Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

16. und 17.09.2019, Wanderung am Weißensee (Gailtaler Alpen)

Eckdaten:

  • Wegführung: Techendorf (9.00) - Kleine Steinwand - Ortsee - Ghf Dolomitenblick (13.15) - mit Schiff zurück nach Techendorf
  • Länge: 10,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 70 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 3,5 Std.

Erster Urlaub alleine seit Juli 2013 (4 Tage) bzw. Oktober 2012 (4 Tage), damals allerdings als Hüttentour, dieses Mal klassisch mit Hotel im Tal. Das Bahnhofshuttle holte mich pünktlich in Greifenburg ab und brachte mich in zehn Minuten zum Hotel. Die Nachsaison sei schon deutlich spürbar, sagte die junge Fahrerin, vorher hätte sie zwanzig Minuten gebraucht wegen den vielen Radfahrern.

Für die ersehnte Entschleunigung hatte ich mir allerdings das falsche Hotel ausgesucht. Es lag direkt an der Straße und obwohl diese im Ort endet, war immer noch viel Verkehr. Das Hotel war relativ groß mit mehreren Appartments, sodass es beim Frühstück und Abendessen immer recht laut war. Die überwiegende Mehrheit war 60+ und aus Deutschland. Deutschlands Süden, wie es mein Kollege neulich nannte. Stimmt leider.

Anyway...am Anreisetag hatte es noch 25 Grad C und mich zog es gleich nach dem Einchecken an den hauseigenen Zugang zum See. Das Wasser war herrlich klar und noch 20 Grad C warm. Erstmals schwamm ich alleine eine Runde im See, das hab ich vorher noch nie gemacht und es hatte Suchtcharakter. Beim nächsten Mal buche ich früher, dass ich öfter schwimmen kann.

Am Anreisetag stellte sich die Wetterlage allmählich um. Von Nordwesten her wurde die Strömung allmählich zyklonaler, die Alpensüdseite sollte aber nach allen Modellen noch trocken bleiben. Die ersten sechs Bilder sind vom Anreisetag.

Bild 1: Blick in den fjordähnlichen Ostteil des Sees, mit dem Laka (1852m) rechts.

Das gesamte Gebiet rund um den Weißensee ist berüchtigt für seine Wildtiere, darunter auch Luchse, Wölfe und Bären. Von 1984 bis 2007 zeichnete eine private Interessensgruppe Bärensichtungen in Kärnten auf, darunter finden sich mehrere Bärenspuren auch am Laka (1987, 1991, 1994, 1999, 2007).

Bild 2: Anlegestelle zur Schifffahrt, rechts Ortsteil Schattseite.

Reichlich Altocumulusbewölkung deutet den Durchzug eines schwachen Höhentroges an.

Bild 3: Gatschacher Becken.

Westlich der Straßenbrücke zwischen Techendorf und Schattseite ist der See deutlich flacher, maximal fünf Meter tief und entsprechend warm. Richtung Süden deuten föhnige Wolken (Altocumulus lenticularis) auf die straffe Nordwestströmung in der Höhe hin. Richtung Norden türmen hingegen erste Quellwolken, der Durchgang der Trogachse naht.

Bild 4: Seepromenade am späten Nachmittag.

Bild 5: Jungkatze beim Nachbarn.

Dort hab ich mindestens vier Katzen beobachtet und zwei Hunde in relativ friedlicher Koexistenz.

Bild 6: Cumulus congestus knapp nördlich vom See.

Die Quellwolke wurde immer größer und sorgte rund 30min später für den einzigen Regenschauer an der gesamten Alpensüdseite, genau über dem Westen des Weißensees. Das überraschte auch die Wirtin "Laut App war nichts angesagt!" Das GFS-Modell hatte ein leichtes Schauerrisiko für den Zeitraum gezeigt. Die stark gegliederte Alpensüdseite wird im Modell allerdings stark geglättet (es gibt keine Täler und Gebirgszüge) und fällt in den Wetter-Apps oft komplett durch den Rost. Kurz vor dem Schauer meldete die Gatschacher Wetterstation Südwind.

Im Entstehungsgebiet des Schauers waren die Taupunkte relativ hoch (Dellach +18 Grad C), Richtung Alpenhauptkamm leebedingt deutlich niedriger. Eventuell entstand der Schauer an der Grenze zur trockeneren Föhnluft ("Dryline"). Schauer entstehen jedenfalls niemals zufällig irgendwo.

Am Dienstag startete ich gleich nach dem Frühstück. Ich wollte das Ostufer zu Fuß erreichen und dann mit dem Schiff zurückfahren. Die Kaltfront sollte in mehreren Staffeln näher rücken, die Strömung noch zyklonaler werden, am Nachmittag zeigten alle Modelle (mit Ausnahme COSMO) deutliche Schauer- und Gewitterniederschläge.

Bild 7: Saftiges Gras.

Bild 8: Gallische Zigaretten, auch Gauloasch genannt.

Bild 9: Im ruhigen Mittelteil des Sees.

Bild 10: Die östlichen Lienzer Dolomiten.

Grubenspitz (2671m), Wilder Sender (2738m), Schneeklammkopf (2642m), Hochstadel (2681m), weiter rechts die Keilspitzen (2739m).

Bild 11: Reißkofel (2371m) und Sattelnock (2033m)

Bild 12: Morgenidylle.

Bild 13: Ruhender See.

Bild 14: Kirche von Techendorf, Lienzer Dolomiten.

Im Hintergrund rechts Gölbner (2943m), Rappler (2812m) und ganz rechts die Arnhörner (2799m) in den Villgratner Bergen.

Bild 15: Links Hühnernock und Sattelnock, mittig Spitzkofel (2223m) und Torkofel (2276m), rechts Grafenwegerhöhe (1441m).

Der Bergstock von Spitz- und Torkofel wird Jauken genannt, von slawisch jug für Süden, er steht genau südlich von Dellach im Drautal.

Bild 16: Mit Ausnahme des schroffen Ostteils findet man rund um den See flache Kalkschlammufer, die zum Baden einladen.

Bild 17: Glasklares Wasser, Aitel Wonne.

Bild 18: Angler wissen, was Geduld haben heißt.

Bild 19: Ehemaliges Ufer.

Der Weißensee ist der viertgrößte und mit 930m Seehöhe der höchstgelegene Badesee Kärntens. Er ist 11,6km lang, an der breitesten Stelle 900m, an der tiefsten 99m. Das Ufer ist 23km lang und großteils unverbaut. Ursprünglich war der See deutlich kleiner, doch sorgte stetiger Schottereintrag durch den Silbergraben und der Aufbau eines mächtigen Schuttkegels am Ostufer für sein Aufstauen. Die flachen Kalkschlammufer waren ursprünglich trocken. Die zahlreichen Baumstämme im Wasser stammen wahrscheinlich von Lawinenabgängen im Frühjahr (Grundlawinen) von den steilen Flanken.

Bild 20: Kleine Steinwand

Bis hierhin führt ein breiter, über weite Strecken relativ eben verlaufender Steig, der auch von Mountainbikern genutzt wird. Ab da wird der Steig schmaler und kurzzeitig etwas alpiner mit felsigen Stellen und steileren Passagen.

Bild 21: Türkisblaues Wasser.

Die im Wasser schwebenden Kalkkristalle sorgen durch Streuung und Reflexion für die typische türkisblaue Färbung des Sees. Hier an der steilsten Stelle fotografiert.

Bild 22: Zoom zum Gasthof Dolomitenblick, meinem Ziel.

Die Einkehr lockte mich allerdings nicht, deftiges Essen, außerdem Selbstbedienung.

Bild 23: Zaghaft kündigt sich der Herbst an.

Bild 24: Der (die) sogenannte Kämpen (2139m).

Bild 25: Links Almspitz (2180m), rechts Eckwand (2221m).

Bild 26: Junges Wespennest direkt neben dem Weg unweit vom Parkplatz.

Bild 27: Die Quellwolken türmten sich langsam höher.

Bild 28: Dolomitenblick vor den Lienzer Dolomiten.

Bild 29: Unverbauter Blick über den See.

Nach Westen zu wirkten die Quellwolken die ganze Zeit harmlos.

Bild 30: Spiegelungen.

Bild 31: Wie gemalt.

Die Idylle täuschte. Von Osten ist das Ufer über Stockenboi mit dem Auto erreichbar. Ich nahm gleich das nächste Schiff um 13.45 zurück und spekulierte darauf, dass das Wetter noch länger aushielt und ich noch einmal schwimmen konnte. Hier am Ostufer war niemand im Wasser und vor dem abrupten Abgrund hatte ich Respekt. Auf dem Schiff gab es sogar Getränke und eine Einheimische lud mich auf ein Loncium Weissenseebier ein, das fruchtig angenehm schmeckte. Wir unterhielten uns nett und sie empfahl mir unbedingt den Paterzipf zu besuchen bzw. die Rundwanderung um den Laka. Die Schattseite war außerdem recht begehrt bei Urlaubern, man müsse bereits bis zu einem Jahr im Voraus buchen. Sie stieg beim Gasthof Ronacherfels auf, während ich bis Techendorf weiterfuhr. Fahrtzeit insgesamt eine Stunde.

Bild 32: Wellenmuster.

Bild 33: Paterzipf, links Laka, rechts Golz (2004m), im Hintergrund Spitzegel (2119m).

Dazwischen verläuft das acht Kilometer lange Bodental. Der westliche Teil wird vom Almbach durchflossen, der östliche Teil ist der Tscherniheimer Graben. Die Wasserscheide liegt bei der Bodenalm (1231m). Das ehemalige Glasmacherdorf Tscherniheim liegt nahe der Fischeralm (1065m). Tscherniheim wurde 1621 erbaut und gilt als älteste Glashütte Kärntens. 1879 wurde die Produktion mit dem Aufkommen der Eisenbahnen stillgelegt. Außer einer Kapelle ist vom damaligen Ort, bestehend aus 40 Häusern, kaum noch etwas übrig. Flurnamen weisen noch auf die Bedeutung der Waldglashütten hin (Glaser, Pucher, Nageler).

Bild 34: Der Blick zurück zeigte mächtige Quellwolken im Osten.

Bild 35: Je weiter nach Westen, desto harmloser das Himmelsbild.

Bild 36: Techendorf, dahinter ragt die Urschitz (1102m) auf, die westliche Beckenbegrenzung.

Dahinter bereits die Südhänge der Kreuzeckgruppe oberhalb des Oberdrautals.

Bild 37: Gute Idee!

Bild 38: Neugierige Katze.

Es folgen meine ersten Aufnahmen mit Stativ und Weitwinkelobjektiv überhaupt.

Bild 39: I

Bild 40: II

Bild 41: III

Bild 42: IV

In der Gegenrichtung sah man noch rötlich angestrahlte mächtige Quellwolken, aber nicht mehr vereist. Dabei sollte es bleiben, nämlich vom Weißensee westwärts vollkommen trocken. Wahrscheinlich war das föhnige Absinken durch die Nordwestströmung zu stark in Osttirol und Oberkärnten. Etwa von den Gailtaler Alpen ostwärts gab es einige Schauer und Gewitter.

© www.inntranetz.at