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29.08.2019 Hochrettelstein (2220m) und Plannereck (2003m), Rottenmanner Tauern

Eckdaten:

  • Wegführung: Planneralm (9.15) - Hochrettelstein (11.30) - Plannereck (13.20) - Planneralm (14.15)
  • Länge: 8,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 750 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 4 Std.

Das alljährliche Moderatorentreffen, Standquartier in Niederöblarn (ziviler Flugplatz mit ICAO-Code LOGO, etwas weiter östlich liegt der militärische Flugplatz LOXA, Aigen im Ennstal). Wettermäßig wars natürlich wieder spannend, sah zuerst verregnet aus wie die letzten 2 Jahre, war dann aber doch besser. Nowcasting eine Herausforderung. Für mich erstmals, seit ich teilnehme, nur schaumgebremste Touren möglich wegen Knochenmarködem unter dem linken Sesambein. Erst Tage nach unserem Treffen erfuhr ich, dass das Sesambein gebrochen war (ist). Dafür ging vergleichsweise viel. Zwei völlig schmerzfreie Touren, zwei Touren mit irritiertem Empfinden, aber ohne Schmerzsteigerung. Sollte zufrieden sein, dass ich überhaupt mitmachen konnte, was länger in Frage gestellt war.

Ich reiste am Nachmittag mit Wolfgang an, bereits am Ankunftstag sah ich sieben verschiedene Katzen um die Pension herum streunern. Herzlicher hätte der Empfang nicht sein können.

Bild 1: "Man möge mir den Spritzwein bringen."

Wegen der bis zum Schluss unsicheren Wetterlage verglich ich immer wieder verschiedene Lokal- und Globalmodelle. Für Donnerstag rechneten die Globalmodelle bereits ab dem frühen Mittag mit ersten Schauern und Gewittern, die Lokalmodelle waren zurückhaltender. Grund für die Gewitteranfällig war ein schwacher Höhentrog, der tagsüber nördlich der Alpen nordostwärts zog. Bodennah herrschten flache Druckverhältnisse. Tatsächlich zogen schon in der Früh erste Schauer über dem Alpenvorland ostwärts, mittags entstanden die ersten Gewitter im Salzburger Land, ab 14.00 erste Gewitter über den Niederen Tauern, gegen 16.00 heftig im Ennstal und über der Planneralm. In Niederöblarn hielten die Gewitter bis 18.00 an. Am besten war das deutsche COSMO, weswegen ich davon ausging, dass wir noch bis rund 14.00 lct hatten. Das den ORF-ZAMG-Prognosen zugrundeliegende EZWMF hatte bereits ab 12.00 lct erste Gewitter gerechnet. GFS war geringfügig zurückhaltender, die anderen Lokalmodelle unbrauchbar.

Bild 2: Balkonblick: Grimming mit Wolkenhaube.

Die erwähnten Schauer, die in der Früh an der Alpennordseite durchzogen, sorgten für das Einströmen von etwas kühleren und feuchteren Luftmassen. Diese feuchtkühle Luft schwappte in der Früh vom Salzkammergut her über den Grimming, was die Wolkenwalzen am Grat verursachte. Lokale Bora sozusagen.

Bild 3: Teufelskatze.

Bild 4: Aufstieg von der Planneralm, hinten rechts Schoberspitze (2126m).

Bild 5: Der in 1789m Seehöhe gelegene Plannersee.

Bild 6: Seepanorama mit Gläserkoppe, Jochspitze, Schreinl und Karlspitze.

Bild 7: Seltener Fund: Ein Sumpfenzian (Blauer Sumpfstern), Swertia perennis

Als wir die Plannerknot erreichten, war der Hochrettelstein gerade in Quellwolken gehüllt. Ein nicht untypischer Ablauf: Am Vormittag zuerst aufsteigende Feuchte von den feuchten Wiesenflanken mit Bildung zahlreicher, flacher Quellwolken, die aber noch harmlos bleiben.

Bild 8: Gipfelfoto, das nicht gestellt war ;)

Bild 9: Ein paar stärkere Quellungen gab es aber schon weiter westlich.

Bild 10: Im Südwesten ist im oberen Bilddrittel ein klassischer Gewittervorbote zu sehen:

Altocumulus stratiformis translucidus (schichtförmig, durchscheinend). Er deutet Feuchtezufuhr in mittleren Höhen an, die ausschließlich durch die Präsenz eines dynamischen Hebungsantriebs (Trog, Front) verursacht werden kann.

Bild 11: Für den 10 Monate alten Hund war es die längste Tour ...

Bild 12: Rückblick entlang der Flanke zur Plannerseekarspitze (2072m) rechts.

Zwischen 11.30 und 12.30 änderte sich das Himmelsbild rasch. Die Untergrenzen der Quellwolken hoben deutlich bis über Gipfelniveau an. Gleichzeitig wurde die Zahl der Quellwolken geringer, dafür mächtiger. Je weniger Quellwolken, desto mehr Energie bleibt übrig für einzelne mächtige Gewitterwolken. Zudem konnte die Sonne jetzt voll einheizen und labilisieren. Die vermeintliche Wetterbesserung war also nur die Ruhe vor dem Sturm.

Bild 13: Hochrettelstein nun wolkenfrei.

Bild 14: Rechts Plannerseekarspitze und Hintere Gstemmerspitze, links Jochspitze und Tattermann (2047m).

Während Eli am Aufstiegsweg langsam abstieg, entschied sich der Rest von uns, noch übers Plannereck zu gehen. Ich gab grünes Licht, das Himmelsbild war noch nicht unmittelbar bedrohlich und die zusätzliche Strecke überschaubar.

Bild 15: Links markant Hochweberspitze (2375m), mittig Hintergullingspitz und Riedlerzinken (2175m), ganz rechts Greim (2480m).

Nach Süden hin nimmt die Quellbewölkung nun schon deutlich zu.

Bild 16: Richtung Hochhaide entstehen die ersten Cumulus congestus.

Bild 17: Fünf Minuten später wächst der congestus zum Cumulonimbus capillatus heran, einer beginnenden Gewitterwolke.

Wir hielten uns daher nur kurz beim Gipfel auf und stiegen dann über die Schipiste zum Parkplatz ab.

Bild 18: Auch Richtung Westen türmen sich mächtige Quellwolken.

Die schichtförmige hochreichende Bewölkung links gehört zu den Ausläufern des Gewitterclusters über dem Salzburger Land.

Gegen halb drei kehren wir zur Rast auf der Planneralm ein. Eine Stunde später donnert es erstmals. Kurz zuvor sind immer noch Wanderer Richtung See aufgestiegen! Als wir um 16.00 aufbrechen, setzt gerade starker Regen ein.

Bild 19: Östlich am Grimming vorbei Richtung Salzkammergut.

Stratuswolken deuten auf kräftige Regengüsse und Abkühlung hin.

Bild 20: Zwischen halb fünf und sechs gewittert es auch in Niederöblarn heftig.

Neben dem kräftigen Regen waren vor allem etliche Naheinschläge recht beeindruckend. Der Wind zwar lebhaft, aber nicht stürmisch.

Bild 21: Christophorus-Rettungshubschrauber beim Start von LOGO.

Zwei Klettersteiggeher wurden beim Abstieg vom Dachstein vom Blitz getroffen, einer war sofort tot, der andere wurde schwer verletzt. Sie hatten offenbar bei Ankunft beim Gipfel erst das aufziehende Gewitter gesehen und es nicht mehr rechtzeitig bis ins Tal geschafft. Der Hubschrauber flog gerade los, um den Verletzten zu bergen.

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