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10.10.2020 Hutwisch (896m), Bucklige Welt

Eckdaten:

  • Wegführung: Bad Schönau (9.00) - Schlägen (10.10) - Schafriedel - Hutwisch (896m, 11.30-12.00) - Hochneukirchen (Einkehr, 12.35-13.45) - Wenigreith (14.45) - Schützenkasten (15.05) - Bad Schönau (16.00)
  • Länge: 16,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 710 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Std.
  • Viecher: Katzen, Laufenten

Am letzten Herbsttag mit sogenannter hausgemachter Frühlingswärme fuhren wir in die Bucklige Welt. Hausgemacht deshalb, weil die Luftmasse über Tage hinweg noch so warm war, dass die Sonneneinstrahlung (ohne föhnbedingte Zusatzeffekte) die Luft auf knappe 20 Grad im Flachland erwärmen konnte. Mit der Kaltfront am Abend sollte sich das ändern. Diese lag über Stunden hinweg strömungsparallel und kam kaum ostwärts voran. Die Bucklige Welt um Bad Schönau blieb bis zum späten Abend trocken.

In der Früh zog noch kompakte hohe und mittelhohe Bewölkung durch, deren Fallstreifen (virgae) sogar Niederschlagsechos erzeugten, wenngleich der Regen nicht den Boden erreichte. Die Bewölkung wurde durch das warme Förderband (warm conveyor belt) verursacht, die Kante der hohen Bewölkung markiert zugleich auch die Grenze des Jetstreams. Die Kaltfront reichte da schon von der Ostsee über Deutschland bis Frankreich und den Golf von Biskaya. Dazwischen lag eine aufgelockerte Zone mit warmen und nochmals recht labilen Luftmassen, der RTK. Die Abkürzung steht für Keil der Relativen Topographie, ein Gebiet, das für Gewitter anfällig ist.

Bild 1: Start in Bad Schönau unterhalb der Pfarrkirche.

Die Kirche wurde um 1120 erbaut und ist romanischen Ursprungs. Um 1320 erfolgten Zubauten im frühgotischen Stil, im 15. Jahrhundert wurde die Wehrmauer errichtet. Die Wandmalerei aus dem späten 14. Jahrhundert zeigt ein Bild des Christophorus.

Bild 2: Beim Anstieg aus dem Tal geht mit merklich milderer Luft einher.

Der Rückblick zeigt Ansätze zu Dunstschwaden mit einer schwachen Bodeninversion.

Bild 3: Im Vordergrund zum Sonnwendstein und Rax (mit Stratus-Schwaden) ist weithin sichtbar das Schloss Krumbach.

Es wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Derzeit wird es als Privatschule mit Internat genutzt.

Bild 4: Ganz links Kampstein (1467m).

Bild 5: Nach einem kurzen Gegenanstieg durch den Graben des Hollerbachs gehen wir hinauf zur Siedling Schlägen.

Bild 6: Einige kühle Tage haben für herrliche Herbstfarben gesorgt.

Bild 7: Schneeberg aus ungewohnter Perspektive, von hier ähnelt er dem Ötscher.

Bild 8: Liebliche Hügellandschaft.

Bild 9: Rückblick.

Im Bildmitte die Landseerberge mit Pauliberg und Ruine Landsee, unsere Tour vom Pfingstmontag, am Horizont rechts das Ödenburger Gebirge.

Bild 10: Rax und Schneeberg, immer noch aus ungewohner Perspektive, rechts Krumbach mit der 1281 erbauten Pfarrkirche.

Bild 11: Blick zum Hutwisch, die Aussichtswarte ist gut versteckt.

Bild 12: In der Ungarischen Tiefebene liegen um 10.15 MESZ noch flache Nebelfelder.

Bild 13: In Schlägen chillen die Katzen vor dem Kuhstall.

Bild 14: Das Geräusch eines Arbeitsgeräts von den umliegenden Bauernhöfen lässt sie kurz aus ihrem Sonnenbad aufschrecken.

Meine Fotografieorgie blieb nicht unbemerkt, zwei Bewohnerinnen standen schmunzelnd am Fenster, während Wolfgang und ich mit dem Tele arbeiteten.

Bild 15: Neugieriger Hund am Welthundetag.

Bild 16: Krumbach, im Hintergrund links das Landesklinikum Hochegg, dahinter die Rax.

Bild 17: Glockenblume.

Bild 18: Blick zur Aussichtswarte, unserem Tagesziel.

Bild 19: Gedenkkreuze zur Fußwallfahrt.

Bild 20: Ganz rechts der Stickelberg (881m).

Bild 21: Die Sicht von der 22m hohen Kernstockwarte war durch Dunst etwas getrübt.

Weithin sichtbar bleibt der Hochlantsch rechts. Über dem Masenberg entstanden bereits erste Quellwolken (Cumulus humilis).

Bild 22: Im Osten das Bernsteiner Hügelland und das Günser Gebirge dahinter.

Bild 23: Im Westen Rax und Schneeberg umwölkt.

Erste größere Quellwolken hinter der Rax kurz vor 12 Uhr.

Bild 24: Prächtige Laubverfärbung am Schafriegel, über den wir aufstiegen.

Bild 25: Über dem Wechsel ballten sich die Quellwolken zusammen, blieben aber von der vertikalen Erstreckung her noch harmlos.

Bild 26: Panorama Wechsel und Bucklige Welt.

Sehr schön zu sehen sind ganz flache Quellwolken im Nordwesten wie mit dem Lineal gezogen. Diese Anordnung ist typisch für frontal geprägte Bewölkung und ein Indikator für einen nahenden Wetterumschwung.

Bild 27: Nach einer halben Stunde Aussicht genießen gehen wir weiter.

Bild 28: Wahrscheinlich Ziegelrote Schwefelköpfe (Hypholoma lateritium).

Bild 29: Korallenpilz

Bild 30: Abstecher nach Hochneukirchen.

Bild 31: Größere Quellwolken, die auch in die Breite wachsen über und westlich vom Wechsel.

Bild 32: Kurze Einkehr in der Konditiorei.

Mailänder Toast und Tee waren köstlich. Die Wirtin fürchtet, dass ein weiterer Lockdown hier in der Umgebung niemand wirtschaftlich überleben könne. Sie beklagte auch die privaten Feiern junger Leute.

Bild 33: Die Pfarrkirche wurde um 1300m im romanischen, später frühgotischen Stil erbaut.

Im 15. Jahrhundert kam ein zweiter ostseitiger Turm hinzu, Anfang des 16. Jahrhunderts kam ein Wehrobergeschoss mit 15 Schießscharten und 13 Spählöchern hinzu. Der Ostturm brannte 1726 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Der moderne Zubau wurde 1982 und 1983 errichtet.

Bild 34: Cirrus und Cirrocumulus unterstreichen den nahenden Wetterumschwung.

Bild 35: Die Quellwolken werden insgesamt zahlreicher.

Bild 36: Bei der Siedling Wenigreith zeigt sich wieder die Sonne.

Bild 37: Dasselbe im Querformat.

Bild 38: Scheue Katze.

Bild 39: Reichlich tiefer Altocumulus jetzt vor der Kaltfront.

Bild 40: Es ist einfach herrlich, über solche Wiesen gehen zu können.

Bild 41: Gegen 14.45 entstehen erste Regenschauer im Bereich des Semmerings.

Bild 42: Auch Richtung Rax und Schneeberg wird es zunehmend finster.

Bild 43: Bei uns scheint immer noch die Sonne und erzeugt prächtige Farbstimmungen.

Bild 44: Wie auch hier.

Bild 45: Nach dem Hof Schützenkasten wird der Hollerbachgraben erneut durchschritten.

So viel Pilze wie bei dieser Wanderung hab ich das ganze Jahr noch nicht gesehen.

Bild 46: Um 15.30 Uhr hat sich eine kräftige Schauerzelle am Semmering gebildet.

Der blumenkohlartige Cumulus congestus ist die Vorstufe zur Gewitterwolke, blitzt also noch nicht, da das Vereisungsstadium noch nicht erreicht wurde.

Bild 47: In unmittelbarer Nähe ein schmaler hochreichender congestus.

Er hat keine benachbarte, dichte Quellwolken, die ihn vor Austrocknung schützen könnte, stellt also keine unmittelbar Gefahr da, dass daraus eine Schauerwolke werden könnte.

Bild 48: Die Altocumulusbänke werden immer schöner.

Bild 49: Zunehmend nun Vereisungstendenzen bei der mächtigen Quellwolke

Bild 50: Weil sie schön ist, gibt es das Bild zweimal:

Bild 51: Rückblick:

Altocumulus radiatus (strahlenförmig) und zahlreiche schmale Aufwindschläuche mit eng begrenzten Cumuli auf der Südseite der Buckligen Welt. Hier schien am längsten die Sonne und es konnte am längsten einstrahlen. Laut Lokalmodell hätten dort auch kräftigere Schauerzellen entstehen sollen. Gleich mehr dazu, weshalb das nicht geschah.

Bild 52: Bei der Rückfahrt erhasche ich noch einen Blick in eine sich türmende Schauerwolke.

Bild 53: Auf der Rückfahrt sah man in der Ferne eine Linie mit hochreichenden Schauerwolken, ganz rechts auch das Vereisungsstadium erreichend.

Bild 54: Das zugehörige Satellitenbild:

Der Gewitteramboss ganz rechts gehört zu einer Gewitterzelle bei Brno, die anderen Wolken gehören zu einer Schauerlinie, die über das Weinviertel bis St. Pölten reicht. Sie entstand im oben erläuterten RTK, der feuchtlabilen Zone vor der eigentlichen Kaltfront. Schauerwolken entstanden auch im gesamten Steirischen Hügelland. Weshalb Bild 51 nicht der Beginn zu explosiver Schauer- oder gar Gewitterbildung war, zeigt die Wolkenentwicklung über der südlichen Steiermark (eingekreist). Hier breitet sich tiefe Bewölkung (Stratocumulus) flächenhaft aus. Das deutet auf eine Verwellung der Kaltfront hin. Hier schiebt sich also wärmere Luft über bodennah einströmende Kaltluft und stabilisiert die Schichtung.

Bild 55: Wir hingegen fuhren kurz davor noch in Höhe südlich von Wiener Neustadt durch den Starkregen, der von einem Gewitter über der Höhen Wand verursacht wurde.

Bild 56: Die Schauerlinie erreichte ihre stärkste Intensität kurz hinter der Grenze zur Slowakei.

Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, dass die Linie deutlich vor den Kleinen Karpaten ihr Maximum erreichte und danach rasch zerfiel. Grund für die Verstärkung war eine markante Bodenwindkonvergenz. Mit der Linie frischte der Westwind stark auf, davor herrschte noch Ostwind.

Warum hausgemachte Wärme? Jetzt ist deutlich kältere Luft in ganz Österreich eingeflossen. Bei Aufklaren gibt es bereits erste Nachtfröste. Der Sonnenstand ist zu niedrig, die Nächte zu lang, um noch einmal für frühlingshafte Höchstwerte zu sorgen. Bei der nächsten Warmluftzufuhr stellt sich das typische Herbstwetter ein mit milder Luft in mittleren Lagen und kühler, nebelanfälliger Luft in tiefen Lagen. Ausnahmen bringen nur noch Föhnsituationen.

Danke Wolfgang für die Idee!

© www.inntranetz.at