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14.12.24 Reisalpe (1399m) ab Kumpfmühle, Gutensteiner Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Kumpfmühle (9.35) - Rumpel (10.55) - Brennalm (11.30) - Reisalpe (Winterraum, 13.05-14.10) - Brennalm - Rumpel - Kumpfmühle (16.45)
  • Länge: 13,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 890 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Std.
  • Viecher: Auerhahn

Günter schlug die Kumpfmühle als Ausgangsort vor. Ein Anstieg, den ich noch nicht kannte. Am Vortag schrieben Wanderer auf Facebook, dass man ab Rumpel (ca. 900m Höhe) bereits Schneeschuhe anlegen konnte. Am Rückweg wurden sie von einem streitbaren Auerhahn attackiert. Etwa die Hälfte der Schneedecke stammte von dem Oststau mit der Okklusion vom vergangenen Montag (9. Dezember), herrlicher Pulverschnee, allerdings teilweise schon bruchverharscht. Günter wagte es dennoch mit den Tourenski, während Wolfgang und ich bei Schneeschuhen blieben.

Das Reisalpenhaus hatte geschlossen, was wir wussten. Zudem sollte am Gipfel bereits ein lebhafter Westwind wehen. Vorläufer der nahenden Kaltfront. Die Wetterlage war aber weitaus komplexer, wie die Luftmassen-Satellitenbilder vom Samstag zeigen:

Satellitenbild-Entwicklung (Quelle: kachelmannwetter.com)

Um 5.50 Uhr MEZ (links oben) lag ein Höhenfrontsystem quer über dem Ostalpenraum. Es brauchte am Vorabend unergiebigen Schneefall. Um 08.50 MEZ (rechts oben) war es schon weitgehend okkludiert. Beim Start bekam der Hochnebel schon Lücken, darüber schoben sich kompakte mittelhohe Wolken. Um 13.50 MEZ (links unten), knapp vorm Abstieg, drückte es die Okklusion mit der zunehmenden Nordwestströmung gegen die Alpen. Um 16.30 MEZ (rechts unten) lag sie quer über den Alpen und sorgte für meist unergiebigen Schneefall. Die eigentliche Kaltfront kam aufgrund einer Verwellung nur langsam voran und erreichte am Abend erst das Norddeutsche Tiefland.

Bild 1: Wir parkten gegenüber der Kumpfmühle (nicht im Bild), im Hintergrund auflösende Nebelschwaden.

Bild 2: Alter gemauerter Stadl mit alten Bäumen.

Bild 3: Beim Queren der Höhenlage, wo sich über Tage durch den Hochnebel Reif ansammelte.

Bild 4: Erster Blick zum Göller (1766m), dick verschneit.

Bild 5: Jochart, Hegerberg und Gippel, in Bildmitte schaut die Rax durch.

Etwas vor dem verlassenen Gehöft Rumpel legten wir unser Gerät an.

Bild 6: Mächtige Eisansammlungen.

Bild 7: Gegenüber Beilstein (931m) mit massiver Nordwand.

Über den Beilstein könnte man ebenfalls - teilweise weglos - absteigen, wie über den Ebenberg, jedenfalls bei besserer Schneelage.

Bild 8: Der Rumpelbauer und überraschend blauer Himmel.

Bild 9: Ansehnliche Schneelage, Gippel und Göller mittig, rechts Paulmauer.

Bild 10: Im Aufstieg mit unterschiedlichem Gerät.

Ohne die Fahrspur wäre es durchaus mühsam geworden.

Bild 11: Hochschneeberg, Fadenwände und Kuhschneeberg.

Bild 12: Schneefahnen am Schauerstein.

Im Mittel wehte der Westwind dort mit 100km/h, in Spitzen bis 140km/h.

Bild 13: Bei der Brennalm lockerte die Bewölkung weiter auf.

Bild 14: Günter fotografiert mich beim Betreten der Nagelland-Alm.

Wie wir später feststellen sollten, war sie durchaus bewohnt.

Bild 15: Dank der Spuren kamen wir gut voran, während der stürmische Wind zunehmend von der Seite angriff.

Im Hintergrund mehrten sich Altocumuli lenticularis (Föhnfische) durch die Westströmung.

Bild 16: Hochzinödl vor Hochtor und Planspitze rechts, links hinten Sonntagskarspitze (2350m,109km)

Links Gsuchmauer mit Steigungscumulus, rechts dahinter Großer Bösenstein. Keine schlechte Fernsicht.

Bild 17: Hinterer Polster, Ebenstein, Schaufelwand, davor Hochtürnach, rechts Großer Griesstein.

Bild 18: Rückblick mit letzten Dunstfeldern im Bereich Kernhof.

Deutlich zu sehen war die stark bereifte Höhenlage durch die Nebeltage.

Bild 19: Hartnäckige Hochnebelschwaden im Donauraum, links Muckenkogel.

Bild 20: Schöngrabenspitze (995m) nördlich vom Höhenstein, dahinter Pielacher Höhenzüge.

Bild 21: Spannender Felskopf bei den Reismäuern, rechts Gscheidboden (910m)

Der Felskamm ist durch eine Bergzerreißung entstanden, zwischen dem Hangrücken und der Felsrippe befindet sich ein sichtbarer Graben. Der alte Fahrweg führte wesentlich näher an der Felskante zur Hütte, wurde aber später verlegt.

Bild 22: Letzte Meter zur Hütte.

Wanderer und Skitourer kamen uns entgegen, sonst war niemand oben.

Bild 23: Blick vom Gipfel zum Hochstaff, dahinter Schöpfl-Höhenzug mit Reif und Neuschnee.

Der Hochnebel im östlichen Flachland hatte sich schon weitgehend aufgelöst. Dort kam der Westwind erst am Abend bodennah an.

Bild 24: Ausgeprägte Föhnwolken Richtung Schneeberg und Rax.

Bild 25: Gipfelfoto dank Günter.

Dann wurde es zu windig und wir gingen rasch zur Hütte zurück.

Bild 26: Im Westen näherte sich bereits ein dunkler Streifen am Horizont, das abendliche Schneefallgebiet.

Bei der Hütte gab es buchstäblich keinen richtig windgeschützten Ort, so verzogen wir uns in den leeren Winterraum bei voller Getränkeausstattung. Wolfgang und ich brachen etwas früher auf, Günter sollte mit den Skiern bald folgen.

Bild 27: Dramatische Lichtstimmung:

Im Vordergrund geschwungene Cumuli durch Überströmungseffekte (Rotorwolken), im Hintergrund wurde die Bewölkung hochreichender, aber nicht viel, woraus sich auch die geringe Ergiebigkeit der Front erklärte. In der Höhe weiterhin blaue Lücken.

Bild 28: Filigrane Fäden und abgeschliffene Wolken, dahinter die Frontbewölkung mit Stratocumulus.

Bild 29: Hat der Ötscher einen Sabel, wird das Wetter miserabel.

Hier stimmte es. Der Scheiblingstein links dahinter lag bereits unter dem Schneefallgebiet.

Bild 30: Der Sonne entgegen.

Bild 31: Rotorwolken auch hinterm Türnitzer Höger.

Bild 32: Eisenstein mit der großen Gipfelwiese.

Bild 33: Allerletzte Sonnenstrahlen auf eine verdorrte Distel.

Bei der Nagellandalm warteten Günter und ich, bis Wolfgang aufschloss. In der Zeit näherte sich unbemerkt von hinten ein schwarz gefiedertes, unverwechselbares Tier.

Bild 34: Gestatten, das ist mein Revier!

Bild 35: Der Auerhahn konnte nicht nur böse schauen, sondern auch ...

Bild 36: ... drohend schnattern.

Wir hielten ihn mit unseren Stecken auf Abstand. Sobald wir wegschauten, kam er näher, als schien er zu warten, dass wir nachlässig wurden. Sonst blieb er auf Abstand und ging schnatternd, gurrend hin und her.

Als wir die Nagelland verließen, ging er nicht hinterher, also offenbar Reviergehabe, aber was sollte das Mitte Dezember? Die Balzzeit fing erst im März an. Es gibt in der "Wiener Tierärztlichen Monatsschrift" einen Beitrag über "verrückte" Auerhähne, wo pathologische Untersuchungen aber negativ ausfielen, also keine Krankheit. Literatur über verrückte Auerhähne gibt es bis in die 60er Jahre zurück, in Finnland wurden erhöhte Testosteronspiegel festgestellt und erblich bedingte Ursachen vermutet. Der Eingriff des Menschen in das Habitat mit isolierten Hähnen und Umweltverluste bis -veränderungen können ebenso dazu beitragen, aber auch die freizeitliche Nutzung durch uns Wintersportler (Wiesner 2021).

Der stark frequentierte Südwesthang der Reisalpe geht dem Hahn also wortwörtlich auf den Sack. Besser zügig queren.

Bild 37: Im weiteren Abstieg hüllte es die Mürzsteger Alpen bald ein.

Bis auf ein paar verwehte Flocken blieb es aber trocken.

Die letzte Viertelstunde wurde es dann finster und meine neue Petzl-Stirnlampe feierte Premiere. Um ca. dreivietel fünf kamen wir beim Auto an. Was für ein Tag!

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