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03.06.2022 Kamptalradweg, Waldviertel

Eckdaten:

  • Wegführung: Allentsteig Bf (8.13) - Stift Zwettl (9.30) - Kirche Friedersbach ( 10.25) - Ottenstein-Stausee (11.35) - Schloss Waldreichs (12.10) - Kirche Altpöllau ( 13.05) - Stift Altenburg - Rosenburg - Gars am Kamp (15.20)
  • Länge: 82 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 990 hm
  • Reine Fahrtzeit: 4 Stunden 45 Minuten

Erste richtige Radtour seit über 18 Jahren, mit Tourenkollege Günter, der die Planung übernommen hat. Es war ein bisschen Nervenkitzel dabei und Luft nach oben ist bei meiner privaten Planung auch, aber es hat dennoch Spaß gemacht.

In der Nacht davor hab ich leider extrem schlecht geschlafen, war schon davor abzusagen, aber dachte mir dann, nein, das zieh ich jetzt durch, dann ist mir wenigstens in der Folgenacht ein guter Schlaf sicher. Um 6 Uhr war ich pünktl

Pünktlich ab Stadtgrenze setzten etliche Fahrgäste ihre Masken ab, von den nachfolgend einsteigenden Fahrgästen hatte niemand mehr eine Maske auf. Ich versteh die Menschheit nicht mehr. Möchte allen Lesern zu bedenken geben, dass man im Fall einer Covidinfektion, selbst wenn sie sehr leicht ausfällt, etliche Wochen oder gar Monate auf Leistungssport verzichten sollte, um keine schlimmen Folgeschäden zu riskieren. Eine ambitionierte Radtour wie diese konnte man dann vergessen. Da trag ich lieber einen Fetzen im Gesicht und genieße die Freiheit, Sport treiben zu können.

Während wir gerade dachten, wir hätten noch Zeit, wurde der Zug schon langsamer und fuhr in die Haltestelle ein. In der Ankunftszeit hatten wir uns vertan. Der Schaffner war zum Glück nebenan und schaute uns ärgerlich an, aber wir brachten dann in Windeseile alles nach draußen.

Bild 1: Start in Allentsteig.

Zu Beginn ging es gleich über schöne asphaltierte Sträßchen mit wenig Verkehr durch die Felder.

Bild 2: Erster kurzer steiler Anstieg und Rückblick auf Gerotten, Kastralgemeinde Zwettl

Urkundlich bereits um 1139 mit dem Namen Lerates erwähnt.

Bild 3: Den Truppenübungsplatz Allentsteig umrundend erreichten wir das Stift Zwettl nach etwas mehr als einer Stunde Fahrtzeit.

Als Meteorologe muss man es wegen seiner Kälterekorde im Waldviertel kennen. Es ist schon eine ausgeprägte Senke im Kamptal. Den Kamp sieht man am Kamptalradweg übrigens nur selten.

Neben Stift Rein und Heiligenkreuz ist Zwettl das drittälteste Zisterzienserkloster der Welt, es besteht seit 1138 durchgehend.

Bild 4: Die steinerne Bogenbrücke wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut.

Hier legten wir die erste Rast ein.

Weiter gings vorbei am mittelalterlichen Edelhof (heute Fachschule).

Bild 5: Rückblick zur Stiftskirche.

Die einzelnen Bäume am Hang stehen bereits auf dem Truppenübungsplatz, der bis ans Stift herangrenzt. Das Gebiet wurde in der NS-Zeit entvölkert und hat eine Fläche von 157 Quadratkilometern.

Bild 6: Zweiter kultureller Höhepunkt: Die Kirche in Friedersbach!

Die romanische Kirche mit gotischen Umbauten und Erweiterungen war 1159 ursprünglich als Wehrkirche erbaut worden. Die Südkapelle mit der Rundapsis soll bereits vor 1159 bestanden haben. Der Turm wurde vor 1250 erbaut, das nördliche Seitenschiff um 1320/1330. 1408 wurde der ehemalige Ostabschluss des Mittelschiffs durch einen gotischen Chor ersetzt.

Bild 7: Gotischer Chor mit Terrakottarelief "Christus am Ölberg" und den beiden Wappen der Stifter des Chors, der um 1408 errichtet wurde.

Bild 8: Der gotische Karner wurde um 1350 errichtet.

Bild 9: Die südliche Kapelle mit der Rundapsis.

Das ist der älteste Teil der Kirche, der zuerst bestand. Man beachte die dicken Mauern.

Bild 10: Der gotische Chor.

Bild 11: Eindruck von den dicken Mauern der romanischen Kirche.

Bild 12: Romanischer Turm und Karner.

Bild 13: Gesamtansicht.

Das Seitenschiff war zuerst, wurde um das Langhaus erweitert, dann kam der Turm, dann der gotische Chor.

Bild 14: Typisches Waldviertler Dorf.

Meistens in den Senken gelegen. (Hier Wolfsberg)

Bild 15: Altocumulus als Gewittervorbote für die nächtliche Front, die viel harmloser ausfiel als erwartet.

Bild 16: Im Süden weithin sichtbar der Loschberg (800m) bei Waldhausen mit dem Sender.

Bild 17: Burg Rastenberg, eine romanische Höhenburg um 1200 erbaut. Nie zerstört worden, daher ein bedeutendes Baudenkmal.

Eine schöne Abfahrt auf der Straße überquert den Purzelkamp, einen Nebenfluss des Kamps. Danach ging es langsam steil wieder hinauf, ehe ein kurzes Steilstück wieder auf die Hochfläche (um 600m) führte.

Bild 18: Fernsicht nach Nordwesten Richtung Tschechien.

Links Hochwald (Vysoká, 1034m), rechts Kühberg (Kravi hora, 953m), etwa in Verlängerung von Weitra.

Bild 19: Einer der beeindruckendsten Panoramen der Strecke - unendliche Ebene.

Bild 20: Kirche Rastenfeld mit auffälligem Turm.

Auch hier handelt es sich um eine romanische Kirche mit angebautem gotischem Chor.

Bild 21: Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir den Stausee Ottenstein, 1957 eröffnet.

Im Hintergrund die Burg Lichtenfels, die durch den Stausee zu einer Halbinsel wurde. Um 1150 erbaut, heute weitgehend verfallen.

Bild 22: Während wir gerade rasteten, ließen sich ein paar Mutige mit dem Seil die 69 Meter hohe Staumauer hinab.

Bild 23: Blick auf den Flussboden und das Kraftwerk.

Bild 24: Nach etwas mehr als 3km erreichten wir das idyllisch gelegene Schloss Waldreichs, 1258 urkundlich erwähnt.

Bild 25: Rechts die Einfahrt und Zinnenmauer.

Bild 26: Hinter dem Schloss hinauf entlang der schönen Allee.

Dann über Felder und an Nondorf vorbei, einen von unzähligen Straßendörfern mit breitem Anger. Der Weg endet mit einem Forstweg, dem rustikalsten Abschnitt, entlang vom Nondorfer Bach. Dann links an der Raabsmühle mit Alpakas vorbei und steil hinauf nach Kleinraabs. Das letzte Stück hab ich geschoben.

Bild 27: Kleinraabs.

Bild 28: Künstler.

Bild 29: Virengarten.

Bild 30: Nächster Höhepunkt: Kirche Altpölla.

Pölla kommt von slawisch polan, poljane "Leute in der Ebene". Es handelt sich um einer der ältesten Orte im Waldviertel.

Gotisierter Chor.

Bild 31: Romanische Ostturmkirche, Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet, mit zahlreichen Erweiterungen.

Um 1330 um eine südliche Kapelle mit Gruft erweitert.

Bild 32: Am Ortsausgang von Altpölla ein typischer Waldviertelblick.

Hinter dem Holzhaufen rechts geht der Wanderweg Richtung Ruine Schauenstein oberhalb des Kamptals. Geradeaus kommt man ins Horner Becken.

Bild 33: Kuefsteinische Gruftkapelle hl. Anna in Röhrenbach, eine ehemalige Spitalskirche, im 17. Jahrhundert errichtet.

Auf Wikipedia findet man eine ältere Aufnahme von 2013. Inzwischen wurde die Kapelle restauriert.

Bild 34: Schloss Greillenstein, um 1313 errichtet.

Dainter folgte für mich das härteste Stück. Nicht nur, weil beim Wechsel vom zweiten ins dritte Ritzel plötzlich die Kette hässlich knackte und ich seitdem nurmehr im zweiten Ritzel fahren konnte (lästig auf steileren Abfahrten), sondern weil es keinen Schatten gab und mein Fahrradhelm zu wenig Sonnenschutz bot. Mir wurden die Beine immer weicher und ich musste immer öfter pausieren. Mit kaltem Wasser aus Günters Flasche ging es wieder besser.

Beim Stift Altenburg suchte ich ein öffentliches Klo auf. Davon gibt es sonst leider wenige, weil es auch kaum Gasthäuser gibt. Nach der langen Abfahrt ins Kamptal konnten wir sogar zeitweise im Schatten fahren auf der rechten Talseite stromabwärts gesehen.

Bild 35: Kamptal.

In Gars am Kamp nach Abstecher zur Mohnzuzler-Greisslerei Ehrenberger auf direktem Weg zum Freibad. Dort hatte uns Günters Schwiegervater bereits eine Stundenkarte reserviert.

Leider konnte ich das kühle Bad nicht so genießen wie Günter, denn die kilometerlange Fahrt mit Helm, aber ohne Kopfschutz hatte bei mir Kreislaufprobleme hinterlassen. Ich stieg nur zur Hälfte ins Wasser und beschloss dann, mich lieber auf die Wiese in den Schatten zu legen. Von einer früheren Wanderung auf der Schneealm, wo mir das Wasser ausging, wusste ich noch, wie erquickend eine Frucade sein kann. Sie half auch dieses Mal. Bis wir bei seinem Schwiegervater im Garten ankamen, ging es mir wieder besser. Ich wusste trotzdem, dass ich jetzt nur noch viel trinken sollte und besser nichts mehr essen.

Bild 36: Glückskatze Minki, rund 13 Jahre alt.

Ist Fremden gegenüber normal scheu, ich war offenbar der Erste überhaupt, der sie sofort an sich ranließ und sich streicheln ließ. Tja, ich bin eben der Katzenflüsterer.

Manchmal hat man Pech, und dann kein Glück auch noch dazu. Ich hatte Glück im Unglück, vielleicht lag es an der Katze. Wir fuhren zurück zum Bahnhof Gars. Ich hatte den Geldbeutel eingesteckt in die Hosentasche, weil ich noch ein Radticket brauchte und mir das Buchen übers Handy zu umständlich war. Der Zug fuhr ein, ein Triebwagen 5047, mit steiler Einstiegsstiege. Wir standen zu weit hinten und mussten schnell nach vorne gehen. Ich wuchtete das Rad nach oben, gar nicht einfach mit den Taschen.

Im Vorraum stand der Ticketautomat, doch wo war mein Geldbeutel? Ich durchsuchte mehrfach verzweifelt meine Taschen, aber er war nicht mehr da. Es dauerte Minuten, bis mir gewahr wurde, dass er mir beim Einsteigen herausgefallen sein musste. Was tun? Günter erreichte den Schwiegervater nicht. Im Zug war kein Schaffner.

Bei einer zweigleisigen Stelle entschied ich spontan, dass ich zurückfuhr und verabschiedete mich hastig von Günter. Der Gegenzug kam in einer Minute. Nach etwa zehn Minuten war ich zurück in Gars und sah schon beim Einfahren den Geldbeutel auf der Bahnsteigkante liegen. Ich atmete tief durch, es war noch alles vorhanden. Jetzt musste ich natürlich eine gute halbe Stunde warten und hatte keine Getränke mehr. Der Schwiegervater hatte inzwischen zurückgerufen und brachte mir Getränke für die Fahrt vorbei.

Beim Einsteigen vergewisserte ich mich, dass die Taschen verschlossen waren. Dieses Mal ging alles glatt. Der REX von Krems wartete zum Glück auf die zwei Minuten verspätete Kamptalbahn, sodass ich gegenüber umsteigen konnte. Ich bedankte mich beim Zugbegleiter fürs Warten, der schmunzelte nur, er müsse warten.

Bild 37: Kamptalbahn.

Ich kam um 21 Uhr am Franz-Josefs-Bahn an, in der Dämmerung waren es nur noch fünf Minuten nach Hause.

Bild 38: Track Allentsteig bis Zwettl.

Bild 39: Track Zwettl bis Gars am Kamp

Dazu kamen bei mir noch knapp 2km Anfahrt zum Bahnhof (hin und zurück) sowie die knapp 2km im Ortsgebiet von Gars am Kamp.

In Summe trotz Pleiten, Pech und Pannen dennoch ein wunderschöner Ausflug und weiter gestiegene Sympathien fürs Waldviertel. Bei einer Wiederholung mach ich aber das Radservice VOR der Tour, und achte auf besseren Sonnenschutz.

© www.inntranetz.at