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21.05.21 Stierberg (735m), Türnitzer Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Kirchberg an der Pielach (10.22) - Leindlgraben Beginn - Kirchberg an der Pielach - Laimpoden (12.00) - Stierberg (735m, 13.15) - Wetterlucke (14.00) - Römerbrunnen (14.05) - Mühlbergkapelle (530m, 15.25) - Rabenstein an der Pielach (16.15)
  • Länge: 18,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 500 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5 Std.
  • Viecher: 2 Zecken

Uff....ein Wandertag mit doppeltem Pech und doppelten Glück. Aber der Reihe nach... diese Runde stand schon länger auf meinem Wanderzettel.

Ursprünglich wollte ich ab Steinschal-Tradigist starten und über den Leindlgraben bis zum Laimpoden gehen. In St. Pölten stieg ich in die Himmelstreppe ein, nette Zugbegleiterin. Ich drückte rechtzeitig die Haltewunschtaste, da die meisten Halte Bedarfshalte waren. Am Monitor kam mein Wunsch an, leider nicht am Display vom Lokführer, der durch die Haltestelle durchrollte. Die Zugbegleiterin rief gleich bei ihm an und fragte, warum er durchgefahren sei, und klärte ihn auf, dass die Haltewunschtaste gedrückt worden sei. Bei ihm wäre nichts angezeigt worden. Ich fuhr also bis Kirchberg an der Pielach weiter, wo ebenfalls nicht beim Lokführer angezeigt wurde, aber die Zugbegleiterin blieb im telefonischen Kontakt mit ihm. Blede Geschicht ...

Jetzt konnte ich gleich direkt zum Laimpoden über den Fahrweg aufsteigen. Ich dachte aber, nein....ich hab ja Zeit, und der Weg entlang des Grabens und über ausgedehnte Wiesen erschien mir von der Karte her reizvoller. Vielleicht wäre es ja botanisch interessant geworden. Also ging ich am Pielachtalradweg entlang zurück bis zum Gehöft Steiner, wo ich vergebens den Wegweiser Richtung Leindlgraben suchte. Nicht nur das, es gab auch keine Markierungen, keine Holztafel, gar nichts. Ich ging ein paar Schritte Richtung Gehöft, sah aber nur ein großes abgesperrtes Viehgatter. Eine kurze Googlesuche ergab, dass der Weg zuletzt 2019 begangen wurde, auf der Webseite von Kirchberg galt der Eintrag als "nicht mehr aktuell!!"

Lange Rede, kurzer Sinn, ich musste umkehren und das ganze Asphaltstück zurückhatschen bis zur Abzweigung Richtung Laimpoden. Bereits am Bahnhof gab es eine große Karte, da war der Weg durch den Leindlgraben bereits nicht mehr als markiert, sondern nur noch grau strichliert eingezeichnet. Hatte mich bereits stutzig gemacht, hätte mich aber an sich nicht abgehalten.

Bild 1: Auf der Hinfahrt Blick durch die großen Panoramafenster auf die Vorboten der Okklusionsfront, die im Tagesverlauf die Sonne abschirmte.

Bild 2: Erste Holzkapelle im 10. Jahrhundert, heutiger Bau aus frühen 13. und 15. Jahrhundert

Bild 3: Am Pielachtalradweg, in Bildmitte ist bereits das Gehöft Steiner zu erkennen.

Bild 4: Blick vom Umkehrpunkt auf das gotische Langhaus der Kirche.

Nach kurzem Gesuder stieg ich langsam am Fahrweg an. Ursprünglich hätte ich meine Tour in Grünau beenden wollen, entschied mich wegen der überflüssigen Asphaltkilometer jetzt aber für Rabenstein als Endpunkt. Für etwa eine Viertelstunde setzte ich die Sonnenbrille auf, dann verdeckt ein grauer Schleier die Sonne nachhaltig. Nicht nur Schluss mit Sonne, sondern auch garstiges Fotolicht. Also genau das Richtige, wenn man nach längerer Pause wieder mal zur Spiegelreflexkamera gegriffen hat. Bloß nicht zu einfach machen.

Bild 5: Der Ausblick entschädigte bald.

Ötscher noch weit herab verschneit, im Hintergrund Dürrenstein (noch verschneiter) und Scheibe. Links vor dem Ötscher Sonnberg (952m).

Bild 6: Techtelmechtel auf der Weide.

Bild 7: Kleiner Ötscher, Dürrenstein und Scheibe.

Dann kam ich zum Gehöft Laimpoden. Nach langer Zeit wieder einmal die Begegnung mit einem freilaufenden Hofhund, keine Besitzer zu sehen. Mit meiner wachsenden Hundeerfahrung hab ich die Passage des Hofs ohne größere Schwierigkeiten gelöst. Ich saß von der Straße kommend nur seinen Kopf und blieb sofort stehen, drehte erstmal den Rücken zu und ging ein Stück zurück. Er bemerkte mich, ging ein paar Schritte in meine Richtung, schaute aber nur und bellte nicht. Ich wandte mich demonstrativ ab, fotografierte die Landschaft, wollte ihm zeigen, i tu nix, hob nur gschaut....

Bild 8: Er schaute auch, wechselte dann die Straßenseite und schaute verstohlen hinter einem Anhänger hervor. (Bild leider unscharf)

Irgendwie kam er mir wie in Hund vor, der weiß, dass er Wachhund ist und tun muss, als ob er Wachhund ist, aber keinen Stress sucht und lieber mal abwartet, was der andere tut. Also so ähnlich wie ich. Ich wollte auch sehen, was er tut, nämlich nichts. Und war beruhigt. Der Hund dachte sich vermutlich: Wennst kein Stress machst, muss ich nicht bellen, weil ich mag nicht bellen, sonst eskaliert das womöglich noch und die Bäuerin schimpft immer gleich.

Dann kam eh die Bäuerin mit dem Traktor und ich ging langsam vorbei, drehte dem Hund wieder den Rücken zu. Er ging mir ein paar Schritte nach, verlor aber bald das Interesse. Kein Bellen nichts. Schwanzwedeln nicht angespannt. Tut zur Abwechslung auch mal gut sowas, denn umgehen hätte sich der Hof nicht lassen.

Bild 9: Rückblick zum Laimpoden, rechts Fronberg (650m), links Geißbühel (849m)

Über den Bergen wird die Strömung leicht föhnig mit ausgeprägten Altocumuli lenticularis (links vom Geißbühel).

Bild 10: Weiter Blick nach Nordosten.

Etwa in Bildmitte ein großes Kraftwerksrohr, evtl. Dürnrohr (Richtung würde passen, kommt mir aber etwas weit vor).

Bild 11: Föhnwolken über den Voralpen (rechts).

Bild 12: Aufmerksame Kuh beim Gehöft Geisberg

Bild 13: Das Kalb schaute neugierig zwischen dem Säugen.

Dann kam ich zum Stierberg. Die Weide endete glücklicherweise bei der Gipfelwiese. Denn das Betreten war laut Schildern strengstens verboten aufgrund der aktuellen Rechtslage und schlechten Erfahrungen mit vertrottelten Wanderern. Ich stieg also über die Wiese zum höchsten Punkt und fand dabei unerwartet....

Bild 14: Orchideen! Zuerst das Langblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia)

Bild 15 und 16: Mannsknabenkraut (Orchis mascula) zahlreich vertreten

Bild 17: Blasses Knabenkraut (Orchis pallens)

Bild 18 und 19: Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata)

Bild 20: Die Orchideenwiese bietet zudem eine vorzügliche Aussicht auf die Voralpen bis zu berühmten Vertretern der Kalkalpen.

Am Himmel unterdessen kompakter Altocumulus virgae (Fallstreifen) und Altostratus.

Bild 21: Links Hochweichsel, rechts Severinkogel im Hochschwab (50km entfernt)

Danke für die Korrektur, Wolfgang. Der Blick geht deutlich weiter links vom Ötscher als ursprünglich gedacht, zwischen Hennesteck und Hochstadelberg.

Bild 22: Hochplanberg (2229m, 110km), Hebenkas (2285m) und Großer Größtenberg (1724m)

Bild 23: Spitzmauer (2446m), Gamsplan (1902m), Brotfall (2360m) und Großer Priel (2515m), davor Prochenberg (1123m) und verdeckend dazwischen Hoher Nock (1963m).

Bild 24: Schillereck (1748m), Sengsengebirge, Spering (1605m), rechts Ramsauer Größtenberg (1458m), davor Fahrenberg (1253m)

Bild 25: Nochmal Ötscher, Kleiner Ötscher, Dürrenstein und Scheibe.

Bild 26: Im Abstieg zum markierten Steig (am Waldrand).

Dieser führt ganz idyllisch um den Stierberg herum. Bei einer Lichtung fand ich nordseitig nochmals einige Mannsknabenkräuter.

Bild 27: Und Bärlauch. Welcher Bärlauch?

Bild 28: Zur Entspannung.

Bild 29: Gegenüber ging mein Weg weiter. Bei dem Gehöft im Sattel befindet sich der sogenannte Römerbrunnen.

Im Hintergrund Teile des Oberen Waldviertels. Die Bewölkungsverdichtung setzte sich fort. Übergang zu kompaktem Altostratus opacus.

Bild 30: Das Handy tut sich bisserl leichter bei dieser Belichtung.

Bild 31: Rückblick zur Wetterlucke (543m).

Der Pass trennt den Klausgraben vom Königsbach. Eine ausgeprägte Wetterscheide dürfte er nicht sein, aber ziemlich zugig bei Westwindlagen.

Bild 32: Römerbrunnen.

Nach dem Orchideenglück mein zweites Glück des Tages: Der Brunnen war gefüllt mit allerlei flüssigen Schätzen. Das Römerbier (gebraut im Texingtal) schmeckte vorzüglich - schon lange kein so gutes Bier mehr gehabt. Hier konnte ichs gut aushalten. Nachdem ich das Leergut zurückbrachte, kurbelte ich die Abdeckung natürlich wieder in die Ausgangslage zurück.

Bild 33: Nun lag der Hohe Nock wieder links vom Großen Priel.

Aus dieser Perspektive scheint es keine höheren Gipfel bis zum Sengsengebirge zu geben. Das liegt an den Weyer'schen Bögen, die die Sichtachse entlang der Voralpen freigeben.

Bild 34: Nun wirds auch meteorologisch immer interessanter.

Die Frontbewölkung wurde immer dichter, in Bildmitte könnte es sich um mammatus handeln.

Bild 35: Dramatisches Himmelsbild am Simmetsberg (592m).

Bild 36: Bei der Mühlbergkapelle (530m) beschloss ich abzusteigen.

Nach links zweigt der markierte Weg Richtung Kilb über Dörfl ab. Jetzt ist er allerdings als Privatweg gesperrt. Ist das nicht illegal?

Bild 37: Rabenstein, mein Zielort.

Bild 38: Rechts Dürnrohr, links Leiser Berge mit Buschberg in Bildmitte.

Bild 39: Einer meiner Lieblingsnelken, die Kuckuckslichtnelke (Silene flos-cuculi)

Bild 40: Der große (F)Lauschangriff.

Bild 41: Im Hühnerknast.

Um 16.15 traf ich am Bahnhof ein, um 16.44 fuhr der Zug zurück. Als ich in St. Pölten umstieg, fing es gerade an zu regnen. Ich hatte es nicht eilig und beschloss, noch eine Bonusfahrt dranzuhängen - mit dem REX über die alte Westbahnstrecke nach Hütteldorf.

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