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28.04.25 Am Römerland Radweg von Petronell-Carnuntum nach Wien, Wiener Becken

Eckdaten:

  • Wegführung: Petronell-Carnuntum (10.20) - Heidentor (10.35) - Scharndorf (11.00) - Höflein (11.35) - Göttlesbrunn (12.25) - Arbesthal (12.40) - Enzersdorf an der Fischa (13.40) - Schwechat (15.00) - Wien (16.25)
  • Länge: 76 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 310 hm
  • Fahrtzeit: 6 Stunden (mit einigen Pausen)
  • Viecher: 8 Rehe, 6 Hasen, 1 Fasan, 1 Graureiher, 1 Ziesel, Hornissen, Asiatische Tigermücken

Wenn man eine Tour plant und dann kommt etwas anderes heraus.... ursprünglich wollte ich via Pachfurth, Bruck an der Leitha nach St. Magarethen am Moos und dann nach Fischamend. Die jüdische Synagoge aus dem 14. Jahrhundert in Bruck ist leider öffentlich nicht zugänglich, hätte mich am meisten interessiert. Dann plante ich über Arbesthal, aber weiterhin nach Fischamend. In Höflein beschloss ich, den Römerland Carnuntum Radweg bis Schwechat zu fahren.

Track mit zwei Abweichungen (Url ohne klein ergibt höhere Auflösung):

Vom Bahnhof in Petronell zuerst zur Rundkapelle, dann am Heidentor vorbei nach Scharnstein. Dem Radweg folgend über Höflein, Göttlesbrunn nach Arbesthal. Bis dahin überwiegend Schotterwege, aber gut zu fahren. Dort ist die Radroute mittlerweile geändert (beschildert). Es gibt zwei Mal "Fahrradstraßen", im Prinzip aber normale Radwege parallel zur L166, ehe man mit einem Tunnel die A4 unterquert und wieder zum Radweg kommt. Längere Asphaltpassagen, die insbesondere mit Rückenwind und bergab ordentlich Spaß machten.

Ins Fischatal bricht das Gelände dann unvermutet steil ab und mit zwei engen Kehren geht es ins Tal hinab. Dort hab ich mich dann bei der Überquerung der Bahngleise verfahren, weil sich die Straße kurz darauf gabelt, aber der Wegweiser nicht eindeutig war. Ab dem Nordende von Schwadorf folgte ich wieder dem Radweg auf der Südumfahrung des Flughafengeländes. Die B10 muss überquert werden, was mit dem vielen Verkehr etwas heikel ist, dann am Golfplatz Schwechat vorbei und zur Schwechat hinab. In Mannswörth an der Uferpromenade rastete ich im Schatten.

Ab dort befand ich mich auf meiner Arbeitsstrecke (habe zwar mitgetrackt zur Vollständigkeit, hier aber nicht mehr eingezeichnet) und mit Rückenwind dann nach Hause.

Ich startete gegen 10.20 Uhr MESZ am Bahnhof von Petronell-Carnuntum. Der Ort alleine samt aller archäologischer Sehenswürdigkeiten würde einen Besuch lohnen. Die Pfarrkirche, die ebenfalls romanischen Ursprungs ist, hab ich sträflicherweise ausgelassen.

Bild 1: Am Weg zur romanischen Rundkapelle. Noch war es angenehm kühl.

Bild 2: Die Rundkapelle steht etwas erhöht mitten in einer ausgedehnten Wiese.

Der Vorgängerbau stammt aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, der einheitliche Neubau aus dem Jahr 1200. Es handelt sich um eine der ältesten und bedeutendsten Rundkirchen Österreichs. In den meterdicken Außenmauern verbrigt sich ein Verteidigungsgang. Das Kegeldach stammt aus der Zeit um 1700.

Bild 3: Eingang über das romanische Stufentor mit Tympanon und Würfelkapitellen.

Bild 4: Nachträglich eingebautes Fenster.

Bild 5: Nächster Programmpunkt: Das Heidentor, bisher nur vom Zug aus gesehen.

Es handelt sich um ein spätantikes Siegesdenkmal aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Es befand sich vermutlich an der Kreuzung zweier Verbindungsstraßen. In der Mitte der Figurensockel, ursprünglich vier Meter hoch. Münzfunde in der Umgebung datieren auf die Zeit Konstantin I. (306-337 n. Chr.)

Bild 6: Frontalansicht.

Bild 7: Eingeritzte Zahlen und Buchstaben.

Was mögen jene, die die Jahreszahl 1946 eingeritzt haben, wohl über die heutige Zeit denken? Den Faschismus gerade überlebt und jetzt geht die Scheiße schon wieder los.

Bild 8: Quadrifons-Modell aus dem Jahr 2024.

Bild 9: Die Umgebung des Heidentors mit Leithagebüsch im Hintergrund.

Bild 10: Die Natur erobert sich das Denkmal zurück.

Die erste Etappe des Radwegs führt über geschotterte Feldwege nach Scharndorf (urkundlich 1072 als Scorindorf erwähnt).

Bild 11: Bei der Wehrkirche machte ich den nächsten Fotostop.

Eine mittelalterliche Umfassungsmauer umgibt die Wehrkirche. Der Turm stammt aus dem Jahr 1043, nach manchen Quellen auch 1083, von Zinnen gekrönt. Das Langhaus aus der Zeit um 1200.

Bild 12: An der Westseite des Langhauses befindet sich jeweils beidseitig des Turms ein zugemauerter Eingang.

Bild 13: Das ursprüngliche Bodenniveau des Langhauses lag deutlich tiefer als der heutige Friedhof.

Bild 14: Detailansicht von Süden mit neueren Fenstern aus der späten Barockzeit.

Bild 15: Immer wieder erstaunlich, was in den Mauern alles gedeihen kann:

Bei der Weiterfahrt wäre ich beinahe an einer Hausecke mit einem Border Collie kollidiert, dessen Frauchen ohne Vorwarnung um die Ecke bog. Über Feldwege nun weiter nach Südosten, wo mich der Gegenwind voll anblies. Zum Glück nur kurz.

Bild 16: Linkerhand der Wartberg (231m).

Ich zitiere vom Forum Flora Austria: "Es findet sich lückiger Walliserschwingel-Pfriemengras-Trockenrasen mit offenen Schotterbodenstellen sowie auf tiefgründigerem Boden Fiederzwenken- und Trespen-Halbtrockenrasen." Die beiden mittelalterlich wirkenden Dächer stammen vom Hochbehälter (Wasserspeicher).

Bild 17: Der Radweg führt am Dorfanger von Höflein vorbei kurz steil hinauf zum Kirchenberg (191m).

Dort befand sich früher ein römisches Kastell. Die Friedhofsmauer wurde teilweise aus römischen Steinmaterial erbaut, sie folgt dem Verlauf der ehemaligen Kastellmauer. Der gotische Kirchturm wurde gegen Kriegsende zerstört und nach alten Plänen in den Jahren 1947/48 wieder aufgebaut. Die Maßwerkfenster sind frühgotischen Ursprungs.

Bild 18: Langhaus mit den Grundmauern des Vorgängerbaus.

Bild 19: Römische Fundamente im romanischen Turm.

Im Ortsgebiet wurde außerdem eine römische Villa aus dem 4. Jahrhundert ausgegraben.

Bild 20: Die mächtigen Friedhofsmauern, im Hintergrund die Kellergasse, die ich gleich besuchen würde.

Bild 21: Die weithin sichtbare Pfarrkirche, im Hintergrund Hundsheimer Berg.

Bild 22: Eine von fünf Kellergassen.

Das älteste Gebäude datiert auf das Jahr 1643, die meisten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Bereits im 11. Jahrhundert wurde aus Höflein Wein in das Stift Göttweig geliefert.

Bild 23: Einer der Heurigen hatte einen Kühlschrank zur Selbstbedienung, was ich gerne für eine Rast nutzte.

Nun war für mich klar, dass ich statt nach Bruck an der Leitha (Gegenwind, Werktagsverkehr) lieber dem verkehrsberuhigten Römerlandradweg weiterfolgen wollte. Es folgte eine schöne asphaltierte Bergabfahrt nach Göttlesbrunn und durch den Ort bis ans südöstliche Ende.

Bild 24: Bei der Kirche von Göttlesbrunn (urkundlich 1239 als Gotinsprun)

Das zugemauerte romanische Rundbogenfenster fiel mir beim Vorbeifahren natürlich sofort auf.

Bild 25: Die Kirche hatte offen: Innen angenehm zurückhaltend barockisiert, sonst wirkte das Langhaus noch mittelalterlich mit dicken Mauern.

Auch hier handelt es sich um eine ehemalige Wehrkirche (um 1159) mit romanischem Langhaus, später querschiffartig erweitert.

Nun kurz entlang vom Göttlesbrunner Bach nach Arbesthal. Hier hätte ich zumindest ein oder zwei Heurigen als Einkehrmöglichkeit gehabt.

Bild 26: Ich blieb wie so oft bei der (ebenfalls ehemaligen Wehr-) Kirche hängen:

Urkundlich wurde Arawezital 1083 erstmals erwähnt. Eine Kapelle wurde 1248 erstmals erwähnt. Im 17. Jahrhundert wurde der Turm erhöht. Das heutige Erscheinungsbild stammt weitgehend aus dem 18. Jahrhundert. Der Hügel wurde künstlich aufgeschüttet. Die Friedhofsmauer ist die ehemalige Ringmauer einer Burganlage und teilweise aus dem 13. Jahrhundert.

Bild 27: Der Karner mit einem Rundbogenfenster.

Hier erkannt man noch die ursprüngliche Höhe der Ringmauer, die 1860 teilweise abgetragen wurde.

Bild 28: Zugemauertes Rundbogenfenster im Langhaus.

Bild 29: Daneben eingeritzte Hieroglyphen.

Bild 30: Eingemauerter Grabstein nahe dem Ostportal aus dem Jahr 1700.

Bild 31: Prellstein mit Gewändestein und eingeritzter Jahreszahl 1571

Bild 32: Nach Arbesthal begann der asphaltierte Radweg, mit Rückenwind erneut sehr schön und recht idyllisch.

Der Radweg querte aber nicht wie in allen Karten (auch OpenCycloMap, Outdooractive vom Alpenverein) eingezeichnet die A4, sondern die Route wurde geändert.

Bild 33: Eine "Fahrradstraße" führte nun parallel zur Landstraße, bis man die A4 unterquert.

Dahinter dann rechts und zwischen zwei Waldgebieten ruhig, aber recht grob geschottert leicht ansteigend nach Nordwesten.

Bild 34: Rechterhand ein Steinbruchgebiet am "Kalter Berg".

Bild 35: Nach einer flotten Abfahrt hinter dem Ludwigshof (um 1790 errichtet, heute Rennpferdbetrieb) nach Norden wieder moderat nach Nordwesten steigend.

Unweit vom Ludwigshof ereignete sich am 20. Juni 1914 die sogenannte Körting-Katastrophe. Ein Militärflugzeug stieß mit dem Militärluftschiff M.III Körting zusammen. Alle Insassen kamen uns Leben.

Bild 36: Der Belag verleidete mir ein wenig das schnelle Fahren, da immer wieder größere Steine am Weg lagen.

Das Panorama entschädigte, hier mit erstem Blick auf das Flughafengelände, den Wienerwald im Hintergrund und rechts Fischamend.

Bild 37: Links der Stadtturm (Untergeschoß um 1050 errichtet). mittig die Pfarrkirche und rechts der Wasserturm.

Bild 38: Flugsicherungstower. Die Großstadt verschwimmt mit dem OMV- und Flughafengelände

Bild 39: Vermeintlich flach rollte ich nun Richtung Fischatal aus.

Doch nördlich vom Königsberg (260m) ging es steil über zwei enge Kehren über die Geländekante hinab.

Bild 40: Marterl im Fischatal.

Bild 41: Die 35km lange Fischa entwässert Tiefquellen des Wiener Beckens.

Der Nebenfluss Piesting ist zwar um ein Vielfaches länger, führt aber viel weniger Wasser.

In Klein-Neusiedl verpasste ich die erwähnte Abzweigung. Dadurch sah ich aber über dem offenen Feld ein Rudel Rehe und direkt darüber eine Boeing 777 starten. Verhauer sollte man durchaus mal zulassen und nicht immer stur nach dem Navi fahren.

Bild 42: Zurück am Radweg, nun das Flughafengelände südlich entlang fahrend.

Bild 43: Das Wetterradar von Rauchenwarth, das Ostösterreich abdeckt.

Bild 44: Flugsicherungstower mit Marterl.

Bild 45: Am ehemaligen Zwangsarbeitslager Schwechat (Katharinenhof) vorbei, hier wohl ehemaliges Wirtschaftsgebäude.

Dahinter die 2022 in Betrieb genommene Photovoltaik-Anlage des Flughafens, die 30 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt.

Bild 46: Denkmal für einen gefallenen k.u.k. Major am 29. August 1900

In der Inschrift steht "Das Officierscorps des Infanterie Regiments Michael Großfürst von Rußland Nr. 26". Es handelt sich dabei um ein ungarisches Infanterie-Regiment von 1878.

Bild 47: Die Hornissen am Wegesrand vertrieben die asiatischen Tigermücken.

Letztere breiten sich jedes Jahr weiter nach Norden aus. In Niederösterreich und dem Burgenland gab es 2024 mehrere Fälle von Dengue- und Westnilfieber, auch mit schweren Verläufen (v.a. neurologische Komplikationen).

Bild 48: Dann entlang der Schwechat, wo man immer noch deutlich den Wasserstand vom September 2024 ablesen konnte.

Nun ging mir schon langsam das Wasser aus. Ich rastete zunächst an der Uferpromenade von Mannswörth im Schatten und fuhr dann entlang der Radroute zum Flughafen, die ich üblicherweise zum Nachtdienst fuhr, bis zur Seitenhafenbrücke, wo naturgemäß überall gegrillt wurde. Da hätte ich mich gerne dazugesetzt. Das Wichtigste war aber der Trinkwasserbrunnen zum Auffüllen meiner Flaschen. Dann entlang des Donaukanals und Praterallee nach Hause. Die letzten Kilometer spürte ich dann schon meine Knie. Viel länger hätte es nicht sein dürfen.

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