29: Nun wird's aber Zeit fürs Wetter: Weiterhin viele Cirren im Südwesten bzw. über uns.
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Bild 30: Die Modellprognose vom Freitagmorgen für den frühen Nachmittag:
Sie zeigt den Mitteleuropa-Ausschnitt und darüber gelegt die Windgeschwindigkeit in 500hPa (ca. 5,5km Höhe). Da befand sich ein Starkwindband (Jetstream) direkt über den Ostalpen mit Schwerpunkt Kärnten. Eine Vorhersagerregel lautet, dass unter solchen Starkwindbändern bei labilen Luftmassen immer mit Gewittern gerechnet werden muss. Bei einer hochsommerlichen Luftmasse wie an diesem Tag noch mehr.
Die Karte sah ich unterwegs, damit war die Prognoseänderung (zurück) zu aufziehenden Gewittern plausibel.
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Der Jukbichl bricht nach Osten steil über eine Wiesenleiten ab. Eigentlich wollten wir am Kamm bleiben, doch das Gelände sah anfangs unübersichtlich aus, daher wechselten wir auf den Forstweg zurück.
Bild 31: Zuvor aber noch eine schöne Rarität: Bartnelke (Dianthus barbata).
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Bild 32: Zurück am Kamm und steil hinauf zu der Erhebung, die wir für den Kaserlahnkopf hielten.
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Bild 33: Oben erwartete uns ein golfplatzähnliches, gewelltes Plateau.
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Bild 34: Samt nicht eingezeichnetem See.
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Bild 35: Auf der anderen Seite befand sich der eingezeichnete See.
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Bild 36: Manfred und Günter bastelten am ...
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Bild 37: ... Gipfelkreuz für den Kaserlahnkopf (1811m).
Laut Karte und KAGIS stimmte die Höhe, nur ...
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Bild 38: ... sahen wir kurz darauf einen noch höheren Gipfel weiter östlich.
Laut Karte stimmte das, er war rund dreißig Meter höher.
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Bild 39: Was soll's, nahmen wir den Mugel halt auch noch mit ....
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Bild 40: Bald die Überraschung: Hier befand sich ein Kreuz mit Holzfigürchen und Holzbank.
Laut Inschrift mit Kaserlahnkopf, 1811m, bezeichnet. Wir hatten unser GPS und Höhenuhr mit und maßen an verschiedenen Stellen 1835 bis 1841m. Ein paar Meter weiter den Kamm entlang fanden wir noch einen höheren Punkt auf einer mächtigen Baumwurzel. Jetzt wollten wir sichergehen, den höchsten Punkt erreicht zu haben. Laut KAGIS lag dieser bei 1841m. Die Höhe beim Gipfelkreuz war falsch.
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Bild 41: Gefranste Enziane.
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Bild 42: Weglos und steil hinab zum nahen Forstweg auf der Dellacher Alm.
Die Alm gab es schon seit Jahrhunderten und umfasste früher das ganze Plateau bis zum Jukbichl.
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Bild 43: Heute bewohnt u.a. eine ansehnliche Murmeltierpopulation die Alm.
Das fetteste Murmeltier blieb vor dem Bau sitzen.
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Bild 44: Das zweite Tier war deutlich näher und hätte ich fast übersehen.
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Bild 45: Murmeltierland, hinten der Fadenberg (1728m).
Richtung Karnische Alpen dichter Cirrus einer Schauerwolke, die sich später zum Gewitter entwickeln sollte. Sehr schwer zu erkennen für Laien, wie alles, was von Süden kam und vom Karnischen Hauptkamm verdeckt wurde.
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Ein Murmeltier kündigte unsere Anwesenheit mit lauten Pfiffen an. Kurz darauf wuselte es an allen Ecken und mindestens ein dutzend Murmeltier kamen herbeigewieselt und machten sich bereit, im Bau zu verschwinden.
Bild 46: Meine Figur nach den Weihnachtsfeiertagen...
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Bild 47: Kecker Spion.
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Bild 48: Sonderlich scheu wirkten sie nicht.
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Bild 49: Kleines Murmeltier ein paar Meter vor mir direkt neben dem Forstweg.
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Dann erreichten wir die Dellacher Alm, eine private Alm. Drei Jäger saßen vor dem Gebäude. Wir fragten, ob wir was bekommen können. Sie seien zwar kein Gasthaus, aber ein Bier und ein hausgemachten Zirben könnten wir gerne haben. Es ergab sich eine nette Plauderei. Die Alm war gemietet, oft kamen sie einfach nur um zu beobachten, nicht nur, um zu schießen. So erfuhren wir, dass sich hier ein Steinadlerpärchen mit Jungen befand, ebenso Bartgeier, rund 25 Murmeltiere, und alleine im Gailtal mindestens fünf Wolfsrudel.
Während wir eine gute Stunde auf der Alm saßen, donnerte es ein paar Mal hörbar östlich von uns. Ich blieb ungewohnt entspannt dafür, denn ich wusste von der starken Südströmung und dass das Gewitter tendenziell nicht näher kommen würde. Davon abgesehen waren wir bei der Alm in Sicherheit und der Rückweg nicht mehr weit.
Bild 50: Jauken mit dunklen Gewitterwolken knapp östlich zwischen Tor- und Reißkofel.
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Bild 51: Nach einer Stunde verließen wir die schöne Alm wieder.
Näher zur Hütte liegen rötliche Felsen auf der Alm, ich glaube, dass sie aus Konglomeratgestein bestehen.
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Bild 52: Etwas Glück braucht man eben auch:
Das Satellitenbild von 15.40, also während dem Almaufenthalt, zeigt Wolken verschiedener Mächtigkeit über dem Süden von Österreich und Nordostitalien. Bräunlich sind tiefe Wolken (reine Wasserwolken), rosa sind mächtigere Quellwolken (teils unterkühltes Wasser) und türkis Schauer- bzw. Gewitterwolken mit kleinen Eiskristallen (starke Aufwinde). Darüber gelegt das Blitzlayer (gelbe Punkte stehen für Blitzentladungen). Der Schwerpunkt des Gewitters lag südlich der Karnischen Alpen, die Ambosswolke reichte bis zu den Hohen Tauern. Wir befanden uns genau am Westrand (roter Stern). Genau so hatte das Modell in etwa die Gewitterstraßen gerechnet, nur nicht auf den Kilometer genau.
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Bild 53: Dunkler Pilz.
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Bild 54: Auch in den Gailtaler Alpen gab es einen Ho-Chi-Ming-Pfad.
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Bild 55: An Wasser mangelte es hier nicht.
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Bild 56: Zurück beim Parkplatz hatte sich das Gewitter aufgelöst, doch die Atmosphäre blieb gewitteranfällig.
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Wir folgten nun einem Tipp, den ich von dem Sozialem Netzwerk Bluesky erhalten hatte: Lamprechtsbauer (1010m) am Fuß des Plöckenpass oberhalb der Mauthner Klamm.
Bild 57: Von dort hatten wir eine prächtige Sicht auf das Gailtal und auf unsere Gipfelziele gegenüber.
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Vor dem Haus hörten wir noch die Schweine im Stall quieken, eine Dreiviertelstunde später lagen sie am Teller, bei mir in Form eines leckeren Jägersteaks. Ich esse sonst selten Schwein, aber das wirklich sehr zart und schmackhaft. Während dem Essen zog das zweite Gewitter mit etlichen nahen Blitzentladungen, auffrischendem Wind und Starkregen über den Plöckenpass. Als wir mit dem Essen fertig waren und zum Auto gingen, war es wieder trocken. Das war schon unverschämtes Glück! Am Abend gewitterte es weiter. Deutlich später als ursprünglich gerechnet, aber jetzt konnte es uns Wurscht sein. Ein abwechslungsreicher Tag ging würdig zu Ende.
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