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02.06.2021 Wieserspitz Nord- und Südgipfel (772m, 784m), Ortnergupf (780m), Staff (786m), Gutensteiner Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Traisen-Markt (9.36) - Wieserspitz-Nordgipfel (772m, 11.00) - Südgipfel (784m, 11.20) - Ortnergupf (780m, 11.50) - Leopoldseder (12.45) - Hasengraben - Kreutztal (13.30) - Hochreiter - Staff (786m, 15.10) - St. Veit an der Gölsen (16.02)
  • Länge: 15,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1000
  • Reine Gehzeit: ca. 6 Std.
  • Viecher: 2 Rehe, 2 Katzen, 2 Hunde
  • Zeckenstatistik: 4

Für Nervenkitzel war schon angesichts der geplanten Routenführung gesorgt. Im ersten Teil Wegsucherei in der Botanik, dann mehrere große Höfe zum Queren. Die Höhenmeter summierten sich doch stärker als erwartet, zwischen den Gipfeln geht es deutlich herunter. Dieses Mal wenigstens keine Probleme bei der Anreise. Railjet ein paar Minuten verspätet, aber der Regionalzug Richtung Schrambach hat gewartet. Bedarfshalt wurde auch korrekt angezeigt beim Lokführer, ich durfte also aussteigen, wo ich aussteigen wollte (siehe letzter Wanderbericht).

Bild 1: Barocke Johanneskirche, im Kern romanisch (12. Jahrhundert) mit frühgotischem Presbyterium (um 1300).

Bild 2: Akelei am Rand des Wieserwegs.

Bild 3: Das saftige Grün heuer ist dem kühlsten Frühjahr seit rund 30 Jahren zu verdanken.

Bild 4: Die Junisonne brannte ordentlich herab.

Bild 5: Ich konnte mich nicht sattsehen.

Bild 6: Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)

Bild 7: Hinterleitner Kogel (559m) in Bildmitte, dahinter die breiten Kammzüge des westlichen Wiesen-Wienerwalds.

Bild 8: Am Rand der frisch gemähten Wiese stieg ich auf. Weiter oben sollte ein punktierter Steig beginnen.

Bild 9: Einen Wiesenstreifen am Waldrand hatte man gnädigerweise stehen lassen - dort wuchsen zahlreiche Orchideen, wie hier Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)

Nicht leicht zu finden war dafür der Steig. Etwas, das am ehesten nach aufgelassenem Forstweg aussah, interpretierte ich als gesuchten Steig. Er war aber in schlechtem Zustand, nicht mehr ausgeschnitten, mit viel Unterholz und dicht stehenden jungen Bäumen. Ich ging dort, wo es am leichtesten durchging und endete ...

Bild 10: ...bei diesem zugewachsenem Schlag.

Ironischerweise befand ich mich laut GPS und Karte immer genau auf dem Steig, von dem aber in realiter nichts mehr vorhanden war. Oben sah ich dann eine Wegböschung und auf einem steilen Kammrücken waren andeutungsweise wieder Wegspuren vorhanden.

Bild 11: Die letzten steilen Meter zum Forstweg lohnten sich: Blasses Knabenkraut (Orchis pallens), daneben stand noch ein Mannsknabenkraut (Orchis mascula)

Bild 12: Am Forstweg ging der Orchideenreigen weiter: Mannsknabenkraut

Bild 13: Detto

Bild 14: Und Rundbogige Teufelskrallen mit Hummeln.

Direkt in der Biegung des Weges führte nun ein ausgeprägteres Steiglein am Kamm bergauf. Wenn man ihn einmal gefunden hat, ist der Steig nicht mehr zu verfehlen. Weiter oben gibt es sogar eine Hinweistafel "Zum Kreuz".

Bild 15: Überraschende Sichtachse zum Hochschwab!

Links Hutkogel (2035m), rechts Teil des Ringkamps (2153m) in 55km Entfernung.

Bild 16: xxx

Bild 17: Sehr schöner Gipfelaufbau mit Kreuz und Bankerl.

Bild 18: Panorama Südwest mit Türnitzer Alpen

Links vom Baum: Hochstadelberg (1285m), links dahinter Gemeindealpe (1626m), rechts Hennesteck (1334m) in den Ybbstaler Alpen. Rechts vom Baum Hohenstein (1195m), der den Ötscher verdeckt. Im Vordergrund Lorenzipechkogel (883m) und Trabanten bei Lilienfeld.

Vom Nordgipfel schaut man auf den etwas höheren, aber komplett bewaldeten Südgipfel. Dazwischen befindet sich eine steile Scharte. Direkt beim Gipfel muss man etwas suchen. Ein gut ausgeprägtes Steiglein steigt auch von Nordosten vom Wiegenhof kommend auf, das war aber die falsche Richtung. Nach Süden gibt es ein schmales, unangenehm erdiges Steiglein, das aber geschickt angelegt um den felsigen Südaufbau hinabführt. Gegenüber ist der Steig dann besser sichtbar....

Bild 19: Ein weiteres blasses Knabenkraut liegt am Weg zum Südgipfel.

Bild 20: Dieser ist zwar aussichtslos, aber dennoch interessant:

Rund um den Gipfel wachsen nämlich mehrere Eiben inmitten des Buchenwalds.

Nach dem Südgipfel muss man kurz aufpassen, dass man den richtigen Kamm erwischt. Geradeaus steigt es steil und etwas felsiger ab, das wäre die logische Fortsetzung, führt dann aber immer steiler werdend (weglos) direkt ins Wiesenbachtal. Halbrechts (nach Südwesten) dagegen ein breiter Kamm mit mäßigem Gefälle und einer Wiesenlichtung. Da geht's lang in den nächsten Sattel. Parallel für wenige hundert Meter eine breite Forststraße. Steigspuren am Kamm. Hinter einem Hochstand beginnt wieder ein gut ausgetretener Pfad. Bei einer Forstwegkehre mit weiterem Hochstand (da stand das Türl offen) stieg ich weglos zum Gipfelkamm auf, der überraschend felsig nach Westen abbricht.

Bild 21: Ortnergupf (in der OSM Artnergupf, das Gehöft am Fuß heißt aber Ortner), 780m.

Gegenüber Buchberg (621m) mit den landschaftsprägenden Windrädern. Im Hintergrund Mühl- und Waldviertel.

Der Abstieg verlangt nochmal gute Orientierung. Das Gelände ist nicht immer eindeutig, Steigspuren gibt es zeitweise und sind schwer von Wildwechsel zu unterscheiden. Dafür gibt es aber einige Grenzsteine und da verläuft meistens ein Weg. Ich bleibe mehr oder weniger auf dem punktiert eingezeichneten Steig auf der Karte, weiter unten lande ich auf einem besser ausgeschnittenen Steig mit gelber Markierung an den Bäumen. Er mündet bei der großen Wiese in den markierten Weg. Zumindest die Orientierungsphase hatte ich damit abgeschlossen, ab jetzt nur noch markiert.

Bild 22: Blick nach Süden zur Reisalpe (1399m) und Schwarzkogel (1278m)

Was danach folgte, ist nicht nur einer der schönsten Blumenwiesen, die ich bisher gesehen habe, sondern auch reich an Orchdieen. Rechts die Blumenwiese mit Artenreichtum, links am Böschungsrand im Schatten eine Orchidee nach der anderen. Etliche Mannsknabenkräuter, aber auch Waldvögelein.

Bild 23: Evtl. verblühtes Mannsknabenkraut

Bild 24: Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia)

Bild 25: Auch beim Sender vom Schönbühel wachsen viele Orchideen.

Bild 26: Geflecktes Knabenkraut

Bild 27: Reisalpe und Muckenkogel (1248m).

Bild 28: Noch einmal Reisalpe und Schwarzkogel, schöne Landschaftskontraste.

Bild 29: Blick nach Westen. Schleiereulenwolken künden Warmluftzufuhr an.

Bild 30: Blick nach Osten. Hochreiterkogel (936m), links davon werd ich später aufsteigen zum gleichnamigen Gehöft.

Dann Sengenebenberg (1104m), Kiensteiner Öde (1160m) und Wendlgupf (1110m), rechts Hochstaff (1305m).

Bild 31: Wie gesagt, eine der schönsten, nämlich unberührten Blumenwiese.

Bild 32: Hier wuchsen zahlreiche Natternköpfe (Echium vulgare) mit stattlichen Höhen, hier jung blühend (rosa), später werden sie blau.

Bild 33: Noch einmal Landschaftsgenuss.

Bild 34: Dann stieg ich über den Hasengraben ab.

Der ist auch aus mehreren Gründen interessant. Im oberen Teil bricht das Gelände links steil mit rötlich gefärbten Felsen ab. Sieht fast steinbruchartig aus.

Bild 35: Im mittleren Teil dieses uralte Bauernhaus, oben das Wohngebäude, unten der Stall, wie in einem Freilichtmuseum.

Bild 36: Schön gelegen, aber steile Weiden, sicher beschwerlich....

Bild 37: Ein weiteres altes Bauernhaus, hier mit getrenntem Stall.

Bild 38: Langblättriges Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) - davon wuchsen auf der Wiese mindestens 50 Exemplare....

Bild 39: Wachhund der Hasenmühle. Er bellte zwar, blieb dabei aber liegen.

Bild 40: Mittagschlaf...

Beim Hasenwirt vorbei, er sperrte am Feiertag auf und hat dann immer Freitag bis Sonntag offen.

Bild 41: Wos wü er?

Bild 42: Na wos is jetzt?

Dann stieg ich über den markierten Weg Richtung Hochreiter an. Er ist Teil der Via Sacra....

Bild 43: Und dann stand ich vor einem Rätsel...

Erst war ich zugegeben sauer. Weg komplett gesperrt, dahinter die Markierung. Das war verwirrend. Keine Hinweistafel, gar nichts. In letzter Zeit hab ich es leider öfter erlebt, dass markierte Wege von Grundbesitzern einfach aufgelassen bzw. versperrt wurden. Das hier war aber eine offizielle Weitwanderroute. Da konnte man doch nicht so einfach.... ?

Ich ging langsam zurück, versuchte kurz das Wildgehege unten zu umgehen, scheiterte aber an einem tiefen Waldgraben, zudem der hohe Zaun im Weg. Ich ging zurück auf die Straße und wartete unschlüssig. Plötzlich kam ein Auto schnell die Straße hinauf, raste an mir vorbei, blieb beim Gitter halten. Ein junger Bundesheersoldat stieg aus, räumte das Gitter weg und fuhr weiter. Ich schaute in seine Richtung, er hatte mich aber nicht einmal angesehen. Hatte auf eine Erklärung gehofft... In meinem Kopf gab es kurz die wildesten Spekulationen. Geheimes Impfdepot da oben? Dann nahm ich die Einladung an - die Straße war immer noch frei. Hinter der Kurve löste sich mein Misstrauen in Wohlgefallen auf. Ein einzelner junger Esel lief frei herum, weiter oben vor der Einfahrt zu den Wohngebäuden war ein weiteres Gitter angebracht. Gut, einzeln stimmt nicht: Es befand sich gerade mindestens ein weiterer Esel auf dem Grund. Der durfte zumindest passieren... oder wollte es....

Denn leider blieb keine Zeit für Entspannung. Der Soldat, vermutlich der Sohn, fuhr wieder los, die Bäuerin stand neben ihm und bat ihn, das Gatter wieder zu verschließen. Plötzlich schoss ein Jagdhund, vermutlich Hannover'scher Schweißhund, bellend auf mich zu. Nicht das freudige Begrüßungsbellen und auch keine Spielaufforderung. Ich blieb stehen, er erst an mir vorbei und rempelte mich dann aber von hinten an und bellte weiter. Ich schaute hilfesuchend nach der Bäuerin, die mich zwar gesehen hatte, aber trotzdem wieder ins Haus ging. Es dauerte einen Moment, bis sie den Hund endlich zurückrief. Er kam aber nochmal und erst beim zweiten Mal hörte er endlich und blieb bei mir.

Ich ging durch den Hof, schloss das nächste Gatter, denn ich befand mich im Ziegengehege. Puh... erstmal tief durchatmen. Zwar hab ich zwei Bücher über Beschwichtigungssignale bei Hunden, aber das ging zu schnell und meine Amygdala schaltete auf Flucht, bevor ich was davon umsetzen konnte.

Bild 44: Mannsknabenkraut

Bild 45: Dann kam ein Neubau rechts, dahinter lag das zunehmend verfallende Gehöft Hochreiter.

Im Wanderbericht von Wolfgang aus dem Jahr 2015 war von einem unfreundlich wirkenden Bernhardiner die Rede - der Weg führt durchs Tor mitten durch den Hof durch. Ich ging vorsichtshalber in einem Bogen rechts über die Wiese um das Gehöft herum, sah aber weder Hund noch sonstige Aktivität.

Ganz links mein letzter Gipfel des Tages. Der formschöne Kegel Staff (786m).

Bild 46: Origineller Ankerlift.

Bild 47: Unten beim Hof Rinebacher bellte dagegen ununterbrochen ein Hund.

Im Hintergrund der Doppelgipfel vom Wieserspitz. Rechts davon am Horizont gut erkennbar Ostrong.

Bild 48: Grüß Gott!

Bild 49: Schöner Waldpfad.

Bild 50: Dann lag der Staff vor mir.

Der Anstieg verläuft nicht (mehr) ganz so wie in der AMAP eingezeichnet, aber die Kehren führen letzendlich alle nach oben.

Bild 51: Gipfel.

Bild 52: Der Wald kaschiert erfolgreich, dass die Nordseite jäh abbricht.

Bild 53: Aus der Mitte der Wiese entspringt ein Reh.

Bild 54: Abstieg nochmals idyllisch, auch wenn man die Hainfelder Bundesstraße schon rauschen hört.

Bild 55: Rechts der Bildmitte Gföhlberg und Schöpfl im Wienerwald.

Bild 56: Pfarrkirche St. Veit an der Gölsen.

Spätgotisches Langhaus (1473), der wuchtige Nordwestturm einer ehemaligen Wehrkirche wurde 1685-1687 erhöht. Der ältere gotische Chor stammt aus der Zeit um 1400, an der Brüstung der Seitenempore gibt es gotische hölzerne Figuren aus dem Jahr 1370.

Bild 57: Rückblick zur Kirche und Staff vom Bahnhof.

Um 16.19 ging der Zug mit Umsteigen in Traisen zurück nach St. Pölten. Von dort mit RJ weiter.

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