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16.09.2023 Fadenkamp (1804m) und Hochstadl (1919m), Ybbstaler Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Dürradmer/Fangbrücke (808m, 8.35) - Nappenbachklause (1171m, 9.35) - Fadenkamp (1804m, 12.55) - Abzw. Kreuzberg (14.15) - Hochstadl (1919m, 15.05-16.05) - Kräuterinhütte (1394m, 17.45) - Fangbrücke (19.30)
  • Länge: 21.5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1350 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 9 Stunden
  • Viecher: Vögelchen am Gipfel, Ringeltaube, röhrende Hirsche

Seit vielen Jahren stand die Tour bei mir und Wolfgang auf der Liste, Günter hat die Überschreitung schon gemacht und war zuvor im Winter als Skitour oben. Dank Diensttausch bekam ich den Samstag kurzfristig frei und so starteten wir in der Früh mit etwa 2,5 Stunden Anfahrt bis Dürradmer. im Oberen Mürztal hielt sich genretypisch für den Herbst schon der Hochnebel, nördlich vom Seebergsattel bis etwa Fallenstein wehte lebhafter Südföhn mit 15 Grad. im Salzatal kühlte es ohne Föhn auf 8 Grad ab. Früher konnte man sich einen Erlaubnisschein für 15 Euro holen, um die Forststraße ab Dürradmer bis zur Nappenbachklause hinaufzufahren. Diese Möglichkeit gibt es seit zwei Jahren nicht mehr, auch das entsprechende Hinweisschild ist weg. Dadurch wurde die Wanderung rund 9km länger und 400 Höhenmeter zusätzlich.

Bild 1: Die Rotte Dürradmer mit wenigen Häusern, links Todeskogel (1201m), mittig Falkenkogel (1035m).

Typisch für diesen Teil der Ybbstaler Alpen sind die extrem steilen Waldflanken der Erhebungen. Im Hintergrund schaute die Föhnmauer am Hochschwab durch. Zwischen Todes- und Falkenkogel fließt der Radmerbach nach Süden und mündet beim Weichselboden in die Salza.

Die Forststraße führte in angenehmer Steigung aufwärts. Bei der markanten Rechtsbiegung oberhalb des Nappenbachs auf etwa 880m Seehöhe lag die Bodeninversion und es wurde merklich wärmer mit "Backofenluft", geschätzt etwa 15 Grad.

Bild 2: Erster Blick zum gezackten Fadenkamp (1804m), den wir der Länge nach überschritten haben.

Bild 3: Die weite bewaldete Hochebene mit dem Rüsterwald.

Das Seitental links trägt den passenden Namen Geröhremoos. Dort hörte man immer wieder Hirsche röhren.

Tatsächlich standen beim ehemaligen Parkplatz bei der Nappenbachklause keine Autos mehr, dafür reichlich Spuren von Kühen, womit wir bereits erahnten, dass der Almabtrieb kurz vorher stattgefunden hatte. Das hieß leider auch, dass die Kräuterinhütte nicht mehr bewirtschaftet sein sollte.

Bild 4: Bereits oberhalb der Klause Franzensenzian in Hülle und Fülle.

Bild 5: Von dort stiegen wir am späten Nachmittag ab.

Wir aber wandten uns nach rechts (unmarkiert) und strebten zunächst über einen Forstweg, später über eine weite Almwiese dem Nordostkamm vom Fadenkamp zu.

Bild 6: Gut getarnt.

Bild 7: Ein Bild zur Entspannung.

Bild 8: Wolkenlos über Graskogel (1742m) und Fadenkamp (1804m).

Bild 9: Richtung Hochschwab hingegen eine markante Föhnmauer.

Die Windgeschwindigkeiten waren allerdings schwächer als es die Walze vermuten ließ. Die Eismauer (2181m) meldete Spitzen um 60 km/h am Vormittag, am Nachmittag deutlich nachlassend.

Bild 10: Rückblick zur Aufstiegswiese.

Links Ötscher, rechts Gemeindealpe. Die Wiese bricht mit der bewaldeten Fadenmauer (1420m) steil zum Tal des Zellerbrunnbachs ab.

Bild 11: Günter fotografierte mich im noch gutmütigen Teil des Grats mit felsdurchsetzten Latschen.

Bild 12: Nachdem der ausgeschnittene Steig zunächst nordseitig in den Latschen verläuft, tritt er hier ausgesetzt an die Gratkante Richtung Süden heran.

Im Hintergrund in Bildmitte Zellerhüte, rechts die nordöstlichen Ausläufe der aufgelockerten Föhnmauer, die bis zum Schneeberg reichten.

Bild 13: Bei einem ausgesetzten Eck rasteten wir kurz und schauten auf den Weiterweg.

Bild 14: Günters trockener Kommentar: "LKK3 - Latschenkampfklasse 3"

Ein Schotteraufschwung führte steil zum Grat, endete aber dort, die Latschengasse war weiter hinten, aber durch die ausgeprägte Nordlage waren die Wurzeln nass und schmierig. Dennoch konnte man sich gut an den Latschenästen festhalten. Wolfgang querte durch die Latschen zurück zum Steig.

Bild 15: Dürrenstein (1878m) mit dem Noten (1640m) links, rechts Kleiner und Großer Ötscher.

Vor uns im Norden der ausgedehnte Rothwald, einer der letzten verbliebenen Urwälder in Europa. Es handelt sich um den letzten großen Urwaldrest des Alpenbogens, 88 Prozent davon sind Naturzone ohne menschlichen Eingriff. Fichten und Tannen werden hier bis 600 Jahre alt, Buchen bis 450 Jahre. Einzelne Eiben und Tannen sollen bis zu 1000 Jahre alt sein. Auch Luchse, Steinadler und Habichtskauze findet man hier. Die letzten Braunbären wurden 2010 gesichtet.

Unmittelbar vor uns der steile Graben des Kaltenbachs, der in den Lassingbach mündet.

Bild 16: Eine ausgesetzte Querung.

Bild 17: Test der Schwindelfreiheit, wo es links und rechts steil hinabpfiff.

Bild 18: Föhnmauer am Hochschwab, davor Graskogel (links), und ganz rechts Tannstein (1814m).

Bild 19: Kurze Kletterstelle (I) am hier schmalen, aber immerhin trockenen Grat.

Kurz danach wechselt der Steig dann Norden in die schattige Flanke, die wieder ausgesprochen feucht war, ab November wohl recht eisig.

Bild 20: Steile Latschen-Fels-Wiesen-Passage zum Hand anpacken.

Bild 21: Steil, aber unschwierig dank großzügig ausgeschnittener Latschengassen.

Bild 22: Rechts um diesen imposanten Felsblock herum.

Bild 23: Zwergalpenrose (Rhodothamnus chamaecistus)

Von einem weiteren Steilaufschwung hab ich mangels Standplatz kein Bild gemacht, da befand sich auch das mannsgroße Loch im Boden, das mehrere Meter rabenschwarz hinabging. Darüber plattiger, abgeschmierter Aufschwung, bei dem man sich besser rechts hielt, weil man sich an den Latschen festhalten konnte.

Bild 24: Vorgipfel erreicht! Gegenüber der Hauptgipfel.

Bild 25: Rechts der lange Kamm zwischen Hochkar und Ringkogel.

Der Ringkogel ist wahrscheinlich der einzige Gipfel im Osten, von dem man sowohl den Großglockner als auch das Große Wiesbachhorn sehen kann. Vom Dürrenstein sieht man den Großglockner, vom Noten den Hocharn, vom Fadenkamp und Hochstadl das Große Wiesbachhorn.

Bild 26: Großer und Kleiner Buchstein, rechts die Haller Mauern mit Hexenturm.

Dazwischen blass der Dachstein. Der Grund für die dunstige Sicht waren schlicht die sommerlich warmen Luftmassen. Warme Luft kann mehr Feuchte aufnehmen als kalte Luft, und wenn der Hochdruckeinfluss nicht stark genug ist, bleibt die Luft diesig.

Bild 27: Spitzmauer und Großer Priel hinterm Hochkar.

Bild 28: Schlüsselstelle im Abstieg: Ein abdrängender Felsblock.

Einen Fehltritt durfte man sich hier nicht erlauben.

Bild 29: Vom Vorgipfel über gestuften Felsen und Schrofen steil in einen Sattel.

Man bemerke das Gesicht im Fels. Links der Dürrenstein.

Bild 30: Ein weiteres ausgesetztes Band, durch die Latschen etwas kaschiert.

Bild 31: Danach wurde es flacher mit einem kurzen Wiesensattel.

Vor uns bereits der Aufschwung zum Hauptgipfel, der über ein schmales Band rechts um die Felsen herum erstiegen wird.

Bild 32: Beeindruckend - sowohl die Föhnmauer als auch die ausgeprägten Buckel auf der Hochebene der Kräuterin.

Bild 33: Und oben!

Nach 4 Stunden und 20 Minuten Gehzeiten hatten wir den Gipfel bezwungen, durchaus fordernd von der Konzentration und recht warm in den Latschen.

Bild 34: Unten links die Kräuterinhütte.

Bild 35: Blick zur Voralpe! Stumpfmauer (1770m), unser Ziel vor 2 jahren.

Links vorne Schmalzmauer (1760m) im Hochkar-Ringkogel-Kamm.

Bild 36: Abstieg vom Gipfel, steil, aber griffiger Fels.

Bild 37: Die steile Westflanke des Fadenkamps.

Bild 38: Der Hochstadl war noch ein Stück weit entfernt (Bildmitte).

Günter hier gerade etwas zu weit vorne, nachdem wir die Latschengasse übersehen hatten, die steil hinab einen Gratzacken umgeht.

Bild 39: Und dann waren die schwierigsten Abschnitte vorbei: Vor uns ein flacher Grasbuckel, dahinter der markierte Anstieg zum Hochstadl.

Bild 40: Rückblick zum gutmütigen Südwestkamm des Fadenkamps.

Unweit der Abzweigung Richtung Buchsattel, ein Steig mit langen Querungen entlang des Großen Kreuzbergs, sahen wir drei Wanderer vom Hochstadl kommen. Ich hörte nur "Nachdem Du einen Jägermeister dabei hast, könn ma uns einen Nachmittagskaffee machen." und wusste damit, dass die Kräuterinhütte definitiv schon geschlossen war.

Bild 41: Die drei Türme, der letzte wurde unterhalb umgangen.

Bild 42: Im oberen Teil überraschend blockiges Gelände mit mächtigen Kalkblöcken.

Bild 43: Fadenkamp und Ötscher.

Der Rauhe Kamm ist in meiner Erinnerung (2014) eher breiter und besser zu gehen ohne Latschen, dafür wesentlich länger als der Fadenkamp. Dieser erinnerte mich mehr an eine Mischung aus Novembergrat, Kleinem Wildkamm und Gippelmauer. Von der Ausgesetztheit an den Großen Wildkamm.

Bild 44: Kalkrillen unmittelbar unterhalb vom Gipfelkreuz, das nicht am höchsten Punkt steht.

Bild 45: Gipfelvögelchen (Buchfink vermutlich)

Bild 46: Gipfelfoto vom höchsten Punkt mit Gipfelbuch, das Kreuz steht etwas unterhalb.

Nach über sechs Stunden und dreißig Minuten Gehzeit ist der Gipfel erreicht. Das Nachmittagslicht schuf herrliche Kontraste.

Einige Detailaufnahmen aus der Umgebung:

Bild 47: Unmittelbar im Süden steht die Riegerin (1939m), mit Antengraben links und Brunntal rechts.

Rechts schließen Ebenstein (in Wolken) sowie Großer und Kleiner Griesstein an.

Bild 48: Das südliche Kar bricht steil über 1300 Höhenmeter zum Salzatal ab.

Unten links der Bärnstein (991m) mit Felsen in der Sonne, rechts zieht eine mehrschichtige Kalkrippe, der Mitterkeil, hinab.

Bild 49: Großer Griesstein (2023m) links, rechts Brandstein (2003m), rechts abgesetzt Pfaffenstein (1871m).

Bild 50: Im Osten Gippel (1669m), Schnalzstein davor (1546m), rechts Schwarzauer Gippel (1605m) und Perschkogel (1613m).

Bild 51: Im Südosten die mit der Kräuterin verbundene Hochtürnach (1770m)

Der ausgeschnittene Pfad zum Gipfel, den ich vor drei Jahren mit Günter ging, ist gut zu erkennen.

Bild 52: Gesäuseblick mit Hochtor und Admonter Reichenstein links, rechts Tamischbachturm und Buchstein-Stock.

Bild 53: Im Vordergrund Großer Geiger (1723m), dahinter Lugauer (2217m), Gsuchmauer (2116m)

In der Reihe ganz hinten die Rottenmanner Tauern mit Großem Bösenstein (2448m) rechts vom Lugauer, Dreistecken (2382m) und rechts Hochhaide (2363m).

Bild 54: Gipfelkreuz mit Ötscher und Großem Zellerhut.

Bild 55: Der von uns überschrittene Fadenkamp, die untere Felsgruppe wird unterhalb umgangen.

Bild 56: Panorama.

Außer bei Übernachtungen kam es nicht allzu oft vor, dass ich kurz nach vier noch auf einem Gipfel mit dieser Schartenhöhe stand. Umso mehr konnte ich die Stimmung genießen.

Bild 57: Tief eingeschnittener Karst an der Ostflanke des Hochstadls.

Bild 58: Unberührte Landschaft.

Bild 59: Großer Wildkamm und Veitsch mittlerweile wolkenfrei, davor Zeller Staritzen.

Bild 60: Kranzenzian.

Auf der Ebene kamen wir gut voran, bis zur Hütte kamen noch ein paar kurze rumpelige Abschnitte mit Karstrippen. Die knappe Stunde Gehzeit bis zur Kräuterinhütte war berechtigt.

Bild 61: Ötscher links und Graskogel rechts.

In den Senken lagen kleinere Seen, dahinter sah es wie eine Endmoräne aus.

Bild 62: Frühlingsenzian.

Bild 63: Letzter Blick zum Hochstadl, ehe wir in das Kar mit der Hütte abstiegen.

Bild 64: Ötscher von Südwesten angestrahlt.

Bild 65: Die Alm war längst verlassen, aber damit hatten wir gerechnet.

Die Rettung verbarg sich beim Wassertrog, genauer gesagt befand sich daneben ein Türl im Fels mit gekühlten Getränken. Da schmeckte das Bier gleich doppelt so gut.

Nach einer knappen Viertelstunde brachen wir zum langen Forstweghatscher zurück ins Tal.

Bild 66: Abkürzung ohne Zeitgewinn.

Der markierte Weg kürzt die ausladende Forstwegkehre ab, quert dabei aber laut Karte den Bach. Dort befand sich aber kein erkennbarer Weg mehr, der Hang teilweise in den Graben abgerutscht. Also noch ein paar Ehrenhöhenmeter auf der anderen Grabenseite hinauf. Ich stieg gleich weiter zum Forstweg auf, während Günter und Wolfgang auf annähernd gleicher Höhe weiter unten wieder auf die Forststraße stießen. Später sahen wir frische Markierungen weiter unten. Entweder wurde der Weg verlegt oder er war nicht ganz genau eingezeichnet.

Bild 67: Alpenglühen

Bild 68: Im letzten Dämmerlicht kamen wir am Parkplatz in Dürradmer an.

Was für ein Tag. Da nahm man auch gerne in Kauf, erst um zehn wieder zurück zu sein, und am nächsten Tag um viertel sechs zum Tagdienst aufzustehen. Ich schlief nach fünf Minuten ein und bis zum Wecker durch.

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