Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

30.08.24 Predigtstuhl (2543m) ab Rantensee, Schladminger Tauern

Eckdaten:

  • Wegführung: Kehre beim Rantensee (1884m, 8.50) - Predigtstuhl (2543m, 11.40-12.15) - Hinterkarscharte (14.10) - Hinterkarsee (14.45-15.15) - Kehre (15.45)
  • Länge: 6,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 730 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
  • Viecher: Erdfrosch
  • Info: Querung in die Nordflanke ausgesetzt und unversichert, teilweise versicherter Gipfelanstieg (B/I), die letzten Meter luftig zum kleinen Gipfelplateau.

Der Predigtstuhl ist kein leicht erreichbarer Berg. Von Norden sind die Zustiege lang und die Höhenmeter gewaltig, etwa von der Breitlahnalm (1071m) über die Neualm von Nordwesten, oder von der Potzalm (1152m) und Hubenbauertörl von Osten. Vom Etrachsee (1374m) bleibt ein langer Hatscher und vom "Bahnhof" im Rantental (1367m) sind es kilometerlanger Forstweg zusätzlich. Außer, man klärt wie Manfred am Vortag, wo man sich den Schlüssel für den Schranken holen kann. Dann lässt sich bis zum Talschluss beim Rantensee auf einer rumpeligen Forststraße fahren. Alternativ gäbs hier sogar ein Bus, aber der fährt schon um 6 Uhr hinein und bereits um 15 Uhr zurück.

Bei der Anfahrt der erste lustige Zufall: Bei der Suche nach der Adresse für den Schlüssel sahen wir in Krakauhintermühlen eine Frau mit einem Hund fragten nach. Es stellte sich heraus, dass es die Besitzerin des Schlüssels war.

Bild 1: Beinahe hätte sich unsere Gehzeit um eine Stunde verlängert.

Noch vor Beginn der obersten langen Kehren blockierte ein Holztransporter mit Anhänger die Straße. Wir setzten erst zurück und versuchten neben dem Weg zu parken, damit er vorbeifahren konnte. Er sah uns dann und wir stellten uns links neben ihn. Indem er seinen Stützpfosten einfuhr, konnte er an uns vorbeifahren und wir unsere Fahrt fortsetzen.

Bild 2: Ein einsames Trogtal. Rechts die Kastlerwände.

Bild 3: Rantensee.

Links Rantenknorrn (2352m) und rechts die Knarrnspitze (2387m).

Bild 4: Der See von seiner stumpfen Seite..

Erst moderat über einen angenehmen Erd-Wiesensteig hinauf, dann steiler, aber immer gut gangbar, bis wir ...

Bild 5: Blick auf den Hinterkarsee hatten..

Rechts Alpleck, links in das Kar hinein ging es zur Hinterkarscharte, unser Rückweg. Links oben die Windschnurspitze (2451m).

Bild 6: Der Kamm gegenüber wird auch als Rantenknorrn bezeichnet.

Rechts von der Knarrnspitze die Gamskarspitze (2439m).

Bild 7: Spiegelporträt.

Bild 8: An den den Lacken vorbei war eine kurze Blockpassage zu überwinden.

Bild 9: Zitronengelbes Habichtskraut (Hieracium pilosella).

Bild 10: Dann lagen die beiden Wiegenseen vor uns.

Über die Schulter in Bildmitte schlängelte sich der Weg in kurzen Kehren aufwärts und dann kam die anspruchsvolle Passage. Rechts ließ sich noch erahnen, wo sich wahrscheinlich in der Kleinen Eiszeit (zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert) Gletscher befunden haben.

Bild 11: Gipfelkreuz des Predigtstuhls!

Der Aussschnitt täuschte. Zuerst über Schutt eine Rinne hinauf, um die Kante herum und dann nochmal steil zum Gipfel.

Bild 12: Wiegeneck (2472m).

Bild 13: Beim Näherkommen zeigte sich der helle Rand bei den Felsen noch deutlicher.

Bild 14: Ein anhänglicher Kleiner Fuchs wollte mit auf den Gipfel gehen.

Bild 15: Im Hintergrund Preber (2740m) und Roteck (2742m), dahinter Jägerspitz (2573m)

Richtung dunstige Nockberge bildeten sich schon frühzeitig größere Quellwolken, wie an allen Tagen.

Bild 16: Um diese Jahreszeit eher selten, aber manchmal lohnte sich auch der Blick nach unten noch.

Bild 17: Noch im flachen Teil des Anstiegs.

Bild 18: Plötzlich wurde die Stille am Berg zerrissen.

An uns flogen nur wenige hundert Meter über uns und höchstens 2-3km entfernt zwei Eurofighter vorbei nach Süden. Das Geräusch ging durch Mark und Bein, aber beeindruckend war es schon.

Bild 19: Der breite Verbindungsgrat zwischen Wiegeneck und Predigtstuhl ist erreicht:

Dabei kamen uns fünf Wanderer entgegen und das war auch gut so, weil alle hätten gar keinen Platz am Gipfel gehabt. Hier der Blick ins Hüttenkar und zum Obertal, der Verlängerung des Kleinsölktals. In Bildmitte thront die Hochwildstelle (2747m), rechts Seekarspitze (2500m).

Bild 20: Links der Hochwildstelle erstmals so etwas wie Fernsicht zum Hohen Dachstein in 33km Entfernung.

Davor links Zwiesling (2469m) und Höchstein (2543m), unser Gipfel von vor zwei Jahren und auf den Meter genau so hoch wie der Predigtstuhl.

Bild 21: Nun übernahm Manfred die Führung.

Zunächst querten wir unter den plattigen Felsen nach rechts und dann über die Schuttrinne aufwärts. Davor ließen wir unsere Stecken unten. Wer hätte sie hier auch fladern sollen?

Foto vom Schöneck vom Folgetag: Die Gipfelpassage:

Aus der Schuttrinne ausgesetzt querend und dann sehr exponiert um eine abdrängende Kante herum. In der Nordwestflanke abkletternd und dann seilversichert über eine Platte in die Scharte. Dann wechselte der Weg in die Südostflanke und ging teilweise seilversichert im Zickzack auf den Gipfelgrat.

Bild 22: Die ausgesetzte Querung bis zur luftigen Kante.

Bild 23: Vor Beginn der Versicherungen Blick in die Scharte und zum Gipfel.

Bild 24: In der schattigen Scharte wieder das beeindruckende Hüttkar mit den Seen im Fokus.

Von dort zieht der Steig übrigens wesentlich steiler an der Nordseite hinauf.

Bild 25: Wolfgang beim Aufstieg auf gut griffigem Fels (A)

Die Perspektive täuschte: Der direkte Anstieg zum Gipfel wäre schwieriger geworden.

Bild 26: Rückblick zur Scharte mit der Querung vollständig im Schatten.<

Bild 27: Schlüsselstelle im Aufstieg:

Ein abdrängender Riss, wo man erst gute Tritte finden musste.

Bild 28: Danach kam kurz einfaches Gehgelände...

Bild 29: ... bevor wir zum Schlussakkord ansetzten.

Erst rechts herum, dann durch einen Riss mit guten Tritten aufwärts und zum Schluss direkt am Grat ...

Bild 30: ... erreichten wir nach weniger als drei Stunden Gehzeit den Gipfel!

Ich hatte mir vorher ein paar Wanderberichte durchgelesen, auch Paulis Tourenbuch, der von der Schwindelfreiheit ähnlich besaitet ist wie ich. Ich empfand es als weniger schlimm als am Mosermandl vor 12 Jahren, wo der Grat wesentlich schmaler und kalkiger war. Hier aber gab es breite Blöcke und gute Griffe und Tritte.

Am Gipfelkreuz war nicht viel Platz und ein wenig unruhig blieb ich trotzdem, weil wir über den luftigen Grat wieder abklettern mussten. Dennoch nahmen wir uns ein wenig Zeit für eine Rast und zum Bewundern der Umgebung.

Bild 31: Zum Beispiel zu den Hasenohren neben der Hasenohrenscharte.

Einer der schwierigsten Kletterpassagen der Niederen Tauern mit 4+ Stellen.

Bild 32: Niedere Tauern im Osten.

Im Vordergrund rechts das Rosskar mit dem Hubenbauertörl (2051m), dann das trogförmige Steinkar und ganz links endete der Schrotttrog beim Bauleiteck und den Hasenohren.

Bild 33: Blick übers Deneck hinweg zu ...

Links im Dunst Sonntagskogel (2229m), Eiskarspitz (2350m), Hohenwart (2363m) und dahinter Großer Griesstein (2337m) in den Triebener Tauern.

Bild 34: Panorama Ost.

Bild 35: Auch keine einfache Gratüberschreitung (vergessen wo...)

Bild 36: Auf gleicher Höhe Höchstein nun prominenter, dahinter Hoher Dachstein, mit Großem Koppenkarstein rechts.

Der Dachsteingletscher hat alleine diesen Sommer über vier Meter Dicke verloren. Dort blieb es wie in den übrigen Lagen um 3000m Seehöhe im gesamten August frostfrei.

Bild 37: Liebbliche Moränenlandschaft.

Bild 38: In die Gegenrichtung mit dem Gipfelgrat.

Ganz links Roteck (2742m) und Große Barbaraspitze (2726m), in Bildmitte Kasereck (2740m), ganz rechts hinten Hochgolling (2862m). Unser Gipfel vom Folgetag war auch sichtbar: Das Schöneck mit dem Doppelgipfel (salzburgerisches und steirisches Schöneck) rechts vom Kasereck mit der breiten Schotterlahn und der Wiesenflanke.

Bild 39: Wolfgang und Manfred an der luftigsten Stelle des Gipfelgrats.

Bild 40: Um das Eck herum und das abdrängende Stück hinab.

Zurück hieß es nun, in der schattigen Flanke hinaufklettern, das ging wesentlich leichter.

Bild 41: Wolfgang an der exponierten Kante in der Nordwestflanke.

Bild 42: Wieder im gutmütigen Gelände.

Das Wetter hielt und sah nicht unmittelbar bedrohlich aus. Daher nahmen wir die Hinterkarscharte noch mit, um so etwas wie eine Runde zustandezubringen.

Bild 43: Nach einer längeren Querung gings kurz steil hinauf.

Wiegenseen und Wiegeneck darüber.

Bild 44: Ich stand schon beim Ausstieg, Rückblick auf die Querung.

Bild 45: Windschnurspitze ((2451m).

Es wären leicht verdiente 130 Höhenmeter gewesen, doch meine Füße brannten schon. Norbert nahm den Bonusgipfel dankend an, während wir weiter zur Hinterkarscharte gingen.

Bild 46: Hochwildstelle mit Umlaufer.

Bild 47: Kranzenzian.

Bild 48: Ein schmaler Steig, teilweise etwas abgerutscht, aber trotzdem gut begehbar.

Bei der Scharte rastete gerade eine junge Frau mit schwerem Rucksack. Sie wollte noch bis zum Schwarzensee absteigen, eine breite Meile. So hundertprozentig stabil sah die Wetterentwicklung nicht mehr aus. "Sind heute Gewitter angesagt?" Ich klärte auf, dass ein gewisses Risiko am Nachmittag noch bestand. Vielleicht sollte ich noch ein paar Kurse anbieten, wie man sich ohne Empfang am besten behelfen kann, um die kurzfristige Wetterentwicklung einzuschätzen.

Bild 49: Namenlose Seen östlich der Scharte.

Bild 50: Hasenohren mit Gewitteramboss im Hintergrund ließ mein Herz schneller schlagen.

Doch nennenswerte Gewitterbildung gab es zu diesem Zeitpunkt nur in den Gutensteiner Alpen, und da lag zwischen uns die gesamte Obersteiermark, also im Respektabstand.

Bild 51: Hinterkarsee.

Während Manfred ein paar Runden schwomm, wurde es zumindest mein erster Badesee. Wegen der Hitze wollte ich nicht ganz eintauchen, aber halb war auch ganz nett und sehr erfrischend.

Bild 52: Eine Stunde nach Abstieg von der Scharte zeigten sich weitere Ambosswolken in der Ferne.

Es handelte sich um ein kleinräumiges Gewitter über der Gleinalpe.

Bild 53: Der Wasserfall vom Aufstieg, den ich nutzte, um meine Trinkreserven aufzufüllen.

Bild 54: Am Rantensee, im Hintergrund das Rantentörl.

Bild 55: Bergfrosch.

Bild 56: Nockberge.

Links Rosenkranzhöhe (2118m), Kirbisch (2140m), Prankerhöhe (2166m) und Goldachnock (2171m).

Bild 57: Nach der Tour kehrten wir noch beim Stigenwirth ein.

Der Acker vor dem Hotel war frisch mit Gülle gedüngt worden, zum Glück war der Geruch auf der Terrasse oben nicht allzu penetrant. Etwas Situationskomik war garantiert, denn vor dem Hotel parkte ein Bus aus dem Sächsischen Mittelerzgebirgskreis (MEK) voller Pensionisten. Beim Bezahlen kam die Wirtin mit einer Münze zurück: "Schaun's der Herr!" - "Wunderbar!" - "Nichts wunderbar, i hob Eanen zu wenig geben!"

Mit uns gab es keine Verständigungsprobleme, unsere Bestellung fiel einstimmig aus: Schweineleber.

Bild 58: Blick in die Krakauebene:

Ein verstecktes Kleinod der Steiermark, fernab der Zivilisation, mit uralten Häusern, der Rantenschlucht dazwischen und die Tauerntäler vor der Haustür. Wenn die öffentliche Anbindung etwas besser wäre, würde ich hier Urlaub machen.

Ganz rechts Trattenkogel (1793m) und Kramerkogel (1802m) bei Ranten, links überragt die Stolzalpe (1817m) knapp den Freiberg (1468m), am Horizont ging der Blick knapp bis zu den Seetaler Alpen.

Ein würdiger Abschluss und dieses Mal blieb es gänzlich trocken.

© www.inntranetz.at