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Eckdaten:
- Wegführung: Plavecké Podhradie (10.10) - Vápenná (Rostún, 11.45-12.25) - Sedlo Uhliská (570m, 13.20) - Klokoc (661m, 14.00) - Amonova Lúka (556m, 14.35) - Báborská - Sedlo Báborská (370m, 15.20) - Plavecký hrad (Blasenstein, 15.50) - Ausgangspunkt (17.00)
- Länge: 14,5 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 700 hm
- Reine Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
- Tiere: Bläuling, Misteldrossel
Aus irgendeinem Grund mag HTML das Dach nicht auf den Konsonanten. Dafür Entschuldigung bei den Einheimischen.
Eine wunderbare Gemeinschaftsplanung führte uns am Feiertag in Österreich, Fronleichnam, in die Kleinen Karpaten. Für mich nach der Hohen und Niederen Tatra das dritte Gebirge in der Slowakei, in das ich hineinschnuppern durfte. Wir reisten bis 9 Uhr zur Fähre in Angern an der March an, die hier die Staatsgrenze bildet.
Bild 1: "Das Leben ist schön" heißt dieses Lokal auf Stelzen.
Hier kehrten wir nach der Tour am Abend ein. Das Lokal befindet sich aus gutem Grund ein paar Meter über dem Boden. An diesem Tag betrug der Pegelstand rund 1,50m. Beim Rekordhochwasser im März/April 2006 waren es knapp 7,50m.
Bild 2: Für jeweils ein Euro pro Person und pro Auto setzten wir in die Slowakei über.
Vom Grenzort Záhorská Ves, der übrigens auch einen Bahnanschluss hat, fuhren wir über Landstraßen weiter zur Bezirkshauptstadt Malacky (knapp 19000) Einwohner. Von dort über eine breite Straße inmitten eines geschlossenen Waldstücks nach Rohozník. Das Waldstück ist wohl auch deswegen so unberührt, weil es sich hier um ein riesiges Militärsperrgebiet handelt, das fast 40km lang von Lozorno im Süden bis Senica im Nordosten handelt. Knapp östlich befindet sich der Militärflughafen. Dann noch durch den Ort Solosnica und schon waren wir in Plavecké Podhradie, übersetzt unterhalb der Burg (Blasenstein).
Bild 3: Eine Rauchschwalbe (Hirundo rustica) beobachtet unsere Ankunft.
Bild 4: Entlang des Ortes stiegen wir an.
Bild 5: Durchaus ähnlich zum Weinviertel sind die ausgeprägten Anger, hier etwas bergwärts versetzt.
In der Mitte im Graben verläuft ein Nebenbach des Králov potok. Die Sonne knallte schon früh in die Südwestseite des Berges, entsprechend froh waren wir, als wir bald im Wald waren.
Bild 6: Freundliche Begrüßung durch zwei Golden Retriever.
Bild 7: Blick auf den Ort mit dem (Hradisko) Pohanská (495m) im Hintergrund.
Auf der höchsten Erhebung hatten sich bereits die Kelten niedergelassen (Oppidum). Der Ort selbst ist im 11. und 12. Jahrhundert entstanden, als die Kumanen (slowakisch: Plavci), ein turktatarisches Volk als Grenzwächter für das Königreich Ungarn dienten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1247 als Detreh, das deutsche Blasenstein erschien 1396.
Bild 8: Wahrscheinlich Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium).
Bild 9: Stellvertretend für alle Waldabschnitte: Naturbelassen, kaum größere Sturmschäden und sonnendurchflutet.
Bild 10: Unterhalb des Gipfels (705m) mit etlichen Wegweisern und Zeitangaben.
Pod = unterhalb, Sedlo = Sattel, Dolina = Tal, Male/Malou = Klein, Chata/Huta = Hütte, Vrch = Berg.
Bild 11: Bald erreichten wir den Gipfel mit der kühnen Leiter.
Mir war nicht ganz wohl bei der Steilheit und ich spürte die müden Beine noch von der Radfahrt am Vortag, daher blieb ich unten. Wolfgang und Günter waren oben. Die Aussicht war mittags noch recht dunstig und besserte sich erst im Tagesverlauf.
Bild 12: Blick vom Gipfel nach Süden zum Vysoká (754m), dem zweithöchsten Gipfel der Kleinen Karpaten.
Was uns sofort auffiel, waren die naturbelassenen Waldgebiete, soweit das Auge reichte. Keine größeren geschlägerten Gebiete. Davon könnte sich Österreich eine Scheibe abschneiden, im Hinblick auf das heftig debattierte Renaturierungsgesetz. Von Westen näherte sich im Tagesverlauf eine Kaltfront, von Osten die herumgeführte labile Warmluft eines Höhentiefs über der Westukraine. Wir lagen im stabilen Zwickel dazwischen, weshalb ich diese Region vorgeschlagen hatte.
Gegenüber sah man dennoch erste lockere Quellwolken und ein paar Altocumulus castellanus-verdächtige Quellungen.
Bild 13: Vysoká mit durchaus ausgeprägten Steilflanken.
Bild 14: Blick nach Nordosten zum Dubník (514m), dahinter liegt Horné Oresany (Obernußdorf)
Dort ließen sich im 14. Jahrhundert deutsche Siedler nieder und betrieben Weinbau. Im Hintergrund in der Tiefebene (Waagtal) sah man noch die drei rauchenden Türme des Kernkraftwerks Bohunice.
Bild 15: Blick nach Südosten, rechts Jelenec (695m), links Geldek (694m)
Bild 16: Gipfelrast bei knapp 20°C laut Wetterstation am Turm.
Die frei verfügbaren Wetterdaten findet man unter holfuy.com und Solosnica.
Bild 17: Sinnspruch:
"Wohin Du auch gehst, was auch immer Du suchst, am Ende suchst Du Dich selbst." (W.V. Steindl)
Bild 18: Bläuling am Gipfel.
Bild 19: Nickende Disteln am Gipfelfelsen.
Bild 20: Abstieg durchs Gemüse.
Auch das war interessant an diesem Tag: Erst der karge Waldboden, oben die Kalkfelsen, und am langen etwas holprigen Nordostkamm dann durchgehende Stauden und immer wieder auch Brennessel. Lange Hose also durchaus von Vorteil.
Bild 21: Zwischendurch ergeben sich weitere Aussichtspunkte.
Bild 22: Stiefmütterchen (Viola spec.)
Bild 23: Urwaldfeeling.
Besser gesagt Regenwald, denn die Luftfeuchte war teilweise drückend hoch. Es waren auch noch Spuren der kräftigen ortsfesten Gewitter am Dienstagnachmittag sichtbar, teilweise recht ausgewaschene Wege und Gräben.
Bild 24: Die Brunnen im Wald waren hier mit Holztüren verschlossen.
Dahinter befand sich ein großer vierecker Raum, manchmal mit Tassen. Nebenan oft ein Grill- oder Rastplatz. Diese Quelle heißt Mesacná lúka.
Nicht weit davon entfernt gab es auch eine von vielen Karsthöhlen in der Umgebung. Ein Schild besagte, dass es sich hier seit 1953 um das größte Naturschutzgebiet der Kleinen Karpaten handelt. Es gibt zudem Trockentäler und Fischerhöhlen.
Bild 25: Misteldrossel?
Bild 26: Anstieg zum Klokoc, eine ganz andere Landschaftsform und Vegetation!
Statt schroffer Felsen und Gemüse gab es hier sanfte Hügel und eine Vegetation, die eher an Trockenrasen erinnerte.
Bild 27: Links türmte sich ein Cumulus mediocris, blieb aber noch harmlos.
Bild 28: Rechts hinten war bereits die Gipfelwiese sichtbar.
Bild 29: Anstieg, das Gipfelkreuz schon sichtbar.
Bild 30: Das genagelte Kreuz.
Die eingehämmerten Nägel stellen die Sorgen der Menschen dar, die zuvor am Gipfel waren. Einen Hammer gab es, nur Nägel hatten wir keine dabei.
Bild 31: Rückblick zum Vápenná, schon ein gutes Stück weg zurückgelegt.
Bild 32: Auch die Nordflanke des Berges mit hohen Gräsern statt Brennesselstauden.
Bild 33: Hier befanden sich weitere Karsthöhlen, allerdings ohne Zutritt.
Eine Schautafel besagte, dass es sich hier um Dolinen unterschiedlicher Größe handelte, mit kreisförmigen, ovalen oder länglichem Grundriss. Sie wiesen häufig auf den Verlauf von Spalten und unterirdischen Räumen hin und stellen Anfangsstadien der Entwicklung von Tälern dar. Auf der linken Seite der Mokra dolina, auf dem Javorinka Plateau, sind Karstgruben mit der tektonischen Verwerfung verbunden, wodurch eine deutlichere Karstsenke entsteht.
Bild 34: Zwischendurch ein Kontrollblick in den Himmel: Die Quellungen nahmen nun deutlich zu.
Es bildeten sich hier drei separate Aufwindschläuche mit Cumulus mediocris. Offenbar gab es aber noch eine Inversion in der Höhe, denn sie fielen später wieder zusammen.
Bild 36: Unterhalb des Báborská (542m), wo viel Bärlauch wuchs, ein Blick in die ...
Bild 37: ... Ferne. Der Hang beinahe bisambergartig, aber die Landschaft doch viel anders.
Unten in der Senke unser Ausgangsort, im Hintergrund die Marchebene und das Weinviertel.
Bild 38: Zementwerk Holcim bei Rohozník, an klaren Tagen vom Wienerwald aus erahnbar.
Bild 39: Am Nordhang des Keltenbergs eine stattliche eingefasste Quelle mit trinkbarem Wasser.
Unweit davon blühten Türkenbundlilien.
Nach einer knappen halben Stunde Gehzeit ab dem Báborská-Sattel erreichten wir schließlich die Burgruine Blasenstein - ein gelungener Schlusspunkt unserer abwechslungsreichen Wanderung!
Bild 40: Schopfige Trauben-Hyazinthe (Muscari comosum), noch nie gesehen vorher!
Bild 41: Wilde Malve (Malva sylvestris)
Bild 42: Königskerze ((Verbascum spec.)
Bild 43: Burg Blasenstein, zwischen 1256 und 1273 entstanden.
Der Name kommt vom slawischen Polovci und nicht vom slowakischen plavec (Schwimmer), also nicht das schwimmende Schloss. In Ungarn wurde sie unter dem Namen Detrek bekannt, benannt nach dem Erbauer Detrich. In der Schenkungsurkunde wird das Land als terra Kuhna erwähnt. Im 15. Jahrhundert begann der Umbau durch die Grafen von Svätý Jur und Pezinko, es entstand ein zweiter gotischer Palast mit großen herrschaftlichen Sälen und einem Vorhof, der die innere Burg schützte. Die Zinnen verschwanden von den Umfassungsmauern und wurden durch geschlitzte Schießscharten ersetzt. Die letzte Rettung bot ein Geheimgang, der in eine kleine Spalthöhle unter der Burg führte.
Nach dem Aussterben ihrer Familie ging die Burg in den Besitz der deutschen Magnatenfamilie Fugger über, sie verstärkten die Burg mit einer gewaltigen Kanone, eine Bastion, die den Zugangshang schützte. Ab Ende des 16. Jahrhunderts war die Familia Balas im Besitz der Burg und verstärkte die Festung mit Elementen der Renaissance-Architektur. Während der Zeit von Pállfy ab 1641 verlor die Burg ihre Funktion als Herrenhaus und diente nurmehr als militärische Festung. 1706 wurde die Burg vom kaiserlichen Feldherr Siegbert Heister erobert und schwer beschädigt. Seither ist sie eine Ruine.
Übersetzung der Beschriftung:
Bild 44: Von der Vorhalle zum Burgtor, rechts die Mauern der westlichen Vorhalle.
Bild 45: Vermutlich Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)
Bild 46: Reste des Wohnhauses.
Bild 47: Gewitterwolke im Frühstadium über den westlichen Ausläufern der Weißen Karpaten.
Wie es der Zufall so wollte, sah ich links einen Erdblitz, etwa 30km entfernt.
Bild 48: Bestes Fotolicht nun für den nördlichen Teil der Kleinen Karpaten:
Im Hintergrund mächtige Gewitterwolken, rund 100km entfernt. Ganz vorne rechts Jelenia hora (415m), oberhalb von Plavecký Mikulás ausgeprägte Felsen. Dahinter kegelförmig Veterlín (723m) und ganz links der Gruppenhöchste Záruby (Scharfenstein, 768m).
Bild 49: Radarbild für ca. 14.50 Uhr:
Eine längliche Kette mit Gewittern vom östlichen Tschechien bis in die Hohe und Niedere Tatra. Gleichzeitig die zerfleddernde Kaltfront vom Waldviertel bis zum Rosaliengebirge mit eingelagerten Gewittern. Dazwischen niederschlagsfrei und da waren wir.
Bild 50: Blick nach Westen in die weite Tiefebene.
Bild 51: Gewitterstimmung mit Königskerze.
Bild 52: Südlicher Vorhof mit der Kanonenbastion der Oberburg.
Über die Bastion konnte man in die Oberburg gelangen.
Bild 53: Passend zur Örtlichkeit: Feldrittersporn (Consolida regalis).
Bild 54: Die Oberburg war wirklich sehenswert!
Ganz links die Mauer eines Wohngebäudes. Ganz hinten links stand der Burgpalast. Rechts Reste der Türme mit Bausubstanz 13. Jahrhundert.
Bild 55: Naturgemäß musste ich noch einen Blick auf die Gewitterwolke werfen.
Sie bildete links inzwischen einen scharf abgegrenzten Regenfuß aus.
Bild 56: Reste eines Wohnturms.
Nach Durchzug der Kaltfront hätte man von hier wahrscheinlich den Schneeberg gesehen.
Eine freundliche Einheimische bemerkte, dass wir Deutsch sprachen und wir wechselten ein paar Worte. Sie meinte noch, ich solle mich ins "Burg"-Buch eintragen. Die Ortsansässigen würden sich freuen zu sehen, dass auch Besucher aus Österreich hier waren. Das tat ich dann noch und wünschte einen schönen Tag.
Bild 57: Zurück nahmen wir eine Abkürzung am Fuß des Burgbergs.
Bild 58: Satellitenbild bei unserer Ankunft am Parkplatz gegen 17 Uhr:
Über der Westukraine drehte sich ein Höhentief ein, das hochlabile Luftmassen von Osten heranführte. Östlich der weißen Linie erzeugte der Einflussbereich des Höhentiefs verbreitet teils heftige, aber langsam ziehende Gewitter. Über Sachsen befand sich gleichzeitig ein Bodentief mit einer schwächlichen Kaltfront, die vom Zittauer Gebirge über Prag bis ins Weinviertel und das Burgenland reichte. Der Cluster über Niederösterreich löste sich bereits auf und es blieb nurmehr leichter Regen übrig. Wir lagen zwischen beiden Fronten und blieben ganztägig trocken.
Nach der Tour fuhren wir den gleichen Weg zurück und setzten mit der Fähre über. Auf der Terrasse des Stelzenlokals ließ sich überdacht und im Windschatten gut aushalten, mit Bier und Bauerntoast. Am Rückweg sahen wir bereits ab Angern in weiter Ferne den Schneeberg und das Stuhleck in über 100km Entfernung bei ausgeputztem Himmel. Ein erfüllter Tag ging zu Ende.
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