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Eckdaten:
- Wegführung: Weichtalhaus Hst. (9.05) - Stadelwandgraben - Stadelwandsattel (1124m, 10.20) - Stadelwand (1407m, 11.00) - Stadelwandleiten - Klosterwappen (2076m, 12.45-13.10) - Damböcksteig - Hst. Baumgartner (1388m, ca. 14.30-15.35) - Mieseltal - Puchberg Bf. (17.40)
- Länge: 19,3 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 1580 hm
- Reine Gehzeit: ca. 6 Stunden 45 Minuten
- Viecher: Gams
Am Vortag noch wegen einer Magenverstimmung außer Gefecht gesetzt, war mein Plan für die anspruchsvolle Tagestour kurzzeitig ins Wanken geraten. Dieses Mal schlief ich in der Nacht aber deutlich besser und die Beschwerden waren in der Früh weg.
Die Anreise gestaltet sich derzeit wegen der zahlreichen Öffi-Sperren beschwerlich. U-Bahn unterbrochen, S-Bahn-Intervalle ausgedünnt, Züge entfallen oder starten erst am Hauptbahnhof. In einem völlig überfüllten Kurzzug Richtung Mürzzuschlag (die "Wanderverbindung") ging es nach Reichenau, wo sich über hundert Wanderer auf zwei Busse Richtung Preiner Gscheid und Rax-Seilbahn aufteilten. Etwa 20 Wanderer mussten auf einen Verstärkerbus warten. Immerhin fünf Wanderer, mich eingeschlossen, betrieben angesichts der steigenden Infektionszahlen smartes Präventionsdenken und trugen eine gute Maske. Mein Aranet4 hatte ich leider daheim vergessen, die CO2-Werte hätten mich sehr interessiert. Am Hinweg sah ich übrigens zahlreiche Altocumuli castellanus, Gewittervorboten, was etwas irritierend war, denn nach allen Wettermodellen sollte es trocken bleiben.
Frage am Rande: Warum kann man nicht zusätzlich zum Bus Richtung Schwarzau am Wochenende einen Verstärkerbus schicken, der nur zur Seilbahnstation fährt? Dann hätten alle Wanderer Platz.
Wie dem auch sei. Bei der Haltestelle Weichtalhaus stieg ich aus und ging als Einziger die Straße zurück bis zum Beginn des Stadelwandgrabens. Ich hatte Glück und ruhige fünf Verkehrsminuten erwischt, sodass es zu keinen brenzligen Situationen in den Kurven kam. Früher ließ einen der Busfahrer dort noch direkt aussteigen, aber da inzwischen selbst die Klopausen der Busfahrer vom Unternehmen mitgetrackt werden, ist das nicht mehr möglich. Zuletzt bin ich den Steig 2015 gegangen und ich war gespannt, an wie viel ich mich noch erinnern konnte.
Bild 1: Erst ging es lange moderat steil den Graben hinein.
Bild 2: Größere Hindernisse, die man unterkriechen oder überklettern musste.
Bild 3: Erster Blick zur Stadelwand (1407m).
Die meisten Kletterer blieben im unteren Teil der Wand. Das war wahrscheinlich an diesem Tag die bessere Idee.
Bild 4: Im mittleren Teil des Grabens wurde es steiler.
Bild 5: Beeindruckende Seitenblicke.
Bild 6: Der Steig hielt sich meistens rechts vom Graben.
Bild 7: In der steilen Passage weiter oben.
Bild 8: Über den Felsen pfiff bereits der lebhafte Südwind, der die Wolken antrieb.
Und das war der Grund, weshalb der untere Wandteil wahrscheinlich der bessere Ort an diesem Tag war. Zeitweise wars nämlich recht böig und ab und zu kullerten Steine in den Graben hinab.
Bild 9: Mein Blick ging oft in den Himmel.
Ausgeprägte Altocumulus floccus im linken Bildbereich. Es war in mittleren Höhen zweifellos feucht.
Bild 10: Seillänge.
Eine Kletterpartie erstieg die Stadelwand im oberen Teil des Grabens. Bis zur Stadelwandleiten traf ich übrigens niemanden.
Bild 11: An einer Schotterkehre im oberen Teil gab der Wald den Blick aufs Höllental und zur Rax frei.
Bild 12: Nach etwas über einer Stunde Gehzeit erreichte ich den Stadelwandsattel.
Irgendwann werde ich den Hochgang (1217m) auch einmal ersteigen, nur knapp 100 Höhenmeter mehr.
Nach dem Sattel folgte eine lange Querung, ehe bei einem markanten Bergahorn der zweite Teil des Jagdsteigs begann, durchaus nochmals steil.
Bild 13: Am Gipfel der Stadelwand (1407m).
Das erste Mal stand ich am 23. August 2013 dort oben, dann am 13. Oktober 2013 mit ähnlicher Wegführung insgesamt, und zuletzt am 4. November 2015. Der Horizont Richtung Westen war um 11 Uhr noch wie ausgeputzt.
Bild 14: Richtung Mittagstein, Schwarzatal und Semmering viele mittelhohe Wolken.
Bild 15: Über der Rax ausgedehnte Altocumulusbänke.
Irgendwas ging am Vormittag durch, ein inaktiver Höhentrog bei zu trockener Luft in den unteren Schichten, um Schauer auszulösen.
Nach ausgiebigem Schauen und mit Sonnencreme einschmieren - bisher verlief mein Anstieg fast durchgehend im Schatten - wollte ich gerade aufbrechen, als es links von mir polterte. Eine Gams war keine fünf Meter von mir entfernt unmittelbar am Gipfel aufgestiegen. Wer sich wohl mehr erschrocken hat? Sie verschwand jedenfalls, bevor ich ein Beweisfoto machen konnte.
Bei der Fortsetzung oberhalb der Forsthütte der Stadt Wien verlor ich den Steig in einem Windbruchgelände, erspähte aber den gelben Wegweiser des Südlichen Grafensteigs. Dieser leitete Richtung Stadelwandleiten. Jetzt konnte ich mich entscheiden, ob ich bis zur Kienthaler Hütte abkürzte und dann über den Fadenweg zur Edelweißhütte. Von der Abzweigung weg waren es aber nurmehr knapp 570 Höhenmeter. Das erschien machbar. Ich fand gerade noch rechtzeitig am Ende der Waldgrenze einen schönen, stabilen Holzstock, den ich mir auch für den Abstieg behielt. Dieses Mal war ich mit kleinerem Rucksack unterwegs, was sich bergauf bewährte.
Bild 16: Durch ausgeschnittene Latschengassen moderat hinauf.
Bild 17: Erste flache Quellwolken über den Mürzzsteger Alpen
Bild 18: Eigenartige mittelhohe Wolken in verschiedensten Formen und Höhen.
An der Abbruchkante der Schönleitenschneide entlang. An einer Stelle verlor ich den Steig beinahe, weil die Latschengasse schon weitgehend zugewachsen war.
Bild 19: Altocumulus castellanus, rechts eine vereiste mittelhohe Quellwolke.
Feuchte, Hebung und Labilität waren also da, aber die Schichtung schien insgesamt nicht förderlich, um hochreichende Konvektion aufrechtzuerhalten. Was mir zugegeben ganz recht war.
Bild 20: Denn die letzten 300 Höhenmeter bis zum schon lange sichtbaren Sender des Klosterwappens zogen sich elendig.
Bild 21: Da lohnte sich der Blick nach unten: Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale)
Das freute mich besonders. Am Schneeberg hab ich bis dahin noch nie eines gesehen, auf der Rax 2011 einmal. Die letzte Sichtung war nach meinem Tourenbuch am 9. Juli 2018 in der Ankogelgruppe am Auernig (2130m).
Bild 22: Alpen-Nelke (Dianthus alpinus)
Bild 23: Nigritella spec.
Im Gegensatz zum schwarzen Kohlröschen ist es schmaler und oben heller gefärbt. Laienbeobachtung.
Bild 24: Nigritella Nigra (Schwarzes Kohlröschen)
Bild 25: Interessante Cirrus-Strukturen neben den Altocumuli.
Sie deuteten zumindest auf hohe Windgeschwindigkeiten in der Höhe hin.
Bild 26: Rückblick auf die breite Stadelwandleiten.
Gegenüber das Große Höllental der Rax und in Bildmitte hinten die Heukuppe. Aus meteorologischer Sicht konnte ich nun fast Entwarnung geben. Es bildeten sich typische frontale Cumuli, die auf Stabilisierung in den unteren Schichten hinwiesen: Langgestreckte Cumulus-humilis-Bänke, keine unmittelbare Gefahr jedenfalls.
Bild 27: Wie häufig bei Südostwinden am Alpenostrand war es in diese Richtung recht dunstig.
Bild 28: Geschafft: Nach 3 Stunden und 40 Minuten Gehzeit stand ich am höchsten Gipfel von Niederösterreich!
Blick aufs ausgedehnte Hochplateau, die Massen an Touristen nicht erkennbar in dieser Auflösung. Ich stieg später über den rechten Weg ab.
Bild 29: Im Norden Richtung Fischerhütte, mit obligatorischer Fliege rechts.
Im Hintergrund letzte Cirrus spissatus oder Pseudocumulonimbus incus altocumulogenitus. Gewitterwolken, die nur übten, denn es fehlte die Mächtigkeit der Quellwolke bis ins tiefe Stockwerk. In anderen Worten: Harmlose Bewölkung.
Ergänzung: Etwa zeitgleich wurden im Nordosten von Tschechien ausgeprägte Altocumulus mit Fallstreifen beobachtet, die regelrechte Ambosswolken bildeten. Der Radisondenaufstieg von Prostejov, etwas weiter westlich gelegen, zeigte oberhalb von rund 5km Höhe trockenadiabatische Temperaturabnahmen ("steep lapse rates") und potentielle Instabilität bis rund 10,5km Höhe hinauf. Ein extremer Fall von "elevated convection". Normalerweise beginnt diese deutlich tiefer, in 3-4km Höhe.
Bild 30: Aufmerksamer Australien Shephard.
Der Südföhn wurde nicht schwächer und es zogen auch vermehrt Wolkenbänke über den Gipfel. Im Schatten war es doch recht frisch, weswegen ich schließlich abstieg. Die längere Rast hatte ich ohnehin weiter unten geplant.
Bild 31: Fischerhütte mit Altschneeresten und Altocumulus virgae (ausfallende Eiskristalle).
Bild 32: Gipswerk Puchberg aus der Vogelperspektive.
Bild 33: Nelke und evtl. Pippau, und ein Frühlingsenzian.
Bild 34: Blüten schauen etwas anders aus als bei der Alpen-Nelke.
Bild 35: Alpen-Aster (Aster alpinus)
Bild 36: Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), daneben Rundbogige Teufelskralle.
Händelwurz sah ich Dutzende am Weg zwischen Damböckhaus und Bergstation.
Bild 37: Gefahrenmoment: Angeleinter Hund meets Kuhweide.
Die Wanderer gingen nicht am markierten Weg, der die durch Weide führt, sondern spazierten bloß in der Kuhweide herum. Nach der tödlichen Attacke auf eine Gruppe Wanderer mit angeleinten Hunden hätte man sensibilisiert sein können. Die Kühe waren jedenfalls sofort unruhig, die beiden Kühe rechts gingen Richtung Hund, die Kälber dahinter. Es ging gut aus, aber puh... muss man es unbedingt provozieren?
Bild 38: Kuhweide unterhalb des Elisabethkirchleins.
Mir sind dort noch nie Kühe aufgefallen. Vielleicht hab ich das verdrängt oder bin noch nie im Juli dort abgestiegen. Jedenfalls stark frequentiert und mitunter nicht die hellste Idee, dort eine Kälberkuhweide zu errichten. Könnte man vielleicht auch anders lösen mit wechselseitig abgezäunter Weide, sodass der Weg außerhalb durchführt. Es bedeutet für die Herde schließlich auch viel Stress mit der Masse an Touristen.
Bild 39: Kleiner Fuchs.
Bild 40: Am 18. August 2011 suchte ich dort Schutz vor einem Gewitter.
Bild 41: Blick auf die Haltestelle Baumgartner rechts und den Hohen Hengst.
Im Hintergrund das südliche Steinfeld und Schwarzatal.
Bild 42: Kugelknabenkraut (Traunsteinera globosa)
Bild 43: Während ich bei der Baumgartner Hütte rastete, wurden meine Daten abgesaugt.
Bild 44: Kräftiger und vor allem beständiger Südwind über den Kamm oberhalb von der Haltestelle.
Ich blieb eine gute Stunde und gönnte mir Elektrolyte und die Kaspressknödelsuppe. Die Küche ist wirklich gut dort, ich kehre dort inzwischen gerne ein. Zum Abstieg wählte ich dieses Mal den Steig übers Mieseltal, den ich auch seit vielen Jahren nicht mehr gegangen war. Er war weniger steil als ich ihn in Erinnerung hatte, dafür deutlich mehr Schotteranteil, wo ich mich an Waldboden erinnerte. Dennoch gut zu gehen und ich war bald unten.
Bild 45: Albino-Glockenblume.
Bild 46: Dactylorhiza spec.
Bild 47: Blätter dazu.
Bild 48: Türkenbundlilie (Lilium martagon) passend zum Viertelfinalspiel.
Bild 49: Idyllische Weiden und Größenberg im Hintergrund.
Bild 50: Rückblick ins schattige Mieseltal.
Der Bach führte genug Wasser, um meine Trinkflasche aufzufüllen.
Der lange Straßenhatscher zurück zum Bahnhof blieb mir nicht erspart, aber wenigstens hatte ich jetzt festen Untergrund unter den Füßen und es ging nurmehr geradeaus. Zwei Katzen sah ich unterwegs, konnte sie aber nicht fotografieren. In Puchberg traf ich fünf Minuten nach Abfahrt des Zuges ein. Wie so oft machte mir das nichts aus. Ich verpasste sogar den nächsten Zug absichtlich, um das Cordon Bleu auf der Terrasse vom Zahnradbahnstüberl gemütlich verdunsten zu lassen. Aus dem Automaten zog ich mir noch ein frisches Brot, weshalb ich am Sonntagmorgen frühstücken konnte, und nahm erst den Zug um 19.36 zurück nach Wien. Bis ich daheim ankam, hatte es schon ein wenig abgekühlt. Die Druckwelle der Gewitterfront über Oberösterreich traf ohne Niederschlag um 23.20 Uhr MESZ in Wien ein und beendete das Hitze-Intermezzo.
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