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12.02.2019 Gaisberg (1287m) über Schlag, Rundwanderweg und Ostkamm, Osterhorngruppe (Nr.6, 59 Gesamt)

Eckdaten:

  • Wegführung: Parsch (11.55) - Gersbergalm - Ski-Schlag - Rundwanderweg (13.20) - Kehren (Versuch nach 2 Kehren abgebrochen) - Abzw. Ostkamm (14.10) - Nocksteinkehre (ab dort Straße bis Trasse, 14.30) - Gaisberg (15.00) - weglos bis Trasse - Zistel - Parsch (16.43)
  • Länge: 12,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 4 Std. 35min

Ausgangslage: Ein Sturmtief zog am Sonntag über den Mitteleuropa hinweg, präfrontal föhnig mild und Tauwetter bis über 1200m hinauf. Am Abend gegen halb 9 zog die Kaltfront mit Sturmböen über den Alpennordrand hinweg. In Innsbruck wurden 89 km/h gemessen, in Salzburg noch 75 km/h. Mit der Kaltfront markanter Temperaturrückgang in der Höhe und nachfolgend Nordstau mit Schneeschauern bis Dienstagmorgen.

Ich hab mich entschieden, den Bericht noch einmal zu überarbeiten. Inzwischen bin ich einsichtig geworden und glaube, dass das keine besonders intelligente Idee war, bei Lawinenwarnstufe drei diese Route zu wählen. Ein sonderlich gutes Gefühl hatte ich schon ab Rundwanderweg nicht mehr. Umdrehen wäre vernünftiger gewesen.

Die Lawinenwarnstufe 3 konnte ich vor Ort bestätigen: Umfangreiche (pulvrige) Triebschneeablagerungen, die auf der kompakten, durchgefrorenen Altschneedecke nahezu Null Bindung aufwiesen. Gersbergalm: ca. 20cm neu, Plateau 30-40cm neu, enorme Verwehungen. Piepserl und Schaufel hatte ich mit. Sonde nicht, weil ich damit rechnete, alleine unterwegs zu sein.

Im Gegensatz zur vorherigen Version beginne ich gleich mit dem ...

Track auf der Alpenvereins-App, inklusive Hangneigung:

Ab Gersbergalm wählte ich den Schlag, der - was durch den aufgezeichneten Track nicht sichtbar ist - weniger als 30 Grad Hangneigung hat, solange man den Rücken nicht verlässt. Dort lagen rund 20-30cm verwehter Pulver auf einer harschigen Altschneedecke, die durchwegs kompakt und stabil war. Am Rundwanderweg wollte ich über die markierten Kehren fortsetzen, dort befand sich aber keine Spur - alles vom Neuschnee überdeckt. Schon in der zweiten Kehre konnte ich nur mit Mühe eine lockere Wechte überwinden, da sah ich ein, dass das keinen Sinn hatte und spätestens beim Ausstieg am Sender gefährlich werden konnte, weil die Querung unterhalb des zerstörten Metallzauns in einem sehr steilen Hanggelände verläuft. Daher kehrte ich um und watschelte entlang der Aufstiegsspur zurück (die ich mit Absicht flach angelegt hätte, um eine sichere Rückkehr zu ermöglichen). Kurzes Probeabfahren am Hang ergab, dass der Neuschnee als Schneebrett zur Gänze abrutschte (was Lawinengefahr drei bestätigte).

Zurück am Rundwanderweg hätte ich entweder wieder über den Schlag absteigen können oder entlang der markierten Kehren zur Gersbergalm. Auf der Karte sieht man außerdem gut, dass der breite Rücken rechts des Grabens neben dem markierten Weg deutlich flacher gewesen wäre und ein problemloses Absteigen ermöglicht hätte. Der Weiterweg über den Sendlwandsteg war jedenfalls keine Option. Die wenigen explizit den Gaisberg erwähnenden Lawinenlageberichte wiesen auf bereits abgegangene Lawinen im Bereich des südwestexponierten Sendlwegstegs hin. Dort befindet sich auch die steilste Flanke des gesamten Berges, noch dazu unterhalb einer nahezu senkrechten Felswand und eines großen Schlages gelegen, den Kyrill 2007 verursacht hat. No-Go-Area, das war mir völlig klar. Unsicher war ich mir hingegen über die Nordostflanke bis zum Südostkamm, wo der Rundwanderweg auf den Weitwanderweg trifft. Es gab am Weg weder Sperrschilder noch wurde dieser Abschnitt in den Presseaussendungen erwähnt.

In dem Zusammenhang problematisch finde ich weiterhin, dass es nirgendwo prominente Hinweise gibt, was aktuelle Sperren am Gaisberg betrifft. Auf der Webseite der Stadt Salzburg muss man sich mühsam durchwühlen, um dann NICHTS zu finden. Die letzten Informationen sind bereits drei Wochen alt.

Ich wollte eigentlich nur um die Kurve schauen, ob der Weg völlig von Schneebruch oder abgegangenen Lawinen verlegt wurde. Dem war nicht der Fall. Es lag zwar meterhoch Schnee auf dem Weg mit teils beachtlichen Verwehungen, aber keine Spuren eines unmittelbaren Lawinenabgangs.

Die Openslopemap zeigt den nordseitigen Forstwegabschnitt im Detail. Der gesamte Hang ist über 30 Grad steil, einzelne Rinnen über 35 Grad. Das steilste Stück ist bei Bild 11 (über 40 Grad), aber nur auf wenigen Höhenmetern unterhalb des breiten Kamms. Dies, so meine Spekulation, war zu wenig an potentieller Triebschneemenge, um eine Lawine zu bilden, die spontan ausgelöst wird - zumal die Stelle zur Gänze im Schatten liegt.

Ich sehe ein, dass die Sperre des gesamten Rundwanderwegs berechtigt war. Weniger wegen Schneebruch, sondern wegen dem Problem des stark verwehten Neuschnees auf der kompakten Altschneedecke. Als Konsequenz hätte ich umkehren müssen. Ich empfehle diese Routenführung bei diesen Schneeverhältnissen ausdrücklich nicht zur Nachahmung - besser warten, bis der Weg geräumt und freigegeben wurde, bzw. die Lawinenwarnstufe unter drei gesunken ist und der Triebschnee sich gesetzt hat.

Zum Bericht:

Anstieg dieses Mal wieder über Hiesl (leider keine Katzen) und Gersbergalm.

Bild 1: Erste Etappe der Schi-Schlag.

Ab Gersbergalm war klar: Ich lege die erste Spur, die Schneedecke war noch unverspurt.

Bild 2: Zwischendurch folgte ich einer Schispur, überwiegend aber spurte ich selbst.

Bild 3: Der Ausblick ins grüne Becken entschädigt für die Mühe.

Wie immer nach stärkeren Tauperioden galt es eingeschneite Fichten zu meiden, weil sich darunter unberechenbar tiefe Hohlräume verbargen. Fichten sollst Du weichen, Urlaub musst Du buchen.

Bild 4: Ganz oben ist schon der Hochstand oberhalb vom Rundwanderweg sichtbar.

Bild 5: Anstieg über die letzten Kehren zum Sender.

Beim Übergang vom Rundwanderweg zum oberen Anstieg waren nicht einmal Ansätze von Spuren sichtbar. Ich beschloss daher frühzeitig wieder umzukehren, das war mir alleine zu riskant.

Wie oben erwähnt, wollte ich einfach mal schauen, wie weit ich auf dem seit über einem Monat nicht mehr geräumten Rundwanderweg komme. Umdrehen konnte ich jederzeit und in der eigenen Spur wieder zurückgehen.

Bild 6: Beeindruckende Verwehungen zu Beginn.

Bild 7: Schlüsselstelle.

Hier lag mit Abstand am meisten Schnee. Der umgestürzte Baum lag etwas ungünstig, denn rechts ging es steil hinab in einen Graben.

Bild 8: Abzweigung zum Nockstein. Zwar dichter bewaldet, aber zu steil für einen Notabstieg.

Bild 9: Einiges an Schneebruch auch an der Nord- und Ostflanke.

Unüberwindbare Hindernisse kamen aber keine mehr.

Bild 10: Rückblick.

Bild 11: Ausblick.

Wie oben bereits angedeutet, der steilste Hangabschnitt vom gesamten Weg, wobei die Steilheit hier durch die Böschung verschärft wird. Weiter oben legt sich der Hang rasch zurück nahe Kamm.

Bild 12: Eingeschneiter Wegweiser an der Kreuzung vom 04er mit dem Rundwanderweg.

Bild 13: Ich folge dem gutmütigen Ostkamm.

In der schneefreien Zeit nicht mein Lieblingsanstieg, weil er sich recht zieht und verwurzelt ist.

Bild 14: Hier war leider Schluss mit lustig: Nocksteinkehre.

In der Kehre rechts setzt sich der markierte Weg fort, nur leider aufgrund der Schneewälle unerreichbar. Der zusammengeschobene Pulverschnee ist zu weich, um sich eine Trittfläche zu bauen (habs mit der Schaufel versucht, leider misslungen). Ohnehin ist der Weg dahinter durch die Verwehungen stark geneigt.

Bild 15: Also wieder die Straße, zur Abwechslung mit etwas Sonnenschein.

Bild 16: In der felsigen Engstelle der Zahnradbahntrasse tun sich Alien-Mäuler auf.

Bild 17: Weiter oben wieder stark bereifte Bäume.

Bild 18: Sonniger Flachgau, Schneeschauerstraße Richtung Hausruck.

Bild 19: Geschafft! Nach rund drei Stunden, deutlich länger als geplant, endlich am Gipfel. Bis hierhin bin ich niemandem begegnet.

Spuren sind auch von oben Richtung Sender vorbei nicht zu sehen, das wäre nichts geworden.

Bild 20: Autofrei gefällt mir das Plateau wesentlich besser.

Bild 21: Der Graben zum Wirtshaus.

Bild 22: Kein Anschluss unter dieser Nummer.

Bild 23: Grimmige Straßenverhältnisse. Heute fuhr der Bus nur bis zur Zistelalm.

Bild 24: Anraum und Verwehungen, dazu eisiger Nordwestwind.

Bild 25: Winter wie im Hochgebirge.

Bild 26: Kurz die romantische Straße hinab.

Bild 27: Dann konnte ich mir einen kurzen Abstecher nicht verkneifen.

Leider verhinderte der massive Schneebruch einen direkteren Abstieg zur Trasse. So musste ich kurz queren, um etlichen gefällten Buchen auszuweichen, ehe ich weiter absteigen konnte. Bei den kurzen Querungen rutschte ich seitlich immer wieder weg und nahm dabei den ganzen Neuschnee mit. Mehr als eine Gaisbergtour hätte bei den Verhältnissen keinen Sinn gemacht ...

Bild 28: Zaghafte Auflockerungen.

Bild 29: Wenige Schwünge bisher auch auf der Zistelalm vorhanden, fast einen ganz Hang für mich alleine.

Bild 30: Was für ein Kontrast: Grüner Flughafen, letzte Schneereste auf der Festung und beim Stift Nonnberg.

Im Hintergrund links die Richterhöhe (515m), ein prächtiger Aussichtsplatz gen Süden.

Bild 31: Im Westen nehmen die Auflockerungen zu (Höhe Cobenzl).

Bild 32: Rückblick zum Lichtmastensteig.

Bild 33: Sonnenfratze.

Ab Unterjudenberg hätte ich die Schneeschuhe schon ausziehen können, aber lieber an den Füßen als auf dem Rücken. Um 16.43 wieder in Parsch, zwei Minuten später kam der Bus.

Was als Fazit bleibt: Ist alles gut gegangen, aber als normalerweise eher vorsichtiger bzw. sehr defensiver Berggeher habe ich für meine Begriffe und anscheinend auch für einige Bergkameraden zuviel riskiert. Ich lasse den Bericht daher als Mahnung stehen, sich im Zweifelsfall lieber zurückzuhalten, selbst wenn es der so oft begangene Hausberg ist.

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