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Eckdaten:
- Wegführung: Schottwien Gemeindeamt (9.20) - Eselstein (982m, 11.15-11.30) - Georgskogel (999m, 11.45) - Gebirgsjägersteig - Pollereshütte (13.40-14.10) - Sonnwendstein (1523m, 14.15) - Erzkogel (1504m, 14.40) - Enzianwirt (15.30-16.25) - Semmering Bf. (17.05)
- Länge: 15,9 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 1280 hm
- Reine Gehzeit: ca. 5 Std. 45 Minuten
Der mutmaßlich schönste Tag meiner freien Tage musste genutzt werden. Doch hatte ich am Nachmittag ein (Online-) Meeting und sollte dann zumindest Empfang haben und (noch) nicht im Zug sitzen. Daher fiel meine Wahl auf den Semmering und beliebiger Routenlänge. Im ersten Teil wollte ich versuchen, den Ostgrat vom Eselstein zur Gänze zu gehen. Mein erster Versuch war im November 2019, bis ich an einer Felswand anstand und aufgrund damaliger Fußprobleme nicht im Steilgelände experimentieren wollte. Die Besteigung ist dieses Mal bis auf ein kurzes Stück gelungen. In der lichteren Jahreszeit lässt sich der ein oder andere Felsen möglicherweise direkt überklettern, aber alleine wollte ich kein Risiko eingehen.
Track: Gesamt und Anstieg auf den Eselstein (Bild 1-20)
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Ich startete im wie immer schattigen Schottwien, aber dieses Mal wehte lebhafter Südwind (Semmeringföhn), wodurch es recht mild war. Also kurz am markierten Weg und an den beiden Wachturm-Ruinen vorbei, bis ich direkt auf den Kamm wechselte. Steigspuren waren dort vorhanden.
Bild 1: Hier war die Fortsetzung noch eindeutig.
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Bild 2: Bei dieser Forstwegkehre stieg ich wie 2019 über die Böschung auf den Kamm.
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Bild 3: Blaue Grenzmarkierungen und gelegentliche Steigspuren.
Zwischen den jungen Buchen konnte ich mich noch gut durchzwängen.
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Bild 4: Ich erreichte auf Anhieb die Felswand wie vor über sechs Jahren.
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Bild 5: Nach rechts gab es deutliche Steigspuren, denen ich unterhalb der Felswand entlang folgte.
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Bild 6: Auch diese Wand weiter oben wurde gequert, bis zu einer Mulde weiter rechts.
Steigspuren leiteten dann im Zickzack zum Grat hinauf.
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Links wurden Felsen von der Sonne angestrahlt, Steigspuren waren dorthin erkennbar - das wollte ich mir näher anschauen. Zum Schluss steil über angenehmen Heidekrautmoosboden zum Felsen und unschwierig zum ...
Bild 7: ... prächtigen Aussichtsplatz mit Blick auf die Schnellstraße.
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Bild 8: Gegenüber Sonnwendstein mit noch gut erkennbarer Seilbahntrasse (1956-2005) und der Schneise der steilen Nordskiabfahrt.
Links außerdem Maria Schutz, rechts Hirschenkogel, den ich im Abstieg aus Gründen umgangen habe.
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Bild 9: Weitwinkelpanorama.
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Zurück in den kleinen Sattel und wie nun weiter? Vor mir ragte eine schmale, steile Felswand auf. Sie zu überklettern verwarf ich bald wieder, da ich nicht wusste, wie sie endete. Ich probierte es links unterhalb der Wand, doch wurde das Gelände bald erdig-steil und abdrängend. Also zurück in den Sattel und am Waldhang versuchte ich die Umgehung auf der anderen Seite. Zu dichter Wald und abschüssiges Gelände. Keine Chance. Also weglos direkt hinab auf den Forstweg. Den benutzte ich damals auch, um später wieder auf den Grat zu kommen.
Bild 10: Ruine Klamm mit Kapelle, im Hintergrund rechts Gösing.
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Bild 11: Bei einer markanten Biegung des Forstwegs mit Felsgebilden.
Am Nordhang des "Pfarrwalds" befanden sich zahlreiche, weitere imposante Felsen. Ich sah gegenüber einen ausgeprägteren Kamm und beschloss, über diesen zum Grat zurückzukommen.
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Bild 12: Das ging auch problemlos, wieder mit blauen Punkten an den Bäumen.
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Bild 13: Rote Grenzmarkierung am Ostgrat.
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Von Osten kommend gab es ebenfalls Wegspuren - es musste also möglich sein, dem Kammverlauf länger zu folgen.
Bild 14: Die meisten Felsen bin ich rechts oder links umgangen.
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Bild 15: Hier stieg ich steil links hinunter und querte unterhalb entlang.
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Bild 16: Die Steigbuchkassette hatte schon bessere Tage gesehen.
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Bild 17: Die sogenannte Eselsteinhütte, eine klassische Jagdhütte.
Ab da wurde der Kamm gutmütig und breiter.
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Bild 18: Rechts an diesem großen Felsgebilde vorbei.
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Bild 19: Deutliche Ansätze einer Bergzerreißung unterhalb vom Gipfel.
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Bild 20: Und dann hatte ich es geschafft! Das Gipfelkreuz wurde sichtbar.
Die letzten Meter unschwierig am Grat entlang, bis man in den markierten Schlussanstieg einmündete.
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Bild 21: Nach knapp zwei Stunden Aufstieg konnte ich das Gipfelpanorama in Ruhe genießen.
Dabei wehte lebhafter Südföhn und ein erster Herbstgruß mit verfärbtem Laub. Im Hintergrund am Hirschenkogel sah man den breiten Forstweg (bzw. Skiabfahrt im Winter), über den ich später absteigen sollte.
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Bild 22: Pollereswand und Weinzettelwand oberhalb der Adlitzgräben.
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Bild 23: Tagesrekord - trockene Warmsektorluft machte es möglich: Kleine Karpaten.
Am Vormittag war die Sicht nach Nordosten noch klarer. Links Vápenná (747m, 138km), Vysoká (754m), rechts flacher Teufelskoppe (Certov Kopec, 752m).
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Bild 24: Richtung Neusiedler See regnete es stellenweise aus der Warmfrontbewölkung (Altocumulus).
Der Niederschlag verdunstete aber weitgehend, bevor er den Boden erreichte (virgae).
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Bild 25: Gamperlgraben- und Wagnergrabenviadukt.
Links Pfefferwand, mittig Kreuzberg, hinten Mittagstein, Saurüssel, Schwarzenberg und föhnartiger Altocumulus oberhalb der Quellwolke.
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Bild 26: Wagnergrabenviadukt gerade mit langem Autozug.
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Im Abstieg nahm ich noch den Georgskogel (999m) mit. Er hatte sein kleines Metallkreuz verloren, aber es gab noch ein Holzkreuz und den Baumschmuck von 2019.
Bild 27: Blick zum Hotel Panhans, 1888 eröffnet und zeitweise eines der größten Hotels von Europa mit 400 Zimmern.
Das Hotel beherbergte von 1932 bis 1969 das Alpenstrandbad Semmering, ein architektonisch bedeutsames Hallenbad.
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Bild 28: NSA-Horchposten am Semmering.
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Bild 29: Landidylle oberhalb der alten (zweiten) Passstraße.
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Bild 30: Der markierte Weg verläuft am Ende entlang dieses Zauns im Drüsigen Springkraut.
Ich kanns nicht beschwören, aber 2019 gab es diesen vermutlich noch nicht. Der ehemalige Bärenwirt wurde inzwischen abgetragen und durch ein modernes Wohnhaus ersetzt.
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Ich ging ein Stück die Straße weiter und dann weglos über die Grasböschung hinauf, um ein wenig abzukürzen. An der Einmündung des Almsteigs in den Reitsteigweg traf ich die ersten beiden Wanderer des Tages. Ich folgte dem Weg weiter, da ich den Gebirgsjägersteig anstrebte, nichtsahnend, dass ...
Bild 31: ... bei der Querung des Steigs Unmengen an Bäumen herumlagen.
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Bild 32: Bergauf lag der Wegweiser am Boden und das Gelände wirkte unaufgeräumt. Markierungen fehlten.
Hinweise auf Sperren sah ich bis dato keine. Hätte sich eine weiter unten beim ehemaligen Bärenwirt befunden, wäre ich wohl stattdessen den Almsteig gegangen. So aber ging ich weiter. Der Steigverlauf war noch einigermaßen erkennbar und nach den ersten etwa fünfzig Höhenmetern war der Steig wieder problemlos begehbar und gut in Schuss.
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Bild 33: Deswegen liebe ich diesen Anstieg ...
Er erinnert mich an meine früheren Gaisbergtouren mit ähnlich vielen Kehren und Höhenmetern - ideales Training.
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Bild 34: Frühere Liftstütze des Einser-Sessellifts.
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Bild 35: Nicht mehr markierte Abzweigung zum Almrosensteig.
Dieser umrundet den Sonnwendstein und mündet in den Almsteig. Die Grasrampe wächst allmählich zu.
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Bild 36: Ah, deswegen! Ich war also am letzten Tag der Sperre unterwegs.
Gearbeitet wurde nicht, aber es sah auch nicht so aus, als ob der Steig ab dem Folgetag begehbar sein würde. Bedauerlich wieder einmal, dass Alpenvereinsaktiv diese *aktuelle* Sperre nicht enthielt, sonst hätte ichs schon bei der Planung bemerkt.
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Bild 37: Pollereshütte.
Als ich bei der Hütte ankam, saß gerade eine Gruppe mutmaßlich Tschechen bei eigenen Getränken auf der Terrasse der Pollereshütte, die montags Ruhetag hat. Ich marschierte schnurstracks zur kleinen Hütte und nahm mir aus der Metallkiste ein kühles Bier. Alle Augen waren staunend auf mich gerichtet. Kurz darauf kam eine Frau her, wir begrüßten uns und sie meinte, sie hätten das nicht gewusst. So kam jeder noch zu seinem Getränk.
Der Aha-Effekt stand der Gruppe ins Gesicht geschrieben, das war wirklich köstlich.
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Bild 38: Originell umfunktionierter Sessel des alten Lifts:
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Bis auf ein paar Gummibärchen hatte ich bis zur Pollereshütte noch nichts gegessen, das holte ich jetzt nach und aß mein Kürbis-Gemüseweckerl vom Ströck. Danach musste ich natürlich noch auf den höchsten Punkt vom Sonnwendstein gehen.
Bild 39: Ungewöhnlich gestochen scharfer Hochschwab-Blick (links), rechts die Veitsch.
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Bild 40: Zagelkogel und Hochschwab-Hauptgipfel.
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Bild 41: Spannende Bewölkung über den Kalkstöcken des Alpenostrands.
Flache Quellwolken, darüber Altocumulus floccus in verschiedenen Höhen.
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Bild 42: Südbahn (breit) und Neunkirchner Allee (schmal, rechts).
Beide Trassen verbinden Wiener Neustadt und Neunkirchen. Die Allee ist mit 15km der längste geradlinige Straßenabschnitt von Österreich, früher auch Wiener Neustädter Grundlinie genannt, ab 1762 mit der Triangulierung der Monarchie für die Josephinischen Landesaufnahme.
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Bild 43: Durchgucker links des Kampls (Schneealm):
Links Schneekogel (1634m) und Tonion (1699m), darunter die Lachalpe, dann Blühboden und dahinter Großer Königskogel (1574m) und rechts der Dürrenstein (1878m,62km).
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Bild 44: Kleiner Otter, Mitterotter und Großer Otter links.
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Nun hätte ich über den Almsteig gleich zur Passhöhe absteigen können, mit den etwa hundert Höhenmetern Gegensteigung beim Ausgehen zweier Gräben im finsteren Wald. Oder ich blieb oben in der Sonne bei guter Fernsicht Richtung Nordwesten. Die Entscheidung fiel daher leicht.
Bild 45: Eisenerzer Reichenstein (2165m) und Trenchtling (2081m), rechts Vordernberger Griesmauer (2015m) und TAC-Spitze (2019m).
Zwischen Reichenstein und Trenchtling Kleiner (2395m) und Großer Bösenstein (2448m,111km) in den Rottenmanner Tauern.
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Bild 46: Seckauer Tauern in rund 90km Entfernung.
Zinken, Maierangerkogel, Brandstätterkogel, Hochreichart und Geierhaupt.
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Bild 47: Gößeck (2214m) links, Großer Grießstein (2337m,102km), Geierkogel (2231m) und Griesmoarkogel (2007m) bei Hohentauern.
Im Vordergrund Troiseck (1466m) und links Thalerkogel (1655m) vor Gößeck.
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Bild 48: Otter-Gipfel und das südliche Steinfeld vom Erzkogel (1504m).
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Bild 49: Drüberschauer über die Stangalpe: Seetaler Alpen.
Links Rennfeld (1629m), dann Zirbitzkogel (2396m,115km), Scharfes Eck (2364m) und Kreiskogel (2306m), rechts Roßeck (1664m) und Mugel (1630m) und ganz rechts Wenzelalpe (2151m,114km).
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Bild 50: Schöckl (1445m) rechts, Pommesberg (1287m) links
Ohne Dunst würde der Ursulaberg (Urslja gora) in den Karawanken knapp links vom Pommesberg drüberschauen.
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Bild 51: Am Dürriegel konnte ich das Panorama noch einmal genießen - selten so wenig Menschen getroffen.
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Bild 52: Das ehemalige Schutzhaus Pinkenkogel direkt am Gipfel.
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Bild 53: Rückblick auf den Dürriegel und Sonnwendstein.
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Nun war für mich klar, dass aufgrund der dunstigen Verhältnisse im Westen die Nockberge kaum sichtbar sein würden. Das war praktisch der einzige Grund, die Aussichtswarte am Hirschenkogel aufzusuchen. Sonst gab es dort oben viel Infrastruktur für andere Freizeitsportler, nicht aber für Wanderer. Daher ließ ich den Gipfel und die damit verbundene Gegensteigung aus und ging über den Forstweg hinunter. Bei der Kehre mit der Enzianhütte sprach mich die Speisekarte an und so kehrte ich dort das erste Mal überhaupt auf der Terrasse ein. Es war herrlich sitzen. Ich nahm den Bunten Salat mit gebratenen Hühnerstreifen, low carb sozusagen. Kurz nach vier stieg ich in das Meeting ein, was problemlos ging, und brach dann allmählich auf, um die anderen Gäste nicht zu stören.
Bild 54: Skipiste und Vielfalt an Altocumulus-Unterarten im Norden.
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Bild 55 und 56: Wellenstruktur im hohen Altocumulus direkt am Alpenostrand.
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Bild 57: Herbstzeitlose auf der Skipiste.
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Von der Passhöhe wars noch ein Katzensprung zum Bahnhof. Dort musste ich über eine halbe Stunde warten, dafür war der Speisewagen im tschechischen Railjet fast leer und ich aß noch ein Omelette mit gutem Brot auf der Heimfahrt. Insgesamt ein gelungener, abwechslungsreicher Ausflug.
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