Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

18.09.22 Grassberg (1078m), Kl. Grassberg (1075m), Kleiner Otter (1327m), Erzkogel (1504m), Sonnwendstein (1523m), Semmering

Eckdaten:

  • Wegführung: Schottwien (09.20) - Stixaussicht (9.40) - Krenthaller Wand (940m, 10.25) - Grassberg (1078m, 11.10) über Westkamm - Kleiner Grassberg (1075, 10.35) - Schanzkapelle (11.55) - Kleiner Otter (1327m, 12.45) - Kummerbauerstadl (13.15) - Weinweg - Erzkogel (1504m, 14.35) - - Pollereshütte (14.55-15.35) - Sonnwendstein (1523m)- Almsteig - Semmering Bahnhof (17.20)
  • Länge: 19,0 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1460 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 7 Stunden
  • Viecher: Blindschleiche, Reh

Früher Wintereinbruch oberhalb 1600m Seehöhe. Bei der Anfahrt schimmerte ein wenig Weiß durch die Gipfelhöhen des Gahnsplateaus. Dazu wehte stürmischer Nordwestwind. Ideales Wetter also, um ein älteres Projekt anzugehen. Ich wollte nicht nur zum zweiten Mal auf den Grassberg steigen, sondern auch einmal die Stixaussicht besuchen.

Bild 1: Blick auf die ehemalige Bröselbrücke der Semmering-Schnellstraße, dahinter der Sonnwendstein.

Vor der Kirche zeigen die Wegweiser nach links.

Bild 2: Neogotische Pfarrkirche, 1888/1932 erbaut, der Friedhof wurde bereits 1220 urkundlich erwähnt.

Die Stixaussicht war angeschrieben, die Pfade gut ausgetreten. Eine hässliche Forststraße war noch zu queren und schon stand ich bei der ...

Bild 3: Stixaussicht mit Bankerl und Kassette.

Bild 4: Schottwien mit der alten Passstraße, dahinter Sonnwendstein und Hirschenkogel.

Bild 5: Ruine Klamm, weiter links ist noch die Pfefferwand zu sehen, ganz rechts oben Kobermannsberg (925m)

Der Schneeberg verbarg sich hinter einem Schneeschauer, erkennbar an den Eisfasern. Angesichts der vielen vielen Wände wirds höchste Zeit, einmal an einem Tag alle Wände zu gehen. Östlich der Ruine befindet sich zudem noch der Aussichtspunkt Luisenhöhe mit Blick auf Schottwien.

Bild 6: Nach der Stixaussicht folgte ich dem Rundwanderweg bis zu dieser Kreuzung.

Ich wollte aber nicht nach Himmelreich absteigen, daher blieb ich am Kamm.

Bild 7: Und der wurde richtig schön, typisch gutensteinerisch mit ein Äuzerl Wechselmoos.

Der Jagdsteig führt unterhalb des Kamms parallel den Nordhang entlang, ich ging aber lieber oben und hielt die Nase in den Wind. Danach über Steigspuren auf den eigentlichen Rücken, der hinaufführt zur ...

Bild 8: Krenthaller Wand (940m)

Eselstein (982m) mittig, dahinter Semmeringkogel (1166m) und Pinkenkogel (1290m), rechts Kreuzberg.

Von Nordwesten näherte sich ein Regenschauer, weshalb ich schnell die Regenhose anzog. Der Trick funktionierte gut. Den restlichen Tag blieb ich fast trocken.

Bild 9: Die 1130 durch Ortolfus de Clamma erstmals genannte Burg mit der romanischen Kirche hl. Martin (1146 erstmals erwähnt).

Bild 10: Der Schauer zog durch, nun freier Blick zum Sonnwendstein, Maria Schutz und Passhöhe.

Bild 11: Der Kamm war so reizvoll, wie ich ihn in Erinnerung hatte - zuletzt vor 7 Jahren bestiegen.

Bild 12: Beim Anstieg zum Kleinen Grassberg biegt links ein Jagdsteig ab.

Dieser sollte um den Westrücken herum und von Norden steil direkt zum Gipfel des Grassbergs führen. Zunächst ging ich weiter, dann aber siegte die Neugier und ich entschied mich für den Jagdsteig.

Bild 13: Vorbei an dieser eigenartigen Symbiose.

Bild 14: Gut ausgebauter Weg, lange auf gleicher Höhe verlaufend.

Bei einem größeren Felsen ging der Steig schmaler werdend im hohen Gras oberhalb weiter. Dann hätte ich den Westkamm umrunden können, doch ich wollte lieber den Kamm gehen.

Bild 15: Denn auch den Kamm hinauf führte ein gut ausgetretener und gelegentlich mit Absperrbändern markierter Steig.

Bild 16: Und schon war ich oben.

Eine größere Herausforderung war der Abstieg, nachdem sich die Wegspuren überall verloren. Also weglos den Hang hinab, bis ich wieder auf ein Steiglein stieß. Von dort nach Süden.

Bild 17: Mächtige Fichten.

Beim ersten Besuch sind mir noch mehr solcher stattlicher Bäume aufgefallen, aber der Sturm hatte mindestens zwei gefällt.

Bild 18: Kurz steil hinauf zum Kleinen Gras(s)berg (1075m) mit Holzkreuz.

Bild 19: Beim Abstieg stand ich dann vor einer eingezäunten Weide.

Die war vor sieben Jahren noch nicht da, bzw. nicht die Einzäunung, denn wir hatten damals auf der Wiese eine Rast in der Sonne gemacht. Ich suchte nach einer Möglichkeit das Gatter zu öffnen, doch es gab keine. Zum Übersteigen waren die Holzbretter zu dünn, sie wären wahrscheinlich durchgebrochen. Also umrundete ich die Weide weglos durch den Wald.

Bild 20: Dabei stieß ich auf diese formschönen jungen Schopftintlinge.

Bild 21: Erntereife Exemplare.

Bild 22: Unweit der Schanzkapelle schauten die Kühe schön aus der Wäsche.

Was nun? Ich entdeckte keine Verbotstafeln Richtung Kleiner Otter. Es war erst Mittag, ich hatte mehr als genug Zeit.

Bild 23: Wer es wagt, der wird belohnt: Gewimperter Erdstern

Die hatte ich schon länger nicht mehr gesehen.

Fast durchgehend steil zieht sich der Nordkamm auf den Kleinen Otter, zwei Mal wird eine Forstwegkehre tangiert.

Bild 24: Zwischendurch ein Blick auf die sonnenbeleuchtete Polleroswand (979m)

Bild 25: Das kleine Metallkreuz am Gipfel.

Bild 26: Windig, ein paar Graupeln neben den Regentropfen, aber trotzdem herrliche Stimmung.

Bild 27: Uneindeutiger Hinweis.

Durfte man jetzt entlang der Besitzgrenze gehen? Wo fing diese überhaupt an? Wann war man innerhalb und wann außerhalb? Durfte man neben dem Jagdsteig hinabgehen? Befand man sich da noch in der Jagdeinrichtung?

Bild 28: Weiter unten - hier stand beim letzten Besuch noch eine Verbotstafel aus Holz.

Bild 29: Zur Jagdhütte wäre ich ohnehin nicht gegangen, der Weg führte geradeaus weiter.

Bild 30: Fliegenpilzfamilie.

Bild 31: Das war nur von der anderen Seite kommend sichtbar.

Zudem gilt das Verbot nur für den Zeitraum der Fütterungsperiode.

Bild 32: Weiter unten stieß ich auf den Wegweiser.

Es gab also noch den markierten Abstieg vom Großen Otter zum Kummerbauerstadl. Aber warum sollte der Wegweiser von einem Weg sichtbar sein, den man nicht betreten durfte? Fragen über Fragen. Ein überlaufener Gipfel wird der Kleine Otter nie werden. Wenn man sich etwaige Diskussionen mit dem Jäger sparen will, kann man bis zum Großen Otter weitergehen und dann über den markierten Weg absteigen.

Beim Kummerbauerstadl legte ich die erste größere Rast ein, verzehrte meine beiden Mandarinen und ein paar Nüsse. Der Parkplatz war bummvoll, die meisten Gäste kehrten ein, Spaziergänger traf ich unterwegs keinen.

Bild 33: Blick auf Mittagstein und Feichterberg, im Hintergrund machte der Schneeberg seinem Namen alle Ehre.

Meine Wanderung war aber noch nicht zu Ende. Jetzt folgte die Kür.

Bild 34: Über den Weinweg zunächst Richtung Alpkogel.

Diesen ging ich das erste Mal im Februar 2016 mit Schneeschuhen bei meiner Erz- und Peterbauerkogelwanderung südlich vom Semmeringpass. Ohne Schnee wirkte der Saumweg noch romantischer, fast antik.

Dieser Eindruck trügte nicht: Bonusbild

Ich hatte mich nicht getäuscht - die Spurrillen deuteten auf wesentlich ältere Nutzung hin. Der Name Weinweg soll durch die Nutzung durch die Römer zurückgehen, die über diesen Weg Wein transportiert haben. An manchen Stellen des "Via Gigantea", der von Neunkirchen über Trattenbach führte, sieht man noch die Fahrrinnen der Wagenräder.

Bild 35: Golfballfliegenpilz

Bild 36: Die steilen Südosthänge des Sonnwendsteins

Bild 37: Grasberg im Schatten, dahinter Gösing (898m), links Hohe Wand - und ein flacher Regenbogen.

Bild 38: Beim Schlussanstieg kam ich schon ziemlich ins Schnaufen, und ging daher den markierten Weg gemütlicher hinauf.

Bild 39: Stuhleck (1780m) mit mausknietiefer Schneedecke.

Bild 40: Den steilen Südhang zum Erzkogel (1504m) stapfte ich dann trotzdem noch in der direttissima hinauf.

Über den moderaten Rücken rechts führt der Weinweg, links Kleiner Otter, hinten Großer Otter, links Raachberg.

Bild 41: Unverkennbar mit seiner Trapezform: Schöckl (1445m).

Bild 42: Die Überraschung des stark bewölkten Tages war dann die Fernsicht!

Unterhalb der tiefen Stratocumulusbänke war die eingeflossene Kaltluft blitzsauber. Kein Schauer oder Ambosswolken störten. Ganz links Rennfeld (1639m, 45km), dahinter Zirbitzkogel (2396m,115km), Scharfes Eck (2364m) und Kreiskogel (2306m), rechts Roßeck (1664m) und Mugel (1630m) der Gleinalpe.

Bild 43: Es waren aber sogar einzelne Gipfel der Nockberge sichtbar!

Bild 44: Beweis: Die beiden Gipfel ganz rechts in 150km Entfernung sah ich mit bloßem Auge.

Bild 45: Gipfelfoto mit aufgelockertem Himmel.

Bild 46: Lockdown-Erinnerungen

Am 25.April 2020 überschritt ich mit Wolfgang die Otter von Baumgarten aus. Im Anschluss fuhren wir zur gotischen Wolfgangskirche in Kirchberg am Wechsel (links oben am Hang) mit sehenswertem Spitzbogenportal und prächtigem Westportal.

Bild 47: Im Abstieg vom Erzkogel peilte ich mein nächstes Ziel an: Darüber eine eisträchtige Quellwolke.

Da zog gerade ein kräftiger Regenschauer vom Tullnerfeld über Wien hinweg.

Bild 48: Ich hatte hingegen ein paar Sonnenstrahlen und langsam schälten sich auch Rax und Schneeberg aus der Stratocumulusbewölkung.

Bild 49: Rote Wand im östlichen Gahnsplateau, dahinter Geländ.

Kurz vor mir war eine junge Familie mit Kleinkind im Rucksackträger und Golden Retriever in der Hütte verschwunden. Sie hatte also offen. Das hing davon ab, wie sie dort Schlechtwetter definierten. Ich dachte mir, überlaufen wird sie jetzt nicht sein, da kann ich das Indoor-Risiko einmal eingehen. Drinnen gab es nur noch Suppe und kalte Getränke, das reichte mir. Ich wärmte mich mit einer Kaspressknödelsuppe und Lärchenschnaps auf. Die Kellnerin war offenbar ziemlich neu und kannte die Anstiegswege noch nicht. Nach mir als letztem Gast wurde die Fahne eingeholt und die Hütte zugesperrt.

Bild 50: Beschwingt stieg ich noch zum Gipfel vom Sonnwendstein an.

Herrliches Septemberlicht und ein Teil meines Anstiegs über Krenthallerwand und Grasberg waren sichtbar.

Bild 51: Das Schauerband im Wiener Becken war immer noch aktiv.

Bild 52: Im Abstieg am Almsteig trat ich beinahe auf die kleine Blindschleiche.

Bild 53: Kranzenzian.

Bild 54: Ich hatte den Steig eigentlich viel mühsamer in Erinnerung. So kann man sich täuschen.

Ich bin ihn zwei Mal gegangen, 2010 bei der ersten Sonnwendstein-Besteigung und 2013 bei der ersten ähnlichen Überschreitung von Großer Otter und Mitterotter (am Kleinen bin ich vorbeigegangen) und dann auf den Sonnwendstein.

Bild 55: Gefranster Enzian.

Bild 56: Ja.

Nun hieß es nur noch, die beiden Gräben auszugehen mit leichter Gegensteigung, die vom Erzkogel und Dürriegel hinabziehen.

Bild 57: Das erste Wildtier sah ich ausgerechnet dort, wo die Häuser anfingen.

Der Wechsel aufs Winterkleid hatte bereits angefangen.

Bild 58: Hochberg (993m) mit Jubiläumsaussicht und angestrahlten Türmen

Der Direktzug von Mürzzuschlag nach Meidling (und weiter nach Bratislava) fuhr mir vor der Nase weg. Machte nichts, 20min später kam der Railjet Richtung Prag. Nicht so schön war, dass dieser so voll war, dass ich bis Wiener Neustadt stehen musste. Ich trank noch schnell ein Bier, dann stiegen zum Glück mehrere Fahrgäste in Wiener Neustadt aus, sodass ich bis Hauptbahnhof sitzen konnte. Das führt das Klimaticket ad absurdum, wenn man für jeden Fernzug immer eine Reservierung braucht. Das raubt ja gerade die gewonnene Spontanität, abzusteigen, wo und wann man will. Keine gute Entwicklung für überzeugte Öffifahrer.

Das Schlussfazit bleibt aber positiv. Ich verspürte nicht einmal müde Füße. Der Eselstein wäre sich vielleicht noch knapp ausgegangen, dann hätte ich die Runde vollständig geschlossen. Aber auch so wars eine anständige Tagestour in weitgehender Einsamkeit.

© www.inntranetz.at