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19.11.2022 Von Rodaun nach Sulz über 8 Gipfel, Wienerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Rodaun (Endhaltestelle 60, 10.10) - Bierhäuselberg (488m, 10.50) - Franz-Ferdinand-Hütte (11.00) - Parapluieberg (561m, 11.15) - Hinterer Föhrenberg/Josefswarte (582m, 11.30) - Mugel-Höhe (556m, 11.47) - Großer Sattelberg (584m, 12.05) - Großer Flösslberg (584m, 12.40) - Höllensteinhaus (645m, 13.45-14.05) - Sulzberg (606m, 14.35) - Sulzer Höhe - Sulz im Wienerwald (15.15)
  • Länge: 15,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 4,5 Std.
  • Viecher: 1 Rehkitz

Denkwürdiger Tag. Die Luftmassengrenze war gut vorhersagt von den Modellen. Das deutsche ICON hatte den Schneefall in Wien bereits am 15. November im Abendlauf gerechnet. Kurzzeitig sah es so aus, als ob der Niederschlag mit Einströmen der bodennahen Frostluft aufhören würde, es zogen dann aber weitere Schauerbänder durch, weil die Hebung an der Luftmassengrenze nicht nachließ.

Bild 1: Lage der Luftmassengrenze am Samstag, 19.11.22 um 08 MEZ (links), Luftmassen-Satellitenbild um 08 Uhr (rechts)

Die Luftmassengrenze erstreckte sich von der Nordsee und den Niederlanden quer über Südwestdeutschland bis nach Ungarn. In Ostdeutschland war es ein eisigkalter Samstagmorgen mit bis zu minus neun Grad, am Oberrhein hingegen plus acht Grad. Im Satellitenbild sieht man um die Uhrzeit drei Tiefdruckgebiete über Europa, ein abziehendes über der Ukraine, dessen Kaltfront vor allem entlang der Kriegsfront kräftige Schneefälle brachte. Ein klassischer Kaltlufttropfen (Höhentief ohne Bodentief) über Polen sowie eine Tiefentwicklung über dem Mittelmeer. In der Höhe herrschte entlang der Luftmassengrenze eine kräftige Westströmung.

Bodennah regierten aber andere Luftmassenregime. Denn großräumig dominierte ein Hoch über Skandinavien. Die Luft strömt im Uhrzeigersinn um das Hoch und damit die kontinentale Kaltluft von Osten über Mitteleuropa westwärts.

Quelle: kachelmannwetter.com und chmi.cz

Wetterballonaufstieg Linz-Flughafen 19.11.22, 04 Uhr MEZ:

Der Aufstieg fand unmittelbar vor Einströmen der Kaltluft aus Nordost statt. Als der Ballon in der Luft war, begann bereits der Bodenwind von West auf Nordost zu drehen. Innerhalb von drei Stunden sank die Lufttemperatur von plus 7 auf Null Grad ab. Der Regen ging in Schneefall über. Im Aufstieg (rechts Temperatur, links Taupunkt) sieht man um 04 Uhr MESZ noch eine gesättigte Luftschicht von 900 hPa (ca. 1000m Seehöhe) bis 650 hPa (ca. 1200m Seehöhe). Die Luft war schwach labil geschichtet, das erklärt die eingelagerten kräftigen Regen- und Schneeschauer entlang der Luftmassengrenze. Diese hatten durchaus Tempo drauf. Am Wiener Flughafen wurden in 2500m Höhe rund 90 km/h gemessen. Vier Stunden später sieht man die einfließende Kaltluft im Aufstieg.

Wetterballonaufstieg Wien-Hohe Warte, 19.11.22, 01 Uhr MEZ:

Hier sieht man eindrücklich die bodennahe Kaltluft, die mit dem Nordwind einströmt und Temperatur- und Taupunktskurve deutlich nach links versetzt, also in den negativen Bereich. Der "warme Bauch" ist ebenfalls durchwegs negativ, weshalb der Niederschlag nicht in gefrierenden Regen überging.

Die bodennahe Kaltluft kam im Westen noch bis zum Hausruck voran und erreichte noch das Südburgenland und die südliche Steiermark. Tagsüber zogen entlang der Luftmassengrenze auch auf der kalten Seite weitere Schneeschauer durch. In St. Pölten kamen 4cm Neuschnee zusammen, auf der Hohen Warte 1cm, im Wienerwald 3-5cm.

Ich kannte nach dem Nachtdienst kein Halten mehr, lud nur schnell das Handy auf (die Kamera blieb daheim) und brach nach Rodaun auf.

Bild 1: Start bei der Endhaltestelle der Linie 60.

Das Frösteln vergeht rasch in Bewegung, aber das war schon verdammt kalt verglichen mit den Vortagen.

Bild 2: Mausknietiefe Schneedecke auf der Perchtoldsdorfer Heide mit tiefhängenden Schneewolken über der Stadt.

Bild 3: Hübsch anzuschauen war auch eine dünne Schneedecke.

Bild 4: Abstecher zum Steinbruchrand oberhalb von Kaltenleutgeben.

Bild 5: Erster Gipfel: Bierhäuselberg (488m) mit passabler Schneelage.

Der Steig herauf war ziemlich gatschig, konzentriertes Auftreten war gefragt. Ich hatte zur Sicherheit die Spikes eingepackt, aber nicht benötigt.

Bild 6: Von der Terrasse der geöffneten Franz-Ferdinand-Hütte sah man nicht viel.

Bild 7: Winterlicher schon der Ausblick vom Parapluieberg (561m)

Im Hintergrund die verschneite Sulzer Höhe. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, das ich dort später absteigen würde.

Bild 8: Die dünne, festgetretene Schneedecke auf den Stufen der Josefswarte hielten mich nicht ab:

Blick auf meine weiteren Gipfelziele im Westen.

Bild 9: Im Norden die Wienerhütte mit der breiten Wiese.

Bild 10: Die durch den Kamm fein säuberlich getrennte Eichen- und Föhrenvegetation auf der Mugel-Höhe faszinierte mich immer wieder.

Bild 11: Der Herbst wurde vom Winter überrascht.

Bild 12: Ich blieb oberhalb vom Salzstieglwirt und ging gleich weiter zum Großen Sattelberg.

Im Abstieg suchte ich erst nach einem direkteren Anstieg zum Großen Flösslberg. Warnschilder warnten mich vor dem Steinbruchrand (Absturzgefahr).

Bild 13: Oberhalb vom ehemaligen Steinbruch Flössl, links Großer Flösslberg, mein nächstes Ziel.

Bild 14: Die Schneise mit der Salzleckstelle für den Jäger, der weiter unten seinen Hochstand hatte.

Bild 15: Erste Botantikschneeruachlerei des Jahres.

Statt über die umgestürzten Bäume zu kraxeln, was am Rückweg problemlos ging, ging ich oberhalb am Hang entlang und hangelte mich wieder zum Steig zurück. Das war etwas umständlich und bescherte mir jede Menge Schnee im Nacken und Kopfhaar.

Die Steinmänner sah ich dann auch unterm Schnee verborgen, aber die Wegfindung war ohnehin kein Problem.

Bild 16: Großer Flösslberg.

Ich machte die erste Eintragung seit 13 Tagen. Ende Oktober war zuletzt ein altbekanntes Mitglied des Gipfeltreffenforums hier gewesen.

Bild 17: Zurück auf der Wiese, an dem der markierte Weitwanderweg vorbeikommt.

Bild 18: Rückblick zum Großen Flösslberg.

Bild 19: Nun eine Weile auf gleichbleibender Höhe geradeaus.

Bild 20: Rückblick entlang der verschneiten Alleen.

Bild 21: Gaisbergwiese.

Hier hatte ich zehn Tage vorher noch im Grünen und dichten Nebel mit einem Freund einen Glühwein aus dem Gaskocher genossen. Dass der ganze Weg so braun-gatschig war, hatte ich damals aber nicht in Erinnerung.

Bild 22: Damals leuchteten die Lärchen unten links, dieses Mal leuchtete der Schnee.

Bild 23: Das langgestreckte Gipfelplateau vom Höllensteinhaus.

In der Früh hatte die private Wetterstation dort noch -3,9°C und so fühlte es sich auch an.

Ich schaute auf die Uhr. Dreiviertel zwei. Der geplante Abstieg nach Giesshübl hätte sich noch gehörig gezogen. Mit einer Einkehr kam ich vor halb drei wahrscheinlich nicht weg. Stirnlampe hatte ich keine eingepackt.

Bild 24: Aber ich hatte mich ohnehin nur auf das Hainfelder Bier gefreut.

Bild 25: Weiter über den Kreuzsattel

Bild 26: Rückblick zur Anton-Scheffel-Hütte auf der anderen Seite.

Bild 27: Sulzberg (606m).

Letztes Gipfelziel für den Tag, das erste Mal von Osten her bestiegen, normal ging ich immer von Norden oder Nordwesten weg.

Bild 28: Der schöne Kamm mit den vereinzelten Föhren.

Bild 29: Ausblick nach Südwesten, der Anninger hinter einem Schneeschauer verschwunden.

Bild 30: Auf der Sulzer Höhe

Bild 31: Rückblick zur Sulzer Höhe links.

Es war kurz nach drei, der Bus auf der Sulzer Höhe (Landstraße) sollte erst gegen 15.43 abfahren. Ich wollte nicht so lange in der Kälte warten.

Bild 32: Da konnte ich auch noch in den verschlafen wirkenden Ort Sulz im Wienerwald absteigen.

Dort kam ich gegen 15.15 an. Der Bus fuhr um 15.40. Ich war froh, einen halben Liter Tee und noch ein wärmeres langärmeliges Funktionsleiberl mitgenommen zu haben. Trotzdem freute ich mich, als der Bus pünktlich kam und ich mich aufwärmen konnte.

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