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26.07.18 Hochjoch-Hospiz (2412m) - Mittlere Guslarspitze (3128m) und Hintere Guslarspitze (3147m) - Vernagthütte (2755m), Ötztaler Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Hochjoch-Hospiz (2412m) - Mittlere Guslarspitze (3128m) und Hintere Guslarspitze (3147m) - Vernagthütte (2755m)
  • Länge: 7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 860 hm
  • Gehzeit Gesamt: ca. 3,5 Std.

Nach ausgeruhter Nacht und gutem Frühstück stand eine kürzere Etappe am Programm. Über die Guslarspitzen zur Vernagthütte (Würzburger Hütte), wo wir schon fünf Stunden später eintrafen.

Bild 1: Tiefe Hangwolken Richtung Vent deuteten auf Regenschauer in der Nacht dort hin.

Bild 2: Auch ein Schafsrücken kann entzücken.

Über Wiesengelände hinauf, dann am Deloretteweg bis zur Abzweigung. Geradeaus gehts weiter zum Kesselwandferner und über diesen zur Brandenburger Hütte (3274m), rechts zur Mittleren Guslarspitze, unserem Zwischenziel.

Bild 3: Links Rofenberg, rechts Weißkugel und Hintereisferner.

Bild 4: Mutspitze (3257m) und Kesselwandferner.

Im Winter durchaus anspruchsvolle Schitour steil in das Gletscherkar hinab und dann links über einen Durchschlupf auf das Gletscherplateau.

Bild 5: Rast in der Sonne gegenüber von den Murmeltieren, die es sich in einem älteren Felssturzgelände gemütlich gemacht haben.

Bild 6: Hintereisferner, noch etwas mehr als 6km lang, mit dem Langtauferer Jochferner rechts noch bis 1999 verbunden.

Seit über 100 Jahren wird am Hintereisferner Gletscherforschung betrieben.

Bild 7: Rückblick zum Saykogel (3355m), Hauslabkogel (3403m), Fineilspitze (3514m) und Fineilköpfe (3415m).

Bild 8: Dahmannspitze (3401m) oberhalb des Kesselwandferners.

Bild 9: Evtl. ein Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe).

Bild 10: Brandenburger Haus (3277m) unterhalb Dahmannspitze, einer der höchstgelegenen Schutzhütten der Ostalpen.

Wir rasteten gerade, als ein älterer Deutscher mit weißem Haar ohne Rucksack, nur mit Foto, auf uns zukam, zielstrebig Csaba ansteuerte und frug, wie der Weg beschaffen sei. Er wollte über die Brandenburger Hütte und dann zur Vernagthütte. Csaba urgierte, dass er seinen Rucksack holte (den er auf der Martin-Busch-Hütte gelassen hatte). Der Mann: "Ist der Weg hier schöner als wie da rum?" und Csaba verdrehte die Augen. Der Mann: "Moment, ich muss nochmal auf meine Karte in der Kamera schauen." Er verharrte dann sicherlich 10min in der gleichen Position mit der Kamera in den Händen, in die er anstrengt hineinstarrte, während wir weiter aufstiegen. Abends trafen wir ihn auf der Vernagthütte wieder, er war tatsächlich (alleine!) die Runde über beide Gletscher (Kesselwandferner und Guslarferner) gegangen und hatte rund 12 Stunden gebraucht. Wanderkarten hatte er offenbar keine dabei, sondern die Übersichtskarten in den Hütten abfotografiert (wobei ich ihn abends auf der Würzburger Hütte erwischte).

Der restliche Anstieg zur Mittleren Guslarspitze ist steil, aber durchwegs einfach - einer der leichtesten Wander-3000er Österreichs.

Bild 11: Blick von der Mittleren Guslarspitze (3128m) zum Vernagtferner und Vernagthütte unten im Sonnenlicht.

Bild 12: Im Osten die bröseligere und unmarkierte Vordere Guslarspitze (3118m).

Dahinter in dichter Quellbewölkung die Wildspitze.

Bild 13: Vernagtferner

Dieser Gletscher zählt zu den best- und am frühesten erforschsten Gletschern der Welt. Ursache dafür ist, dass der Vernagtferner früher regelmäßig ins Rofener Tal vorstieß, sich an der Zwerchwand gegenüber aufstaute und die Rofener Ache zu einem Stausee aufstaute. Manchmal entleerte sich dieser explosionsartig und die folgende Flutwelle verwüstete das Venter und Ötztal und erreichte sogar noch das Inntal.

Die älteste bekannte Darstellung eines Alpengletschers stammt vom 16. August 1772 und zeigt einen Kupferstich vom Rofener Eissee. Heute hat sich zwar der Gletscher weit aus dem Rofental zurückgezogen, die Gefahr von Flutwellen ist damit aber nicht gebannt, weil das Nährgebiet stark an Masse verloren hat und damit die Pufferwirkung bei starker Schneeschmelze bzw. Regenfällen verloren gegangen ist.

Bild 14: Blick nach Süden zur Zufallspitze (3757m) und Monte Cevedale (3769m) in der Ortlergruppe.

Bild 15: Zahlreiche Seilschaften am Weg zum Fluchtkogel (3500m) übers Obere Guslarjoch (3361m).

Bild 16: Obere Guslarjoch.

Bild 17: 3502m hoher Felspfeiler (unbenannt) vor der Hochvernagtspitze (3535m).

Bild 18: Noch einmal Brandenberger Haus und Dahmannspitze.

Die Hintere Guslarspitze liegt quasi im Abstieg, nur 50hm und 10min vom Sattel entfernt. Dort hat man noch einen ungestörteren Blick auf den Kesselwandferner und zur Brandenburger Hütte.

Bild 19: Kesselwandferner und mächtiger Wasserfall.

Bild 20: Hintereisferner und Kesselwandferner von der Hinteren Guslarspitze (3147m).

Bild 21: Weißseespitze (3498m) mit dem Gepatschferner davor.

Csaba: "Dort oben fühlt man sich wie in der Arktis. Der Gipfel ist so flach und breit, dass man in allen Richtungen keinen Abgrund sieht."

Früher war der Gipfel mit 3526m angegeben worden. 1997 ist das Gipfelkreuz dann in einer Gletscherspalte verschwunden. Ursache sind Hangbewegungen durch auftauenden Permafrost.

Bild 22: Seilschaft kurz vorm Gipfel des Fluchtkogels.

Bild 23: Abstieg von der Hinteren Guslarspitze.

Der weitere Abstieg geht über steile, erdige, bei trockenen Verhältnissen aber unschwierige Kehren anfangs steil, später immer flacher ins breite Kar unterhalb der Vernagthütte. Landschaftlich eine der urtümlichsten Regionen, die ich bisher gesehen habe. Sandige Moränenwälle, ehemalige Gletscherstufen, viel Gletscherschliff, Gerölllandschaften mit frischem Grünzug, das sich die Mondlandschaft zurückerobert. Und in der Gegenrichtung das Kar mit dem Vernagtbach und der breite Vernagtferner.

Bild 24: Hintergraslspitze (3325m), der brüchige Hausberg der Vernagthütte, durchgehend markiert.

Gegenüber Gletscherschliff und Seitenmoräne.

Bild 25: Über den Zufluss vom Guslarferner zum Vernagtbach.

Bild 26: Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus)

Bild 27: Hüttenhund auf der Würzburger Hütte.

Nachdem ich mir am Vortag noch den Kaiserschmarrn verkniffen hatte, konnte ich mich nicht mehr halten und bestellte gleich einen. Der war erstens leider ohne Rosinen, und zweitens sah ich zu spät auf der Speisekarte, dass es das fränkische Nationalgericht gab, nein, nicht Kochkäse mit Zwiebeln, sondern Strammer Max (Schwarzbrot mit gebratenem Speck und Spiegelei). Gelegenheit verpasst.

Die Hütte war vorzüglich von der Einrichtung, mit gemütlichen Holzstuben, sauberen Sanitäranlagen, ausreichend Zeit zum Duschen, und das Essen war wieder ein Gedicht. Auch unser Veganer bekam ein eigenes Gericht, nicht nur Beilagen. Als Vorspeise gab es (wieder) Eierflockensuppe, dann Champignonschnitzel mit Reis und eine Topfencreme als Nachspeise.

Zum Frühstück richtiges Schwarzbrot mit dicker Kruste, so wie ich es aus meiner Kindheit in Unterfranken kannte.

Bild 28: Von der Seitenmoräne oberhalb der Hütte hat man nicht nur den besten Handyempfang, sondern auch einen schönen Blick auf den Vernagtferner und die längst ausgeaperten Felsstufen davor.

Im Hintergrund rechts baute sich eine Schauerwolke (Cumulus congestus) auf.

Bild 29: Zum Sonnenuntergang nebelte es die Felsen oberhalb des Plateaus zunehmend ein.

Hier ging später noch ein kurzer Regenschauer nieder.

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