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11.01.2019 Zistelalm (1120m) bei extremen Schneeverhältnissen, Osterhorngruppe

Eckdaten:

  • Wegführung: Parsch (10.45) - Kobenzl - Zistelalm (12.10) - Hofstetter - Aigen Hst. (15.30)
  • Länge: 11,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 720 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5,5 Std.
  • Viecher: 2 Rehe in Not, Haubenmeise

Ja, was soll ich sagen ... extrem. In der Stadt liegen verbreitet 40-50cm Schnee, in den Nördlichen Kalkalpen herrscht immer noch Lawinenstufe 5. Oberhalb von 1500m liegen verbreitet 300 bis 400cm Schnee und mehr, im Salzkammergut sogar 500cm (Loser). Auch einige Talorte haben beachtliche Schneehöhen angehäuft, z.b. Hochfilzen (940m) mit 1,90m, Hintersee (800m) in der Osterhorngruppe sogar 2,30m, in Annaberg-Lungötz (900m), Tennengebirge sind es 2,20m, in Kiefersfelden am Inn 140cm.

Der markante Nordstau, der dieses Mal auch in der Stadt Salzburg beachtliche Neuschneemengen gebracht hat - für mich persönlich die höchste Schneehöhe an einem Wohnort seit Februar 2006 in Innsbruck (70cm) -, klang erst in der zweiten Nachthälfte auf Freitag richtig ab. Tagsüber sonnige Auflockerungen. Nachdem die Tauernstrecke bis mindestens 15. Jänner gesperrt bleibt, schied die Flucht nach Kärnten dieses Mal aus. Daher beschloss ich, dem Zahnradbahnweg ("Trasse") zu folgen, so weit es ging. Pieps hatte ich eingeschaltet und die Lawinenschaufel lag auch im Rucksack.

Bild 1: Start in Parsch: Gaisberg erstmals vollständig in der Sonne.

Bild 2: Zoom auf die lawinöse Sendlwand.

Bild 3: Bei Unterjudenberg ist geräumt.

Davor gibt es nur Tourengeherspuren und eine Schneeschuhspur, der Verursacher kam mir zuvor beim Weggehen entgegen.

Bild 4: Abziehender Nordstau, aufziehende Okklusion.

Lockere Stratocumulusbewölkung hielt sich den ganzen Tag. Im Nordstau schneite es leicht (Fallstreifen), aber unergiebig weiter. Am Horizont über Bayern zieht bereits Cirrus- und Altocumulusbewölkung der nahenden Okklusionsfront heran, die am Abend mit dem nächsten Neuschnee eintraf.

Bild 5: Gewaltige Schneemengen bereits auf nicht ganz 700m Seehöhe.

Bild 6: Cobenzl.

Ab hier war die Gaisbergstraße bis zur Abzweigung am Mitteregg gesperrt, vorwiegend wegen Schneebruchgefahr.

Bild 7: Zoom zum Plateaurand. Und das ist nur die Spitze des Gaisbergs.

Bild 8: Ohne Kommentar.

Bild 9: Ohne Kommentar II

Bild 10: Die Bäume tragen schwer.

Bild 11: Ab Oberjudenberg (800m Seehöhe) beginnt die Schneebruchgefahr.

Bild 12: Manche Nadelbäume neigten sich schon bedenklich über den Weg.

Bild 13: Unterhalb der Zistelalm: Eingeschneiter Wegweiser.

Bild 14: Nach oben.

Bild 15: Nach vorne.

Bild 16: Blick zum Schwarzenberg (1334m).

Bild 17: Gaisbergstraße ab Zistelalm: Meterhoch unterm Schnee begraben.

Ich wollte zuerst schauen, wie weit ich auf der Straße gehen konnte und spurte los.

Bild 18: Rückblick zur Zistelalm und ausschneienden Stratocumulus-Wolken.

Bild 19: Stromleitungsromantik.

Bild 20: Hier war für mich dann Endstation.

Dahinter lagen noch mehr Bäume quer.

Bild 21: ...

Bild 22: Haubenmeise thronte am beschädigten Baum und ließ immer wieder kleine Zweige fallen.

Bild 23: Zweiter Versuch, zurück auf die Trasse.

Bild 24: Das ging anfangs noch gut.

Weiter oben drehte ich dann abermals bei einem umgestürzten Baum um. Die Tourengeher hatten eine schmale, spitze Kehre als Umgehung gewählt, die mir zu schmal am abschüssigen Hang vorbeiführte. Als eine Tourengeherin entgegenkam, ging ich vor, sie versuche es dann direkt über den Baum, was eher beschwerlich war. Ich kehrte dann doch um, der Hang war nicht sehr gefestigt und ich war froh, als ich an dem schmalen Stück vorbei war. Zu viel Nervenkitzel alleine.

Bild 25: Die Situation war zerfahren.

Schön anzusehen die größeren Stratocumulus-Wolken über der südlichen Osterhorngruppe.

Bild 26: Schober (1328m) und Frauenkopf (1303m) in der Ferne.

Unterwegs traf ich Karl vom Alpenverein Salzburg, der mit einer Gruppe Richtung Zistelalm auf Skiern unterwegs war. Wir waren gemeinsam in der Hohen Tatra bei einer geführten Wanderung dabei.

Bild 27: Gedenkkapelle bei der Zistelalm.

Bild 28: Beim Abstieg folge ich der Landesstraße, die geräumt und an sich befahr wäre.

Auch wenn einiges an kleinerem Geäst auf der Straße liegt.

Bild 29: Zoom auf den Lichtenmastensteig.

Schon ordentlich verspurter Hang, es war also noch möglich, die Hindernisse auf der Trasse bzw. Straße zu umgehen. Wie lange das noch klug ist, ist eine andere Frage. Bis Montagabend kommen weitere 1,50m Neuschnee hinzu. Meiner Einschätzung nach werden dann etliche Bäume umstürzen oder Geäst verlieren, die bisher noch verschont geblieben sind bzw. die sich jetzt schon stark neigen.

Bild 30: Salzburger Becken und Bayern.

Dann ging ich Richtung Aigen weiter, zunächst auf der geräumten Straße, dann in der Kehre am markierten Weg weiter. Der war allerdings nicht mehr gespurt. In einer Biegung über einen markanten Graben hörte ich plötzlich Geräusche.

Bild 31: Zwei Rehe versuchten panisch, über den Tiefschnee hinaufzuflüchten.

Bild 32: Immer wieder wurde ich ängstlich beäugt.

Bild 33: Die Rehe kamen von links oben, konnten weiter unten aber nicht mehr weiter:

Beim Forstweg befand sich ein markanter Absatz (Brücke), den sie nicht überwinden konnten. Sie waren gefangen und rannten immer wieder panisch hin und her und versuchten über die Steilstufe zurückzukommen.

Ich konnte nicht einfach weitergehen. Also packte ich meine Lawinenschaufel aus und versuchte den Absatz abzuschaufeln und das Loch darunter gleichzeitig aufzufüllen. Ich hörte erst auf, als sich ungefähr eine schräge Ebene ergab, die mit vier Beinen trotz lockeren Schnees hoffentlich erklommen werden konnte. Außerdem verbreiterte ich die Spur zur Straßenkehre und spurte dann weiter im Tiefschnee bis zum nächsten Hof. Ob meine Bemühungen Erfolg hatten, konnte ich leider nicht nachprüfen - ich sah zu, dass ich schleunigst aus dem Blickfeld der Viecher kam, um sie nicht weiter zu schrecken.

Bild 34: Etliche Tourengeher sind vom Rauchenbühel kommend abgefahren.

Bild 35: Watzmann mit Wolkenhaube.

In Gipfelhöhe befand sich also eine stabile Schichtung, an der sich Leewellen ausbreiten konnten.

Bild 36: Links Gehöft Mahbach, wo gerade das Dach abgeschaufelt wurde.

Der Weiterweg war dann wieder geräumt.

Bild 37: Einmal konnte ich abkürzen.

Unterhalb vom Gehöft Hofstetter setzte sich der markierte Weg wieder ohne Räumung fort, dafür gab es eine Schneeschuh- und Tourengeherspur. Eher gemütliches Hinabgleiten ohne weitere Schneebruchgefahr.

Bild 38: Die Okklusionsbewölkung zog am Nachmittag rasch auf.

Von meteorologischem Interesse außerdem die Löcher in der Altocumulusbewölkung in der linken oberen Bildhälfte ("lacunosus"), die ich meist in Zusammenhang mit Sturmereignissen beobachten konnte, was am Folgetag in abgeschwächter Form und am Sonntag/Montag in voller Wucht eintreffen sollte.

Bild 39: Untersberg mit mächtiger Schneefahne (starker Westwind).

Bild 40: Track (nachgezeichnet) auf der AMAP:

Bonusbilder 42-46

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