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21.04.20 Oberer Saubichl (504m) - Großer Stiefelberg (497m) - Haberg (409m) - Großer Wienerberg (452m), Wienerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Pressbaum (9.15) - Oberer Saubichl (504m, 10.00) - Großer Stiefelberg (497m) - Tausendjährige Eiche (11.15) - Haberg (409m, 11.30) - Römergrab (12.10) - In der Au - Wilhelmshöhe - Großer Wienerberg (452m, 14.50) - Untertullnerbach (15.40)
  • Länge: 20,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 500 hm
  • Gehzeit: ca. 6 Std.
  • Viecher: 5 Zeckennymphen, 1 Reh, 1 Buchfink
  • Fußstatus: leicht spürbar die letzten 5km

Erste Tour mit Start außerhalb von Wien. Eigentlich war das Piestingtal geplant, aber ich trödelte morgens zu lange und dann wäre der Zug weggewesen. Alternativ bot sich diese Wanderung an. Ich hatte sie vorher mithilfe der Wanderkarten vorgeplant, ich wollte einen Abstecher zum Naturdenkmal 1000jährige Eiche machen. Zuvor hatte ich ein einziges Bild gefunden mit Motorradfahrern im Vordergrund und einem noch völlig intakten Baum mit außergewöhnlich weitem Stammdurchmesser, das weckte Vorfreude. Es sollte anders kommen.

In Hütteldorf hat der Bäcker geöffnet, er bietet inzwischen auch ein paar Grundnahrungsmittel an. Ich freute mich über einen Espresso Macciato. Dann hieß es Maske auf und rein in den Zug, zum Glück nur fünfzehn Minuten Fahrt. Wenig Fahrgäste.

Bild 1: Start direkt bei der Haltestelle Pressbaum

Im Hintergrund ein paar Cirren, die zu einem kompakten Aufgleitschirm gehörten, die viele Meteorologen, mich eingeschlossen, nicht erwartet haben. Das kommt davon, wenn man seltener Dienst hat.

Satellitenbild von kachelmannwetter.com um 08.00 MESZ:

Das Tief liegt mit Zentrum zwischen Korsika und Sardinien, vorderseitig wird von Griechenland her über den Alpenraum bis Frankreich warme und trockene Luft herangeführt. Nur in den oberen Luftschichten ist sie ausgesprochen feucht. Die Cirrostratusbewölkung zeigt aber eine ganz charakteristische Eigenschaft: Die grieselige Oberfläche deutet auf Saharastaub hin! Dieser dient als Kondensationskeime für die Wolkentröpfchen. Tatsächlich war die Zufuhr von Saharastaub vorhergesagt, aber wenn man sich nicht tagelang das Satellitenbild anschaut, übersieht man die Entwicklung mal so eben. In diesem großflächigen Ausmaß und aus dieser Richtung (Südost) übrigens sehr selten zu sehen, meist kommt er direkt von Süden. Man sieht aber auch so die großen aufgewirbelten Sandteilchenströme von Nordafrika über dem zentralen Mittelmeer.

Bild 2: Der Löwenzahn reckt sich der Sonne entgegen.

Bild 3: Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera)

Bild 4: Auch Zahnwurz

Am Anfang begleiten mich ein paar Gassigeherinnen, beim weiteren Aufstieg zum Saubichl bin ich alleine.

Bild 5: Madame Buchfink wartet geduldig fürs scharfe Foto. Herzlichen Dank!

Bild 6: Im oberen Wegabschnitt sind große Blöcke in den Weg eingebunden.

Bild 7: Am Wegesrand ein Steinmann, und daneben ein ganzes dutzend.

Bild 8: Dann war der Gipfel erreicht, ohne jegliche Infrastruktur, also hab ich ein einfaches Holzkreuz gebastelt.

Beim Übergang zum Oberen Stiefelberg überholt mich ein Mann mit seinem jungen Hund, der lernt, bei ihm zu bleiben und nicht zu mir zu gehen. Hat er gut gemacht. Der Gipfel ist unspektakulär, außerdem war ich da schon vor ein paar Jahren. Ich folge einer Waldschneise nach Norden, dort sitzt ein altes Ehepaar auf einem querliegenden Baumstamm und verzehren ihre Jause. Ein friedliches Bild, sie schauen mir interessiert nach.

Bild 9: Der Weg endet bei dieser Wiese.

Bild 10: Dunstiger Blick nach Nordwesten zu irgendwelchen Erhebungen der Wachau.

Bild 11: Weiter geht es um den Habergbach herum und diesen entlang.

Hier begegnen mir zwei Mountainbiker, es handelt sich um die Kaiserspitzstrecke laut Karte. Dabei hab ich gar keinen Hund gesehen.

Bild 12: Mein liebster Blick ist immer der nach oben.

Bei der Höhenkote 373m sollte laut Karte ein durchgezogener Forstweg nach rechts abbiegen, er endet aber bei einer Wiese. Dahinter geh ich kurz entlang der Gemeindegrenze zwischen Tullnerbach und Sieghartskirchen und stoße bald wieder auf einen Weg in gutem Zustand.

Bild 13: Davon kann man in diesen Zeiten nicht genug haben:

Bild 14: Hinter Gitterstäben

Links Jochgrabenberg mit Sender, rechts schaut der Schöpflkamm durch.

Dann bin ich bei dem Naturdenkmal, das ich schon vom Wald her erblicke. Beim Nähertreten seh ich einen Drahtzaun, der leider nicht aufhört, als ich nur noch wenige Meter zum Baum hätte. An einer Stelle ist er heruntergedrückt, offenbar bin ich nicht der erste, der sich vom Zaun nicht abhalten will. Dahinter befinden sich frische Setzlinge, die den Abstand zwischen Weg und Baum um gut zehn Meter vergrößert haben. Links dahinter eine große Wiese und ein vornehm gepflasterter Weg, sogar mit Straßenlaternen aus der Jugendstilzeit. Landadel also. Ich seh weiter unten auch ein Auto und wie das Pech so will, steht die Besitzerin direkt hinter dem Baum mit der Gartenschere in der Hand. Sie schaut mich an, ich bleibe stehen, sie schaut etwas böser und ich warte darauf, was jetzt kommt: "Ja? Das ist eigentlich Privatbesitz hier. Du kannst ein schnelles Foto machen!" Ich hatte mich eigentlich auf eine ausgiebige Inspektion gefreut, hatte mir die Jause extra aufgehoben und war mit knurrendem Magen weitergegangen, hätte mich gerne vor den Baum gesetzt. So machte ich das Foto und trat frustriert den Rückweg an. Sowohl Kompass als auch Open Street Map können das Denkmal aus ihrem Weg streichen, oder man sollte halt vorbei schauen, wenn keiner zuhause ist.

Wah, hab ich mich geärgert.

Bild 15: Der Holzzaun ist übrigens völlig neu, wie man sieht.

Und ja, ich finde schon, dass man einen schmalen Gehweg zum Denkmal hätte bestehen lassen können. Die Eiche liegt nicht in der Nähe einer größeren Ortschaft, Spaziergänger dürften sich hier nur wenige hinauf verirren. Das bräche keinen Zacken aus der Adelskrone. Künftig muss ich bei solchen Denkmälern jedenfalls besser recherchieren.

Bild 16: Wenigstens sind die Baumkronen nicht eingezäunt.

Bild 17: Blick zum langgestreckten Haberg (409m).

Bild 18: Durchgucker zur Nordflanke des Buchbergs mit Johannesberg und mächtiger, im Kern romanischer Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

Der Gipfel ist unspektakulär, es steht ein Grenzstein am höchsten Punkt sowie ein kleiner, dreieckiger Stein, der ein alter Grenzstein, aber auch ein Vermessungsstein sein könnte. Ich gehe weglos weiter und streife unterwegs mindestens fünf winzige Zeckennymphen ab, die ich dank der hellen Wanderhose sofort entdecken und entfernen kann. Dann geht es weglos, aber flach nordseitig zum nächsten Forstweg.

Bild 19: Dieser bringt mich zur nächsten Sehenswürdigkeit: einem römischen Hügelgrab.

Vor dem Eingang befindet sich eine Platte mit Inschrift und Info, die kaum leserlich ist, dafür eine Skizze des Grabraums enthält. "Hügelgrab aus römischer Zeit zwischen 50 u. 180 n.Chr. mit Brandbestattung. Rechteckige Grabkammer. Tonnengewölbe. Überwölbter Vorraum und Zugang restauriert. Niederösterreichische Landesregierung 1966."

Bild 20: Einblick in den schmucklosen Grabraum.

Ausgerechnet beim Grab traf ich den nächsten Wanderer, einen älteren Herren mit hochdeutschem Akzent. Er frug mich, ob der Weg da weiterginge, wo ich herkomme, und ich antwortete: "Im weitesten Sinne ja.", denn markiert war nichts mehr.

Bild 21: Ich aber ging Richtung "In der Au" weiter.

Der Nebenbach vom Anningerbach befindet sich in einem tief eingeschnittenen Graben von sicherlich zehn bis fünfzehn Meter Differenz zum Weg daneben, durchaus imposant, da die Karte einen solchen Graben nicht hergibt.

Bild 22: Mächtige Fichten und Hainbuchen.

Bild 23: Alter Grenzstein von 1677.

Dann ein kurzes Stück die Straße entlang, auf der linken Fahrspur stand ein uralter Traktor mit Anhänger, irgendwas sprang nicht an. Davor hielt ein nobler Mercedes, anscheinend gelang ihnen, das Problem zu finden.

Bild 24: Traktor Session statt Jam Session.

Bild 25: Evtl. Großer Perlmutterfalter.

Dann nahm ich den recht verwachsenen Weg - vor allem im oberen Teil - Richtung Südosten. Der ist gut ausgeschnitten, aber anscheinend selten begangen. Mitten im Jungwald scheuchte ich plötzlich zwei Meter über mir ein Greifvogelweibchen auf. Kaum war ich etwa zehn Meter weitergegangen, flog es zurück. Es hatte sich tatsächlich ein Nest direkt über dem markierten Weg gebaut. Am Kamm waren wieder mehr Spaziergänger unterwegs.

Bild 26: Herrliche Landschaft. Zum Aushalten, wäre da nicht der lebhafte Ostwind gewesen.

Bild 27: Gegenüber rechts Hengstlberg und Steinplattl bei Klausen-Leopoldsdorf.

Bild 28: Frühlingsfreuden.

Bild 29: Besonders idyllischer Platz gegenüber vom Wienerberg (links), meinem letzten Ziel.

Im Vordergrund die Streudörfer vom Irenental. Links vom Wienerberg Feuersteinberg (507m) und Speichberg (487m).

Bild 30: Zoom.

Bild 31: Maximalzoom zur Kapelle im Wald.

Bild 32: gibts ned.

Bild 33: Schöner Pfad am Kamm entlang.

Bild 34: Fernblick zum Schneeberg, davor rechts das Hocheck.

Bild 35: Die Pfarrkirche vom Irenental, fotografiert vom sonst unspektakulären Gipfel des Wienerbergs.

Dort waren wieder mehr Spaziergänger unterwegs, im Abstieg blieb ich dafür wieder alleine.

Bild 36: Der Übergang vom Speichberg (links) zum Feuersteinberg hat einen schönen Aufschwung zu bieten.

Bild 37: Großer Fuchs (Nymphalis polychloros) beim Sonnenbad.

Bild 38: Klimawandel: So viel Schnee lag schon lange nicht mehr, dass man hier Langlaufloipen hätte betreiben können.

Bild 39: Untertullnerbach

Die S-Bahn verpasste ich um wenige Minuten, aber das machte nichts. So hatte ich noch Zeit, Flüssigkeit zu tanken und was zu essen, denn im Zug musste ich ja wieder Maske aufsetzen.

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