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18.09.18 Zimnitz (1745m), Salzkammergutberge

Eckdaten:

  • Wegführung: Pfandl (8.42) - Walkerskogel (1243m, 10.25) - Gartenzinken (1557m, 11.20) - Mitterzinken (1702m, 12.20) - Leonsberg (1745m, 12.35-12.55) - Leonsbergalm (1371m, 13.40) - Halleswiessee (15.20) - Rußbach (16.50)
  • Länge: 20,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1350 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 7 Std.

Der Spätsommer drehte in dieser Woche nochmal richtig auf. Noch nie hab ich am Berg so stark geschwitzt wie beim Aufstieg zur Zimnitz. Im Tagesverlauf sollte die Luftmasse über den Bergen labilisieren, Gewitter waren aber nur westlich der Salzach prognostiziert, nach Osten war die Grundschicht zu trocken bzw. die Bodenkonvergenz nicht vorhanden. Ursprünglich hatte ich die Überschreitung des Stanser Jochs geplant - das schied aber erstens wegen dem Wetter aus und zweitens wegen der Grenzkontrollen durch den EU-Gipfel.

Ich fuhr um 7.15 mit dem Ischler Bus ab, der Busfahrer konnte mir nicht einmal 20 Cent zurückgeben. Ich hatte 10 Cent zu wenig. Wenn er mich nicht so schräg angemault hätte, weil ich ihm für 9,80 Euro Fahrpreis einen 10er hingelegt habe, hätte ich ihm wohl die 10 Cent Trinkgeld gegeben. Whatever. Pünktlicher Start um 8.42 an der Bundesstraße in Pfandl vor Bad Ischl.

Bild 1: Gartenzinken (1557m) vor herbstlichen Anklängen.

Bild 2: Sehr skeptischer Blick.

Bild 3: Die Aufstiegsroute vollständig im Blick:

Zuerst ziemlich steil in engen Kehren auf den ersten Gupf rechts, in der Steilheit vergleichbar mit Ristfeuchthorn ab Schneizelreuth oder Mittagstein ab Hirschwang an der Rax. Zum Glück im Wald. Dann etwas flacher im angenehmen Mischwald, ehe es auf den Walkerskogel kurz felsig wird. Danach folgt die direttissima zum Gartenzinken, der Sonne unbarmherzig ausgesetzt. Die Kammwanderung zum Mitterzinken (der markantere Gupf über dem ersten Gupf) ist dann eher flach, ebenso der letzte Anstieg zum Leonsberg (dort, wo die Latschen unterbrochen sind).

Bild 4: Ringelnatter ganz unten im ersten, steilen Waldanstieg.

Oben in den Latschen begutachtete ich den Steig sehr ausgiebig vor dem Tritte setzen, denn bei diesem Wetter hätte mich ein Schlangenfestival nicht gewundert. Ich sah aber keine weiteren mehr.

Bild 5: Im flacheren Teil ist ein Windwurfgebiet zu queren.

Ganz links schaut der Walkerskogel durch, der sich nun deutlicher absetzt, rechts der Gartenzinken.

Bild 6: Bräuningzinken (1899m), Greimuth (1871m) und Loser (1837m) im Toten Gebirge, ganz rechts Ahornkogel (1686m).

Bild 7: Dann wurde der Steig unterhalb des Walkerskogels steiler und felsiger.

Hier knallte erstmals die Sonne richtig rein, dazu wehte kaum ein Lüfterl. Mir dämmerte, dass meine 2L im Trinkbeutel und 0,75L in der Flasche knapp werden könnten.

Bild 8: Rückblick auf den Aufstiegsrücken.

Unten rechts Pfandl, mein Ausgangsort. Links der Mugel ist der Jainzen (834m).

Bild 9: Ausblick vom Walkerskogel auf Bad Ischl.

Im Hintergrund links Loser, mittig Sandling (1717m), links dahinter Grimming (2351m), rechts Zinkenkogel (1854m), dann Hoher Sarstein (1975m), rechts Speikberg (2125m) und Hoher Krippenstein (2108m) im Dachsteingebirge.

Die Sarstein-Überschreitung hatte ich ebenfalls überlegt, dafür hätte ich aber noch eine Stunde früher aufstehen müssen und nach drei Frühdiensten in Folge war die Motivation dafür gering. Außerdem wird sie im Oktober reizvoller sein, wenn die Lärchen goldgefärbt sind und der weiße Dachstein einen imposanten Kontrast bildet.

Bild 10: Gegenüber links Gamsfeld (2027m), Bergwerkskogel (1781m), Rettenkogel (1780m) und rechts Rinnkogel (1823m)

Bild 11: Prächtigtes Aussichtsbankerl, relativ neu auch.

Bild 12: Links Katergebirge, rechts am Rinnkogel vorbei das Tennengebirge sowie rechts anschließend südliche Osterhorngruppe.

Bild 13: Dann folgte der schweißtreibendste Aufstieg dieser Wandersaison:

Durchwegs steil, enge Latschengassen, immer wieder einzelne Felsstufen, die Sonne im Gnack und dazu leider, leider absolut windstill. Mir wurden richtig die Beine weich und ich musste immer wieder stehenbleiben.

Bild 14: Repräsentativ für den Aufstiegsweg.

Bild 15: Oder eher das.

Etwa zehn Minuten unterhalb des Gipfels, als eine Felsstufe nach der anderen kommt, entfährt mir ein "uff, das hört ja nie auf!" Plötzlich höre ich unmittelbar hinter mir ein Geräusch. Ein junger Mann mit kleinem Rucksack und kurzen Hosen steigt auf. "Gleich hammas gschafft!" - "Haaß isses." - "Ja, ausgerechnet am steilsten Stück." Ich lasse ihn vorbei. Oben am Gipfel folgt sein Begleiter nach, der ebenso mit der Hitze zu kämpfen hat. Dann ist der Gipfel vom Gartenzinken (1557m) endlich erreicht; wir teilen uns ein Bankerl und können nun verdient die Aussicht genießen.

Bild 16: Wolfgangsee, Osterhorngruppe, links Tennengebirge, mittig Göll, rechts Untersberg am Horizont.

Hinter Tennengebirge und Berchtesgadener Alpen haben sich schon sichtlich mächtigere Quellwolken entwickelt, so wie von mir vorhergesehen.

Bild 17: In Bildmitte hinter der Katrin Dachstein, rechts anschließend Gosaukamm und ganz rechts Gamsfeld.

Bild 18: Dunstiger Zoom zum Dachstein: Koppenkarstein, Dirndln, Hoher Dachstein, Mitterspitz, Torspitz.

Bild 19: Blick in die Niederen Tauern.

Ganz links Gamskarspitz (2491m) und Hochwildstelle (2747m) in den Schladminger Tauern, rechts vom Hohen Krippenstein zwei spitze Gipfel: Höchstein (2543m) und Waldhorn (2702m). Weiter rechts schaut ein Doppelgipfel drüber: Greifenberg (2618m)!

Bild 20: Schafberg im Norden, rechts vorbei Kolomansberg.

Bild 21: In Bildmitte Breitenberg (1412m) mit Doppelgipfel, davor links Hoheneck (1165m), beides Schneeschuhgipfel.

Bild 22: Vor mir die Kammfortsetzung zum Mitterzinken.

An dieser Stelle höre ich vor mir weiter unten laut und deutlich einen Bären, äh Hirschen röhren. Gegenüber sieht man das ausgedehnte Almgelände der Leonsbergalm, über das ich später absteigen werde.

Bild 23: Mitterzinken und Leonsberg, rechts Höllengebirge mit Großem Höllkogel.

Bild 24: Wolfgangsee mit Bürgl, im Hintergrund schälen sich Hoher Göll und Hochkalter nun besser aus dem Dunst, ebenso Untersberg rechts.

Rechts der Bildmitte bei der schlanken, hochreichenden Quellwolke sieht man noch deutlich den Großen Weitschartenkopf (1979m, 59km) auf der Reiteralm. Ganz vorne direkt gegenüber der andere Breitenberg (1260m), auf dem ich heuer schon mit Schneeschuhen war.

Bild 25: Rückblick zum Gartenzinken.

Der Kammweg ist einfach, aber untypischerweise wehte kaum ein Lüfterl und so ging die Schwitzerei weiter. Vor dem Mitterzinken wurde der Weg dann noch einmal steiler.

Bild 26: Beim Mitterzinken (1704m) schmiss ich mich ins Gras und atmete erstmal tief aus.

Gegenüber nun das Tagesziel, der Leonsberg (1745m), zum Glück nur eine kleine Gegensteigung.

Bild 27: Blick nach Nordosten zum Sengsengebirge bis Ybbstaler Alpen und Großen Priel.

Unten rechts der Verbindungskamm über die Schüttalm (1166m) zum Gspranggupf (1368m), die ursprünglich favorisierte Abstiegsvariante. Die ich dann aus zwei Gründen verwarf: Erstens der mühsame Schotterabstieg bis zur Schüttalm, zweitens die geringe Aussicht am restlichen Abstieg.

Bild 28: Das fünf Meter hohe Gipfelkreuz flimmert in der Latschenhöllenhitze.

Nach fast vier Stunden Gehzeit, länger als geplant, hatte ich den Gipfel erreicht. Oben insgesamt vier Wanderer, zwei ältere Frauen steigen später über den Gartenzinken ab, die beiden vom Gartenzinken wahrscheinlich über die Schüttalm (umgekehrt), ein Wanderer mit Hund bleibt noch länger sitzen und ein weiterer Wanderer steigt zur Leonsbergalm ab, wo er wahrscheinlich sein Mountainbike stehen hatte. Weitere Biker kommen mir dort noch entgegen.

Bild 29: Höllengebirge gegenüber, links der Attersee.

Bild 30: Blick zum Attersee, links dahinter der breite bewaldete Kamm der Hochplettspitze.

Im Vordergrund in Bildmitte Steinerne Mandln (1413m), die ich ausließ, weil ich noch fix und fertig war. Ganz links wieder Breitenberg und rechts mit dem felsigen Abschnitt Schoberstein (1037m) und Mahdlgupf (1261m) am Höllengebirgssüdwestkamm. Hochplett wäre eine ideale Herbst- und Schneeschuhtour, ist öffentlich aber so gut wie unerreichbar. Entweder ist die Anfahrt das Problem oder die Rückfahrt.

Bild 31: Brunnkogel (1708m) im Höllengebirge.

Die mächtige Senke dazwischen verdeutlicht, dass bei einer Überschreitung des Gebirgszugs etliche Höhenmeter zusammenkommen.

Bild 32: Schafberg, Schober und Drachenwand im Westen.

Bild 33: Im Osten ganz vorne Gspranggupf, dahinter Hochjoch, dahinter der lange Höhenzug der Hohen Schrott.

Auch die Schrott hatte ich mir überlegt, aber wegen der geschlägerten Waldgebiete verläuft ein Großteil des Weges in der prallen Sonne. Zudem gibt es keine Unterstellmöglichkeiten, falls die Gewitterneigung doch größer gewesen wäre.

Rechts von der Hohen Schrott schauen noch ein paar Gipfel am Horizont hervor, es handelt sich um Weiße Wand, Plankermira, Großes Tragl und Kleines Tragl im südlichen Teil des Toten Gebirges. Ganz rechts der Grimming.

Bild 34: Rückblick zum Gartenzinken und Mitterzinken.

Die Quellwolkenentwicklung Richtung Tennengebirge nimmt sukzessive zu, ist aber nicht besorgniserregend.

Bild 35: Im Vordergrund der Abstiegsweg an der steilen Nordostflanke entlang. Dahinter der Trattenspitz (1556m) mit der Elsenschneid.

Im Hintergrund ein paar namhafte Höllengebirgsgipfel (v.l.n.r.:) Sulzkogel (1661m), Brunnkogel (1708m), Grünalmkogel (1821m) und ganz rechts Großer Höllkogel (1862m).

Der Abstieg ist steil, der Schotter aber zum Glück nicht sehr rutschig und der Weg ist nur an wenigen Stellen etwas ausgesetzt.

Bild 36: Rückblick von der Leonsbergalm zum Leonsberg.

Bild 37: Urige Almhäuser, unbewirtschaftet.

Bild 38: Blick zur Elsenschneid.

Ab hier packte ich die Stecken dann für den restlichen Tag weg, denn mir stand ein langer Forstweghatscher bevor.

Bild 39: Im Goldenen Herbst sicher ein prachtvolles Platzerl, aber auch so sehr idyllisch.

Links der schmale Kamm des Scheiblingkogels (1428m), dahinter Hochplettspitze und Kolomansberg.

Bild 40: Abstieg entlang der Forststraße, links unten die Bergeralm.

Gegenüber setzt sich der Buchberg (808m) bei Attersee am Attersee deutlich ab.

Bild 41: Winterkleid, nur anders.

Bild 42: Gefranster Enzian am Wegesrand.

Bild 43: Von oben sehe ich den Grund für die bewusste Inkaufnahme des kilometerlangen Forstwegabstiegs: der Halleswiessee.

Der See ist in einer abflusslosen Karstsenke (Polje) auf 786m Seehöhe gelegen und stellt neben dem berühmten Grünloch am Dürrenstein (-52°C, Kälterekord Österreichs) ein weiterer Kaltluftsee da. Im Winter 1970/1971 wurden hier -32°C gemessen. Leider gibt es keine offizielle Messstation.

Das Besondere ist, dass der See und seine Zuflüsse (hauptsächlich über den Großen Schüttgraben vom Breitenberg) nicht nach Süden zum Rußbach entwässern, sondern unterirdisch nach Nordosten zum Äußeren Weißenbach Richtung Attersee. Das Gestein, norischer Plattenkalk, ist hier rund 220 Mio. Jahre alt. Bei Normalwasserstand ist der See durchschnittlich 1,5m tief, maximal 4m. Saisonale Schwankungen hängen vom Schmelzwassereintrag und von Starkniederschlägen ab. Im Juli 1968 hatte der See ganze 7m Tiefe. Der Beckengrund kann sich bis auf 1km Länge ausdehnen. Der See trocknet nie aus. Die Moore im Becken gelten als extrem artenreich.

Etymologisch stammt der Name (in den Karten meist mit einem l geschrieben, auf einem älteren Holzwegweiser am See mit zwei l) von Haelleins wis, einer schon 1416 im Mondseer Urbar erwähnten Flurbezeichnung, vermutlich nach dem Besitzer benannt, bzw. nach der Stadt Hallein.

Bild 44: Immer wieder ergeben sich an der Forststraße schöne Ausblicke zum Attersee.

Ich hätte auch weiter nördlich über die Loizalm und Fachbergsattel absteigen können, wäre aber nochmal recht steil im Wald geworden.

Im unteren Teil des Forstwegs finde ich endlich eine Quelle, bei der ich mein Wasser auffüllen kann. Nun geht es sich schon entspannter. Kurz vor der Abzweigung zum Haleswiessee hält ein älterer Autofahrer mit traditionellem Hut neben mir, vermutlich einer der Almbauern oder ein Jäger, und bietet an, mich mitzunehmen. Ich lehne dankend ab, weil ich mir den Abstecher zum See nicht entgehen lassen möchte.

Bild 45: Kühe am Beckenboden.

Bild 46: Dann liegt der naturbelassene See vor mir.

Leider ist er komplett umzäunt und man kommt nicht bis zum Ufer an ihn heran. Ich genieße dennoch ein paar Minuten die vollkommene Ruhe.

Gerne hätte ich hier eine Stunde pausiert, aber der Blick auf die Uhr mahnt zum Aufbruch, denn die letzte bequeme Busverbindung ab Rußbach geht um 17.28 (mit 11 Minuten Wartezeit in Strobl). Danach verlängert sich die Fahrtzeit schon um 1 Std., weil es keinen vernünftigen Anschluss mehr auf den Ischler Bus gibt.

Bild 47: Die Quellwolken blieben harmlos.

Bild 48: Schwammerl am Wegesrand.

Bild 49: Beginn des Kösselfalls neben der Einmündung des Weges in die Straße, die weiter zum Schwarzensee führt.

Dort gibt es anscheinend für Geocacher auch einen direkteren Zustieg von unten, den ich aber nicht bemerkt habe. Der Rußbach fließt hier durch eine steile Klamm mit mehreren Geländestufen, teils mit kleinen Gumpen wie hier im oberen Teil. Sieht spektakulär aus, ist aber von der Straße her kaum zu fotografieren.

Bild 50: Rechts ein Ausläufer der Gartenwand, links Gartenzinken und Leonsberg bis Gipfelkreuz.

Bild 51: Von der Bushaltestelle in Rußbach zum Vormauerstein (1450m) im Nordwesten, davor abgesetzt Sommeraustein (1275m) und Käferwandl (1320m).

Ich bin knapp eine halbe Stunde zu früh da. Richtung Hohe Schrott sind größere Quellwolken erkennbar, ebenso Richtung Salzburg-Stadt. Die Wartezeit ist an sich nicht weiter schlimm, nur das gläserne Bushäuschen ist es. Sitzen wie in einem Backofen, weil windgeschützt, dafür ein erstklassiger Lärmfänger von den vorbeizischenden Auto- und Motorradfahrern, hatte mir die Landstraße zwischen St. Wolfgang und Bad Ischl etwas ruhiger vorgestellt.

Der Bus ist pünktlich. Ich sage, bis Salzburg, bis Kernzone. Der Busfahrer versteht inklusive Kernzone und berechnet diese extra. So zahle ich zwei Euro mehr statt einem Euro weniger. Egal, jetzt sind wir quitt. Einmal hat der Busfahrer nur ein Kernzonenticket ausgegeben. Bisher hab ich eigentlich kaum eine Busfahrt erlebt, wo es mal genau gepasst hat.

Bei der Einfahrt nach Salzburg staut es sich schon, so erhasche ich einen Blick auf vom Abendrot erleuchtete Gewitterwolken im Westen und Südwesten. Sie gehören zu einer Gewitterfront, die gut eine Stunde später Salzburg mit heftigem Regen, Sturmböen und lautem Donnergrollen erreichen wird. Ein gelungener Tagesabschluss!

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