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08.06.24 Gösing (898m) über Hoyossteig, Jubiläumssteig (A)

Eckdaten:

  • Wegführung: Naturpark Siedingtal (9.10) - Hoyossteig - Nase (732m, 10.35) - Gösing (898m, 11.20) - Jubiläumssteig (12.35) - Neunkirchner Haus (ca. 13-14.50 Uhr) - Lochgraben - Parkplatz (15.30)
  • Länge: 13,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 670 hm
  • Reine Gehzeit: Std.
  • Viecher: Pantherspanner

Derzeit ist es gar nicht so einfach, eine Tour zusammenzustellen, ohne in ein Unwetter zu kommen. Ich hatte je nach Gewitterwahrscheinlich Touren auf der Rax, am Schneeberg, auf der Hohen Wand und an der Flatzer Wand überlegt. Einzelne Modelle rechneten die Gewitter erst spät am Nachmittag, nicht vor 15 Uhr. Aber an den Vortagen ging es auch immer früher los und daher blieb ich lieber auf der sicheren Seite. Wie sich herausstellen sollte, eine goldrichtige Entscheidung.

Denn bereits auf der Hinfahrt über die Südautobahn sahen wir um ca. 8.40 Uhr einen ausgeprägten Cumulonimbus mit einem Regenschauer von der Rax zum Semmering ziehen. Um diese Uhrzeit gibt es ohne externen Antrieb (Höhentrog) keine Konvektion! Damit veränderte sich die Ausgangslage und es war bereits am Vormittag labil genug geschichtet.

Bild 1: Start beim Naturpark Siedingtal mit Blick auf die im 12. Jahrhundert errichteten Burg Stixenstein.

1547 ging sie in den Besitz der Hoyos über, seit 1937 gehört sie der Gemeinde Wien.

Bild 2: Neugierige Ziegen.

Bild 3: Der Einstieg zum Hoyossteig war schnell gefunden, dann mäßig steil immer bergauf.

Bild 4: Vorbei an imposanten Felskesseln.

Bild 5: Im mittleren Teil auch akrobatische Einlagen verlangend.

Bild 6: Die mit Holzstangen gesicherte Passage um eine Felsnase herum.

Bild 7: Stabile Holzleiter.

Danach übersahen wir offenbar einen Steinmann und gerieten in abschüssiges Felsgelände, sahen aber rasch den Steig wieder unterhalb. Davon abgesehen war der Steig durchgehend gut erkennbar, zwar stellenweise schmal, aber gut zu begehen.

Bild 8: Der Abstecher zur Nase bot noch klare Sicht über den östlichen Gahns bis zum Sonnwendstein.

Bild 9: Aufstieg, der kurz die Schotterrinne tangiert.

Dieses Mal fand ich den richtigen Steig auf Anhieb, sodass wir uns das erdige Steilgelände ersparten.

Bild 10: Beim finalen Grat wichen wir nicht in die "Bucht" rechts aus, sondern setzten noch ...

Bild 11: ... kurz die Hände ein.

Den Helm hatten wir vorsorglich dabei, weil es die letzten Tage wiederholt heftig geregnet hatte und ich den Felsen nicht ganz über den Weg traute.

Bild 12: Ab hier begann der Schrofengrat und Gehgelände.

Bild 13: Beim Ausstieg ein Blick über den Hohen Hengst zum Klosterwappen und Kaiserstein.

Herminensteig und Novembergrat stünden auch wieder einmal auf der Liste.

Bild 14: Beim Aussichtsbankerl bot sich noch ein unverstellter Blick auf den Schneeberg.

Es begannen aber bereits die ersten Quellungen.

Bild 15: Anhänglicher Pantherspanner beim Gipfelkreuz vom Gösing, wo wir kurz rasteten.

Zu diesem Zeitpunkt entstand über Rohr im Gebirge die erste größere Quellwolke.

Bild 16: Zweiter Programmpunkt war der Jubiläumssteig (A)

Im Vorjahr ging ich auch zuerst Nase und dann den Steig, stieg dann aber Richtung Würflach ab.

Bild 17: Bei der zweiten Leiter.

Bild 18: Gut angelegt und im Kessel nicht ausgesetzt.

Bild 19: An der Kante aufwärts.

Bild 20: Über dem Wechsel türmten sich nun größere Quellwolken.

Bild 21: Flatz und das Schwarzatal im Hintergrund.

Nun ging es schnell. Um diese Uhrzeit meldete mir Wolfgang per WhatsApp von der Hinteralm den ersten Regenschauer, der vom Gippel Richtung Rax zog und kurz darauf den ersten Donner. Wir bewegten uns gerade Richtung Neunkirchner Haus, als wir ebenfalls Donnern hörten. Angesichts der großen Schwüle, hungrigem Magen und dem sich verdüsterten Himmelsbild hatten wir beschlossen wir, den Lochsteig auszulassen.

Bei der Hütte gab es Würstl und kalte Brote sowie Kuchen, sodass wir längere Zeit rasteten, um das Gewitter abzuwarten. In der Zeit formierte sich ein intensives Gewitter von Türnitz über Hainfeld bis Pernitz und Baden mit Hagelkörnern um 2-3cm. Es traf dabei auch die Hohe Wand, wobei etliche Kletterer überrascht wurden, weil es erst 13 Uhr war. Durchaus schmerzhaft, wenn auch der Kletterhelm da ganz praktisch war. Wir erlebten am Südrand der Gewitterzelle nur kurzzeitig leichten Regen. Erst frischte der Wind lebhaft aus Südost auf, da zog die energiereiche Luft in das Gewitter hinein. Später frischte Westwind auf und dabei kühlte es spürbar ab. Vorbei war damit auch die Schwüle.

Bild 22: Als wir aufbrachen, sah man den Niederschlagsvorhang nur wenige Kilometer entfernt.

Bild 23: Gefressener Wegweiser am Weg zum Lochgraben.

Bild 24: Rötlicher Gallerttrichter (roh essbar) mitten am Weg.

Bild 25: Herrlicher Waldgraben.

Bild 26: Ein "wilder" Blick zum Schneeberg über alle Täler hinweg.

Bald waren wir beim Ausgangspunkt, den wir trocken erreichten.

Bild 27: Satellitenbild von 14.35 Uhr MESZ:

Die Gewitterzelle stand da mit Kern im Wiener Becken, der Amboss weit nach Osten ausgeweht, die gundsätzliche Zugrichtung. Wir lagen am Südrand der Gewitterzelle unter bedeutend tieferer Bewölkung, während es im Mariazellerland erneut zu quellen gab. Diese Lücke hatte ich im Satellitenbild gesehen, weswegen sich der Abstieg gut ausging. Es gab jedoch auch bei dieser Zelle wie später bei den verheerenden Überschwemmungen im Übelbachtal bereits Ansätze zu backbuilding, das heißt, die Zelle regenerierte sich GEGEN die Zugrichung am Westrand des Gewitters neu.

Bild 28: Wetterballonaufstieg von Wien 14 Uhr MESZ (Quelle: kachelmannwetter.com)

Der Aufstieg zeigt ungehindertes Aufsteigen feuchtlabiler Luftmassen bis rund 10km Höhe. Das Profil war über dem nördlichen Wiener Becken recht trocken in mittleren und oberen Höhen, die breite Labilitätsfläche fördert Großhagel. Das Windprofil passt zum beobachteten backbuilding: Unten lebhafte Südostwinde, darüber auf West drehend und rund 30kt Westwind in 3-6km Höhe. Das war die steuernde Zuggeschwindigkeit, weshalb sich die Gewitterzelle rasch von A nach B bewegten. Oberhalb 7km war der Wind bedeutend stärker, in Ambosswolkenniveau bis zu 80kt (152km/h), weshalb der Schirm weit nach Osten bis Ungarn ausgeblasen wurde. Ich hab mir auch die Bodenwinde zum Zeitpunkt der Gewitterbildung angesehen. Konvergentes Windfeld über den Gutensteiner Alpen mit Südostwind im Osten, Nordwind im Norden und Nordwestwind im Westen.

In Summe eine kurzweilige Halbtagestour, die uns gehörig ins Schwitzen brachte, aber wir haben rechtzeitig abgebrochen.

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