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11.03.20 Mugler (515m), Pemexel (505m), Toter Berg (454m), Ferdinandwarte (370m), Dunkelsteinerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Rossatz Kirche (10.39) - Mugler (515m) - Kapelle - Pemexel (505m) - Toter Berg (454m) - Tränktalwände - 343m-Kote - Ferdinandwarte (370m) - Mauternbach - Mautern - Stein an der Donau/Linzertor Hst. (16.36)
  • Länge: 21,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 720 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5,5 Std.
  • Viecher: 1 Eichhörnchen
  • Fußstatus: beschwerdefrei!

Vielleicht war das meine letzte Wanderung für längere Zeit, vielleicht geht auch weiterhin noch etwas. Ich weiß es nicht. Und weil alles so unsicher ist jetzt, hab ich trotz der Wanderung am Vortag wieder meinen Rucksack gepackt, bin zu Fuß zum Franz-Josef-Bahnhof, in den fast leeren Zug, in dem die wenigen anderen Fahrgäste alle gehustet oder sich geschneuzt haben. Der Zug war erfreulicherweise pünktlich und ich erwischte ohne Zeitdruck den Bus WL2 Richtung Melk. In Rossatz stieg ich aus.

Bild 1: Spätromanische dreischiffige Basilika, das Langhaus stammt aus dem 14. Jahrhundert

Bild 2: Subenhof, im Kern aus dem 15./16. Jahrhundert mit spätgotischer Schlüsselscharte und angedeutetem Spitzbogenfenster.

Ich folgte zunächst dem Panoramaweg und dann dem Jankerlweg bis zu einem Aussichtspunkt.

Bild 3: Dort wuchsen einige Kuhschellen (grandis, nicht vulgaris).

Bild 4: Schönes Steiglein.

Bild 5: Dann ist der Sattel erreicht, links stehen ein paar unmotivierte Felsen und ein kaputter Hochstand aus Holz herum.

Ich wende mich wieder nach rechts, dort führt ein unmarkiertes Steigerl relativ direkt auf den Mugler-Kamm und zum Gipfel.

Bild 6: Blick auf Weißenkirchen.

Bild 7: Zoom auf die spätgotische Kirche mit wechselvoller Baugeschichte vom 13. bis zum 18. Jahrhundert.

Der kleinere Turm ist der ursprüngliche Turm der zweischiffigen Vorgängerkirche und wurde um 1330 errichtet.

Bild 8: Anstelle eines Gipfelkreuzes.

Heroben bläst ganz ordentlich der Westwind. Ach ja, das Wetter hab ich ganz vergessen zu erwähnen. In der Nacht war eine Warmfront durchgezogen, dahinter ist deutlich wärmere, aber auch feuchtere Luft eingeflossen. Die Höchstwerte betrugen 16-17 Grad C in der Wachau, die Taupunkte lagen bei durchschnittlich 8 Grad. Damit einhergehend blieb es auch tagsüber bei tiefer Bewölkung. Im Warmsektor blieb es auch nicht ungetrübt, weil nördlich von Österreich eine Kaltfront vorbeistreifte.

Die Kaltfront geht über Deutschland wieder in eine Warmfront über (verwellend), tiefe Bewölkung streift aber auch südlich über Bayern bis nach Ungarn. So ein Wolkenband wird auch barokliner Rand genannt, weil es entlang von horizontalen Temperaturgradienten entsteht, also quasi frontales Geschehen, das durch den Hochdruckeinfluss gedämpft wird. Dieser sorgt für Absinkbewegungen und trockene Luftmassen, die die Wolken niedrig halten. In diesen überwiegt dann unterkühltes Flüssigwasser ohne die Eisphase (hohe Bewölkung) und entsprechend ist die Vereisungsgefahr für die Luftfahrt erhöht. Im Satellitenbild erkennt man aber auch, dass die südliche tiefe Bewölkung eine scharfe Abgrenzung nach Norden aufweist - die Wolkenkante markiert zugleich die Achse des Jetstreams in der oberen Troposphäre. Alles südlich ist auf der warmen Seite, nördlich auf der kalten. Jedenfalls sorgte diese tiefe Bewölkung trotz milder Luft für eher trübes Wetter und zeitweise fielen auch ein paar Regentropfen aus den flachen Cumulus- und Stratocumuluswolken. Der starke Westwind in den bodennahen Schichten (Jauerling: um 90kmh in Spitzen um die Mittagszeit) wurde stellenweise bis zum Boden transportiert, machte sich aber vor allem auf exponierten Gipfelkuppen und Kämmen bemerkbar.

Bild 9: Nach Norden Blick ins Tullnerfeld, links Krems, rechts Mautern.

Am Horizont der Rohrwald mit Michelberg (409m,59km) mittig.

Bild 10: Links Schwarzkogel (1249m), rechts Hinteralm (1311m), mittig Rax in rund 75km Entfernung.

Ich bin mir zwar nicht 100%ig sicher, aber fast.

Bild 11: Der Südwestkamm vom Mugler hat einen weiteren Gipfel, den ich über das gut ausgetretene Steiglein ansteuere.

Bild 12: Blick über das Stift Göttweig hinweg zum Wienerwald, mit Exelberg (516m,58km) rechts.

Bild 13: Mugler-Südgipfel.

Bild 14: Blick in die Wachau, gegenüber links Pfaffenmaiß (678m), rechts Sandl (723m).

Am Sandl stand ich schon, nicht aber auf der Warte, dafür hätte ich den Schlüssel beim Sandlbauer holen müssen und damals war Saharastaubzufuhr und keine Fernsicht. Der andere Gipfel fehlt mir noch.

Bild 15: Der Weiterweg ist sehr genussvoll, hier böten sich noch etliche Felsen zum Herumkraxeln an.

Ich aber steige entlang von diversen Wegerln ab zu einer breiten Wiese (in der AMAP eingezeichnet) mit Hochstand und vorbeiführendem Forstweg, der mich in den tief eingeschnittenen Seegraben führt. Im oberen Seegraben gibt es tatsächlich einen Rührsdorfer See, um den sich im Sommer anscheinend die Orchideen ranken. Im unteren Teil ist der Talboden teilweise abgeflacht und stark vermoost.

Bild 16: Waldpädagogik vor 60 Jahren.

Bild 17: Lungenkraut und Leberblümchen.

Bild 18: Hubertuskapelle im Seegraben.

Dahinter links sieht man den markierten uralten Ziehweg, der Richtung Rotes Kreuz hinaufzieht. Uralt trifft es, denn kurz bevor der Weg den lichten Buchenwald erreicht, ist er von Dornengebüsch ziemlich verwachsen. Im Sommer möchte ich hier nicht entlang gehen.

Bild 19: In diesen Tagen besonders wichtig: Der Zusammenhalt.

Bild 20: Uraltes Bachwehr mit Brücke.

Könnte durchaus im Mittelalter angelegt worden sein. In normalen Zeiten würde ich jetzt bei der Gemeinde Rossatz anfragen, aber ich glaube, momentan haben alle andere Sorgen.

Bild 21: Blick in den unteren Seegraben, gegenüber Dürnstein und Vogelberg (546m).

Bild 22: Zoom auf die Ruine und den Ort, links der Talgraben, von dem der Vogelbergsteig startet.

Bild 23: Ruine Dürnstein im Sonnenlicht.

Bild 24: Vor dem Erreichen des Pemexels kommt die Sonne raus.

Bild 25: Pemexel (505m).

Bild 26: Übergang zum Toten Berg..

Bild 27: Blick zum Wienerwald-Nordrand bei Unterhöflein, links am Horizont die Kleinen Karpaten in über 120km Entfernung!

Im Vordergrund die Wetterkreuz-Kirche bei Hollenburg wurde 1652 errichtet.

Bild 28: Gipfelaufbau, links frische Sturmschäden.

Bild 29: Birkenkreuz.

Die Höhenangabe von 425m stimmt nicht, auch laut NÖ-GIS-Höhenmessung sind es 454m.

Bild 30: Blick in den hinteren Windstalgraben.

Rechts mein Weiterweg entlang der Tränktalwände.

Bild 31: Kätzchen.

Bild 32: Links Unterloiben, rechts Mautern an der Donau.

Über die Stahlbrücke werde ich am Nachmittag noch gehen, zu dem Zeitpunkt weiß ich das aber noch nicht. Im Hintergrund links Krems und am Horizont etwa rechts der Bildmitte schaut sogar der Buschberg (491m) in den Leiser Bergen durch, rund 70km entfernt.

Bild 33: Rückblick zum Toten Berg.

Über die steile Ostflanke führen unmarkierte Steig in den Graben.

Bild 34: Ich wollte einen flacheren Abstieg durch den Seitengraben nehmen, da war auch ein strichlierter Weg eingezeichnet.

Etwas weiter unten war dann allerdings Schluss für mich. Etliche querliegende Bäume und Unterholz von älteren Sturmschäden, die quer über dem Weg lagen. Kein Durchkommen erkennbar. Also musste ich die 60 Höhenmeter wieder aufsteigen und den Forstweg ausgehen.

Bild 35: Blick in den steilen Graben.

Über die Straße, die Richtung Gemeinde Bergern auf der Hochfläche führt, querte ich hinauf zum Osthang des Gochelbergs. Oben am Kamm gab es an manchen Stellen beträchtliche Sturmschäden mit entwurzelten und abgebrochenen Fichten. Wahrscheinlich wie überall anders von PETRA und YULIA im Februar verursacht, da nach Osten umgefallen. Auf der Straße überholt mich ein Rennradfahrer, der erste Mensch seit dem Start in Rossatz. Bei der Hochfläche angekommen steigen gerade zwei Metalfans mit ihrem schwarzen Hund aus ihrem schwarzen Auto. Es gibt Schlimmeres.

Bild 36: Links Hollenburger Wald, mittig Stift Göttweig, rechts der markante Waxenberg (500m).

Bild 37: Einöde, so wie es mir gefällt. Recht windig weiterhin.

Bild 38: Von der Ferdinandwarte (370m) ein Rückblick nach Rossatz, rechts Oberloiben.

Bild 39: Gegenüber Unterloiben mit der spätgotischen Pfarrkirche, links der Loibengraben.

Bild 40: Blick stromabwärts, rechts Hundsheim.

Bild 41: Aussichtswarte.

Kurz vorher kommt mir eine junge Frau mit freilaufendem Hund entgegen. Sie schaut vertieft nur ins Handy und sieht mich nicht. Der Hund schon, er bleibt stehen, dreht sich zum Frauchen um, das weiter ins Handy schaut, und läuft dann in einem Bogen auf mich zu. Ein Labrador, ich hab keine Angst, er bleibt höflich. Die Frau bemerkt mich erst, als ich an ihr vorbeigehe und entschuldigt sich sofort und in Richtung Hund "Hey, hör auf, Menschen zu belästigen." Naja, falsche Causakette, aber egal. Ich hätte was sagen können, aber hatte kein Verlangen danach, es gibt grad Wichtigeres.

Bild 42: Auch im Abstieg nach Mauternbach wachsen wieder herrliche Kuhschellen.

Bild 43: Kirchenstadt Krems.

Bild 44: Die Römerstraße südlich von Mauternbach.

Deswegen stieg ich nicht von der Ferdinandwarte zur Donauleiten ab, sondern blieb am Ostrücken.

In Mauternbach ist es für Fußgänger wie in vielen Straßenorten der Wachau eher mühsam, entweder gar keine oder viel zu schmale Gehsteige, verwinkelte Straßen und Autofahrer, die kaum ihr Tempo reduzieren. Ich gehe schnell durch. Leider fährt in Mauternbach nur alle zwei Stunden ein Bus Richtung Krems, einen hatte ich gerade verpasst. Ich gehe weiter nach Mautern.

Bild 45: Die Hasen genießen das Leben, warum auch nicht.

Bild 46: Hübscher Ort, durch den Autoverkehr leider nicht sehr entspannt zu begehen.

Bild 47: Armenspitalskapelle hl. Margarete

Das war der maßgebliche Grund dafür, dass ich bis Mautern ging, ich wollte mir die Kapelle anschauen. Vor Ort die große Enttäuschung. Die Kapelle ist eine riesen Baustelle, die Innenräume abgedeckt durch Planen und nicht einsehbar. Mir bleibt nur das Bild, das ich vorher von Wikipedia auch hatte. Die ältesten Mauerteile sind aus dem 9. und 10. Jahrhundert, die sichtbare Front enthält römische Mauerzüge aus dem ersten Jahrhundert. Um 1300 im spätromanischen Stil erweitert.

Bild 48: Das sogenannte Laspergerhaus, benannt nach Stadtrichter Hanns Lasperger.

Das Portal stammt aus der Spätrenaissance.

Bild 49: Die 1895 errichtete Stahlfachwerksbrücke, nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil neu errichtet.

Um 16.33 betrete ich die Brücke. Um 16.36 fährt beim Linzer Tor in Stein an der Donau der WL3 zum Kremser Bahnhof. Ich gehe davon aus, ihn nicht zu erwischen, speziell, da die Haltestelle nicht genau beim Brückenende liegt. Im letzten Drittel der Brücke seh ich den Bus aus der Entfernung, das könnte sich noch ausgehen. Die letzten Meter renne ich, der Bus überholt mich, ich winke, aber es steigen zum Glück eh Fahrgäste aus. So erwische ich noch den früheren Zug und bin eine Stunde früher daheim.

Muss gestehen, es war schön und eigentlich ein Grund zur Freude, dass trotz der langen Strecke, die längste Wanderung seit fünftem Jänner 2019, der Fuß nicht wirklich wehtat. Eine dicke Blase am Fersenrand hab ich mir geholt, aber die geht vorbei. Trotzdem blieb die Freude im letzten Drittel der Wanderung gedämpft. Mir kam alles so unwirklich vor und ich hatte nicht wirklich Lust, in die Zivilisation zurückzukehren, zurück ins Ansteckungsrisiko. Lieber wäre ich im Wald geblieben und hätte gewartet, bis ich zu Humus werde.

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