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05.09.2020 Kaiserstein (2061m) über alten Nandlsteig, Schneeberg

Eckdaten:

  • Wegführung: Losenheim Talstation (9.00) - Edelweißhütte (10.00) - Nördlicher Grafensteig Abzw. (10.45) - Nandlboden - Alter Nandlsteig bis Steigbuch (12.45) - Nandlgrat - Kaiserstein (2061m, 14.00-14.45) - Schauerstein - Fadenweg - Edelweißhütte (16.45) - mit Sessellift ins Tal
  • Länge: 13,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1270 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 6,5 Std.
  • Viecher: Katze bei der Edelweißhütte
  • Fußstatus: leichter Belastungsschmerz im Aufstieg (wenn auch gering in den Steilpassagen), noch 1 Tag nach der Tour spürbar.

Der letzte Tag unserer vier Tage Moderatorentreffen ging mit einem Klassiker zu Ende. Zugleich mein erster Besuch des Schneebergs seit dem 7. September 2016, als ich Kuhschneeberg und Hochschneeberg überschritten habe (25km, 1750hm). Außerdem die meisten Höhenmeter an einem Tag seit dem 26. Oktober 2018, als ich mit Günter am Schneeberg in Oberösterreich war. So schließt sich der Namenskreis. Für diesen Tag hatte ich die Prognosen bis zuletzt verglichen, die meisten Modelle zeigten erst ab 16.00 erste konvektive Signale, das deutsche COSMO in der Früh sogar erst am Abend. Und so kam es dann auch. Vor 23 Uhr tat sich nichts am Alpenostrand.

Bild 1: Anfahrt nach Losenheim, links der Lärchkogel, rechts Ruine Losenheim

Bei der Anfahrt zum Parkplatz ein kleiner Schreck, es standen jede Menge Autos am Straßenrand. Doch das waren nur Gebührenflüchtlinge, denen die vier Euro zu viel waren, denn der Parkplatz war noch zur Hälfte leer.

Bild 2: Wir steigen am Rand der Skipiste auf und wechseln später auf den Forstweg.

Bild 3: Über uns gut ausgeprägte Cirrus intortus (verflochten), die den Wetterumschwung rund zwölf Stunden später ankünden.

Bild 4: Wahrscheinlich Nickendes Leimkraut (Silene nutans)

Bild 5: Puchberger Becken, dahinter der Grünbacher Sattel, rechts Himberg.

Günter umging den steilen Steig zur Edelweißhütte über den Forstweg, ich und Wolfgang nahmen die direttissima, ich konnte mich aber partout nicht mehr daran erinnern.

Bild 6: Wenige Minuten vorher noch davon gesprochen, spaziert eine Katze seelenruhig und ohne jede Anstrengung den steilen Steig hinauf.

Nach kurzem Wasserstopp beim Trinkbrunnen neben der Hütte, wo ein älterer Tourist mit Hut meine Trinkflasche anblickt und seltsam gestelzt sagt "Aber nur das saubere Wasser trinken!", geht es weiter am Nördlichen Grafensteig im Auf und Ab durch den Wald.

Bild 7: Lahningries, links mündet die Rote Schütt, an deren linken Rand wir später aufsteigen werden.

Bild 8: Dürre Leiten, Schober und Öhler.

Bild 9: Bei einer markanten Geländebiegung finden wir die Abzweigung zum alten Nandlsteig.

Bild 10: Nach 15 Minuten stehen wir am Nandlboden, gegenüber links der Rinne der Aufstiegsweg.

Bild 11: Distelfotografen bei der Arbeit.

Bild 12: Beim Beginn des alten Nandlsteigs steht dieser Würfelturm.

Bild 13: Würfelstein mit Bergstation vom Sessellift, Almröserlhütte und Putzwiese.

Kurz nach uns kam ein Vater mit seinem jungen Sohn nach und der Sohn kletterte auf den Felsen und sollte sich beim Würfel aufstellen. "Du immer mit deinen scheiß Fotos. Wenn i do runterfoi, bin i dooooud!"

Bild 14: Der Steig umgeht eine Felsgruppe rechts.

In Bildmitte ist schon der kurze Steilschotterabschnitt erkennbar.

Bild 15: Dieser rückt näher.

Bild 16: Für das Vorfeld einer Kaltfront ungewohnt klare Sicht nach Osten.

Die relativ flache Dunstschicht reichte maximal siebenhundert Meter hinauf. Der Neusiedler See war noch klar erkennbar und im Nordosten (nicht im Bild) sogar die drei höchsten Gipfel der Kleinen Karpaten in bis zu 143km Entfernung.

Bild 17: Puchberger Becken mit Hengst rechts.

Bild 18: Bild von Günter: Wolfgang und ich beim Versuch, die rutschärmste Route durch den Schotter zu suchen.

Oben bei den Latschen wurde es leichter, da konnte man sich anhalten.

Bild 19: Rückblick, der Nandlboden ganz vorne im Nadelwald bereits nahezu verdeckt.

Bild 20: Ein Bild, das die Steilheit des Geländes verdeutlicht.

Hier gingen wir nicht direkt am Steig, sondern einen etwas direkteren Weg über die Felsen (I).

Bild 21: Vor uns wird noch steiler und schrofiger.

Ich glaube, der Felsturm wurde links umgangen, wobei die Rampe rechts der Felswand auch interessant ausschaut.

Bild 22: Blick nach Nordne zur weit unten liegenden Putzwiese.

Im Hintergrund die Gutensteiner Alpen mit Reisalpe, Hochstaff und Unterberg. Am Horizont sind weite Teile des Waldviertels in über 100km Entfernung zu sehen.

Bild 23: Federwolken (Cirrus fibratus) mit Federkiel.

Bild 24: Das nächste Schuttfeld.

Bild 25: Parallel am Kamm verläuft der markierte Nandlgrat mit wesentlich mehr erdigen Passagen als auf unserer Variante.

Bild 26: Günter zeigt uns vor, wie wir in den Schrofen steigen müssen.

Nach diesem recht steilen Stück kommen wir zu einem flachen Rasenboden, wo wir ein paar Minuten rasten.

Bild 27: Die Aussicht ist von hier oben prächtig, was für ein Traumtag und noch keine Spur von Quellwolken.

Bild 28: Die Cirren werden vom Jetstream in die Länge gezogen, in der oberen Troposphäre wehte kräftiger Westwind.

Bild 29: Falter auf Witwenblume.

Bild 30: Gemeiner Oberarmfalter.

Nach dem Rasenboden kommt noch ein steiler erdiger Hang, der etwas ausgesetzt am Rand der Rinne nach oben führt.

Bild 31: Ein Felstürmchen wird umgangen.

Bild 32: Noch einmal in die Steilschrofen.

Bild 33: Hier querten wir über eine gut ausgeschnittene Latschengasse links zum markierten Steig.

Die letzten Meter heißt es konzentriert gehen, hier liegt loser Schotter herum. Wir kommen exakt beim Steigbuch des Nandlgrats heraus, so wird die ideale Wegführung über den alten Nandlgrat auch beschrieben.

Bild 34: Hier verläuft der markierte Steig immer am Kamm und später am Grat.

Bild 35: Zwischendurch harmloses Gehgelände.

Bild 36: Dann kam die Schlüsselstelle, oben bereits der Ausstieg auf die Hochfläche.

Zuerst heißt es in eine Scharte abklettern, dann ausgesetzt, aber seilversichert über die Felsen nach rechts und entlang der rechten Felsrippe steil nach oben.

Bild 37: Wolfgang bei der Scharte.

Bild 38: Links die seilversicherte Abkletterstelle, nicht wirklich ausgesetzt.

Bild 39: Blick in die Rote Schütt.

Bild 40: Bild von Günter: Ich bei der seilversicherten Stelle.

Bild 41: Steil.

Bild 42: Bild von Wolfgang: Rückblick in die Nandlscharte mit dem Nandlturm.

Bild 43: Nach knapp 4 Stunden Gehzeit war die Hochfläche erreicht.

Von einer nahenden Kaltfront noch kaum eine Spur, die Fernsicht grenzte ans Maximum.

Bild 44: Felsentor, im Südosten wurden die Cirren dichter und ausgedehnter (spissatus).

Bild 45: An diesem Platz rasteten wir wieder ein paar Minuten.

Ich brauchte die Pause, eine vergleichbare Anstrengung hatte ich schon seit längerem nicht mehr aufgrund meiner Verletzung (Knochenmarködem im Fuß). Aber es ging viel besser als gedacht und auch das Klettergeschick ist noch da. Der Boulder-Grundkurs vor vier Jahren war nicht ganz umsonst.

Bild 46: Die weiteste Sicht des Tages zeigt etwa in Bildmitte ganz schwach den Hoch Obir (2139m) in den Karawanken in 173km Entfernung.

Der Dunst war nach Süden hin schon recht stark ausgeprägt, aber ich wusste, wohin ich schauen musste und erkannte den Gipfel an seiner Silhouette. Ganz links Hochlantsch.

Die Einkehr bei der Fischerhütte fiel wegen der langen Schlange in der Hütte leider flach. Immerhin sah ich einzelne Wanderer mit Masken und hatte meine auch schon griffbereit. Stattdessen setzten wir uns bei der Abzweigung zum Schauerstein-Abstieg ins Gras und machten dort Pause. Bei diesem Panorama ließ es sich dabei gut aushalten.

Bild 47: Hochschwab, Hochtor, Tamischbachturm, Buchsteine, Hochstadl und Fadenkamp, Hexenturm und Warscheneck klar erkennbar.

Am Himmel nur ein paar harmlose Quellwolken (Cumulus humilis).

Bild 48: Tamischbachturm (2035m) und Großer Buchstein (2224m) in 92km Entfernung.

Im Vordergrund Kleiner und Großer Proles, dahinter Tonion. Ganz rechts Kleiner Hochstadl und Hochstadl. Interessant sind die Spitzen, die an diversen Stellen noch durchschauen. Ganz links über den Rücken des Dürrenschöberls (1737m,111km) Stoderzinken (2048m, 152km) und Kammspitz (2139m, 148km) im Ennstal. Rechts vom Tamischbachturm drei Spitzen samt Hauptgipfel rechts vom Grimming (2351m, 137km). Links vom Hochstadl das Hohe Kreuz (2837m, 168km) im Dachstein.

Etwas größere Quellwolken am ehesten in Höhe des Dachsteingebirges, also noch weit entfernt. Wahrscheinlich hätte mich in Punkto Gewittergefahr die phänomenale Fernsicht schon stutzig machen sollen. Immerhin deutete das auf extrem trockene Luftschichten in den unteren Höhen hin. Tatsächlich lagen die Taupunkte verbreitet im niedrigen zweistelligen Bereich in mittleren Höhen.

Bild 49: Links Scheibe (1602m), mittig Kleiner Ötscher (1552m), vorne Gippel (1669m).

Darüber schauen Schieferstein (1206m,100km) und Krennkogel (1057m, 113km) in den Oberösterreichen Voralpen heraus. Rechts noch das Kruckenbrettl (1020m). Zwischen Kleinem und Großem Ötscher die Lindaumauer (1103m, 87km) nördlich von Weyer.

Bild 50: Im Norden nichts neues, erste flache Quellwolken und ausgedehnte Cirrostratusfelder.

Bild 51: Türnitzer Höger links und Hohenstein rechts.

Etwa in Verlängerung zum Hohenstein am Horizont schwach als flache Kuppe Viehberg (1112m, 124km). In Verlängerung zum Höger stand der Hochficht (1337m, 176km), war aber kaum mit freiem Auge auszumachen.

Bild 52: Die Quellwolke über der Tonion wuchs langsam höher.

Bild 53: Eine von vielen Fußhupen auf dem Hochplateau.

Bild 54: Der aufmerksame Meteorologe sieht natürlich auch hohen Altomulus virgae (Fallstreifen, Eiskristalle, die verdunsten, bevor sie den Boden erreichen).

Die Atmosphäre war also hochgradig inkontinent und konnte den kondensierten Wasserdampf kaum halten. Das deutete auf kräftige Hebungsvorgänge hin, wenn auch zunächst auf mittlere und obere Höhen beschränkt.

Bild 55: Süßer Hund.

Bild 56: Innerhalb von Minuten bildete sich auch über dem Hochplateau eine Quellwolke.

Im Norden wurden die Quellwolken in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls mehr. Ich gab das Signal zum Aufbruch. Es war bereits dreiviertel drei. Nur noch eine Stunde Zeitfenster bis zum Zeitpunkt, als die ersten Modelle bereits Schauersignale zeigten.

Bild 57: Fronbachwände und die Bergrettungshütte am Kuhschneeberg.

Bild 58: Im Abstieg über den überaus holprigen Weg, steil zwischen den Latschen, voller abgespeckter Steine und Platten und Schutt.

Die Quellwolke hat inzwischen den ganzen Schneeberg beschattet. Unmittelbar, bevor wir am Rand der großen Doline beim Schauerstein absteigen, steigen älterer Vater mit Tochter auf. Den Vater behagt die Wolke gar nicht, er will lieber umdrehen. "Wir kummen genau ins Weda!" Die Tochter: "Aber geeeeeh! Wenigstens a Abkühlung!"

Bild 59: Als wir auf den Fadenweg einbiegen, steckt der Gipfelbereich tatsächlich schon in Wolken.

Ich war zugegeben etwas nervös und dachte schon, wir wären ein wenig zu spät aufgebrochen, so rasch wuchs die Quellwolke in die Höhe. Doch dieses Mal hatte ich mich geirrt. Die Wolke vertrieb sich noch für einige Minuten die Zeit damit, bedrohlich zu wirken und löste sich schließlich in Wohlgefallen auf.

Bild 60: Unterdessen machten sich nördlich von uns lehrbuchhafte Altocumuli castellanus bemerkbar.

Klassische Gewittervorboten, normalerweise wenige Stunden vor (!) einem Gewitter und nicht zeitgleich mit der Gewitterbildung.

Bild 61: Schwalbenwurzenzian.

Bei der Edelweißhütte angekommen blieb noch eine knappe Dreiviertelstunde, bis der Sessellift den Betrieb beendete. Wir holten uns je zwei Getränke und setzten uns auf die fast leere Terrasse. Natürlich auch hier Selbstbedienung. Ich setzte meine FFP2-Maske auf (die angenehmer zu tragen ist als eine einfache Stoffmaske, zumal mir dabei die Brille nicht beschlug) und stellte mich in der Schlange an. Nach dem Zahlen der Getränke gab mir die Wirtin den Tipp, die Maske vor dem Trinken abzusetzen.

Dem lautstarken Telefonat eines nicht mehr ganz nüchternen Gasts war zu entnehmen, dass später noch ein ausgedehntes Hüttengelage stattfinden sollte.

Bild 62: Mit dem Sessellift ging es knieschonend ins Tal.

Zum Abschluss testeten wir den Gasthof zum Schneeberg, in der Kompasskarte auch als "Zwinz" vermerkt, in Schneebergdörfl. Den kann man sich definitiv merken, wenn man dort von Wanderungen zurückkommt. Schöner Gastgarten.

Bild 63: Vorsichtige Annäherung an den nervösen Bernhardiner unterm Tisch

Bild 64: "Hot der si ongmöd?"

Bild 65: Schweinskotelett mit Speck und Zwiebeln, dazu Bratkartoffeln.

Bild 66: Cirrus vertebratus (fischgrätenartig)

Bild 67: Altocumulus stratiformis perlucidus

Was für ein Tag!

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