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01.11.2022 Trafößbachgrabenrunde, Grazer Bergland

Eckdaten:

  • Wegführung: Mixnitz-Bärenschützklamm Hst. (09.18) - Kreuzkogel (1181m, 10.55) - Schiffall (1221m, 11.25) - Laufnitzberg (998m, 12.40) - Harterkogel (1070m, 14.07) - Trafößberg (1053m, 14.25) - Predigtstuhl (853m, 14.50) - Pernegg Hst (16.10)
  • Länge: 18,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1120 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 6 Std. 20 Minuten
  • Viecher: Mufflons, Eichhörnchen

Beinahe gut vorbereitete Runde, beim letzten Gipfel hab ich etwas geschwächelt (Kirchkogel), bzw. ist er sich nicht mehr ausgegangen, aber sonst verlief alles wie geplant. Ich hatte sie schon länger ins Auge gefasst, aber wegen der langen Anfahrt und der unklaren weglosen Abschnitte zwischendurch wieder verworfen. Nach den letzten anspruchsvollen Touren fühlte ich aber ausreichend Kraft und Ausdauer, um ein wenig ins Risiko zu gehen. Anfahrt unkompliziert mit Railjet und S-Bahn nach Mixnitz. Das schöne Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1844 soll ja leider abgerissen werden. Wieder ein öffentliches WC weniger. Bisher war ich zwei Mal am Hochlantsch über die Bärenschützklamm, und einmal am Röthelstein und Rote Wand mit damals einmaliger Steinbockbegegnung in unmittelbarer Nähe.

Bild 1: Heute überquerte ich hingegen die stille Mur, während sich der Hochnebel auflöste.

Beim Göbelmoar fiel die Entscheidung, ob der Weg links oder rechts in den Graben fortsetzte, leicht aus: Rechts war ein Grundstück mit niedrigem Tor und Holzzaun, in dem zwei große Hunde bellten. Also links. Mäßig steil einen Graben hinauf, erst weiter oben wurde es flacher. Und wärmer. Als ich beim Gehöft Gundakar ankam, tropfte ich aus allen Poren. Am Rennfeld (1618m) wurden nochmals knapp über 14°C gemessen, auf knapp 750m Höhe entsprechend über 20°C. Zu viel für Anfang November. Auf der Hohen Wand (937m) am Alpenostrand wurden gleich drei Rekorde aufgestellt, mit 13,5°C wärmste Novembernacht, mit 23,3°C wärmster Novembertag und zudem höchste Temperatur an Allerheiligen (alle Stationen).

Bild 2: Feine Kontraste.

Bild 3: Hochlantsch und Röthelstein.

Das Grundstück wird großzügig am Weidenrand umgangen, mit einem neuen Wegweiser, dass der Weg neu trassiert wurde. Zwei kleinere Hofhunde passten genau auf, dass sich daran gehalten wurde.

Bild 4: Röthelstein (1263m).

Am Fuß der linken großen Felswand befindet sich die Drachenhöhle, dort schwenkt der Jagdsteig nach rechts und windet sich geschickt und nie ausgesetzt zwischend den Felsen zum Gipfel. Dort hab ich auch die Steinböcke gesehen.

Nach der Weide wieder steiler in den Wald, aber bequem auf einem Forstweg an einer Wildfütterung vorbei.

Bild 5: Ins Weidegebiet hinein, weiter oben verläuft bereits der Gipfelkamm.

Bild 6: Die letzten Meter ging es über einen Riss mit Drahtseil zum Gipfel.

Die Felstritte waren schon ziemlich abgeschmiert und das Seil ebenfalls glitschig, keine große Hilfe, aber man schafft es wohl auch so. Die zweite kurze Drahtseilstelle hab ich gleich überklettert.

Bild 7: Am Gipfel. Gegenüber Schiffall, der aber kaum Ausblicke bot.

In der Höhe zeigten sich Altocumulus lenticularis, die die westliche Höhenströmung markierten (Gebirgsüberströmung).

Bild 8: Mein Interesse galt vielmehr dem tollen Hochschwabblick: Brandstein (2003m)

Vor knapp zwei Wochen stand ich da oben.

Bild 9: Weiter rechts schließen Schaufelwand (2012m), Ebenstein (2123m) und Hinterer Polster (2057m) an.

Davor die Meßnerin (1835m) mit den Felsabbrüchen zur Klausen hin.

Bild 10: Pernegg.

Die 1448-61 erbaute Frauenkirche, dahinter das Schloss Pernegg, 1578-1582 im Renaissance-Stil erbaut. Hoch oben (nicht im Bild) befindet sich noch die Ruine der Burg Pernegg, 1143 urkundlich erwähnt.

Bild 11: Eisenerzer Alpen

Rechts Eisenerzer Reichenstein (2165m) in voller Länge, links Hohe Lins (2028m).

Bild 12: Heukuppe (2007m) mit Stanglalpe und Windpark davor.

Bild 13: Blick nach Süden ins nebelige Grazer Becken.

Links Schöckl (1445m), davor Hochtrötsch (1239m)

Bild 14: Karawanken-Blick: Hoch Obir (2139m).

Bild 15: Hinterm Nebelbecken das Bachergebirge im steir.-slowenischen Grenzgebiet.

Der vordere, niedrigere Höhenzug, Poßruck, mit Klementkogel (1052m,75km) liegt an der Grenze, der hintere mit mit Velika kopa (1541m,90km) in Slowenien.

Nach kurzer Trink- und Essenspause stieg ich rechtzeitig ab, bevor einige Wanderer zum Gipfelsturm ansetzten. Viel Platz war oben nämlich nicht.

Bild 16: Alpen-Steinquendel.

(Auf die Aufnahme bin ich besonders stolz, weil der Schärfepunkt ideal getroffen wurde, mit der Canon G3X oft eine Herausforderung).

Bild 17: Der Übergang zum Schiffall erwies sich als abwechslungsreicher als gedacht.

Der Steig wendete sich geschickt zwischen großen Felsblöcken durch, durchaus ein wenig ausgesetzt. Bei Schnee und Eis sind Grödeln hier kein Fehler.

Bild 18: Zwischendurch wieder ein netter Blick ins Murtal und den letzten Rest Bodennebel bei Bruck an der Mur.

Bild 19: Am unebenen Gipfelplateau.

Der ungewöhnliche Name hat nichts mit Schiffen zu tun, sondern kommt von slowenisch pocivalo (Raststätte des Viehs beim Almauftrieb), urkundlich wurde der Berg erstmals 1490 als Podschibalun erwähnt. Später fiel die Vorsilbe Pod weg ("apokopiert).

Bild 20: Jesus im Lockdown.

Ich suchte erst vergebens das in den Karten eingezeichnete Gedenkkreuz. Es befand sich gut versteckt neben einer schon länger aufgelassenen Weide bei einem Felsblock, oder besser gesagt darin.

Bild 21: Friede dem, der kommt. Friede dem, der hier verweilt. Friede dem, der weiterzieht.

Bild 22: Mit dem überraschenden Tageslicht vertrieb ich eine Waldwinkelspinne (Tegerina Silvestris), die gerne in Höhlen lebt.

Bild 23: Im Abstieg mit Seitenblick zum Seckauer Zinken.

Bild 24: Rechts Lerchkogel (1042m), geradeaus Haneggkogel (1088m), im Hintergrund langgestreckt Koralm.

Bild 25: Und ins Murtal zwischen Laufnitzdorf und Rothleiten..

Mangels Haltestelle dort war die Überschreitung von Kreuzkogel und Schiffall für mich keine Option.

Bild 26: Der Forstweg zur Gipfelweide hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Bild 27: Ich nahm den vermeintlich richtigen Forstweg um den Gipfel herum.

Recht bröselige Nordflanke mit großen Felsbrocken.

Leider endete der Weg im Bild hinten, ich hatte einen nicht eingezeichneten Weg erwischt, eins zu weit oben.

Bild 28: Wegspuren führten steil, aber auf bequemen Waldboden eine Etage tiefer zum anvisierten Weg.

Die Überschreitung konnte beginnen. Plattgedrücktes Gras deutete ein Steiglein an, wie in der Karte eingezeichnet.

Bild 29: Traumhafte Farben und Ausblicke.

Auf halber Höhe das Gehöft Huber, dahinter der Laufnitzgraben und der Höhenzug Lerchkogel-Kreuzkogel-Berntalerkogel. Rechts der Höhenzug mit Wetterkogel (1643m), Herrenkogel (1642m) und Bei den drei Pfarren (1428m), dahinter schaut noch knapp das Roßeck (1664m) durch.

Bild 30: Goldener Herbst.

Bild 31: Rückblick zum Schiffall.

Bild 32: Rechts durch den offenen Zaun zurück zum Kamm.

Bild 33: Am Weg zum Laufnitzberg.

Bild 34: Uralte Buchen.

Unweit davon kämpfte ich mich durchs Unterholz und wähnte mich bereits am Gipfel. Der lag aber laut Karte noch ein Stück weiter nordwestlich. Mit noch mehr Unterholz unter den Ästen durch wühlte ich mich dann vor bis zum höchsten Punkt.

Bild 35: Dort befanden sich auch ein paar Felsen und diese Grenzmarkierungsstange.

Das war also der Laufnitzberg (998m).

Bild 36: Über den locker bewaldeten Nordrücken stieg ich weglos ab und wechselte bald auf einen Forstweg, der ohnehin den Rücken zerschnitt.

Bild 37: Hochlantsch, Rote Wand und Röthelstein.

Bild 38: Hochlantsch, am Gipfelkreuz zoomte ich ein gutes Dutzend Leute heran.

Ein alternativer Anstieg führt zwischen Harterkogel (972m) und Ranerwand zum Guten Hirten, wollte ich auch schon länger mal gehen.

Bild 39: Abstieg über einen steilen Forstweg direkt am Kamm.

Bild 40: Nach dem tiefsten Punkt auf 808m Seehöhe stieg ich wieder an.

Hier mit Einblick in die Kalkschichten und den dünnen Waldboden darüber, der übrigens überall knochentrocken, ja regelrecht staubig war.

Bild 41: Panorama über den Trafößbachgraben hinweg.

Bild 42: Links mein nächstes Gipfelziel: Harterkogel.

Zu dem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, ob ich die steile Waldflanke links oder den flacheren, aber längeren Südkamm in Angriff nehmen sollte.

Bild 43: In den Wind gelehnt.

Bild 44: Rückblick auf die bisher zurückgelegte Wegstrecke.

Kurz darauf sah ich am Hang oberhalb von mir eine Herde Mufflons aufwärts flüchten. Für ein Foto waren sie zu geschwind hinter den Bäumen verschwunden, aber eindeutig Mufflons, keine Steinböcke.

Bild 45: Der Ehrenpreis blühte erneut.

Danach wechselte ich doch auf den Forstweg direkt am Kamm, ich ging den Harterkogel also von Westen an.

Bild 46: Der Perspektivwechsel lohnte sich zudem: Rechts Rennfeld, links Hochschwab am Horizont.

Am Himmel tauchten hochliegende Wolken der Okklusionsfront auf, die am Folgetag abgeschwächt über die Südalpen ziehen sollte.

Bild 47: Bei einer günstigen Stelle wechselte ich auf den Westkamm - mit verzweigten Buchen als Markierung.

Zudem verlief hier auch die Grenzmarkierung und dort gab es ja oft auch ein Steiglein.

Bild 48: Buchenungetüm, rechts der Gipfelhang.

Im Weitwinkel der Handykamera kommt die Steilheit noch besser zur Geltung.

Bild 49: Die letzten zwanzig Meter waren wirklich verdammt steil, dafür kam ich direkt beim Gipfelsteinmann heraus: Harterkogel (1070m).

Bild 50: Genussvoller Wiesenkamm, im Hintergrund das Rennfeld.

Bild 51: Brandstein und Ebenstein am Horizont, im Vordergrund die schiache Forststraße unterhalb vom Karnerberg (1141m)..

Bild 52: Der nachfolgende Übergang zum Trafößberg gestaltete sich spannender als ich erwartet hatte.

Die Steigspuren blieben immer am oder knapp unterhalb des schrofigen Grates.

Bild 53: Rückblick zur schmalsten Stelle des Grates.

Bild 54: Panorama mit Rote Wand, Röthelstein, Schöckl und Kreuzkogel mit Schiffall.

Bild 55: Ähnlich zum Schiffall ist auch der Nordwesthang des Trafößbergs recht blockig.

Bild 56: Gipfelmann vom Trafößberg (1053m).

Bild 57: Unweit der Fruchtstand von Löwenzahn oder ähnlichem, sollte jetzt nicht mehr blühen.

Bild 58: Eigentlich wollte ich noch hinüber zum Kirchkogel ...

Die Wegspuren endeten allerdings bei den Ästen im Vordergrund. Die Flanke war recht steil, teilweise bröselig, und der Grat eher schmal. Ich sah die Fortsetzung nicht und hatte auch keine Lust, zu weit abzusteigen. Also ging ich kein Risiko ein. Die Abzweigung zum Jagdsteig hinab zum Predigtstuhl hatte ich bereits gefunden. Der war gerade so gut erkennbar, dass ich keine Probleme mit der Wegsuche hatte. Im Finsteren hätte ich ihn allerdings nicht gehen wollen.

Bild 59: Auch das sollte jetzt nicht mehr blühen.

Bild 60: Von einem Schlag bot sich nochmals ein prächtiger Blick zum beleuchteten Hochschwab.

Kurz vor dem Predigtstuhl kam mir nach langer Zeit wieder einmal ein Mensch entgegen.

Bild 61: Ausblick vom Predigtstuhl nach Kirchdorf zur Maximiliankirche und in den Gabraungraben.

Rechts der durchwegs bewaldete Höhenrücken vom Hamreiterkogel (816m) über Grasegger Kogel (907m) zum Eggersattel. Durch den Graben verläuft ein kurzes Stück vom Anstieg aufs Rennfeld über den 72-Reihen-Steig, über den ich im April 2012 das erste Mal aufs Rennfeld gestiegen bin.

Bild 62: Hochschwab zentral

Viel Ausblick bot der Aussichtspunkt (mit schmaler Bank, Kreuz und Buchkassette) nicht, aber meiner Vorliebe für unerwartete Durchgucker entging natürlich nichts. Hier Fölzstein (1946m) links, Wetterkogel (2055m), Ringkamp (2153m) mittig, rechts Mitteralmturm (1709m) und Großer Winkelkogel (1957m), dazwischen die Fölzalm.

Laut Bucheintrag war ich der zehnte Besucher, und wahrscheinlich der letzte für den Tag.

Der Abstieg ging in zahlreichen steilen Kehren, teils auch direttissima, die Forstwege abschneidend ins Tal. Das zog sich noch etwas und spürte ich auch schon in den Knien. Viele Pausen hatte ich ja nicht gemacht, für eine so lange Überschreitung mit Orientierungsfindung war es fast schon zu spät im Jahr (oder zu spät aufgebrochen).

Bild 63: Maximiliankirche.

Gotischer Wehrturm, 1130 urkundlich erstmals erwähnt, spätgotische Anlage mit romanischen Langhaus.

Bild 64: Zaungast.

Bild 65: Zum zweiten Mal überquerte ich die Mur, hier mit Blick zum Rennfeld.

Bild 66: Abendkatze - felis vesperalis

Mit großzügigem Spielraum zur nächsten Schnellbahn schlug ich bei der Haltestelle auf, aber das machte nichts. So konnte ich noch ein paar Vorräte vernichten. In Summe eine gelungene Überschreitung mit vielen abwechlsungsreichen Eindrücken. Die Hitze hat mich allerdings etwas umgehauen. Sonnencreme und mehr Trinkwasser wären kein Fehler gewesen. So war ich am Ende ganz froh, nicht noch lang am Kirchkogel herumgesucht zu haben. 

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