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03.09.22 Vögeialm - Seekarscharte - Oberhüttensee, Schladminger Tauern

Eckdaten:

  • Wegführung: Vögeialm (1360m, 9.00) - Klammlsee (10.40-11.00) - Seekarscharte (2026m, 11.35) - Scharte (12.35) - Schrofsee - Oberhüttensee (1866m) - Oberhütte am See (14.00-15.20) - Vögeialm (16.25)
  • Länge: 11,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 750 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden
Nach dem grandiosen Gipfelsieg am Höchstein zeichnete sich für den Folgetag, Samstag, nicht so stabiles Bergwetter ab. Ein Gipfel war daher optional, eine Hütte in der Nähe kein Fehler und generell eine kürzere Runde mit einfacheren Wegen, um im Fall des Falles schnell absteigen zu können. Manfred schlug die Seekarrunde ab Vögeialm vor, erreichbar ab Forstau, was bei dem ein oder anderen Erinnerungen an Schulskifahrten aufkommen ließ.

Für mich war es ein Tag mit erhöhtem Nervenkitzel, denn mit Gewitterrisiko am Berg war nicht zu spaßen, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Wer morgens am Frühstückstisch lieber auf seine Wetterapp schaut, der verpasst das kurze Zeitfenster, in dem untrügliche Gewittervorboten zu sehen sind:

Bild 1: Altocumulus castellanus über dem Ennstal (7.19 Uhr).

Blick aus dem Fenster am Esstisch unserer Ferienwohnung. In Bildmitte eine Altocumulus-Bank mit kleinräumig abgegrenzten vertikalen Quellungen - ein klassisches Anzeichen für Feuchtlabilität in mittleren Höhen. Diese Wolkenart zeigt sich ausschließlich in Verbindung mit Fronten und Höhentrögen. In diesem Niveau findet das konvektive Wolkenwachstum hauptsächlich statt.

Bild 2: Die Bank löste sich rasch, die Quellungen blieben noch kurzzeitig erhalten (7.27 Uhr)

Bild 3: Beim Aufbruch zeigten sich zwar keine Quellungen mehr, aber weiterhin ausgedehnte Ac-Felder (8.04 Uhr).

Bild 4: Vögeialm mit unserem Aufstiegskar im Hintergrund, rechts Seekarspitze (2350m).

Bild 5: Männchen.

Bild 6: "Katzinchen"

Bild 7: Hoher Dachstein (2995m), rechts Rippeteg (2126m)

Bild 8: In den Niederen Tauern konnte von Wassermangel keine Rede sein.

Bild 9: Erste größere Quellwolken hinter Rippeteg und Schober (2133m) um 9.50 Uhr.

Für die Uhrzeit bereits stattliche Quellwolken. Keine unmittelbare Gefahr, aber ein weiteres Anzeichen für die hochreichende Labilität.

Bild 10: Torspitz (2948m), Mitterspitz (2925m), Hoher Dachstein (2995m), Dirndln (2832m) und Koppenkarstein (2863m).

Bild 11: Nach der ersten Steilstufe lehnte sich das Gelände zurück.

Bild 12: Abstecher zum Klammlsee, der zunehmend verlandete. Darüber der Indianerkopf (2179m).

Bild 13: Glasklarer See mit einen Fischen drin. Hier legten wir eine kurze Rast ein.

Praktischerweise konnte man sogar im Sitzen Preiselbeeren und Heidelbeeren ernten.

Bild 14: Hinterer Geißstein (2190m).

Bild 15: Seeboden und Moränenhügel mit flachen Quellwolken.

Bild 16: Nicht nur mich faszinierten die beiden Hügel, die den Seeboden begrenzten.

Rechts eine kleine Jagdhütte mit Brunnen. Im Hintergrund sich türmende Quellwolken Richtung Totes Gebirge.

Bild 17: Mein Nervenkitzel wuchs, als wir Richtung Seekarscharte aufstiegen.

Cirrostratus am Himmel, nach unten dunkler werdend, dazu flache Quellwolken. Das sah wie eine aufziehende Schauerwolke von Südwesten auf. Sicher konnte ich mir erst sein, wenn ich über die Scharte freien Blick nach Süden hatte.

Bild 18: Unterdessen sahen wir zu, wie sich professionelle Hundehalter in einer Kuhweide verhielten.

Eine Mutter querte mit ihrer Tochter und zwei Huskys die Kuhweide. Die Kühe wurden sofort nervös und rückten näher. Die Tochter stellte sich zwischen Kühe und Hunde und hob beide Arme, um zu signalisieren: "Bis hierhin und nicht weiter!" Die Kühe blieben stehen und sie konnten ohne Zwischenfälle passieren.

Bild 19: Kurz darauf atmete ich hörbar auf: Die vermeintliche Schauerwolke war nur ein dichtes Cirrusfeld. Hier mit der Plattenspitze (2294m) bei Obertauern.

Es bildete den Vorläufer des von Westen hereinziehenden Höhentrogs. Ich dachte erst an eine Gebirgswelle (hochreichende Leewellen), aber das Cirrusfeld verlagerte sich mit der Strömung ostwärts und blieb nicht stationär. Eine Leewellenkomponente war dennoch denkbar, denn in der Höhe herrschte eine lebhafte Westströmung.

Bild 20: Windischkopf (2609m) und Faulkogel (2654m) im Südwesten.

Bild 21: Schroffe Wände unterhalb der Herbertspitzen südlich von Obertauern.

Bild 22: Faulkogel

Bild 23: Panorama Obertauern Skigebiet mit dem natürlichen Hundsfeldsee (1787m).

Bild 24: Weiterhin spannendes Himmelsbild mit grätenförmigen Altocumuli.

Sie deuteten auf zunehmende Windänderungen in der Höhe hin. Ein Zeichen mit erhöhte Windgeschwindigkeiten und Scherflächen, somit konnten sich entstehende Gewitter organisieren und potentiell heftiger ausfallen.

Bild 25: Beginn der Seenlandschaft.

Bild 26: Traumhafte Umgebung.

Bild 27: Dunkle Quellwolke - verursacht durch den Schatten der Sonne.

Bild 28: Bonusgipfel Sonntagskarhöhe (2245m)

Ich musste diesen leider auslassen. Meine Beine waren noch schwer von der 10-Stunden-Tour auf den Höchstein, ich hatte ziemlich Muskelkater. Dazu kam die innere Unruhe wegen der zunehmenden Gewittergefahr, da wollte ich keinen schnellen Abstieg mit Konzentrationsfehlern produzieren.

Bild 29: Cirrocumulus undulatus, ebenfalls ein Zeichen für kleinräumige Wellenbildung.

Bild 30: Wer sein Rad liebt, der trägt.

Ab hier kamen uns zahlreiche schiebende oder tragende Mountainbiker und E-Biker entgegen. Der "Stoneman-Taurista"-Track über die Seekarte versprach laut Webseite tolle Trails zum Fahren. Tatsächlich war es sehr steil und mehr Schiebestrecken darunter. Die Gruppen sahen alle ziemlich fertig aus. Darunter ein Ostdeutscher, der im tiefsten Dialekt an uns vorbeischiebend sagte "Als Wanderer muss man denken, dass wir bekloppt sind, da mit dem Fahrrad raufzufahren, nu?" Ich konnte nicht widersprechen.

Bild 31: Schrofsee, für mich, Wolfgang und Günter das Ersatzziel statt dem Gipfel.

Die Pause wurde allerdings durch die dichter werdende Quellbewölkung verkürzt. Im Schatten war der Sommer eben schon vorbei. Im Hintergrund die Akharscharte (2315m), links die Steirische Kalkspitze (2459m). Die hab ich mit Reinis Gruppe bereits im Juli 2014 überschritten. Die Gipfel mussten wir wegen schlechter Sicht auslassen. Im zweiten Anlauf im September 2019 hat es dann geklappt im Zuge einer Runde ab Ursprungsalm über Znachsattel und retour.

Bild 32: Größere Quellungen nun auch nach Osten hin, mit Altocumulusbänken.

Bild 33: Zoom zu Norbert und Manfred kurz vor dem Gipfel.

Bild 34: Sonntagskarhöhe vom See aus.

Bild 35: Cumulus congestus Richtung Lungau mit Altocumulus.

Bild 36: Der unschwierige Weiterweg ins weite Kar, rechts die Lungauer Kalkspitze.

Bild 37: Oberhüttensee mit Meregg (2235m).

Bild 38: Die Oberhütte am See.

Nette Wirtin, gutes Essen.

Bild 39: Die Wildleberknödelsuppe war ein Gedicht.

Hier warteten wir auf die Ankunft von Manfred, Norbert und Werner.

Bild 40: Ich beobachtete fasziniert die mächtigen Quellwolken mit lenticularis bzw. pileus-Formen. (14.27 Uhr)

Da war definitiv Wind im Spiel.

Bild 41: Genau eine Viertelstunde später zeichnete sich die erste Schauerwolke ab.

Bild 42: Acht Minuten später Fallstreifen durch leichten Regen.

Bild 43: Aufbruch - die Meerschweinderl störte der Wetterumschwung noch nicht.

Bild 44: Auch die Kühe blieben entspannt (im Hintergrund ein Shetland-Pony).

Bild 45: Brotrinnl (2088m), eine sehr steile Scharte, die die Oberhütte mit der Ursprungsalm verbindet. Nur im Aufstieg empfehlenswert.

Bild 46: Wir stiegen über den Oberhüttenbach ab.

Bild 47: Fotoshooting auf der Vögeialm.

Bild 48: "Ich bin so schön!"

Um 16.25 Uhr kamen wir am Parkplatz an, auf der Rückfahrt ging talauswärts bereits ein kräftiger Regenschauer nieder.

Bild 49: Böenwalze mit Niederschlagsvorhang über den nördlichen Tauern im Ennstal auf der Rückfahrt.

Bild 50: Die Niederschläge hingen westlich vom Stoderzinken fest, kamen aber kaum voran.

Was war geschehen? Beim Aufbruch um 15.20 Uhr hatte sich über Osttirol und Pinzgau bereits eine ausgedehntere Zelle gebildet, die von Südwesten her Richtung Lungau zog. Über Bayern verlagerte sich ein linienförmiges Gewittersystem ostwärts mit Sturmböen und Hagel.

Bei Ankunft auf der Vögeialm entstand ein weiterer Multizellencluster über dem Lungau und weitete sich auf die Alpennordseite aus. Daraus blitzte es im Süden auch. In weiterer Folge blieb dieser Cluster über den Niederen Tauern, während das System über Bayern nördlich vom Dachsteingebirge ostwärts zog. Das Ennstal blieb weitgehend gewitterfrei.

Statt Einkehr gab es für uns am Abend zwei große Dosen Erdäpfelgulasch. Das hat auch gepasst. Ein großes Dankeschön an Manfred für die kundige Begleitung an beiden Tagen. Die Freude in den Bergen unterwegs sein zu dürfen war spürbar und ansteckend.

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