Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

04.09.2020 Hämmerkogel (2253m) und Seckauer Zinken (2397m), Seckauer Tauern

Eckdaten:

  • Wegführung: Untere Bodenhütte (1385m, 9.30) - Obere Bodenhütte (1619m, 10.15) - Siebenbründl - Hämmerkogel (2253m, 12.45-13.30) - Seckauer Zinken (2397m, 14.35-15.30) - Scharte (16.30) - Untere Bodenhütte (18.10)
  • Länge: 12,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1150 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 6 Std. 15min
  • Viecher: 2 Babyfrösche, Rotschwanz
  • Fußstatus: geringer Belastungsschmerz im Abstieg

Unsere dritte Tour des Moderatorentreffens führte in die Seckauer Tauern. Für die zweieinhalbstündige Anfahrt war eine frühe Abfahrt notwendig. Um 6.30 holte mich Wolfgang ab, im Gegensatz zu den Vortagen hatten wir eine reibungslose Fahrt durch Wien und auf der Südautobahn. Das Wetter ..., Tage vorher sah es noch so aus, als ob nach der Abzug der Front am Vortag rasch von Westen her ein Zwischenkeil folgen sollte, der für kräftiges Absinken und höchstens geringe Bewölkung sorgen sollte. Am Vorabend bekam ich einen kleinen Schreck, die lebhafte Westströmung griff wesentlich südlicher aus als ursprünglich gerechnet, das Geopotential entsprechend niedriger und die Isothermen und Isohypsen im deutlicheren Winkel zueinander. Mit anderen Worten: Die Warmfront sollte deutlich ausgeprägter ausfallen mit Bewölkung bis ins Stratocumulus-Niveau. Während andere Modelle ein rascheres Abziehen der Schichtwolken nach Osten zeigten, rechnete das EZWMF noch bis über Mittag hartnäckige Reste von den Niederen Tauern ostwärts.

Auf der Fahrt waren nach Norden auch tiefere Stratocumulus-Felder erkennbar, da wäre ich noch davon ausgegangen, dass sie nach Süden immer dünner und weniger werden.

Bild 1: Auf Höhe Steinfeld befinden sich Stratocumulus und tiefe Altocumuluswolken über dem Alpenostrand.

Die Linsenform (lenticularis) deutet die kräftige West- bzw. Nordwestströmung an.

Bild 2: Auf der Schnellstraße Richtung Semmering: Stratocumulus lenticularis

In dieser Höhe sind ausgeprägte Linsenformen eher selten und deuten auf viel Feuchte in unteren Schichten hin. Eine markant ausgeprägte Warmfront also.

Bild 3: Zwischen Feistritz bei Knittelfeld und Prankh/Hof.

Eine längliche Stratuswolke, Reste des sich auflösenden Hochnebels, hängt am Fressenberg vor der Zodlkuppe (1373m). Im Hintergrund links unser Gipfelziel mit Wolkenhaube. Ich schaute aufs Satellitenbild, da sah es zuerst so aus, ob es die tiefen Wolken von Westen her anfräsen würde, aber womöglich war das eine optische Täuschung, denn es schoben sich gleichzeitig hohe Wolken darüber, die die tiefen Wolken im Satellitenbildfilm verdeckten.

Bei Prankh ließen wir ein Auto stehen und fuhren zu dritt die lange Sandstraße in den Feistritzgraben hinein. Gleich zu Beginn wies ein Schild auf Unwetterschäden hin. Man sah eine weggeräumte Mure bei einer Brücke in Wasserleith. Später im Wald gab es die Umfahrung einer Brücke, deren Fundamente offenbar weggerissen wurden. Laut Hüttenwirtin der Bodenhütte fand das Unwetter am 22. August statt. Im Wetterradar hielt sich über der Region von 17.30 bis 18.00 eine heftige Gewitterzelle mit Starkregen.

Bild 4: Bei der Unteren Bodenhütte befindet sich der Parkplatz.

Der Hüttenwirt checkte gerade die Kühe im Wald.

Bild 5: Im Aufstieg mit dem Hämmerkogel vor uns, die Sonne zeigte sich anfangs noch durch größere Lücken.

Bild 6: Es zogen aber auch schon dunklere Stratocumuli durch.

Bild 7: Bei der Oberen Bodenhütte ein kurzer Stop zum Trinkflaschen auffüllen und Sonnenschutz auftragen.

Der Hämmerkogel ist weiterhin frei.

Bild 8: Den Aufstieg am Bach entlang hatte Wolfgang anders in Erinnerung.

Bild 9: Das Unwetter vom August hat den Steig teilweise völlig weggerissen.

Statt einem Rinnsal floss hier immer noch eine anständige Wassermenge.

Bild 10: Am Rückweg umgingen wir die Bachquerungen durch den ausgeschnittenen Latschenhang rechts.

Bild 11: Im Bereich der Siebenbründl blickten wir zurück:

Gegenüber Mitterkogel (1847m), dahinter links ein Stück des Südkamms vom Gößeck, rechts schaut über den Sattel der Floning (1583m) in der Hochschwabgruppe. Die Bewölkung... hmja, kompakte Schichtwolken bis ins Stratocumusniveau. Klassische Warmfront. Aber warum so weit südlich?

Satellitenbilder von 11.00 (rechts) und 13.00 (links), inklusive Wind in 3000m Höhe (700 hPa) in km/h um 11.00 Uhr (Prognose des hochaufgelösten WRF-Modells).

Sie zeigen um 11.00 noch kompakte Bewölkung über den Niederen Tauern, überlagert von hoher Bewölkung. Bei Nordwestströmung zeigt sich wieder einmal, dass die Niederen Tauern keine vergleichbare Gebirgsbarriere wie die Hohen Tauern sind. Die feuchte Luft gelangt bis weit an die Alpensüdseite, sogar im Südburgenland hielten sich noch kompakte Warmfrontwolken. Bis 13.00 schwächte sich die Nordwestströmung in der Höhe aber deutlich ab, in den unteren Schichten wehte bereits schwacher Südwind, der sich sukzessive nach oben arbeitete. Damit ließ die Gebirgsüberströmung nach und die Wolken lösten sich rasch auf.

Bild 12: Ein kleiner Frosch stellt sich tot.

Bild 13: Trotz des trüben Himmels herrschte gute Fernsicht bis zum Semmering, rechts vorne Mugel und Hochlantsch.

Bei einer großen Lacke inmitten der Latschen am Weg legten wir eine kurze Rast ein. Ich war schon ein wenig gefrustet, weil das alles andere als der wolkenlose Himmel mit maximaler Fernsicht zu sein schien. Beim weiteren Aufstieg kamen uns mehrere Wanderer entgegen. Alle im Nebel und bei kräftigem Westwind. Eine Frau saß unterhalb der Scharte, auch sie war am Zinken und enttäuscht, weil der Wetterbericht eigentlich wenig Wolken und gute Sicht versprach. Günter ging etwas vor mir und erreichte als erster die Scharte. An seiner Reaktion sah ich, dass eine Überraschung bevorstand.

Bild 14: Der Seckauer Zinken links knapp in Wolken, dahinter Maierangerkogel (2356m) und Hochreichart (2416m)

Was aber viel wichtiger war: Darunter war die Sicht ziemlich gut!

Bild 15: Im Norden schälten sich die Gesäusegipfel aus der tiefen Bewölkung.

Im Vordergrund links Kalbling und Sparafeld, daneben Admonter Reichenstein, rechts Kreuzmauer und Hexenturm. Eine fast unheimliche Wolkenstimmung, aber mit gutem Ende.

Bild 16: Im Anstieg zum Hämmerkogel öffnet sich bereits ein weites Panorama vom Gesäuse bis zum Hochschwab.

In der folgenden Dreiviertelstunde am Gipfel vom Hämmerkogel konnte man praktisch im Zeitraffer dabei zuschauen, wie die Bewölkung zuerst im Westen aufbrach und dann auch im Osten heller wurde, größere Lücken bekam und schließlich anhob und dünner wurde. Perfektes Timing. Faith in my forecasts restored ;)

Bild 17: Der Blick aufs Hirschfeld (mittig) mit den beiden Karen, die sich bei der Oberen Bodenhütte vereinigen. Links der Aufstiegsweg.

Im Hintergrund ganz links Eisenerzer Reichenstein, vorne Gößeck, dann das ausgedehnte Trofaiacher Becken.

Bild 18: Unmittelbar nördlich ein weiteres ausgedehntes Kar mit langem Zustieg von Süden (ab Ghf Steinmühle, 928m).

Hinter dem Seckauer Becken rechts der beginnende Gaaler Höhenzug, der in der coronafreien Zeit mithilfe der Gaaler Schutzhütte, die etwa in der Mitte liegt ohne Zeitdruck überschritten werden kann. Links der Tremmelberg (1194m) mit Aussichtswarte, dazwischen der Hammergraben (Ingeringbach), der beide Höhenzüge voneinander trennt. Dahinter das Murtal mit Knittelfeld links und Zeltweg rechts.

Bild 19: Als wir beim Gipfel aufbrechen, könnte das Bild kaum freundlicher sein.

Bild 20: Wir folgen Steigspuren direkt zur Scharte.

Bild 21: Bereits am langen Kamm zum Zinken, hinten der Hämmerkogel.

Bild 22: Nach einem unschwierigen Grataufschwung wechselt der Steig kurz in die linke Flanke.

Bild 23: Blick vom Grat in den weiten Gottstalkessel, begrenzt von der Bärenwandspitze (2127m, dahinter Kleiner Reichart (2090m) und Feistererhorn (2081m).

Dahinter liegt das Hochreichart-Schutzhaus (1483m), einer der wenigen Schutzhütten in den östlichen Niederen Tauern. Öffentlich leider nicht vernünftig erreichbar. Dazu muss man nämlich von Kalwang kilometerweit in den Pischinggraben hinein und das Feistererhorn überschreiten, um wieder 600 Höhenmeter abzusteigen.

Bild 24: Nach fünf Stunden erreichen wir den Gipfel vom Seckauer Zinken.

Die Gesäusegipfel sind fast wolkenfrei, im Osten ist der Dürrenstein gut erkennbar. Die folgenden fünfzehn Bilder belegen die grandiose Fernsicht, die uns geboten wurde.

Bild 25: Panorama West

Im Vordergrund mittig Sonntagskogel (2343m), rechts markant Gamskogel (2386m) und Knaudachkogel (2227m), direkt dahinter am Horizont im Dunst die flache Kuppe Speikberg (2125m) im Dachsteingebirge. Dachstein natürlich gut erkennbar. Links vom Sonntagskogel Kesseleck (2308m), dahinter die Schladminger Tauern mit Hochwildstelle (2747m) und links auffällig noch Großer Knallstein (2599m).

Bild 26: Spannend ist aber, was über den Sonntagskogel schaut!

Eindeutig der Hochkönig (2941m) in immerhin 126km Entfernung. Ganz links Zinken (2120m) und Pleschnitzzinken (2112m), unser Tourenziel vom Vorjahr. Rechts das Langegg (2593m, 130km) in den Funtenseetauern, weiter rechts vorne das Gumpeneck (2226m).

Bild 27: Dachstein mit Scheichenspitze (2667m) links, Hoher Dachstein mittig und Hohes Kreuz (2837m) rechts. Davor rechts Bruderkogel (2299m).

Im Vordergrund links Schrattnerkogel (2104m) und Schoberspitze (2126m).

Bild 28: Grimming-Blick, davor Großer Griessstein (2337m)

Links vom Grimming am Horizont schaut das Gamsfeld (2027m) in den Salzkammergutbergen (100km) durch.

Bild 29: Rechts vom Bosruck: Falkenmauer (1569m) und Kremsmauer (1599m), ganz links Hochedl (1424m), ganz rechts hinten Pernecker Kogel (1080m, 82km) in den nördlichen OÖ Voralpen.

Bild 30: Großer Pyhrgas, Xeisgipfel und Hexenturm werden immer plastischer.

Bild 31: Hochschwab-Blick: Großer Griesstein (2023m), Schaufelwand (2012m) und Ebenstein (2123m), rechts Hinterer Polster (2057m).

Im Vordergrund der lange Kamm zum Eisenerzer Reichenstein.

Bild 32: Ötscher (1893m) und Brandstein (2003m).

Bild 33: Hochkogel (2105m) und Kaiserschild (2084m), dahinter Hochkar (1808m)

Bild 34: Rechts von Ötscher und Brandstein unser alternatives Tourenziel: Hochstadl und Fadenkamp.

Ich entschied mich aus taktischen Gründen dagegen. Wir wären den Grat am Fadenkamp gegangen und auf Kalk spüre ich den Fuß noch rascher wieder als auf längeren Wiesenpassagen. Letzendlich war der Unterschied aber wohl doch nicht so groß, zumindest zwischen Hämmerkogel und Seckauer Zinken ist es fast durchwegs Blockwerk und Schutt.

Bild 35: Zwischen Dürrenstein und Ötscher im Vordergrund Wildfeld (2043m) und Stadelstein (2070m), die mich noch reizen würden.

Bild 36: Zwischen Gumpeneck und Scheichenspitze klar und deutlich Funtenseetauern (2578m) in 133km Entfernung, rechts der Karlspitze (2097m) Rauchegg (2216m) im Hagengebirge.

Bild 37: Im Vordergrund der Tauernwindpark beim Lachtal.

Im Hintergrund ganz links Schober (2967m), Hochalmspitze (3360m, 113km), dann der lange Kamm des Großen Hafners (3076m), rechts schließt der Ankogel (3246m) an. Rechts Kölbreinspitze (2934m) und das Spitzerl dahinter Tischlerspitze (3001m).

Bild 38: Weil der Admonter Reichenstein so schön ist....

Bild 39: Genau über dem Zeiritzkampel (2125m) steht der Lugauer mit dem markanten Doppelgipfel (Südgipfel 2217m, Nordgipfel 2206m).

Bild 40: Panorama von der Hochwildstelle über Hochkönig, Dachstein, Grimming bis Warscheneck und Gesäuse.

Bis zum Hochreichart ist es noch ein breiter Weg.

Bild 41: Schattenportrait.

Bild 42: Gipfelfelsen I.

Bild 43: Gipfelfelsen II.

Bild 44: Vom Platz mit dem Gipfelkreuz ein Blick zu Maria Schnee (1822m).

Dort war ich im März 2014 schneeschuhwandern bei für die Jahreszeit viel zu hohen Temperaturwerten, selbst in 1800m noch plus 8 Grad. Im Hintergrund links Schöckl (1445m), im Vordergrund die Gleinalpe mit Lenzmoarkogel.

Mittlerweile ist es kurz vor halb vier, Zeit aufzubrechen, wenn wir auf der Hütte noch etwas jausnen wollen.

Bild 45: Am Rückweg nehmen wir den Normalweg über die blockige Flanke vom Hämmerlkogel.

Bild 46: Ein letzter Blick in den märchenhaft schönen Gottstalkessel.

Bild 47: Auch im Osten haben sich die Wolken fast vollständig aufgelöst.

Bild 48: Die Obere Bodenhütte, im Hintergrund Speikbichl (1878m)

Bild 49: Doppelt markiert hält besser.

Um kurz nach sechs erreichen wir die Untere Bodenhütte. In der Hütte brennt noch Licht, sonst ist niemand mehr zu sehen. Wir riskieren es daher und gehen in die Hütte. Die Wirtin entschuldigte sich gleich mehrfach und erzählte drei Mal, dass sie sich am Vormittag an der Brotschneidemaschine am Daumen verletzt habe, aber zum Glück war zufällig ein Sanitär anwesend, der sie gleich verbunden habe. Daher stünde nur eine eingeschränkte Speisekarte zur Verfügung. Sie blickte bei "Käsebrot könne sie noch anbieten." zu ihrem Mann "Das schafft er noch", als ob er für die Küche sonst gänzlich unbegabt sei. Ich musste schmunzeln. Wir nahmen alle drei Steirerkasbrot, das vorzüglich war, wenn auch nicht hausgemacht. Ich schob mir vorsorglich Laktosetabletten rein, vertrug den Käse aber gut.

Bild 50: Vorzügliche Abendjause.

Bild 51: Im Tal bildete sich bereits eine kräftige Bodeninversion aus, der Rauch wurde bergab geblasen.

Um sieben brachen wir auf. Die Wirtin schaute erstaunt, als wir sagten, dass wir noch nach Wien zurückfahren würden. Aber das waren nur etwas mehr als zwei Stunden Fahrtzeit, noch dazu mit wenig Verkehr so spät am Abend.

Bild 52: Cirruswolken oder wie eine Freundin neulich titulierte: "Sky Tattoo" künden die Kaltfront an, die am späten Abend des folgenden Tages eintreffen sollte.

Gegen halb zehn erreichten wir Wien.

© www.inntranetz.at