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04.04.2019 LETZTE TOUR AUF DEN GAISBERG (1287m) über Unterjudenberg, Osterhorngruppe (Nr.11, 64 Gesamt)

Eckdaten:

  • Wegführung: Parsch (09.55) - Hiesl (keine Katzen) - Unterjudenberg - Oberjudenberg - Variante bis zur Wetterstation bei Zistel - Lichtmastensteig - Gaisberg (11.45); Abstieg mit Bus
  • Länge: 6,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 hm
  • Zeit: 1h 50min

Die letzte Gaisbergtour erst einmal für längere Zeit. Keine Hieslkatzen leider, zu windig. Katzen mögen weder Nässe, Kälte, Hitze, Schnee, Wind noch Wolken. Es ist wirklich schwierig, das passende Katzenwetter zu erwischen.

Bild 1: Einäugige Katze vor dem Airporthotel.

Dafür war das Wetter spannend. In der Früh hatte sich schwacher Nordwind durchgesetzt, der von einer nächtlichen Druckwelle übrig geblieben war. Auch dies spannend. Bis Mittwochabend wehte mäßiger Talauswind, föhnig verstärkt, um Mitternacht plötzlich Windsprung auf Nord. Schuld waren Regenschauer über Schwaben (!) gegen 20.00 Uhr, die durch die Verdunstungskälte mit dem Niederschlag einen ausströmenden Kaltluftpool erzeugten. Dieser erreichte rund fünf bis sechs Stunden später den Flachgau und legte dabei ca. 300km Wegstrecke zurück. Ich hatte erst vermutet, dass sich das föhnbedingte Leetief ins südliche Salzachtal zurückzog, auch das hätte den Nordwind erklärt. Der großflächig auffrischende Westwind in Bayern zeigte ein anderes Bild.

Auch in der Früh hielt sich noch eine seichte Kaltluftschicht mit 5-6 Grad. Ich startete wieder am Schmedererplatz in Parsch, dort war es noch kühl mit kurzem Leiberl. Nur drei Häuser weiter oben, rund 20 Höhenmeter weiter, wehte ein merklich wärmerer und stärkerer Wind. Der Föhn hatte sich bereits bis knapp oberhalb vom Talboden durchgesetzt. Laut TEMPIS-Daten betrug die Temperatur am Kapuzinerberg (650m) bereits knapp 13 Grad.

Bild 2: Blick auf die flache Kaltluftschicht, angezeigt durch den Dunst. Darüber glasklar und trockener durch den Föhn.

Im Vordergrund Schloss Goldenstein in Elsbethen, dahinter die Barmsteine bei Hallein, links mit der scharfen Schneegrenze Bad Dürrnberg.

Bild 3: Über die östliche Untersbergschulter zum Watzmann.

Bild 4: Mächtiger blieb die Kaltluftschicht noch entlang vom Saalachtal bis Walserberg, im Hintergrund Müllnerhorn, Ristfeuchthorn und Sonntagshorn.

Oberhalb vom Hiesl betrat ich Neuland und zweigte in den unmarkierten Forstweg rechts ab.

Bild 5: Von der Gersbergalm her sieht man in die Wiese eingeschnittenen Weg gar nicht.

Er verläuft zunächst eben und verliert dann deutlich an Höhe.

Bild 6: Bis zur Zusammenkunft mehrerer rauschender Bäche in einem schönen Graben.

Die Stelle ist etwa in Verlängerung von der Kapaunkurve.

Ich ging bergauf weiter und erlebte kurz darauf einen Aha-Effekt, endet der Forstweg doch direkt unterhalb von Unterjudenberg, wo die große Wiese beginnt. Ab dort folgte ich zunächt der Trasse bis Oberjudenberg, zweigte aber erneut nach links ab. Offiziell ist der Weg zwar gesperrt, aber ich war dort schon vor ca. drei Wochen unterwegs, als noch bedeutend mehr Schnee lag und kam gefahrlos durch.

Bild 7: Gelbe Flechten ...

Weiter oben quert der Steig den gesperrten Rundwanderweg und endet dann knapp unterhalb der TEMPIS-Wetterstation der Zistelalm.

Bild 8: Wie gesagt, keine größeren Hindernisse am Weg.

Von der "Zistelrunde" weg ist der einzige derzeit nicht gesperrte Steig auf den Gipfel jener, der in einer Kehre links Richtung Lichtmastenschneise abzweigt.

Bild 9: Die Fortsetzung über den Büffelsteig kann man hingegen noch den gesamten April und Mai vergessen.

Bild 10: Im Talboden von Salzburg hat sich der Föhn mittlerweile durchgesetzt, im Reichenhaller Becken hielt sich noch die Kaltluft.

Bild 11: Blick auf den Aufstiegsweg über den Waldrücken.

Links im Graben halten sich immer noch ein paar Altschneereste, da lag vor drei Wochen noch deutlich mehr.

Bild 12: Ausstieg bei der Landesstraße.

Bild 13: Zum Vergleich ein Bild vom 16. Jänner 2019

Man beachte, wie tief die Verkehrsschilder eingeschneit waren, und das trotz der massiven Verwehungen am Plateaurand!

Bild 14: Letztes Mal am Gipfelkreuz, windig wars.

Heinz hatte Donnerstag geschlossen, also kehrte ich im Kohlmayr's Gaisbergspitz bei Bärlauchsuppe, Capucchino und Birnensaft ein, der mir heroben immer besonders gut schmeckte. Ich hätte sogar mit dem 12.00 Bus noch ins Tal fahren können, aber was wollte ich so früh in der Stadt? Oben war es viel ruhiger. Den Wirten etwas zu ruhig, sie waren sich einig, dass der Schnee am Plateau die Ausflügler abschreckte. Winter war jetzt vorbei, die Leute wollen Frühling, den hat es derzeit nur am Talboden. Auch die Sperre des Rundwanderwegs machte sich negativ bemerkbar.

Bild 15: Panorama vom Gaisberg.

Laut Bayernatlas-Zeitreise wurde das Bild vor dem Jahr 1901 aufgenommen, weil das Tannengebirge erst danach Tennengebirge hieß. Nachdem andere Aufnahmen im Gastraum die Gaisbergbahn zeigten, musste es auch nach 1887 aufgenommen worden sein.

Schön war's. Einer der wenigen positiven Aspekte, die ich Salzburg abgewinnen kann nach zwei Jahren und einem Monat. Gaisberg wurde zur Routine besonders bei Schlechtwetter und als Einschlafhilfe vor Frühdiensten, die um 5.30 begannen. Abends war ich dann angenehm müde und konnte meist etwas besser einschlafen als gänzlich ohne Sport.

An dieser Stelle könnten jetzt noch ein paar Zeilen Wehmut stehen, vor allem wegen den Hieslkatzen, aber ich schaue nach vorne. Da wartet jetzt wieder eine bedeutend größere Tourenvielfalt auf mich, die nicht mehr nach 5-6km am Gaisberggipfel endet, sondern öfter wieder 20km beträgt und vielleicht nur 600hm. Ich hatte nie übertrieben große alpinistische Ansprüche und kann damit leben, wenn die Wanderungen technisch wieder einfacher werden und ich dafür mein Fotografie-Hobby voll ausleben kann. Die Tourenideen werden mir in Wien jedenfalls nicht ausgehen. Mein liebstes Wandergebiet war damals das Gahnsplateau, dort hat man fast immer seine Ruhe, speziell im östlichen Teil, und Ruhe ist auch das, was ich im Nahgebiet von Salzburg und weiterem Einzugsgebiet der Münchner ein wenig vermisst habe. Also lautet die Antwortet auf die unausgesprochene Frage vieler Leser nein, ich werde in Wien sicher nicht in Depressionen verfallen, weil die Berge wieder bedeutend niedriger geworden sind. In diesem Sinne, auf nach Wien!

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