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30.12.2019 Reisalpe (1399m) und Ebenberg (1156m), Gutensteiner Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Traisenbeck (9.20) - In der Brandstetten (9.40) - Hinteralm (11.00) - Reisalpe (1399m, 12.00-12.45) - Alpenwald - Ebenberg (1156m, 13.20) - Traisenbeck (15.00)
  • Länge: 12,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 hm
  • Gehzeit: ca. 5 Std.
  • Tiersichtungen: 1 Reh
  • Fußstatus: Mit Schneeschuhen keine Beschwerden. Auf steilem Waldboden bergab kurz stärker Schmerzen.

Tour mit Günter. Erste Schneeschuhwanderung seit Mitte Februar. Damals riss mir auch der Knopf am Riemen aus, was ich leider nicht mehr reparieren ließ. Aber so ein Klipper für Jausensackerl war ein zuverlässiger Ersatz, damit die Riemen nicht abstehen und ich mich mit den Schuhen beim Gehen einhake. Im Tagesverlauf sollte nördlich der Alpen eine schwach wetterwirksame Warmfront mit mittelhoher und tiefer Bewölkung durchziehen. In den Niederungen war es morgens mäßig bis streng frostig. In Mariazell z.b. mit -12°C Tiefstwert. Das Autothermometer zeigte in Traisenbeck, das früher Ausser-Traisenbach hieß, minus 5,5°C. Ich hätte ehrlich gesagt niedrigere Tiefstwerte erwartet, aber dafür ist das Tal eventuell zu eng, um so stark auszustrahlen wie eine Becken- oder Muldenlage wie Mariazell.

Bild 1: Traisenbeck, ins Tal rechts geht es hinein, über die Wiese werden wir am Nachmittag zurückkommen.

Bild 2: Die Felsen entlang des Forstwegs säumen riesige Eiszapfen (Handyfoto).

Bild 3: Bis 700m Höhe gibt es lediglich eine durchbrochene Schneedecke, im Hintergrund Brandstätterkogel (1038m).

Bild 4: Am Unterrand der Kleinzeller Hinteralm nimmt die Schneedecke dann signifikant zu.

Bild 5: Vorsichtiges Reh.

Bild 6: Für einen hübschen Schnappschuss mit der höchsten Brennweite nicht vorsichtig genug.

Bild 7: Rast unterhalb der Hinteralm, auf 1000m Höhe konnten die Schneeschuhe angelegt werden.

Bild 8: Vor uns der Südwesthang des Hochstaff (1305m).

Die Perspektive trügt, man schaut nur auf einen vorgelagerten Hang, der Gipfel befindet sich deutlich nordöstlicher.

Bild 9: Beim Weg, der vom Parkplatz der Ebenwaldhöhe kommt, wurden die Spuren zahlreicher.

Bild 10: Hochstaff links, rechts die nördlichsten Ausläufer der Gutensteiner Alpen.

Bild 11: Beim Anstieg über den steilen Osthang erleichterten die Spuren das Vorankommen deutlich.

Bild 12: Auf knapp 1100m Seehöhe wuchs die Schneehöhe deutlich.

Bild 13: Ein Pulvertraum.

Bild 14: Schwer beladene Fichten.

Bild 15: Vor dem Steilaufschwung blinzelt die Sonne durch.

Bild 16: Fata Morgana!

Ausblick nach Osten bis nach Wien. Der 220m hohe DC Tower 1 in 60km Entfernung ist deutlich in Bildmitte zu sehen. Im Vordergrund rechts vor den beiden Schornsteinen Bierhäuslberg und Parapluieberg in den Rodauner Bergen als Orientierungspunkt. Im Hintergrund sieht es aus, als ob die Kleinen Karpaten aus einzelnen Zweitausendern bestehen würden. Der Kegel rechts ist die Vysoká (754m) in 126km Entfernung, der schmälere links der Vápenná (Rachsturm, 716m, 132km) und am linken Bildrand ist der Scharfenstein/Zaruby (768m), der höchste Berg der Kleinen Karpaten zu sehen, immerhin fast 143km entfernt!

Die markante Dunstschicht in den Niederungen mit der extrem klaren Luft darüber lässt an einem Wintertag nur eine Schlussfolgerung zu, und zwar, dass wir es mit einer ausgeprägten Inversionslage zu tun haben:

Bild 16a: Wetterballonaufstieg von der Hohen Warte in Wien, mittags:

Auffallend ist hier die wenig ausgeprägte Temperaturinversion und vielmehr die extrem trockene Schicht in Höhen zwischen 600 und 1000m mit Taupunkten unter -40°C. Um 10 Uhr registrierten die Bergstationen im Norden Österreichs

  • +0,2°C über -23,1°C auf der Rax (1550m)
  • +1,0°C über -30,1°C am Semmering-Hirschenkogel (1332m)
  • +4,6°C über -27,2°C am Jauerling (961m)
Die Ursache der Luftspiegelung liegt an der Krümmung von Lichtstrahlen an der Inversionsschicht. Denn mit der Temperaturzunahme und hier vor allem extremen Feuchteabnahme (unter 15 Prozent) ändert sich auch die Luftdichte und damit der Brechungsindex: Luftdichte = Luftdruck geteilt durch Gaskonstante für trockene Luft und Temperatur. Das Sichtziel wird also ein zweites Mal oder mehrmals in den Himmel gehoben. So können auch Berge über dem Horizont erscheinen, die aufgrund der Erdkrümmung sonst unsichtbar sind.

Im Mittagsaufstieg fand der Sprung zwischen 600 und 800m Höhe statt, die Temperatur stieg nur wenig an von -0,5 auf +4, aber die relative Feuchte sank von 65 Prozent auf 1 Prozent! Diese extrem trockene Schicht erstreckte sich zwischen 730m und 1400m Seehöhe. Darüber blieb die Temperatur konstant, aber die Feuchte nahm stark zu auf über 80 Prozent. Gewöhnlich wären die Kleinen Karpaten also unter der Dunstschicht verborgen geblieben und sind nur dank des veränderten Brechungsindex so deutlich sichtbar.

Bild 17: Steilstufe.

Bild 18: Traumhaftes Licht.

Bild 19: Ohne Worte.

Bild 20: Mit der Querung wird der Hang flacher und das Gipfelplateau wird erreicht.

Bild 21: Der Stratocumulus steht perfekt, um das Gipfelkreuz ins rechte Licht zu rücken.

Zuletzt stand ich am 30. Oktober 2010 gemeinsam mit Wolfgang oben, ebenfalls ein Tag mit traumhafter Fernsicht. Damals aber mit wesentlich stärkerer Dunstschicht im Donauraum.

Bild 22: In Verlängerung vom Muckenkogel (1248m,) steht mit dem verschneiten Südhangschneise (Skilifte) der Sternstein (1122m) in 123km Entfernung.

Rechts dahinter mit der flachen Kuppe Hochficht (1338m, 155km) und Plöckenstein (1378m), 162km im Dreiländereck.

Bild 23: Im Westen das Tote Gebirge ...

Ganz links Spitzmauer (2446m, 123km), Temlberg (2331m), Großer Priel (2515m), davor Kleiner Priel (2136m), rechts Teufelsmauer (2185m) und Zwillingkogel (2184m), weiter rechts schließt der Kamm des Sengsengebirge an, mit Gamsplan (1902m) und Hohem Nock (1963m). Die leuchtende Südostwand vor dem Temlberg ist der Große Größtenberg (1724m).

Bild 24: Ganz links Kasberg (1747m, 125km), mit dem flachen Rücken Hochedl (1424m), hinten verschneit Großer Höllkogel (1862m, 149km), in Bildmitte unverkennbar Kremsmauer (1599m) und Falkenmauer (1569m).

Weiter rechts schauen noch die verschneiten Sppitzen von Pfannstein (1423m) und Hochkogel (1486m, 135km) am Traunsee heraus.

Bild 25: Panorama West mit der Reisalm, rechts der Ötscher.

Bild 26: Panorama Südwest von der Hüttenterrasse.

Ein paar Wanderer sind oben, die meisten ohne Gerät von der Ebenwaldhöhe gestartet. Ein älterer Mann ohne Rucksack sitzt auf der Bank, plötzlich hat er ein Bier in der Hand. Ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, ob die Hütte an einem Montag offen hat. Im Internet stand anscheinend, dass sie vom 28.12. bis Silvester geöffnet hat. Davon wusste lustigerweise nicht einmal der Hüttenwirt, da dessen Tochter den Webauftritt verwaltet. So gab es immerhin ein kaltes Gipfelbier, eine unerwartete Abwechslung zum Tee. Pünktlich mit dem Hinsetzen verschwand die Sonne leider dauerhaft hinter dem Altocumulus und Stratocumulus der durchziehenden Warmfront. Es war trotz wenig Wind auch nicht so mild wie erwartet, wir befanden uns eher am Oberrand der markanten Inversion.

Bild 27: Blick zum Schneeberg, rechts die Rax, links der Hohe Hengst.

Links vom Hohen Hengst sieht man am Horizont das Günser Gebirge in 85km Entfernung.

Bild 28: Spiel mit den Geraden.

Bild 29: Spitzmauer, Größtenberg und Priel im besten Licht.

Bild 30: Hochtor (2369m), Planspitze (2117m), Admonter Reichenstein (2251m) und Gemeindealpe (1626m).

Bild 31: In Bildmitte Traunstein (1691m, 136km).

Rechts folgen Schoberstein (1285m), Dürres Eck (122m) und Hochbuchberg (1273m) in den Oberösterreichischen Voralpen. Im Vordergrund vor dem Dürren Eck Prochenberg (1123m) in den Ybbstaler Alpen.

Bild 32: Vom Hochschwab bis zum Dürrenstein.

Bild 33: Hochschwab und Ebenstein ganz rechts.

Bild 34: Hohe Veitsch mit den Wildkämmen, rechts Göller.

Bild 35: Fata Morgana, die zweite.

Ausblick nach Westen zum Hausruck, einem durchschnittlich 600-700m hohen Mittelgebirge in Oberösterreich, satte 155km Luftlinie entfernt. Auch hier sehen die Erhebungen deutlich verzerrt aus, sie wirken eher wie der Amboss von Gewitterwolken. Ohne die Luftspiegelung wäre der Hausruck unter der Dunstschicht verborgen geblieben.

Bild 36: hamma ned.

Bild 37: Fata Morgana, die dritte.

Blick über die Hinteralm (1311m) nach Nordwesten zum Lichtenberg (927m, 115km) ganz rechts. Links ein eigenartiger Aufsatz, der sich wie bei den anderen Bildern erst zuhause als Luftspiegelung entpuppt. Er sitzt exakt über dem Großamberg, (685m, 115km) knapp nördlich von Linz.

Bild 38: Hinteralm und Muckenkogel mit Panorama Mühlviertel bis Bayerwald.

Bild 39: Sonnenstrahlen aufs grüne Alpenvorland.

Bild 40: Letzter Blick mit Fallstreifen (virgae) unter dem Altocumulus opacus undulatus.

Der ausfallende Niederschlag verdunstete vollständig in der Wüstenluft darunter.

Als Abstieg hatte ich mir eine Variante zu den Forstwegen überlegt, die ich zuvor noch durch einen Bericht in "Paulis Tourenbuch" bestätigt sah, nämlich vom Gipfelkreuz über den freien Südhang hinab in den Alpenwald. Das Gelände sah so aus wie erwartet, mäßig steil, meist lockerer Baumbestand und ideales Schneschuhgelände.

Bild 41: Genug Schnee zum Watscheln.

Bild 42: Dann rechts vom Wäldchen hinab.

Bild 43: Ganz links Riegerin (1939m), rechts dahinter Kaiserschild (2084m), mittig Hochstadl (1919m) und Fadenkamp (1804m), welcher den Lugauer (2217m) knapp verdeckt.

Weiter rechts Gsuchmauer (2116m) und Großer Bösenstein (2448m), dann Hochtor, Reichenstein und Kalbling.

Bild 44: Überschreitung der Höhenkote 1156m) am Ebenberg.

Wegen der dünnen Schneeauflage verlassen wird den Kamm bei einer großen Wiese, der wir am Waldrand folgen, bis wir auf Forstwege treffen.

Bild 45: Am Beginn der Wiese, Gippel und Göller grüßen in der Ferne.

Bild 46: Ein kurzes Stück des eben verlaufenden Forstwegs ist unterbrochen, die Hangquerung bei diesen Bedingungen zum Glück nicht schwierig und auch nicht sehr steil.

Bild 47: Danach bleiben wir wieder am Kamm.

Weiter unten ist es deutlich milder, wir sind in der trockenen Luftschicht angelangt. Durch die ausgedehnte Schichtbewölkung (Gegenstrahlung) hat sich auch die Kaltluftschicht im Tal großteils aufgelöst.

Bild 48: Rückblick zum Aufstiegsweg und Hochstaff.

Dann folgten wir einem weiteren Forstweg und verpassten die Abzweigung, bis wir bei einer Weide herauskamen, dort im rechten Winkel hinab, bis wir blaue Punkte an den Bäumen entdeckten. Sie führten auf einen schon vor Jahrzehnten aufgelassenen Ziehweg, in älteren Karten noch als durchgezogener Almweg eingezeichnet, der zu den Bergwiesen (Flurname) weiter oberhalb führte.

Bild 49: Wunderschön angelegter Ziehweg.

Bild 50: Holzmarterl beim Beginn des Wegs unweit von Traisenbeck.

Bild 51: Rückblick.

Bild 52: Inzwischen wuchsen schon kleinere Bäume mitten am Weg.

Kurz darauf erreichten wir die Wiese vom ersten Bild und über eine Holzbrücke den Ausgangspunkt. Ein toller Tourentag ging zu Ende.

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