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22.08.2020 Kieneck (1107m) ab Thal, Gutensteiner Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Thal-Parkplatz (9.00) - Atzsattel (10.05) - Ninegrat (960m, 10.40) - Geißruck (1074m, 11.20) - Almeskogel (1065m, 11.50) - Kieneck (1107m, 12.50-14.00) - Viehgraben - Parkplatz (15.15)
  • Länge: 12,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 4,5 Std.
  • Fußstatus: geringer Belastungsschmerz nach Abstieg vom Ninegrat

Nach einem verregneten Gipfelerfolg während der Mariazellerwanderung im Mai 2013 und einer Schneeschuhwanderung im gleichen Jahr im Februar lernte ich das Kieneck erstmals im Hochsommer kennen. Am Vortag kam ich erst abends von meiner Bösensteinrunde in den Rottenmanner Tauern zurück, ich wollte aber mit Wolfgang unbedingt noch das trockene Zeitfenster vor der Kaltfront ausnutzen.

Die Wettermodelle gingen etwas auseinander, das deutsche COSMO rechnete erst ab 15-16 Uhr am Alpenostrand erste Gewitter, das amerikanische GFS bereits zwischen 11 und 14 Uhr die ersten Signale. Das europäische Modell vom Morgen hatte schon um 13 Uhr Signale drin. Wolfgang schlug als Alternativziele Schober und Öhler von Norden sowie Unterberg von Norden vor. Im Nachhinein hätten wir am Gipfel vom Unterberg nach dem schweißtreibenden Aufstieg nichts mehr gesehen und wären am Schober frühzeitig ins Gewitter gekommen. In Puchberg fielen innerhalb zwei Stunden 50 l/qm. Wir blieben auch nicht ganz trocken, aber es ist zeitlich gut ausgegangen. Eine kleine Wetteranalyse kommt am Ende des Berichts.

Die Nacht verlief ziemlich schwül mit hohen Taupunkten im Bereich 18-20°C, selbst inneralpin hatte es kaum abgekühlt. Im westlichen Mostviertel bildeten sich Nebel- und Hochnebelschwaden.

Bild 1: Wir starten nördlich von Thal.

Hier im engen vom Atzbach durchflossenen Graben ist es auch um 9 Uhr noch schattig und angenehm kühl.

Bild 2: Hinein geht es in ein ruhiges, idyllisches Tal mit saftigen Wiesen und ersten Herbstzeitlosen.

Im Hintergrund rechts der Kalter Berg (1044m).

Bild 3: Altes Bauernhaus.

Bild 4: Das Jagdhaus am Talschluss, im Hintergrund der Schneeberg.

Bild 5: Links Almesbrunnberg (1079m), rechts Schneeberg.

Bild 6: Waxriegel und Kaiserstein ganz klar und wolkenlos.

Etwa unterhalb 1500m befand sich eine deutlich sichtbare Dunstschicht mit für alpine Verhältnisse extrem hohen Taupunkten von teilweise über 20 Grad. Energie für Gewitter war also genug vorhanden.

Bild 7: Der Forstweg geht gerade aus, wir folgen Steigspuren hinauf zum Atzsattel (911m).

Bild 8: Am Atzsattel mit Drehtür durch den Wildzaun.

Rechts mächtige Felsgebilde mitten im Wald, die man aufgrund der Karte nicht erwarten würde. Bemerkenswert auch die Buche und Fichte mit großem Stammdurchmesser - offenbar ein windgeschützter Ort.

Vom Atzsattel folgten wir nur kurz dem markierten Weg bergauf und verließen ihn kurz darauf nach rechts weglos steil den Hang hinauf wieder.

Bild 9: Unser Ziel war der sogenannte Ninegrat, einem felsigen Grat am Verbindungskamm zum Geißruck (rechts)

Der Grat erreicht an drei Stellen mehr als 960m Höhe, am westlichsten Punkt befindet sich ein Steigbuch. Über die Namensherkunft ist nichts bekannt. Im Abstieg nach Westen wäre eine I+ Stelle abzuklettern, daher gingen wir direkt nach Süden über einen steilen Waldhang zum markierten Steig zurück.

Bild 10: Wolfgang am Aussichtsfelsen.

Bild 11: Gegenüber der Reingupf (1065m), im Hintergrund in Höhe Peilstein erste flache Quellwolken.

Bild 12: Abwechslungsreicher Felsgrat, ähnlich wie am Gaisstein etwas weiter östlich.

Bild 13: Durchgucker zum immer noch wolkenlosen Schneeberg (10.40 Uhr)

Bild 14: Habichtskraut (Hieracium spec.).

Bild 15: Gewöhnliche Fransenhauswurz (Sempervivum globiferum subsp. hirta)

Bild 16: Berg-Gamander (Teucrium montanum)

Zurück am Kamm führt der Steig immer am Kamm entlang, sehr schön zu gehen, meistens Waldboden.

Bild 17: Am Gipfel vom Geißruck mit Gipfelbuch, nicht viele Einträge dieses Jahr.

Bild 18: Richtung Mühlviertel entwickelt sich der erste Cumulus congestus

Laut Satellitenbild von 11.25 stand die Wolke über den Hügeln von Arbesbach im Oberen Waldviertel - knapp 95km entfernt!

Bild 19: Wenig später (11.30 Uhr) nördlich von uns ein Gewittervorbote im Lehrbuch:

Eine mittelhohe Wolkenbank mit zinnenförmigen Auswüchsen: Altocumulus castellanus (Ac cas). Sie deutet einerseits genügend Feuchte in mittleren Höhen an und andererseits Labiliät durch die vertikalen Aufwärtsbewegungen. Die Wolke verrät aber noch mehr: Die Oberseite zeigt ein laminares Aussehen mit einer gleichförmigen grauen Wolkenschicht. Diese deutet starken Westwind in der Höhe an. Das zeigen auch die Windmessstationen vom Lawinenwarndienst (Hochkar, Ötscher, Hennesteck, Rax und Schneeberg), etwa zwischen 11 und 12, im Osten etwas später, drehte der Wind von südlichen Richtungen auf West bis Nordwest und frischte deutlich auf. In der Höhe griff also schon der Westwind durch. Wenn er es auch am Boden schaffen würde, könnte das theoretisch durch die einströmende Kaltluft bodennah schon stabilisieren.

Bild 20: Zwischendurch wieder ein schöner Blick zum Schneeberg, weiterhin wolkenlos.

Eine erste Quellwolke Richtung Semmering und auffallend weiterhin der starke Dunst.

Bild 21: Der Ac cas war nach zwanzig Minuten bereits Geschichte, übrig bleibt eine unscheinbare Wolkenbank.

Gegenüber der Schöpfl (893m).

Bild 22: Vom Almeskogel (1065m) ein Blick zur Enzianhütte gegenüber.

Zwischen Kieneck und Reingupf ist die Quellwolke noch etwas mächtiger geworden, vereist aber noch nicht (kein Gewitterstadium erreicht). Die Ac cas sind immer noch schwach vorhanden. Im Donauraum ist es außerdem ziemlich dunstig mit flachen Stratocumuli.

Bild 23: Schwarzauer Gippel und Gippel, rechts Göller

Dazwischen schaut der Ringkamp (2153m) durch, überragt vom Hauptgipfel (2277m). Weiter gen Westen entstanden schon wesentlich mehr Quellwolken.

Bild 24: Almeskogel (1065m), auch ein idyllisches Platzerl.

Von dort geht es nochmal knapp hundert Höhenmeter steil in den Sattel.

Bild 25: Knapp unterhalb des Gipfels ein einsamer Gefranster Enzian (Gentianopsis ciliata).

Bild 26: Im Norden die Ruine Araburg (799m)

Bild 27: Gaisstein (974m) mit Hohem Lindkogel (834m) dahinter.

Dort haben wir am 31. Dezember 2015 mittags das alte Jahr verabschiedet und sind dann beschwingt über den Westgrat abgeklettert.

Bild 28: Der Gaisstein ist für seine geringe Höhe schon eine auffällige Erscheinung in den Gutensteiner Alpen.

Bild 29: Über uns sind kurzzeitig Altocumulus floccus sichtbar, ein weiterer Feuchtevorbote für mittlere Höhen.

Bild 30: Abzweigung zum Mareschsteig, der parallel zum Kamm führt und dann nach Atz absteigt.

Bild 31: Rundbogige Teufelskralle.

Nach der letzten schweißtreibenden Viertelstunde am steilen Osthang des Kienecks ist die gut besuchte Hütte erreicht. Auf der Terrasse und selbst im Wintergarten sind alle Plätze besetzt. Wir setzen uns kurz in die leere Hütte. Ich bestelle gleich zwei gespritzte Traubensäfte auf einmal, so durstig bin ich, und eine gut mit Kräutern gewürzte Kaspressknödelsuppe. Das Essen ist wirklich exzellent und die Kräuter wachsen alle im Garten vor der Hütte.

Nach ein paar Minuten fangen die Wanderer mit Kleinkind und Baby im Wintergarten an, die den Blick nach Westen haben, unruhig zu werden. "Der Unterberg steckt voll in Wolken, da ist was im Busch." Auch andere brechen fluchtartig auf und verlassen die Hütte, sodass wir auf einen freien Platz auf der Terrasse wechseln können. Ich bleibe entspannt. Aufgrund der Wolkenentwicklung hielt ich ein plötzlich einbrechendes Gewitter für ausgeschlossen.

Bild 32: Tatsächlich trägt der Unterberg (1342m) eine Gipfelhaube (13 Uhr):

Die Bewölkung ist jedoch nicht hochreichend, sondern flach ausgebreitet, klassischer Stratocumulus, und damit nicht bedrohlich. Meine Vermutung bestätigte sich: Der Westwind griff zunehmend auch in tieferen Lagen durch und brachte sukzessive kühlere Luft mit sich. Im westlichen Mostviertel zeigte die dreistündige Druckveränderung (isallobarische Druckveränderung) einen schwachen Anstieg, während der Luftdruck am Alpenostrand noch fiel. Die Druckwelle fiel allerdings deutlich schwächer aus als gedacht - der Hauptgrund dafür, dass es später dennoch heftige Gewitter in der Wachau gab.

Wolfgang fragte mich, was wir tun sollten und ich meinte, dass ich noch etwas warten möchte, was passiert. Die nächste Stunde war entscheidend, wo sich eine Gewitterlinie aufbauen sollte. Die folgende Stunde war hochspannend zu beobachten, selbst ein paar Gäste auf der Hütte waren vom Wolkenschauspiel fasziniert.

Bild 33: 13.17 Uhr:

Der Hochnebel verzog sich rasch wieder und die Sonne kehrte zurück. Die Wanderer hatten in Unkenntnis der Wolkenentwicklung verfrüht den Abstieg beschlossen, im Nachhinein aber besser zu früh als zu spät. Entscheidend war nämlich, was sich hinter den sich auflösenden Nebelschwaden vollzog: Über der Rax und Schneealpe waren erste größere Quellwolken sichtbar (rechte Bildhälfte) - hier prallte der Westwind auf den noch vorherrschenden Südostwind, es bildete sich eine Bodenkonvergenz mit aufsteigenden Luftbewegungen.

Bild 34: 13.20 Uhr:

Nur drei Minuten später explodieren die Quellwolken regelrecht, erreichen über der Schneealpe bereits große Höhen und arbeiten sich bis zum Schneeberg voran, der nun zunehmend eingehüllt wird.

Bild 35: 13.28 Uhr:

Weitere acht Minuten später sind die Quellwolken zu einer breiten Bank verschmolzen, der nördlichste congestus streckt seine Nase zum Himmel aus. Wegen seiner schmalen Ausdehnung hatte er aber von Beginn an keine Chance, zum Amboss weiterzuwachsen.

Bild 36: 13.34 Uhr:

Sechs Minuten später ist von dem Finger nur mehr die Kuppe übrig, während weiter südlich über der Rax ein zweiter Versuch gestartet wird. Die Quellwolkenbank schiebt sich unterdessen weiter Richtung Hohe Wand.

Bild 37: 13.40 Uhr:

Wieder sechs Minuten später verdunstet der Rest der Fingerwolke mit ausfallenden Eiskristallen, die türmende Quellwolke rechts ist nur wenig breiter, aber von nachrückenden großen Quellwolken umgeben.

Bild 38: Immer höher und höher.

Bild 39: 13.54 Uhr:

Eine knappe Viertelstunde später ist das Gewitterstadium erreicht, nach Norden vereist die Wolke zunehmend, in der Mitte quillt ein riesiger Cumulus congestus weiter. Schneeberg, Rax und Schneealpe befinden sich mit ihren Hochplateaus in Wolken, erste Fallstreifen werden sichtbar. Zwischen ersten Quellwolken und fertigem Gewitter waren lediglich 37 Minuten vergangen.

Bild 40: 13.58

Die Gewitterwolke wuchs inzwischen so hoch, dass ich sie nicht mehr auf mein Objektiv brachte. Interessant die sogenannte Versorgungslinie (flanking line) von Nordosten her ins Gewitter mit flacher Quellbewölkung. Das Gewitter erzeugte ein kleinräumiges Bodentief, das die energiereiche und feuchtlabile Luft aus der Umgebung ansaugte.

Bild 41: 14.02

Letztes Bild kurz vor dem Aufbruch, als erstmals dumpf donnerte. Eine zunächst gut abgegrenzte Einzelzelle mit klar erkennbarem Aufwindbereich. Sie reichte wenig später bis in FL420 (Flugfläche) hinauf, das entspricht rund 13km Höhe.

Bild 42: Der Wetterballonaufstieg vom 22. August, 14 Uhr, auf der Hohen Warte:

Er zeigt eine stark gedeckelte Grundschicht mit feuchtwarmer Luft (die Dunstschicht vom Vormittag). Darüber eine relativ trockene Schicht, wobei die Isothermen der Trockenadiabate folgen und der Taupunkt den Isomixen. Die zwischen ca. 900 hPa und 700 hPa eingeschlossene Schicht zeigt eine klassische entkoppelte durchmischte Schicht (elevated mixed layer), ein Signal für Großhagelgewitter. Die CAPE-Fläche ist relativ mächtig und reicht bis 12,3km hinauf. Der Aufstieg gilt allerdings für Wien, im Bereich des Schneebergs war es noch feuchter in den unteren Schichten und entsprechend labiler. Die 13km Obergrenze der Gewitterwolke sind daher realistisch.

Auffallend weiters die Rechtsdrehung des Windes vom Boden mit der Höhe (Warmluftzufuhr) und relativ schwache Höhenwinde in der mittleren und oberen Troposphäre. Erst in der obersten Ambosshöhe werden konstant 30kt Südwest erreicht. Das erklärt, weshalb der durchgreifende Westwind der vorlaufenden Druckwelle nicht wie sonst für eine rasch ostwärts verlagernde Gewitterlinie sorgte. Stattdessen verlagerte sich das Gewitter für zwei Stunden kaum und produzierte so die gewaltigen Regenmengen im Puchberger Becken.

Bild 43: Kurz nach 14 Uhr ein letzter Blick zum Gewitter:

Zwischen Schneeberg und Rax schien es bereits zu schütten, dazu gesellte sich ein konstantes Donnergrollen. Der Ambossschirm verdeckte bald die Sonne, es kühlte angenehm ab. Meine Idee: Das Gewitter würde tendenziell nordostwärts ziehen und eventuell ostwärts in Wiener Becken abdrehen, wo es noch sonnig und heiß war. Wir blieben am Rand unter dem Ambosschirm, der bald bis zu uns ausgreifen sollte. Einen kleinen Haken hatte die Theorie aber: Es war nicht ausgeschlossen, dass sich nördlich der Schneebergzelle eine Tochterzelle bilden könnte und dann würde es uns trotzdem noch erwischen. Auch aus diesem Grund erschien mir der Abstieg über den längeren Enziananstieg mit Gegenanstiegen zu riskant.

Der Matrassteig führt steil in zahlreichen Serpentinen in den Viehgraben. Währenddessen kamen uns noch mehrere Wanderer entgegen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon ständig grummelte. Laien konnten zu dem Zeitpunkt unmöglich erkennen, ob das Gewitter näher kam oder nicht.

Bild 44: Russischer Bär (Spanische Flagge, Euplagia quadripunctaria)

Bild 45: Alter Holzkarren im Viehgraben.

Als wir im Talboden ankamen, fielen erste Tropfen aus dem Amboss. Im Westen riss die Bewölkung wieder auf. Für einige Minuten waren wir an der Grenze zu den Auflockerungen. Dann wurde der Himmel wieder dunkler und die letzten fünf Minuten wurde der Regen stärker, während das Donnern zunahm.

Kurze Zeit später erreichten wir den Parkplatz. Es hatte sich tatsächlich eine Tochterzelle gebildet.

Bild 46: Auf der Rückfahrt: Der riesige Ambosschirm der Schneebergzelle erreichte zeitweise eine Länge von über 50km und reichte bis an die slowakisch-ungarische Grenze.

Bild 47: Das tschechische Radarbild von 15.35 Uhr:

Über die Wachau zieht gerade die Unwetterzelle (weißer Kern), die mit 3cm großen Hagelkörnern weite Teile der Weinernte vernichten wird. Hagelflieger waren zwar zuvor in der Lüft, konnten aber offensichtlich nichts ausrichten (um ehrlich zu sein, hätte ich das auch nicht erwartet). Die ortsfeste Schneebergzelle sind ebenso wie die Tochterzelle weiter nördlich gut erkennbar.

Bild 48: Großwetterlage im Wasserdampfbild von 15.15 Uhr, als wir wieder zurück beim Auto waren:

Die verwellende Kaltfront liegt noch über Bayern, dahinter strömt in der Höhe extrem trockene Luft ein. Vorderseitig in der Südwestströmung entstehen mehrere Starkregencluster, im Westen Österreichs sowie über Niederösterreich und Tschechien.

Bild 49: Um 21 Uhr bleibt die extrem trockene Luft südlich des Alpenhauptkamms.

Solche Bereiche werden auch dark stripes oder Dryslots genannt und dienen häufig als Entstehungsort für großräumig auftretende Gewitter. Über weiten Teilen Österreichs regnete es am Abend noch stundenlang und kräftig. In Kilb (Mostviertel) wurde mit 132 l/qm innerhalb zwölf Stunden ein Stationsrekord aufgestellt. Zwischen Wieselburg und St. Pölten kam es großräumig zu schweren Überschwemmungen. Häuser standen teilweise eineinhalb Meter unter Wasser. Die Sierning, im Oberlauf Kilb querend, erreichte in Großsierning vor der Mündung in die Pielach ein Hochwasser, wie es nur alle 30 Jahre vorkommt.

Bild 50: Geringe Temperaturunterschiede zwischen West und Ost um 16 Uhr:

Einige Tage vorher sah es für jenen Abend noch nach einer markanten Druckwelle aus mit Sturmböen und höchstens kurzzeitigem Regen. Am Nachmittag passte die großräumige Temperaturverteilung dafür aber gar nicht: Bis Salzburg nahm die Temperatur nur langsam ab, erst über Bayern war es mit dem Dauerregen deutlich kühler. Über Nordbayern und Baden-Württemberg allerdings schon wieder merklich wärmer. Die Kaltfront lag strömungsparallel in der Südwestströmung, dahinter wurde die Luft zwar trockener, aber kaum kühler. So konnte sich kein markanter West-Ost gerichteter Druckunterschied aufbauen.

Bild 51: Um 13.15, als der Unterberg einnebelte:

Die Stratocumulusbewölkung ist auch im Satellitenbild erkennbar, jedoch nicht besonders dicht. Mit einer markanten Druckwelle hätte es wesentlich stärker bewölkt sein müssen, um die Schichtung zu stabilisieren. Man sieht auch gut die Konvergenzlinie von den Eisenerzer Alpen bis Schneeberg, an der sich die vorlaufenden Gewitter entwickelten.

Bild 52: Um 15.15 bei der Rückkehr am Parkplatz:

Die Ausdehnung der Schneebergzelle, die südwestseitig immer wieder anbaute, ist gut erkennbar, ebenso die heftigen Gewitterbildungen über dem Waldviertel. Der eigentliche Frontbereich befindet sich über Südbayern bis Graubünden. Die vorlaufenden Gewitterentwicklungen sorgten für Druckanstieg weit vor der Front, auch dadurch konnte sich keine markante Druckwelle mit Sturmböen aufbauen. Stattdessen zogen immer wieder Gewittercluster von Südwest nach Nordost über Österreich hinweg, bis von Westen die trockene Luft nachströmte.

Bild 53: Um 18.00 Uhr gibt es drei Luftmassenbereiche:

Die noch unberührte feuchtlabile Heißluft im Süden mit den kräftigsten Gewitterentwicklungen im Grenzbereich zur kühleren Luft (Seckauer Tauern bis Waldviertel und Weinviertel - Wien wurde großteils ausgespart). Ein breiter Frontbereich mit kühlerer Luft, aber ebenfalls Starkregen. Und der Bereich mit deutlich trockenerer Luft und nur noch flachen bis mäßig hohen Quellwolken über Südwestdeutschland.

Bild 54: Zum Abschluss noch ein Radarbild, das die Neubildung nahe unserem Abstiegsweg zeigt.

Ein spannender Ausflug ging in Wien relativ unspektakulär zu Ende. Es regnete bis spätabends dahin, der Wind frischte kaum auf und es kühlte deutlich ab.

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