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04.08.2020 Vogelsangberg (516m) im Regen, Wienerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Kahlenbergerdorf (14.50) - Nasenweg - Leopoldsberg (15.20) - Sulzwiese - Vogelsangberg (516m, 16.35) - Krapfenwald - Wagenwiese (17.30)
  • Länge: 8,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 400 hm
  • Reine Gehzeit: 2,5 Std.

Das lief nicht ganz so wie geplant. Eigentlich wollte ich eine längere Wienerwaldrunde drehen, musste aber beim Vogelsangberg vorzeitig abbrechen. Bei knapp 20 Grad bin ich gestartet, das ging noch locker mit kurzem Leiberl.

Bild 1: Der Hochwasser führende Donaukanal am Dienstagnachmittag.

Im Hintergrund tiefhängender Stratocumulus, aus denen es zeitweise schon stärker nieselte.

Aufstieg über den Nasenweg. Dabei eine kuriose Begegnung: Ich überholte zwei junge Frauen, die mit einer schönen weißen Katze an der Leine hinaufspazierten. Als die Katze mich erblickte, machte sie einen großen Buckel und wich ängstlich zurück.

Bild 2: Ein weiterer Nieselregenschauer zieht über die Stadt.

Im Wetterradar waren kaum nennenswerte Echos zu sehen, daher hoffte ich auf eine baldige Besserung. Mit dem lebhaften Nordwestwind fühlte sich das schon etwas frischer an, aber ich hatte meine dünne Regenjacke dabei.

Bild 3: Ein Bild, das eher in den November passt:

Bild 4: Nach knapp dreißig Minuten ist der Leopoldsberg (425m) erreicht.

Beim Bankerl vor der Aussichtsplattform sitzen zwei Nonnen mit Regenschirm und unterhalten sich angeregt, während es stark nieselt und kräftige Böen heranwehen.

Dieses Mal nehm ich nicht wie die letzten zehn Jahre den südseitigen asphaltierten Weg entlang der Straße, sondern möchte erstmals den nordseitigen Weg ausprobieren, der beim Klohäusl startet. Deutlich schmaler, teilweise schon etwas zugewachsen, sodass meine Hosenbeine rasch triefend nass sind, aber dafür menschenleer.

Bild 5: Schöne Ausblicke in Richtung Korneuburg gibt es auch, theoretisch.

Bild 6: Und ein etwas kurioser, weil stark begrünter Platz mitten im sonst braunen Waldboden.

Bild 7: Ausblick in den Naturpark Föhrenhain.

Richtig nach Wetterbesserung schaut das nicht aus.

Bild 8: Weiter gehts durch den Nebelwald.

Mit jeder Böe fegt es das Wasser von den Blättern. Die Regenjacke bleibt angezogen, aber darunter bin ich bald so feucht wie außen und allmählich friert es mich schon. Zudem bereue ich, die Regenhose nicht angezogen zu haben, aber ich rechnete ja nicht mehr mit dem Regen, nachdem die Okklusionsfront nach Nordosten abgezogen ist.

Bild 9: Origineller Kapellenpfeiler im Klosterwald bei der Sulzwiese.

Hier kann man unter den Bäumen seine letzte Ruhe finden.

Bild 10: Ich nähere mich dem Vogelsberg.

Wegen der Nässe Auf und Abstieg von Süden, erfahrungsgemäß ist der Nordanstieg sehr vermatscht.

Bild 11: Nebelstimmung in grün-weiß

Bild 12: Und in schwarz-weiß.

Bild 13: Der Gipfel schaut gefühlt alle zwei Wochen anders ...

... je nachdem, ob Vandalen wieder einmal Gipfelkreuz und andere Kennzeichen zerstören oder fladern.Bei einem einfachen Steinmann kann man nicht viel falsch machen.

Bild 14: Weiterweg Richtung Agneswiese.

Bild 15: Nach Nieselregenschauern sieht es nicht mehr wirklich aus.

Im Gegenteil, es hat weiter zugezogen, die Bewölkung bleibt nicht am Wienerwald hängen, sondern zieht bis weit ins Wiener Becken hinab.

Bild 16: Glockenblumen.

Bild 17: Brachiosaurier am Nordhang des Vogelsangbergs.

Bild 18: Obstbaum und Eibe nebeneinander, mich fasziniert beides immer wieder.

Bild 19: Fuchs-Greiskraut.

Bild 20: Von der Kreuzeiche nehme ich wieder den schönen Abstieg zum Krapfenwaldbad. Vogelsangberg im Rückblick.

Bild 21: Nein, der Herbst kommt noch nicht, auch wenn die Temperatur passen würde.

Bild 22: Blick zum Sender am Kahlenberg.

Bild 23: Fast vergessen, in welchem Bezirk ich bin. Jetzt fällt es mir wieder ein.

Der Wind wird lästig, der Regen wird mehr statt weniger und ich bin schon recht durchgefroren. Also steige ich direkt zur Wagenwiese ab, wo mich der fast leere 38A zurück in die Stadt bringt. Immerhin hab ich das beste aus dem Tag gemacht - auch ein Meteorologe kann mal danebengreifen. Natürlich hat mich interessiert, warum der Regen wieder stärker wurde:

Bild 24: Schuld war ein längliches Regengebiet:

Grund dafür waren kräftige Schauer und Gewitter in der Oststeiermark und im Südburgenland, dessen Ambossregen sich mit der kräftigen Südströmung in der Höhe weit nach Norden zog und sich exakt über dem Wienerwald erstreckte. Der Osten von Wien blieb länger trocken.

Bild 25: Das Wasserdampf-Satellitenbild zeigt das ganze System mit Kern über Italien.

Über Süddeutschland und Westösterreich bis in die Poebene herrschte bereits eine zunehmend trockene Nordostströmung, hier ließen die Starkniederschläge bereits rasch nach. Über der Adria und dem Balkan entstanden hingegen in der schwül-labilen Luftmasse zahlreiche Gewittercluster, ein großer ist um 16.30 MESZ über Ungarn zu sehen. Ein weiterer Cluster entstand über der südlichen Steiermark und sorgte für den Regen im Wienerwald. Die Modelle zeigten durch die Bank aber höchstens leichten Regen oder Sprühregen aus dem Nordweststau der einströmenden Kaltluft, während das Regengebiet in der Warmluft generiert wurde. Wieder einmal ein Beispiel für die Unberechenbarkeit von Adriatiefs. Wo genau die Gewittercluster zünden und dann nach Norden abdriften, können die Modelle nicht zuverlässig sagen. Dass es mit dem Regen spürbar um gut fünf Grad abgekühlt hat und ich nicht nur fröstelte wegen Wind und Regen, lag an der Verdunstungskälte.

Die Kälte von Montag bis Mittwoch war also hausgemacht, reine Niederschlagskühlung. Bereits am Donnerstag (06.08.) steigen die Höchstwerte wieder auf über 26 Grad C an. Die Luftmasse ist dann abgetrocknet und im Prinzip genauso warm wie vorher - nur eben ohne Niederschläge, sondern mit voller Sonneneinstrahlung.

Bild 26: Die stündliche Abfolge im sichtbaren Kanal zeigt gut, wie der schmale Cluster nach Nordosten über Wien abdriftete.

Die Gewitter entstanden genau im Grenzbereich zwischen einströmenden Kaltluft aus Nordosten (Umströmung des Alpenbogens), eindringender Kaltluft aus Nordwest (über die Obersteiermark) und warmer und labiler Südströmung über Slowenien. Über Süd- und Osttirol, Kärnten, Lungau bis Oberes Murtal machte sich hingegen schon Nordföhn mit sonnigen Auflockerungen bemerkbar.

Bild 27: Starkniederschläge

Der Schwerpunkt des Dauerregens lag im Berchtesgadener Land und Chiemgau, wo in zwölf Stunden verbreitet 120 bis 150 l/qm fielen. In Salzburg waren es in 24 Std. 147 l/qm, in Teilen des Berchtesgadener Lands wurden insgesamt 250 l/qm registriert.

In Schärding/Inn wurde der Höchststand mit 730cm erreicht, blieb damit unter der kritischen Marke von 800cm. In Passau/Donau waren es immerhin genau 800cm (Meldestufe 3). Sonst bemerkenswert der Höchststand der Vöckla in Stauf mit 440cm (HW100). In Korneuburg wurde der Höchststand am Mittwochmorgen mit 612cm erreicht, das entspricht einem Anstieg von über 350cm in 48 Stunden. Jetzt ist aber erstmal Schluss mit ergiebigen Flächenniederschlägen - zumindest bis Mitte August sieht es nach einer Hitzewelle aus und höchstens einzelnen Gewittern über den Bergen. Nutznießer bleiben die Gelsen, die sich in den Überschwemmungsgebieten und feuchten Wäldern optimal vermehren können.

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