Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

28.07.18 Abstieg Vent, Tiefenbachferner/Gletscherstraße, Stuibenfall, Ötztaler Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Abstieg Breslauer Hütte (2844m) bis Stablein (2356m) und mit Sessellift ins Tal; Stuibenfall ab Parkplatz Umhausen
  • Länge: 8,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 350 hm
  • Gehzeit Gesamt: ca. 2,5 Std.
Nach einer Woche Gemeinschaft war der Abstieg zum Sessellift vergleichsweise kurz und die Woche ging schnell zu Ende. Der Sessellift wurde dann meine letzte Schlüsselstelle, weil Sessellift-Trauma (eigentlich Ankerlifttrauma vom Schikurs, weil mit Jacke verhakt und damals aus 4m Höhe in den Schnee gefallen). Als ich letztes Jahr in der Niederen Tatra am Dumbier war, fuhren wir auch mit einem alten Sessellift, der leider beim Ausstieg nicht langsamer wurde und auf einem abschüssigen Hügel endete. Ich wäre beinahe mit Rucksack hängengeblieben und bin eher unsanft zur Seite gestolpert.

Dieser Sessellift war aber harmlos und langsam. Beim Ausstieg sah ich sie der Reihe nach zur Seite springen und machte mich bereit. Ich sprang beherzt nach links und die Andrea, die hinter mir fuhr, meinte später, ich sei "spektakulär" weggesprungen.

Die verbleibenden Teilnehmer, die nicht mit dem Auto fuhren, kehrten noch auf einen Kaffee in Vent ein, und dann mit dem Bus um 10.55 Richtung Ötztal und mit dem RJ nach Wien. Wir fuhren dagegen noch einmal zum Tiefenbachferner und mit der Gondel auf die Scharte mit dem grandiosen Blick zur Wildspitze und Braunschweiger Hütte.

In Umhausen fuhren wir zum Parkplatz. Ich schaute aufs Radar und sah eine Schauerlinie im Pitztal aufziehen und schätzte, dass sie in weniger als einer Stunde bei uns sein würde. Die Gehzeit zum Wasserfall reichte nicht mehr aus. Also kehrten wir bei einer ausgezeichneten Pizzeria beim Badesee ein. Zwar längere Wartezeiten aufs Essen, dafür schmeckte das vorzüglich. Alles, bloß kein Gulasch, keine Kartoffeln, keine Pasta, kein Schweinsbraten. Ich hatte einen Grillteller mit selbstgemachten Pommes. Während wir aufs Essen warteten, griffen die Schauer aufs Ötztal über, die Badegäste flüchteten, die Klettersteiggeher vom Stuibenfall und etliche Touristen ebenfalls. Bis wir fertig gespeist hatten, kam schon wieder die Sonne durch und der Regen hörte auf. Ideal für einen kurzen Verdauungswanderung und 350 Höhenmeter als Bonus oben drauf, weil Martin und ich doch noch bis zum Oberrand des Wasserfalls gingen. Das war übrigens meine erste Crocs-Wanderung, ich ließ die Bergschuhe im Auto. Ging wunderbar, nie gerutscht, sehr bequem.

Bild 1: Blick von der Breslauer Hütte ins Rofental.

Stratocumulus über dem Alpenhauptkamm zeugten von der nachts durchgehenden Störung, über Südtirol kündeten hohe Wolken den Aufzug eines Kurzwellentrogs (Tiefdruckeinfluss in der Höhe) von den Westalpen her an. Über der Westschweiz befand sich zu dem Zeitpunkt (8.30) eine ausgeprägte Gewitterlinie - die von mir seit Tagen vorhergesagten Kaltfrontgewitter. Doch es sollte anders kommen ...

Bild 2: Mittelhohe Wolken (Altocumulus) deuten Feuchtezufuhr und zunehmenden Tiefdruckeinfluss an.

Diese Wolkenart ist aus mehreren Gründen extrem wichtig für Outdooraktivitäten:

  • Das mittlere Wolkenstockwerk ist sehr bedeutsam für die Entwicklung von Regenschauern und Gewittern. Dort herrschen die stärksten Aufwinde, dort befindet sich die steuernde Höhenströmung (Zugrichtung), dort wird viel Flüssigwasser in der Wolke produziert, das später als Hagel ausfallen kann.
  • Das Vorhandensein von Altocumulus bedeutet, es ist genug Feuchte da, damit sich Schauerwolken entwickeln und über längere Zeit halten können.
  • Die längliche Form (lenticularis, linsenförmig) deutet auf genügend Höhenwind hin. Zuviel hieße Föhn, zu wenig heißt, die Schauer bleiben ortsfest und der Niederschlag fällt in den Aufwindschlauch, damit ist die Lebensdauer nur kurz und Gewitter bringen zwar viel Regen, aber kaum Hagel. Zuggeschwindigkeit heißt aber, sie ziehen weiter, Auf- und Abwindbereiche bleiben getrennt, die Gewitter können sich organisieren und heftiger ausfallen. Das unterscheidet das landläufige Wärmegewitter vom Unwetter.
  • Altocumulus sind manchmal nur am frühen Morgen oder frühen Vormittag zu sehen. Erfahrene Hüttenwirte sehen das manchmal, erfahrene Berggeher achten verstärkt darauf. Der Blick vor die Tür lohnt sich.
  • Das macht Altocumulus zum wichtigsten Wolken-Vorwarnzeichen bei potentiellen Gewitterlagen bzw. dem "plötzlichen", aber entsprechend nicht mehr unerwartetem Wettersturz.
  • Das Zeitfenster bis zu den Gewittern beträgt mit der Erscheinung der ersten Altocumuli wenige Stunden bis zu einem halben Tag.

Bild 3: Wenn man unvermittelt nach hinten fotografiert ;-)

Bild 4: Vorauseilende hohe Bewölkung.

Grenzwertig, ob Cirrocumulus oder hoher Altocumulus. In jedem Fall deutet das flockenartige Erscheinungsbild auf Hebungsprozesse hin.

Bild 5: Rofental.

Bild 6: Zoom zum Hochjoch-Hospiz (2412m), links die Serpentinen, über die wir vom Saykogel her abstiegen.

Bild 7: Blick vom Sessellift auf Vent, rechts mündet der Niedertalbach von der Martin-Busch-Hütte kommend.

Unser Hotel war das Haus oben am Waldrand ganz rechts.

Bild 8: Mutmalspitze (3522m).

Bild 9: Blick Richtung Venter Tal hinaus.

Bild 10: Die Venter Ache nach Vereinigung von Rofener Ache und Niedertalbach bei Vent.

Bild 11: Abwechslung.

Bild 12: Vom Tiefenbachjoch (3234m) auf den riesigen Mittelbergferner unterhalb der Wildspitze.

Bild 13: Blick ins Pitztal, mit dem Rifflsee (2232m) gegenüber und Braunschweiger Hütte (2758m) rechts.

Im Westen ziehen dichte Schleierwolken (Cirrostratus) auf, die der Gewitterfront über Vorarlberg (11.20 MESZ) vorauseilen.

Bild 14: Das höchstgelegene Kaffeehaus Österreichs, das "Café 3440", am Hinteren Brunnenkogel.

Bild 15: Wildspitze mit Gipfelwächten und mit Ski abfahrenden Gipfelbezwingern.

Bild 16: Der spektakulär hinausragende Aussichtssteg.

Bild 17: Abfahrt mit der Gondelbahn, pileus-Wolke über Cumulus.

Sie entsteht durch kräftige Aufwinde, welche die Höhenströmung auslenken, so wie Berge Föhnwolken verursachen.

Bild 18: Huflattich (Tussilago farfara) auf ca. 2750m Höhe unterhalb der Gletscherstraße beim Rettenbachferner.

Bild 19: Szenenwechsel zum Stuibenfall, mit spektakulärer Hängebrücke dahinter.

Die Steiganlage wurde nach einem tödlichen Felssturz 2016 neu errichtet.

Bild 20: Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica oder alpestris)

Bild 21: Siedlung Farst (1482m), bereits im 13. Jahrhundert gegründet, oberhalb von Umhausen.

Im Hintergrund Loreakopf (2471m) und Tagweidkopf (2408m) in den Lechtaler Alpen.

Bild 22: Wasserfall vom Fuß weg.

Links führt ein C-Klettersteig durch die Wand, der so entschärft wurde, dass ihn auch Kinder begehen können.

Bild 23: Deutlich breiter als die Piccardbrücke.

Bild 24: Neben dem Wasserfall.

Bild 25: Ganz oben.

Höhepunkt des Klettersteigs ist die (optionale) Seilbrücke über den Beginn des Wasserfalls.

Mit 159m Fallhöhe ist es der höchste Wasserfall Tirols. Entstanden ist er durch einen massiven Bergsturz bei Köfels vor über 9000 Jahren. Dadurch türmte sich auf der gegenüberliegenden Talseite der Tauferberg auf. Durch den Sturz wurde soviel Reibungsenergie freigesetzt, dass die Gesteine zu feinem Schotter und Sand zermahlen wurde. Deshalb erscheint die blanken Felsflanken in der Maurachschlucht so hell im Vergleich zu den restlichen Berghängen im Ötztal.

Der Tauferberg staute den Horlachbach auf und es bildete sich ein großer See in Niederthai, bis sich das Wasser einen neuen Lauf suchte und der Stuibenfall geboren wurde. Der Rest des Felsens ist als Brücke noch beim Klettersteig erhalten.

Bild 26: Wasserfall von oben

Bild 27: Blick auf Umhausen

Der Talboden war früher ein See zwischen dem Köflacher Bergsturz und einem kleineren Bergsturz südlich von Habichen, das den Sandbichl (997m) auftürmte. Die Besiedlung im Horlachtal (Niederthai) ist bereits seit 1130 nachgewiesen ("in Nidirtaige").

Durch die späte Rückfahrt erst nach 17.00 hatten sich alle Staus in Wohlgefallen aufgelöst. Ich kam um 19.30 zuhause an.

Bis auf die Schauerlinie im Ötztal ist dann nichts mehr passiert. Eine Gewitterlinie zog am Nachmittag quer über Bayern, inneralpin entstanden ein paar Schauerzellen, aber nichts organisiertes. Die Modelle hatten es offenbar nicht gut im Griff gehabt.

Fazit:

Eine wunderbare Woche, gerne wieder. Sympathische Mitwanderer, neue höchste Gipfel, atemberaubende Landschaft. Rucksack richtig gepackt, genug Geld mit gehabt (so billig ist das Hüttenhopping nicht), danke zuletzt auch für die günstige Mitfahrgelegenheit an meine Fahrer, zuletzt ein großes Danke an Csaba und Alex, unter solchen Guides macht das Mitgehen Spaß.

© www.inntranetz.at