Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

03.06.23 Eisenstein (1185m) ab Schwarzenbach, Türnitzer Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Schwarzenbach (10.05) - Loicheck (11.30) - Eisenstein (12.20-14.50) - Loicheck (15.25) - Osangkapelle (15.40) - Schwarzenbach (17.00)
  • Länge: 13,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 870 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 4 Std.
  • Viecher: Kühe, Schwalbenschwanz

Wanderung mit Mission. Dieses Mal in Begleitung von Veronika vom IGÖ (Initiative Gesundes Österreich). Um nicht erneut dieselbe Route zum Eisenstein zu nehmen, starteten wir von Schwarzenbach an der Pielach. Das ist zweifellos der schönste Anstieg, selbst wenn man zwangsläufig den Abstieg genauso gehen muss bei Anreise mit dem Auto. Seit ein paar Jahren fahren auch Shuttle-Busse ab Bahnhof Schwarzenbach bis zum Ort. Für die muss man sich aber am Vorabend anmelden.

Alleine die Fahrt vom Traisental übers Gscheid (841m) ist landschaftlich reizvoll, mit engen Gräben, satten Blumenwiesen und schönen Ausblicken.

Wetterlage: Von Norden sickerte vorübergehend trockene Kaltluft ein. Ausläufer des markanten Kaltluftvorstoßes am Vortag über Skandinavien, wo es mit minus sieben komma sieben Grad im Süden von Finnland einen neuen Negativrekord für Juni gab, und dort sind die Nächte derzeit sehr kurz. Die niedrigsten Taupunkte gab es mit niedrigen einstelligen Werten im Wald- und Weinvietel, für den prognostizierten leichten Frost reichte es aber wegen tiefer Bewölkung nicht. Ich hatte bessere Sichten durch die trockene Luft erwartet, tatsächlich breitete sich an der Inversion tiefer Stratocumulus aus, sodass die Gipfel über 1800 Metern in Wolken verhüllt waren.

Bild 1: Blick von Schwarzenbach Richtung Spitzkogel (996m).

Der Weg im Ort beginnt skurrilerweise direkt über den Hof und am Haus entlang. Man geht quasi direkt durch den Garten. Von den ersten Metern im Wald bis zum Gipfelbereich begleiteten uns dutzende Weiße Waldvögelein.

Bild 2: Bei der ersten Wiese stand ein Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)

Bild 3: Rückblick auf den einzigen Hof im Aufstieg, über die frisch güllegetränkte Wiese.

Eine Katze verschwand bei unserer Ankunft in der Scheune. Es sollte eine an Katzenbegegnungen magere Wanderung werden. Der Stratocumulus sorgte immerhin für angenehme Frische im Aufstieg.

Bild 4: Links Großer Kegel (1291m), dann Spitzkogel, daneben Hennesteck (1334m), ganz hinten Hochstadelberg (1285m), ganz echts Mitterkeil (1248m) und Hinterer Hühnerkogel (1219m).

Der Blick geht genau ins Obere Pielachtal.

Bild 5: Fuchs-Knabenkraut

Bild 6: Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha)

Bild 7: Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea)

Bild 8: Mannsknabenkraut (Orchis mascula)

Bild 9: Blumenwiese, mit Bergahorn?

Im Hintergrund links Schwarzenberg (1033m), rechts Prinzkogel (991m), davor Mitterkogel (873m) und hinten rechts Hohenstein (1195m), mein Gipfel vom Pfingstsonntag.

Bild 10: Das landschaftlich grandiose Loicheck.

Bild 11: Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia)

Bild 12: Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina)

Bild 13: Artenreiche Blumenwiese.

Bild 14: Rückblick.

Bild 15: Ötscher noch knapp in Wolken.

Bild 16: Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata)

Bild 17: Großer Perlmuttfalter (Argynnis aglaja) auf Kriechendem Günsel.

Nach recht genau zwei Stunden erreichten wir die große Gipfelwiese, über die ich die letzten drei Besteigungen abgestiegen bin. Zuvor kamen wir unterhalb vom Kalteneck noch am Gedenkkreuz für den ehemaligen Hüttenwirt vorbei, der 1964 mit dem Jeep auf einer Eisplatte tödlich verunglückte. Seitdem wird der Weg nur noch als Fußweg genutzt und ist wegen der Erosion schon deutlich schmäler geworden. Lange Zeit war das vom Loicheck kommend der einzige Zufahrtsweg zur Hütte am Eisenstein.

Bild 18: Überraschend dunstiger Blick nach Südosten, auch der Schneeberg in Wolken.

Bild 19: Vor uns eine Wandergruppe, die den Hüttenwirt fordern sollte.

Bild 20: Lonely dead tree.

Bild 21: Zwei Orchideen.

Bild 22: Die drei von der Milchtankstelle.

Bild 23: Wir blieben bei der Biertankstelle.

Das Hüttengröstl sah gut aus, aber ich hätte Lauch und Zwiebeln weglassen müssen, daher nahm ich das Spargelrisotto mit Paradeisern, was sehr gut war. Der Hüttenwirt hatte eine Servicekraft weniger und musste selbst Bestellung und Ausschank bewältigen. Mit der Gruppe wurde er gut auf Trab gehalten. So ergab sich leider nur kurz ein Gespräch wegen unseres Anliegens, nämlich die Luftqualität auf der Hütte über längere Zeit mithilfe eines CO2-Messgeräts zu erfassen. Beim letzten Besuch waren wir bereits nach dem Ansturm da, der meist gegen 14 Uhr vorbei ist, und ich hatte knapp 3000ppm gemessen, was ein extrem hoher Wert ist.

In der Viertelstunde Wartezeit bei der Bestellung maßen wir 1500ppm. Eine Fensterreihe war gekippt. Wir sahen das Dilemma. An Tagen wie diesem mit weniger Personal und vielen Gästen blieb schlicht keine Zeit, sich um das Lüften zu kümmern. An kalten Tagen möchte man die Wärme möglichst energieffizient im Raum behalten. Die hohen CO2-Werte alleine wären nicht so tragisch, auf einer exponierten Berghütte ist man ohnehin ständig im Freien in der Frischluftzufuhr. Zum Problem kann hingegen bei hohen Infektionswellen das Ansteckungsrisiko werden. Dagegen kann der Hüttenwirt wenig tun, ohne Wärmeverlust das Risiko zu senken. Für die Platzierung von HEPA-Luftfiltern bräuchte man wohl einen neuen Stromkreis und häufig fehlt in den engen Gaststuben auch der notwendige Platz für eine Montage oder einen festen Aufstellort. In Asien hingegen werden schon seit einigen Jahren Einbaufilter fix in den Möbeln verbaut. Wer sagt es dem Alpenverein, das als Vorgabe für Neu- und Umbauten bei Hütten zu machen?

Ich danke dem Hüttenwirt trotzdem für sein Interesse. Dieses Mal fanden wir ohnehin genug Platz auf der Terrasse, der Wind war schwach und die Sonne kräftig. Nach gut zwei Stunden Rast brachen wir auf. Nach der Tour hatte ich an Farbe gewonnen.

Bild 24: Beim Gipfelkreuz ein Blick nach Norden.

Links Geißbühel, mittig der Waldgupf ist der Eibenberg (786m), auf dem ich bei der Hohenstein-Überschreitung stand.

Bild 25: Schwalbenschwanz (Papilio machaon)

Hinterm Kalteneck sahen wir in der Ferne noch einen gut entwickelten Gewitteramboss. Der war weit weg, wie ich später anhand vom Radarbild nachvollziehen konnte, nämlich im Salzkammergut in rund 110km Entfernung.

Bild 26: Die Natur findet immer einen Weg.

Bild 27: Reisalpe und Türnitzer Höger im Hintergrund.

Im Abstieg gingen wir zunächst zurück zum Loicheck und folgten dann dem Forstweg bis zum Sattel, wo die Usangkapelle liegt. Ich wollte dort dann weglos zur Perneben queren und über den 652er absteigen.

Bild 28: Blick zum Korngrub, ganz rechts das Kalteneck (1191m), hinten Hohenstein.

Über den Süd-Nord verlaufenden Loichgraben etwa in Bildmitte beginnend führt der markierte Abstieg bis zum Parkplatz bei der Hammerlmühle.

Bild 29: Idyllische eingezäunte Wiesen.

Bild 30: Die Usang- oder auch Osangkapelle.

Das Wort kommt von mittelhochdeusch äsanc und bedeutet so viel wie abbrennen, hier wurde der Wald also einmal gerodet für die Weiden. Das Baujahr der Kapelle ist nicht bekannt. Hier feiert die Gemeinde Loich aber noch regelmäßig Messen.

Bild 31: Idylle pur.

Und das wird auch so bleiben, denn der Weiterweg war doppelt versperrt durch Stacheldrahtzaun und ein Gatter, das nicht so aussah, als ob man es leicht öffnen konnte.

Bild 32: Wir gingen daher zurück.

Bild 33: Malerische Kühe.

Wir wollten dann über einen Forstweg zum Abstiegsweg abkürzen, stießen aber auch dort auf eine durch niedrigen Stacheldrahtzaun abgesperrte Weide. Also weglos am Zaun entlang steil hinauf zum Kamm.

Bild 34: Das ist die Weide, in die man von oben hineinkam.

Links der Hainbachberg (981m), rechts der Schwarzenberg (1033m), dahinter Geißbühel und blass am Horizont das Waldviertel.

Bild 35: Der schöne Wiesenpfad.

Bild 36: Blick zu den Geiermäuern rechts und Sandkogel (1057m), Hoher Stein (1097m).

Bild 37: Noch unberührte Kuhweide oberhalb vom letzten Gehöft.

Bild 38: Im Kern spätmittelalterliche Saalkirche.

Eine erste Kapelle wird aus dem Jahr 1400 genannt. Die Friedhofsmauer ist älter als die heutige Kirche.

Bild 39: Die Pielach.

Sie ist insgesamt 70 Kilometer lang und überwindet einen Höhenunterschied von 776 Höhenmetern. Der Name wurde urkundlich erstmals 811 als Bielaha erwähnt, von altslawisch bela gleich weiß und althochdeutsch von lateinisch aqua, also Fließgewässer. Eine Ache beschreibt meist ein breites Gewässer mit regelmäßiger Wasserführung und deutlichem Gefälle, das aber nicht schiffbar ist.

Um Punkt fünf erreichten wir den Ausgangspunkt neben dem Gemeindeamt, wo gerade eines von vielen Feuerwehrfesten in der Region stattfand.

Bild 40: Beim Selbstbedienungsladen auf der Rückfahrt vom Gscheid nahm ich mir ein Andenken mit.

In Summe eine landschaftlich äußerst reizvolle Variante zu den deutlich stärker frequentierten Südanstiegen ab Türnitz (wir haben ab Loicheck nur einen Mountainbiker gesehen). Besonders lohnenswert ab Mai und Juni aufgrund der artenreichen Orchideenwiesen, sowie sicherlich auch im Herbst aufgrund der Laubfärbung der Mischwälder in der Umgebung. Danke an Veronika für die Fahrtgelegenheit und Begleitung.

© www.inntranetz.at