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13.05.24 Rund um Gars am Kamp, Waldviertel

Eckdaten:

  • Wegführung: Gars am Kamp Bf. (9.35) - Hamerlingwarte (348m, 10.00) - Stranitzberg (355m, 10.35) - Buchberg am Kamp (11.50) - Heidlgraben - Ruine Schimmelsprung (13.20) - Burg Gars (14.15-14.50) - Gars (15.00)
  • Länge: 18,0 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 540 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 4,5 Std.
  • Viecher: Katze, Turmfalke, Hase

Diese Runde hatte ich schon länger geplant. Dieses Jahr gelang endlich die Umsetzung, weil sich der Mai derzeit im Nordosten von Österreich angenehm durchschnittlich präsentiert, mit Höchstwerten von 18 bis 23 Grad, also weder kalt und nass noch hochsommerliche Hitze. In den letzten Jahren gab es meist nur eines der beiden Extreme. Während der Zugfahrt saßen hinter mir eine Gruppe von Männern unterschiedlicher Nationalität, die offenbar auf Betriebsausflug waren. Einer der Männer war gebürtiger Rumäne und erzählte vom Tuica, einer traditionellen Spirituose aus Rumänien, die mit Pflaume angesetzt wird. Scheint verdauungsfördernd zu sein.

Bild 1: Überquerung des Kamp mit Blick zur Gertrudskirche und Karner.

Bild 2: Ortskern von Gars, mit der Pizzeria, wo ich am Nachmittag einkehrte.

Weiter unten am Eck der berühmte Ehrenberger, der die köstlichen Mohnzuzler herstellt.

Bild 3: Auf gut ausgeschilderten Wegen erreichte ich bald die Hamerlingwarte:

Die Aussichtswarte wurde 2001 errichtet und nach dem Dichter Robert Hamerling benannt. Von dort bot sich ein prächtiger Blick auf die Burganlage und nahezu das gesamte Ortsgebiet.

Bild 4: Nahaufnahme der hochmittelalterlichen Burganlage.

Teile der Burgmauern und der Kirche sind fast tausend Jahre alt.

Bild 5: Mein nächstes Ziel war der Stranitzberg, hier rechts im Bild.

Dort wurde vom Heimatforscher Friedrich Hess (1883-1945) ein spätneolithisches Sichelmesser (3500 bis 2800 vor Christus) entdeckt.

Bild 6: Keine Angst, ich will nur spielen.

Bild 7: Leider doch sehr viel Angst.

Bild 8: Typisch Waldviertel.

Bild 9: Viel Blühendes fand ich nicht, bis auf Beinwell.

Bild 10: Schloss Rosenburg am Kamp.

Ursprünglich um 1150 als Burg errichtet, im 16. Jahrhundert umgestaltet.

Bild 11: Gesamt-Ausblick nach Norden.

Der höchste Punkt vom Stranitzberg war wegen eines eingezäunten Lama-Geheges mit Bienenstöcken nicht zugänglich.

Bild 12: Aber auch so gefiel es hier mir gut.

Bild 13: Blick über die Ebene zum nordöstlichen Ausläufer des Manhartsbergs.

Bild 14: Hahnkreuz und Jesus mit Wetterschutz.

Der weitere Wegverlauf war stellenweise nicht mehr gut markiert.

Bild 15: Originelle Feld-Durchquerung.

Bild 16: Rückblick zum Stranitzberg.

Bild 17: Wahrscheinlich ein Kleiner Feuerfalter.

Bild 18: Im Abstieg ein Aussichtsbankerl mit Blick zum Schloss Buchberg.

Bekannt als Kunstraum Buchberg, nur nach Anmeldung zugänglich. Ursprünglich eine Burg aus dem späten 12. Jahrhundert mit erhaltenem Bergfried. Auch die romanische Kapelle mit Halbapsis, die an den Wohntrakt angebaut liegt, stammt aus dieser Zeit. In der Renaissance-Zeit wurde die Burg umgebaut und im 17. Jahrhundert vereinheitlicht.

Bild 19: Ganz nah bei der Kamptalbahn.

Bild 20: Gelangweilter Wachhund, der angesichts der zehn Meter hohen Mauern nicht übertrieben gefordert sein dürfte.

Bild 21: Seitenaussicht mit der romanischen Kirche.

Frühgotische Spitzbogenfenster und ein romanisches Rundbogenfenster waren erkennbar.

Dann suchte ich vergebens die Abzweigung Richtung Ruine Klösterle, denn eigentlich wollte ich im Tal unten bleiben. Die Markierung in der AMAP war hier ungenau, denn es ging nicht am Ende der Straße weiter, sondern nur nach links flussabwärts. Ich hätte wohl vorher nach rechts abbiegen sollen. Der Heidlgraben ist in der Karte markiert eingezeichnet, am Beginn befand sich ein Bildstock, aber keine Wegweiser oder Markierungen mehr. Ich wagte das Abenteuer, denn es gab zwar eine durchgehend ausgetretene Spur, aber kniehohes Gras und etliche Baumstämme zum Überwinden. Nach dem Wechsel der Bachseite wurde der Weg deutlicher und am Ende gab es wieder eigentlich recht frische Markierungen. Jedenfalls pflückte ich bis zur Mündung östlich von Tautendorf rund ein Dutzend Zeckennymphen von den Hosenbeinen. Helle Hosen haben unschlagbare Vorteile!

Bild 22: Im Westen über dem Mühlviertel und Oberen Waldviertel standen die ersten Cumulus congestus.

Bild 23: Blick nach Nordosten zum Manhartsberg-Ausläufer.

Bild 24: Plötzlich standen links vom Weg rund ein Dutzend rostige Gräberkreuze.

Inschrift hatten sie keine, bis auf das hier im Bild (1830-1916). Etwas weiter unten begann die "Kunst in der Natur", aber das sah mehr nach einem kleinen Naturfriedhof aus, vielleicht für die Opfer des Ersten Weltkriegs?

Bild 25: Das war schon eher Kunst der Natur.

Laut Karte sollte der gelb markierte Weg einen Graben ausgehen, doch die Fortsetzung war zwar markiert, aber wie im Heidlgraben zugewuchert. Ich hatte keine Lust auf eine erneute Zeckenorgie und machte daher eine Extrameile über den Forstweg.

Bild 26: Die Längsansicht der Burg Gars entschädigte für den Umweg.

Bild 27: Verdächtige Wolken (oberes Bilddrittel).

Das sah nach einem umgewandelten Kondensstreifen aus, der ausflockte, ein Zeichen für viel Feuchte in mittleren Höhen.

Ab der Grabensohle war der Aufstieg zur Ruine Schimmelsprung wieder markiert.

Bild 28: Am höchsten Punkt des Ruinengeländes stand ein Bankerl und ein toter Baum.

In Bildmitte lehrbuchhafte Cirrus uncinus (hakenförmig), links eher hoher Altocmulus.

Bild 29: Labile Wetterlage.

Und tatsächlich standen im Mostviertel Höhe Pielachtal in ca. 70km Entfernung zwei Gewitter um diese Zeit, links mit ausgeprägtem Amboss.

Grund für die Gewitterneigung war eine Luftmassengrenze quer über Österreich, die trockene und stabiler geschichtete Luft im Nordosten von feuchtlabiler Luft im Südwesten trennte. Hebung wurde durch eine Potentielle-Vorticity-Anomalie bereitgestellt, die sich hier als dünner Streifen sehr trockener Luft im Wasserdampfbild zeigt. Solche Wasserdampfgradienten sind gerne Hotspots der Gewitterbildung.

Bild 30: Gars am Kamp und Wallfahrtskirche Maria Dreieichen (Basilica minor seit 1957) im Hintergrund.

Bild 31: Reste der 1196 erstmals erwähnten Burg Thunau, bereits seit dem 14. Jahrhundert verfallen.

Der Legende nach war der Burgherr ein brutaler Ritter, der auf der Flucht vor den unterdrückten Bauern mit seinem Schimmel fliehen wollte und über die Felswand in den Tod stürzte.

Bild 32: Aussichtspunkt mit Blick auf Zitternberg (links)

Bild 33: Altocumulus floccus deutete auf weitere Feuchtezufuhr in der Höhe hin.

Die direkte Burgauffahrt war für den KFZ-Verkehr gesperrt, die Fußwege aber frei begehbar. Ich stieg über den Prinzessinensteig hinauf.

Bild 34: Palais aus dem 16. Jahrhundert

Bild 35: Burgfalke.

Bild 36: Rundbögen im Südtrakt, Toiletten für die Oper-Bühne nebenan.

Bild 37: Kapellenturm.

Bild 38: Um 1100 wurde die Kapelle dem Heiligen Pankraz geweiht, und befand sich über dem romanischen Hauptportal der Burg.

Zu sehen sind noch romanische Kämpferkapitelle im ersten Obergeschoss der Kapelle. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Kapelle turmartig erhöht, zwischen 1548 und 1576 erhielt der Turm seinen renaissancezeitlichen Abschluss mit Rundzinnen. Seit einem Blitzschlag im Jahre 1781 ist das Gebäude verfallen.

Bild 39: Ältester Teil der Burg aus dem 11./12. Jahrhundert

Bild 40: Nicht minder interessante Gertrudskirche mit zahlreichen Umbauten.

Um 1130 als romanische, dreischiffige Staffelhalle entstanden, um 1290-1310 frühgotische Staffelchoranlage mit Erweiterung nach Osten mit den drei Chören.

Bild 41: Westturm mit romanischen Doppelfenstern (Biforium).

Um 1230-1260 gotisch erweitert mit Radfenster ("Katharinenrad") und Vierpassfenster. Der Turm wurde am Ende des 17. Jahrhunderts erhöht und mit einer Kuppel abgeschlossen.

Bild 42: Mehrfach umgebauter Karner, im Kern vermutlich 12. Jahrhundert (Rundbogeneingang in die Familiengruft).

Bild 43: Im 15. Jahrhundert wurde die Johanneskapelle im Süden angebaut.

Bild 44: Selbst der Verbindungsgang zwischen Kirche und Burg hat eine Geschichte.

Teile der Begrenzungsmauern stammen aus dem 11./12. Jahrhundert, als sich anstelle der Kirche noch die Vorburg befand. Daher die unregelmäßige Breite des Aufgangs, der teilweise einmal überdacht war.

Bild 45: Federnelken beim Ende des Kreuzwegs auf die Burg.

Bild 46: Nach soviel Kultur ließ ich den Nachmittag bei der Pizzeria di Lara im Zentrum ausklingen.

Natürlich musste ich dann noch beim Ehrenberger vorbeischauen und Mohnzuzler und Landbrot in Aktion holen, was ich nicht bereut habe. Um 16.21 ging es pünktlich zurück nach Wien.

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