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19.10.2019 Kreuzberg (Speckbacher Hütte, 1094m), Polleroswand (980m) und Weinzettlwand (875m), Semmering

Eckdaten:

  • Wegführung: Payerbach-Reichenau-Bf. (10.30) - Hinterleiten - Stojerhöhe (12.00) - Kreuzberg/Speckbacher Hütte (13.00-14.15) - Christian-Ludwig-Attersee-Steig - Polleroswand (980m, 15.40) - Breitenstein - Weinzettelwand (875m, 16.55) - Breitenstein Bf. (17.20)
  • Länge: 14 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 hm
  • Gehzeit: ca. 5 Std.
  • Schwierigkeiten: Übergang Pollerosfenster zum höchsten Punkt leicht ausgesetzt, Aufstieg steil, aber unschwierig im Wald (Pfad vorhanden); Weinzettelwand-Westgipfel kurze Stelle I
  • Fußstatus: Bis Polleroswand keine Probleme, im Abstieg hat sich die Sehne gemeldet, aber Verspannung eher unterhalb des Sesambeins. Keine bleibenden Beschwerden.

Tagelange Nebellage in den Niederungen, auf den Bergen Südföhn. In Reichenau an der Rax in der Früh 4 Grad, am Nachmittag knapp 21 Grad, am Hirschenkogel und auf der Rax 13 Grad, am Semmering 16 Grad, dazu lebhafter Südwestwind. Jeweils an den Nachmittagen produziert der Südföhn im Schwarzatal durch die Erwärmung ein lokales Leetief, was ein Zurückschwappen der nebelgetränkten Kaltluft im Steinfeld zur Folge hat. In Reichenau drehte der Wind gegen 18 Uhr auf Ost, in Pottschach bereits am Vormittag.

Vergleich der Satellitenbilder im sichtbaren Kanal zwischen 10.30 und 15.40 Uhr.

Bei Ankunft in Reichenau war die Bodennebelgrenze etwa bei Ternitz, im Mürztal hielt sich Hochnebel, der als bekannte Nebelschlange über den Semmeringpass reichte. Sonst befanden sich mit Ausnahme inneralpiner Lagen die gesamten Niederungen unter Nebel oder Hochnebel, der auch weit bis nach Ungarn hinreichte.

Am Nachmittag, als wir auf der Polleroswand standen, begann sich der Nebel gerade wieder sukzessive ins Schwarzatal hinein auszubreiten. In Wien hielt er sich ganztägig, die Nebelgrenze lag etwa zwischen Stadtgrenze und Flughafen.

Bild 1: Günter und ich starten am Bahnhof im Sonnenschein.

Bild 2: Das Schwarza-Viadukt, im Volksmund Theierbruck genannt, nach dem Bauunternehmen der Gebrüder Theuer 1849-1851.

Das Viadukt ist mit 228 Meter Länge, 25 Meter Höhe und 13 Gewölbebögen das längste der Semmeringbahn. Im Hintergrund die Rax mit flacher Stratocumulushaube auf der Heukuppe (2007m), bedingt durch die luvseitige Hebung mit der Südföhnströmung.

Bild 3: Beste Jahreszeit, um nicht Minigolf zu spielen.

Bild 4: Anfangs idyllisch entlang der Schwarza.

Bild 5: Grünstingbachpromenade; der Bach entspringt am Nordhang des Kreuzberg, dahinter Preiner Wand (1783m).

Bild 6: Sengerkogel (1264m) und Gsolhorn (1547m), rechts Mittagstein (1300m).

Bild 7: Feichtaberg (1381m) und Saurüssel (1340m), dazwischen die Eng.

Bild 8: Aus einer anderen Zeit.

Bild 9: Idylle pur.

Bild 10: Ausgang der Eng.

Bild 11: Raxalpe in Zweidrittellänge.

Bild 12: Kuhschneeberg links, Hochschneeberg verdeckt, rechts Mittagstein und Feichtaberg.

Bild 13: Links der schroffe Felsgipfel des Mittagstein, mittig Klosterwappen (2076m).

Bild 14: "Mah, is des grell!" -"I sich fost nix!" - "I na ned."

Bild 15: Kuranstalt Thalhof unterhalb der Eng, erstmals 1652 als Landgut erwähnt und bis 1890 zum Grand Hotel ausgebaut.

Bild 16: Rast bei der Stojerhöhe, ganz ungewohnt mit nahezu Windstille und angenehm warm in der Herbstsonne.

Bild 17: Mein Begleiter.

Bild 18: In der Speckbacher Hütte erwischten wir zufällig die Wildwochen.

Die Gelegenheit konnte ich nicht verstreichen lassen. Die Rehmedaillons mit Hokkaidokürbis-Lasagne war das beste, was ich seit langem gegessen habe. Auch der Most schmeckte gut. Wir rasteten über Stunde, damit war klar, dass sich der Zug um 15.30 ab Breitenstein nicht ausgehen würde. Doch hatten wir es beide nicht eilig. Besser möglichst lange die Sonne auskosten.

Bild 19: Die gut besuchte Speckbacher Hütte.

Bild 20: Sonnwendstein (1523m), Erzkogel (1504m) und Hirschenkogel (1340m)

Über den Hof, dessen Dach man rechts sieht, werden wir später absteigen und ein gutes Stück der Asphaltstraße abkürzen.

Bild 21: Hochschwab-Blick (mit Schneeresten) - genau 50km entfernt!

Der Gipfel rechts im Vordergrund gab vor Ort Rätsel auf, nachdem er relativ steil und felsig nach Süden abbricht. Es handelt sich um einen Gipfel im östlichen Kamm der Veitschalpe.

Bild 22: Zwerge und Herbst werfen langen Schatten.

Bild 23: Semmering-Ort und Erwin-Pröll-Warte am Hirschenkogel.

Bild 24: Preinerwand mit Haidsteig (C/D) und Preinerwandsteig (A/B).

Bild 25: Totholz darf bleiben.

Bild 26: Rückblick zur Gipfelhütte - bis dahin waren 620 Höhenmeter absolviert.

Bild 27: Spät blühender Schwalbenwurzenzian.

Bild 28: Raxalpe in voller Länge.

Bild 29: Schönste Rottöne.

Bild 30: Baumgrüppchen.

Entlang des markierten Weges stiegen wir zur asphaltierten Straße zwischen Orthof und Breitenstein ab.

Bild 31: Guter Empfang!

Bild 32: Wahrscheinlich Sumpf-Pippau (Crepis paludosa)

Bild 33: Vor uns das nächste Gipfelziel: Die Polleroswand.

Bei einer Hütte links vorbei, dann sieht man schon im Wald die relativ neuen Wegweiser des "Christian-Ludwig-Attersee-Steigs". Der Steig des zeitgenössischen Malers ist nahezu unbekannt. Der Steig führt gut beschildert zunächst zum ...

Bild 34: ... Pollerosfenster.

Unweit davon befindet sich auf einem schmalen Felskamm ein prächtiger Aussichtspunkt, allerdings auch dem starken Südföhn ausgesetzt. Umfallen sollte man dort nicht.

Bild 35: Semmering-Ort, Sonnwendstein, links die "Drei Otter".

Bild 36: Zweihundertmeter geht es hier senkrecht in den Graben.

Bild 37: Der Hochnebel im Schwarzatal zaubert ein weiches Licht.

Links die schroffe Pfefferwand (821m), dahinter die Ruine Klamm, rechts die Weinzetttelwand. Über die eingezäunte Weide im Vordergrund werden wir später aufsteigen.

Bild 38: Hochnebel im Adlitzgraben, im Hintergrund Ausläufer der Buckligen Welt in 40km Entfernung, der Hügel ganz rechts ist bei Schlag (778m).

Bild 39: Weinzettelwand nun deutlicher, links Eichberg (818m), rechts Raachberg (908m).

Bild 40: Weil die Perspektive so schön war, gleich noch mal.

Bild 41: Das Kalte-Rinne-Viadukt, 182 Meter lang und 46 Meter hoch.

Günter entdeckte einen Pfad, der direkt an der Abbruchkante Richtung Westen führte. Er ist stellenweise ein wenig ausgesetzt, an einer Stelle musste man kurz die Hände gebrauchen. Normalerweise für mich kein Problem, aber nach fast einem Jahr ohne Kletterstellen merkte ich die mangelnde Übung und plagte mich über die schmierige Stelle abwärts. Danach wird es rasch leichter, von einem Sattel im Wald geht ein Pfad zwar steil, aber im weichen Waldboden wieder hinauf zum höchsten Punkt der Polleroswand.

Bild 42: Links das Felsplatzl von vorhin.

Rechts felsig spitz im Wald Eselstein (982m), der mir noch fehlt. Dainter der Grassberg (1078m), auf dem ich schon war und der vom Semmeringbasistunnel unterquert wird.

Bild 43: Noch einmal Zoom auf die Wände und den Graben.

Bild 44: Der Regionalzug fährt unterhalb der Polleroswand entlang.

Bild 45: Der Beweis, dass wir am höchsten Punkt waren - die Stange im Felsen.

Zu den Wänden: Die Spießwand (913m) wurde im 19. Jahrhundert noch Krauselwand genannt, das gleichnamige Viadukt führt über den Krauselgraben. Die Weinzettelwand wurde vermutlich nach dem Flurnamen Weinzettel(feld) benannt, einem häufigen Familiennamen in der Region Semmering. Die Etymologie von Pfefferwand und Heubachwand (weiter östlich) bleibt unbekannt. Die Polleroswand hieß in einer geologischen Schrift von 1883 auch Polerus, Bollerus, Bollers, auf englischsprachigen Seiten findet sich vermehrt die Bollerswand (polternde Wand). Dass die Wand nach dem Gasthof Pollerus am Kreuzberg benannt wurde, ist eher unwahrscheinlich. Ich habe die Gemeinde Breitenstein angeschrieben und nachgefragt und werde die Antwort hier noch nachreichen.

Bild 46: Orthof, dahinter Heukuppe und Predigtstuhl.

Im Abstieg folgten wir einem gut ausgetretenen Waldsteiglein, das uns zum Beginn der Wegweiser zurückführte. Diesem folgten wir weiter und überquerten den Baumgartnergraben (früher: Klauserlgraben).

Bild 47: Überraschender Fund im Abstieg: Gefranster Enzian (Gentianopsis ciliata).

Auch bei der Weinzettelwand habe ich mehrere entdeckt.

Als wir durch den Ort Breitenstein schreiten, ist gerade 16 Uhr vorbei. Die letzte vernünftige Verbindung nach Wien geht um 17.31, das sollte machbar sein. Auf der anderen Seite geht es wieder hinauf, dann sind wir bei der eingezäunten Weide von Bild 37. Der markierte Anstieg soll direkt über die Weide führen, aber wir sehen keinen Überstieg oder Türl zum Queren. Das ist möglicherweise weiter östlich, egal, die Weide ist leer und der Stacheldrahtzaun kann uns nicht aufhalten.

Bild 48: Direttissima der Aussichtsplattform entgegen.

Die Weinzettelwand hat laut Open Street Map zwei Gipfel mit 875m Höhe, die Aussichtsplattform befindet sich auf einem Felsvorsprung rechts davon.

Links der Plattform führt der Pfad auf den höchsten Punkt. Günter ist schon oben, während ich noch auf der Plattform fotografierte. Als ich ihm folgen will, steh ich plötzlich vor einem Problem: Ein Felsblock, dahinter setzt der Pfad fort, dazwischen aber ein schmaler Spalt, gut 1,50m tief. Nicht ausgesetzt, aber es gibt nichts zum Anhalten. Dafür kann man sich auf die andere Seite "fallen lassen". Mit Günters Hilfe komm ich drüber, frage mich, aber wie das am Rückweg funktionieren soll.

Bild 49: Blick in die schroffen Gräben, auf dem Felsen ganz links befindet sich eine weitere Aussichtsplattform, der Hauptgipfel der Weinzettelwand.

Rechts schaut der Bergfried der im 12. Jahrhunderten Burg Wartenstein heraus, links Raachberg.

Beim Rückweg überquert Günter geschickt den Spalt. Ich seh von oben, dass sich im Spalt griffige Tritte befinden und lasse mich in den Spalt hinab und kann bequem um den Felsblock herumgehen.

Bild 50: Tiefblick in den Herbst.

Bild 51: Farbenspiel.

Bild 52: Breitenstein mit Ortsteil Adlitzgraben, dahinter das Kalte-Rinne-Viadukt.

Um 17.20 kommen wir am Bahnhof an. Hier gibt es ein kleines Problem: Ich habe keine Rückfahrkarte und es gibt keinen Ticketautomaten. Im Cityjet gibt es ebenfalls keinen Fahrkartenautomaten. In so einem Fall kauft man beim Zugbegleiter. Ich machte mich aktiv bemerkbar und möchte bis Wien kaufen, denn in Payerbach-Reichenau sind nur drei Minuten Umstiegszeit, das reicht nicht für den Ticketautomat und am Wochenende fährt der Zug nur stündlich. Günter hat sich über die App am Gipfel der Weinzettelwand das Ticket gelöst. Ich hab mit meinem Handy offenbar schlechteren Empfang und konnte mir nicht mal die App herunterladen (mal davon abgesehen, dass ich meine Bank- oder Kreditkartendaten nicht im Handy abspeichern will).

Jedenfalls zahl ich einen Euro mehr als Günter trotz identischer Strecke. Der Zugbegleiter belehrt uns, normal müsste er noch drei Euro Aufpreis verlangen. Wie mir das Social Media Team von ÖBB auf Nachfrage bestätigte, irrte der werte Kollege hier: Wenn es keine Möglichkeit gibt, an einem Automaten an der Haltestelle oder im Zug sein Ticket zu lösen, darf der Zugbegleiter im Zug keinen Aufpreis verlangen, er muss auch die vollen 50 Prozent der Vorteilscard gewähren. Wie ich auch rechnete, wie er auf den Euro mehr kam, weiß ich nicht. Das war für mich jetzt kein Drama, aber es geht um's Prinzip. Was machen Fahrgäste ohne internetfähigem Handy bzw. wenn das Netz ausfällt oder der Handyakku leer ist? Wie sollen die Breitensteiner dann an ein Ticket kommen?

Bei der Rückfahrt sah man den Nebel langsam südwärts ins Schwarzatal einströmen, in Reichenau an der Rax war es bereits stark dunstig mit Stratusfetzen am Oberrand der Inversion.

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