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03.08.24 Preineckkogel (1449m) und Obersberg (1467m) ab Preintal, Mürzsteger Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Walchbauer Parkplatz (9.33) - Bärenboden (10.25) - Preinecksattel (1302m, 11.10) - Preineckkogel (1449m, 11.45) - Bärenköpfl (1416m) - Mistelbacher Höhe (1306m, 13.20) - Obersberg (1467m, Waldfreundehütte, 14.00-15.40) - Holzeralm - Mistelhof - Parkplatz (17.35)
  • Länge: 16,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 6 Stunden
  • Viecher: 4 Auerhennen, 5 Gämse; Feldhase, Kolkrabe, mutmaßliche Wildkatze, bellendes Reh
Bei der Suche nach einer geeigneten Tour wechselte der Wetterbericht die Regionen durch. Beim ORF sollte es ausgehend vom Waldviertel Regenschauer geben, bei der Hohen Warte vor allem im Mostviertel. Das europäische Modell zeigte schon ab Mittag Regenschauer, das deutsche Lokalmodell erst am späten Nachmittag und dann in schmalen Schauerstraßen organisiert. Die Gewitterneigung war nur gering, da die Mächtigkeit der Quellwolken durch eine Absinkinversion begrenzt wurde.

Wolfgang schlug den Obersberg von Süden vor, den Kamm zwischen Preinecksattel und Obersberg kannte ich noch nicht. Die größte Schwierigkeit laut kürzlichen Fotos war der massive Windwurf am Kamm.

Bild 1: Bereits bei der Anfahrt auf der Südautobahn sahen wir ausgeprägte mittelhohe Quellwolken.

Wie hier teilweise sogar mit Vereisung (Cumulonimbus capillatus altocmulogenitus). Es war also feucht und labil genug. Die Frage war eher, wie mächtig sie noch werden konnten, und ob wir genau in der Schauerstraße liegen würden, oder nördlich und südlich davon. Ein klein wenig Nervenkitzel für mich.

Bild 2: Nach unkomplizierter Anfahrt erreichten wir den Parkplatz im Preintal.

Bei unserer Ankunft ging gerade eine Gruppe Wallfahrer Richtung Mariazell weg, die von einem Kleinbus begleitet wurden.

Bild 3: Nach knapp zehn Minuten Gehzeit dann dieses Schild:

Ein Zeitraum war nicht angegeben. Es war Samstag. Was waren unsere Optionen? Bis zum Preinecksattel dürfte der Weg begehbar sein, weil es von dort zum Gippel und nach Zögernitz geht. Notfalls konnten wir auch auf den Gippel umdisponieren.

Bei einer Kehre, wo der Forstweg zum Hof führt, ging der markierte Weg laut Karte gerade aus weiter, allerdings eingezäunt mit Stromschnur. Wir gingen langsam weiter, bis rechts ein paar Pferde standen, die der Grund für die Einzäunung waren.

Bild 4: Kaum ein Tier mag die pralle Sonne. Hendln machten da keine Ausnahme.

Bild 4a: Über den Forstweg erreichten wir den weitläufigen Bärenboden.

Laut älterem Kartenmaterial der AMAP stand dort auch vor über 100 Jahren keine Hütte. Vielleicht gab es ja wirklich Bären dort.

Bild 5: Gamswurz oder sowas ähnliches.

Bild 6: Im oberen Teil kurz unterhalb des Sattels verlegte Windwurf den Aufstiegsweg.

Wir sind es links durch etwas rutschiges, erdiges Gelände umgangen, man hätte aber auch rechts steil direkt zum Weg queren können.

Bild 7: Am gutmütigen Wiesenkamm.

Nach ca. 1 Std. und 50 Minuten erreichten wir den Preinecksattel. Von dort bin ich damals mit Krinolia von Norden kommend auf den Gippel aufgestiegen im November. Bei Altschneeresten, Föhnsturm und immer gegen die Sonne schauend. Eine herbstliche Wiederholung bei ruhigeren Wetterbedingungen ist überfällig.

Bild 8: Altocumulus floccus deutete mit Nachdruck auf die Präsenz mittelhoher Feuchte hin.

Bild 9: Schwarzauer Gippel (1624m) und Gippel (1669m), ganz rechts Göller.

Bild 10: Gemeindealpe, Scheibe und Ötscher im Westen.

In der Höhe flache Quellwolken, viel mittelhohes, aber eher ausgebreitetes Gewölk und ein paar Föhnfische.

Bild 11: Für kurze Zeit bildeten sich genau über dem Ötscher sogenannte Kelvin-Helmholtz-Wellen.

Das sind diese brechenden Wellenkämme oberhalb der Wolkenbank. Sie deuteten auf eine stabile Schichtung in dieser Höhe und Windzunahme hin.

Bild 12: Richtung Schneeberg und Rax wurde die stabile Schichtung ebenfalls deutlich:

Flache Quellwolken, gedeckelt durch mittelhohe Wolkenbänke. Bis hierhin und nicht weiter. Damit war ich deutlich entspannter für den restlichen, zeitweise exponierten Kammweg.

Bild 13: Rückblick zum Schwarzauer Gippel.

Bild 14: Am gut begehbaren Kamm zum Preineckkogel.

Bild 15: Ein stattlicher Kolkrabe machte auf sich aufmerksam.

Bild 16: Gedenkkreuz für Hans Eder.

Die Gipfel von Preineckkogel und Bärenköpfl waren eher unscheinbare Kuppen im eher sanften Kamm auf diesem Wegstück.

Bild 17: Angenehmer Gipfelwiesenkamm zum Preineckkogel hinüber, rechts hinten Obersberg.

Bild 18: Rückblick zum reschen Steilaufschwung des Schwarzauer Gippels.

Die Gegensätzlichkeit aus schroffem Felshang und grünen Steilwiesen war faszinierend. Hier wuchs auch Vogelwurz zahlreich, möglicherweise blühten hier im Frühling zahlreiche Orchideen.

Bild 19: Gutensteiner Alpen im Norden.

Bild 20: Der Windwurf wurde zahlreicher, ließ sich aber anfangs noch umgehen.

Erst ab der Gipfelkuppe dieses Aufschwungs hier begann der Steig sich phasenweise unter kreuz und querliegenden Bäumen zu verlieren.

Bild 21: In Bildmitte verbarg sich eine Schauerwolke hinter der Quellschichtbewölkung

Man sieht unterhalb des blauen Flecks eine weiße Wolke durchschimmern, das war der Amboss der Schauerwolke. Angesichts der vielen Ausbreitungsschichten (Stratocumulus cumulogenitus) war aber kein intensiver Niederschlag erwartbar.

Bild 22: Rückblick über den bisherigen Kammverlauf ab Preinecksattel und bis zum Göller.

Bild 23: Hier mussten wir rechts in die Flanke ausweichen und durch tiefes Gestrüpp wieder zum Kamm zurück

Bei Holzarbeiten unter der Woche sollte man hier nicht gehen, sonst war es ungefährlich, aber eben mit Zeitverlust verbunden. Reichlich Wilderdbeeren und Himbeeren versüßten die Botanikruachlerei.

Bild 24: Blick übers Gscheidl zum Mitterberg (1496m)

Links Hohe Veitsch und Großer Wildkamm, rechts Königskögel und Kampl im Hochschwab.

Über die Gscheidlhöhe oder kurz Gscheidl führt der Mariazellerweg. Der Schwemmunternehmer Georg Hubmer (1755 in Gosau geboren, 1833 in Naßwald gestorben) erbaute ab 1811 bis 1827 einen 430 Meter langen Schwemmtunnel durch das Gscheidl und konnte so Baumstämme von der Lahnsattelseite her zur Schwarza und weiter nach Wiener Neustadt triften. Damals handelte es sich um den längsten Tunnel von Österreich. 1827 ließ Hubmers Enkel einen zweiten, 760 Meter langen Schwemmtunnel sprengen. Heute sind die Zugänge teilweise eingestürzt, aber von einer Seite noch begehbar.

Bild 25: Ein schwacher Regenschauer zog gegen viertel zwei über Hinteralm, Reisalm und Hochstaff südostwärts weiter.

Uns erreichten lediglich ein paar erfrischende Spritzer, sonst blieb es gänzlich trocken.

Bild 26: Auch dieser Windwurf war gut links zu umgehen.

Bild 27: Im Bereich der Mistelbacher Höhe ist der Felsgrat mittlerweile freigelegt.

Im Bereich des Kamms flatterte vor uns plötzlich eine ganze Gruppe großer Vögel auf. Eines spazierte noch kurz am Boden entlang, entwischte aber, bevor ich es fotografieren konnte. Ziemlich sicher eine Auerhenne und mindestens vier davon. Für einen Hahn waren sie zu grau.

Bild 28: Der alpinste Teil des Kammverlaufs führte steil an einer Felsrippe hinauf.

Bild 29: Steile Felswände im Norden des baumfreien Nordhangs.

Bild 30: Stellvertretend für weite Bereiche des Kamms: Blauer Eisenhut in rauen Mengen.

Bild 31: Zu meiner Freude sah ich nach vielen Jahren wieder einmal einen Pannonischen Enzian.

Bild 32: Über der Jochart nun ausgeprägte Föhnwolken: lenticularis und Rotorwolken.

Bis hierhin war der Wind nie so stark, dass wir froren, aber zugleich stark genug, um nicht zu schwitzen. Ideal eigentlich.

Bild 33: Den kleinen Bewohner entdeckte ich erst daheim am Foto.

Nach fast drei Stunden Gehzeit, gut 1 Stunde länger als angegeben, erreichten wir den Gipfel des Obersbergs und kurz darauf die Hütte.

Bild 34: Vor der Einkehr noch ein Prachtblick zum Schneeberg.

Ganz vorne Baumeckkogel (972m), Kuh- und Hochschneeberg, rechts Kleiner und Großer Fegenberg, in Bildmitte Mittagstein, rechts Großer Otter, daneben Kampstein.

Bild 35: Geöffnete Hütte.

Bei meinem ersten Besuch, nach meiner Erinnerung ein Mittwoch, hatte sie geschlossen. Das Essen war sehr gut und es ließ sich gut aushalten auf der Terrasse. Die ganze Familie half bei der Bedienung mit, der Personalmangel machte sich auch hier bemerkbar.

Bild 36: Bei diesem Anblick könnte ich mir auch gut vorstellen, dort zu übernachten.

Noch in einer Karte von 1880 hieß das Klosterwappen übrigens Königstein (neben dem Kaiserstein gegenüber).

Bild 37: Klosterwappen mit doppelter Föhnwolke (Altocumulus lenticularis duplicatus).

Bild 38: Über den Großen Fegenberg (1196m) bis zum Feuchtaberg (1380m) und Mittagstein rechts.

Der Aufstieg zum Mittagstein ist noch bis mindestens Jahresende gesperrt, um den Waldbrand aufzuarbeiten. Man sollte sich wegen der erhöhten Steinschlaggefahr und möglicherweise nicht mehr gut erkennbarem Wegverlauf dringend an die Sperre halten. Die Bergrettung musste schon mehrmals ausrücken.

Bild 39: Nach ausgiebiger Rast stiegen wir ab.

Am Ende der Wiese teilt sich der Weg. Links geht es direkt nach Schwarzau, rechts über den Hirschbach.

Bild 40: Hubmerkogel (1282m) gegenüber mit der langen Felsflanke mit mehreren Halbhöhlen.

Bild 41: Großer Sonnleitstein (1639m) von Norden.

Bild 42: Bergidylle (mit Handlesberg dahinter), rechts Dürre und Hohe Wand.

Bild 43: Blauer Eisenhut, hochgiftig.

Dann konnten wir uns entscheiden: Entweder den markierten Weg absteigen bis zum Eckbauern und rund 3km Straßenhatscher zurück zum Parkplatz. Oder den Forstweg und zugleich Hüttenauffahrt direkt zum Ausgangspunkt. Wir wählten die letztere Variante. Das war knieschonender und es gab ohnehin noch genügend zum Schauen.

Um die Ecke im Wald hörten wir plötzlich ein lautes Bellen, aber es war nur ein schreckendes Reh. Das klang wie ein Hund, aber doch anders.

Bild 44: Schwacher Regenschauer im Südwesten:

In Bildmitte die Tonion, links Hochschwab-Hauptgipfel, rechts Großer Griesstein in knapp 52km Entfernung.

Bild 45: Vorwitziger Gratzacken.

Bild 46: Schnappschuss des Tages.

Bild 47: Zwischen Kuhriegel und Lahnberg schaute der Sonnleitstein knapp drüber.

Bild 48: Evtl. Wachtelweizen-Scheckenfalter.

Bild 49: Selbstporträt.

Vom Bärenboden weg bis zum Abstieg hatte ich mir wieder einen stabilen Holzstock besorgt. Ein Stecken reichte mir.

Bild 50: Wenn der Jäger nicht mehr weiß, bildet er einen Arbeitskreis.

Bild 51: Hier befand sich laut älteren Karten der Mistelhof, dahinter der Mistelkogel.

Im Hintergrund rechts Lahnberg (1594m). Kurz vor dem Foto sah ich noch einen Feldhasen über die Wiese davonhoppeln.

Nach ein paar weiteren kurzen Kehren waren wir bald wieder im Graben angelangt, wo wir am Vormittag aufgestiegen sind, und kurz darauf beim Parkplatz.

Bild 52: Möglicherweise sollten wir das einmal näher ereutern.

Bild 53: Offensichtlich die, sehr aufmerksame Leitkuh.

Sie schaute zuerst in unsere Richtung, entschied dann, dass wir keine Gefahr waren, und es legten sich alle hin. Nachdem wir nicht wegfuhren, sondern stehenblieben, stand sie wieder auf, schaute sehr eindringlich sicherlich fünf Minuten lang in unsere Richtung, bis wir abfuhren.

Bei der Rückfahrt sahen wir gleich am Beginn des Preintals, wo sich das Tal verjüngt, ein Tier die Straße entlang und in den Wald zurückspringen. Es sah aus wie eine Katze, aber ein sehr buschiger Schwanz und recht dickes Fell. Gut möglich, dass es sich um eine Wildkatze gehandelt hat. Es gibt beim Naturschutzbund dafür ein eigenes Meldeformular. Ich erhielt eine interessante Antwort. Unsere Sichtung wurde als C3 (mögliche Wildkatze) eingestuft, Nachweise seien von dort noch keine bekannt, aber es gebe einige Hinweise aus dem Bezirk Neunkirchen, die Gegend hätte viel Potenzial für die Wildkatze. "Spannend wäre dort eine Suche mit Lockstöcken und Fotofallen."

Ein von Beginn an kurzweiliger Tourentag ging spannend zu Ende. Danke für die Idee und Ausführung, Wolfgang!

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