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15.11.2019 Bischofshöhe (612m) und Kukubauerhöhe (782m), Wienerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Michelbach (9.50) - Bischofshöhe (612m, 10.40) - Gaishof - Oeden Häusel (12.10) - Heugraben - Kukubauerhütte (14.10-15.15) - Kukubauerhöhe (782m) - Brennhof - Michelbach (16.45)
  • Länge: 16,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 630 hm
  • Gehzeit: ca. 5,5 Std.
  • Tiersichtungen: 1 ängstlicher Wachhund, 1 Eichhörnchen
  • Fußstatus: beschwerdefrei

Wetterlage: Südlage (gähn), kräftiger Südföhn (gäähn), Dimmerföhn (erzähl mal was neues!), stationäre Leewolke (net scho wieda!).

Wetterballonaufstieg von Wien um 13.00 Uhr MEZ:

Auffallend die tiefbasige Wolkenschicht mit dem Hochnebel, der im Wiener Becken erst gegen 12 Uhr mittags aufging. Im Bereich der feuchten Grundschicht (bis ca. 2km Höhe) stürmischer Südwind mit Geschwindigkeiten um 50kt (90 km/h). Das erklärt, weshalb die Föhnmauer, die sich üblicherweise bis Hochschwab und Rax-Semmering erstreckt stattdessen bis in die Gutensteiner Alpen hineinreichte, also weit ins Lee.

Darüber bis rund 6500m deutlich trockener und entsprechend wolkenfrei. Dafür kompakte mittelhohe und hohe Bewölkung. Die Tropopause ist durch eine Temperaturzunahme gekennzeichnet (rot markiert), hier relativ scharf ausgeprägt und nicht gleichmäßig verlaufend. Das deutet auf brechende Gebirgswellen (mountain waves) hin, die in der Luftfahrtsicherheit eine wesentliche Rolle spielen. Auffallend außerdem die starke Windabnahme an der Tropopause von 55kt auf 35kt.

Tour mit Wolfgang und Günter, Route ausnahmsweise einmal von mir vorgeschlagen, daher die Kukubauerhütte von Norden ab Michelbach und nicht wie die Standardroute von Süden (Gölsental). Michelbach wurde 1124 erstmals als Michilpach erwähnt. Während der Ersten Wiener Türkenbelagerung wurden 52 von 59 Höfen zerstört.

Bild 1: Stürmischer Südwind beim Aufstieg über den Südhang am Kapellenweg.

Bild 2: Blick zur Kukubauerhöhe (782m) gegenüber, unserem Tagesziel.

In der Höhe die angesprochene stationäre Leewellenbewölkung (Altostratus) mit scharf abgegrenzter Wolkenkante nach Süden hin. Im Hintergrund links die feuchte Grundschicht aus dem Wetterballonaufstieg mit der Föhnmauer (Stratocumulus). In Bildmitte ein Cumulus humilis.

Bild 3: Der markierte Weg hätte links über das Tor geführt.

Wir gehen rechts und müssen später unter einem noch leicht Strom führenden Weidezaun durch.

Bild 4: Stellvertretend für den Tag: Immer wieder stürmische Böen, Herbstfarben und Leewolke schaffen ein tolles Licht.

Beim oberen Hof entdeckt uns bald der Wachhund und fängt an zu bellen. Je näher wir kommen, desto mehr weicht er in die Wiese gegenüber vom Hof aus, bis wir den Hof erreicht haben und er hinter uns steht. Die mindestens drei Warnschilder "Vorsicht Hund!" gelten wohl mehr dem ängstlichen Wachhund als den Wanderern.

Kurz darauf überschreiten wir die unspektakuläre Bischofshöhe mit dem Sender. Immerhin ein schön ausgeprägter Waldkamm.

Bild 5: Schneereste am Nordhang der Bischofshöhe.

Im Hintergrund das Waldviertel mit dem Großen Peilstein (1061m) links und Jauerling (963m) mit geifernden Hochnebelschwaden rechts.

Bild 6: Richtung Norden sich auflösende Hochnebelschwaden.

Bild 7: Hegerberg (655m), davor die Mayerhöfen.

Bild 8: Der Wind, das dominierende Element am Kammweg.

Bild 9: Auf der mit 677m höchsten, aber unbenannten Erhebung.

Über uns weiterhin die scharf begrenzte Leewelle, im Hintergrund die deutlich niedrigere Stratocumulusbewölkung der weit nordwärts verschobenen Föhnmauer.

Bild 10: Gegenüber die Kukubauerhütte mit Schneeresten.

Die Schneereste sollten wenige Stunden später weitgehend abgeschmolzen sein.

Bild 11: Blick auf St. Pölten, dahinter Ausläufer des Dunkelsteinerwalds und dahinter der Jauerling.

Bild 12: Blick nach Westen ins Hügelland zwischen Strudengau und Ostrong.

Bild 13: Im Franziszeischen Kataster von 1821 noch als Oedenhäusel bezeichnet.

Die Stützmauern sowie der Flurname deuten auf älteren Ursprung hin.

Bild 14: Inzwischen hat sich die Bewölkung weiter abgesenkt. Dazu ist es merklich kühler geworden.

Bild 15: Im Hintergrund ein älterer Hof unmittelbar vor dem markierten Höhenweg (404).

Auch dieser hatte ältere Bausubstanz an der Hausmauer und ist in Karten aus dem 18. Jahrhundert noch als größerer Hof eingezeichnet.

Bild 16: Blick zu den verschneiten Türnitzer Alpen.

Links Hinteralm und Muckenkogel, mittig ganz hinten (ebenfalls verschneit) Tirolerkogel, rechts Hohenstein. Der Ötscher stünde rechts vom Hohenstein. Im Vordergrund das Schwarzenbachtal, das ins untere Gölsental mündet.

Bei guter Fernsicht sind Hochschwab, Zellerhut und Kräuterin sichtbar.

Bild 17: Gegenüber die dick verschneite Hinteralm (1311m) und Muckenkogel (1248m), ganz links Schwarzkogel (1278m)

Im Vordergrund links Hochreiterkogel (936m) und Staff (786m).

Bild 18: Einkehr in der urigen Kukubauerhütte.

Im Internet gab es widersprüche Informationen, laut Homepage der Gemeinde Michelbach hatte sie im November nur am Wochenende geöffnet, laut Googlesuche nur Dienstag und Mittwoch geschlossen, laut Naturfreunde Niederösterreich hat sie Freitag bis Sonntag offen. Wolfgang erwähnte, dass wir die Einkehr nicht fix geplant hatten, weil eben nach dem Internet nicht eindeutig war, ob die Hütte heute offen hätte. Der Wirt meinte darauf wortwörtlich: "Bei dem Glumpert bin i jo gor net dabei." :-D

Gulasch und Most waren vorzüglich. Gerne wieder.

Nach der Einkehr standen wir noch kurz auf der Kukubauerhöhe (782m), früher Gugubauernwiese genannt, wahrscheinlich von guggen (Aussicht ins Tal).

Bild 19: Verschneiter Unterberg (1342m) rechts mit einiges an tiefem Gewölk.

Im Vordergrund das Gölsental. Die deutliche Abkühlung hatte drei Gründe:

  1. Kompakte tiefe Bewölkung, welche die Einstrahlung verhinderte.
  2. Weit nordwärts verschobene Föhnmauer mit Niederschlägen, die Verdunstungskälte kühlte die Föhnluft ab.
  3. Flache Schicht, die trockenadiabatisch durchmischt war, durch die niedrige Wolkenuntergrenze. Dadurch konnte sich die Luft nie so stark erwärmen wie bei antizyklonalem Föhn mit fehlender tiefer Bewölkung.

Bild 20: Links befindet sich der Schöpfl-Höhenzug bereits wieder in einer Wolke, rechts Kasberg (785m) und Gföhlberg (885m) noch wolkenfrei.

Bild 21: Oben hatten wir immer wieder Schüsse einer Treibjagd gehört.

Das Schild mit dem Sperrgebiet war allerdings von oben kommend nicht sichtbar. Glück gehabt.

Bild 22: An der mittelalterlichen Kirchenmauer.

Mit einsetzender Dämmerung erreichen wir den Ausgangsort. Die neue Stirnlampe muss weiter auf ihren ersten Einsatz warten ... danke für die Begleitung, Wolfgang und fürs Fahren, Günter!

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