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23.07.18 Ramolhaus (3006m) über Piccardbrücke, Ötztaler Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Langtalereckhütte - Piccardbrücke - Ramolhaus (3006m)
  • Länge: 6,0 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 hm
  • Gehzeit Gesamt: ca. 3 Std.
  • Weginfo: Beim Aufstieg vom Langtal kurze versicherte Stellen mit Trittbügeln (A), Piccardbrücke 70cm breit, durchsichtiges Bodengitter, schwankt beim Gehen, stark ausgesetzt mit zwei kurzen Eisenleitern bei den Enden, Richtung Ramolhaus wieder gut gesichert mit Seilen/Zäunen und Trittbügeln (A).

Tag 2 der Wanderwoche mit dem Alpenverein (Hintergrundinfos siehe Bericht zu Tag 1).

Bei Nebelnässen aufwachen, über Nacht hatte sich wenig am Wolkengeschehen verändert.

Bild 1: Wenig einladende Ausblicke, als wir uns vor der Hütte versammeln.

Bild 2: Zuerst mal hinab ins Langtal, das mit einer Brücke überquert wird; Rückblick zur Hütte.

Bild 3: Danach steil in mehreren Serpentinen, an wenigen Stellen auch seilversichert und mit Trittbügeln (A) hinauf.

Die engen, steilen Serpentinen waren auch bei Nässe gut zu gehen, richtig ausgesetzt wurde es nirgends. Dennoch war es der erste Stresstest für das Rucksackgewicht am Rücken.

Bild 4: Auch hinter der Biegung wartet kein Abgrund, sondern der Steig schlängelt sich weiter am Hang hinauf.

Kurz darauf rasteten wir bei der Abzweigung, wo sich der Steig in Richtung Hochwildehaus (geschlossen wegen auftauendem Permafrost und damit verbundenen Instabilitäten im Fundament) und Piccardbrücke teilt.

Bild 5: Abstieg über Gletscherschliff, auch mit deutlicher Sichtreduktion im Nebel kaum weniger beeindruckend.

Bild 6: Steil geht es hinab zur Piccardbrücke.

Der Wegverlauf wurde hier neu angelegt. Früher führte er weiter hinab in den Talboden, über Gletscherreste und Altschneefelder und auf der Gegenseite wieder hinauf. Die letzten Jahre war das wegen der steigenden Steinschlaggefahr nicht mehr möglich.

Bild 7: Dann lag sie vor uns, die Piccardbrücke, oder zumindest ein Teil davon.

Schon ein bizarrer, gruseliger Anblick, wenn man nicht einmal das gegenüberliegende Ende der 140m langen Brücke erkennen kann. Unter dem Steg geht es 80 bis 100m in die Tiefe, je nachdem, an welchem Ende man sich befindet.

Bild 8: So manche Überwindung kostet bereits der Einstieg über die senkrechte Leiter zum Steg. Handschuhe von Vorteil bei der Nässe.

Die Brücke schwankte sichtlich und ich ging langsam weiter. Ein Gefühl, wie wenn man über rohe Eier spaziert. Ungeduldiges Warten, bis die Fotografiesession auf der Brücke beendet ist und man weitergehen kann.

Bild 9: Der Nebel lichtet sich ein wenig, die Stimmung bleibt schaurig-schön.

Bild 10: Gruß in die Kamera.

Bild 11: Gleich nach der Brücke zieht der Steig wieder steil hinauf, mit zahlreichen Trittbügeln (A).

Alles gut gesichert und nichts zum Fürchten.

Dann wieder mäßig steil in vielen Serpentinen bis zu einem flacheren Abschnitt, wo ein größeres Altschneefeld lag. Dort machten wir länger Rast, der Nebel lockerte aber nur kurzzeitig auf und es machte gleich wieder zu. Immerhin war es fast windstill und gut auszuhalten.

Bild 12: Selbstbewusstes Schaf, das keine Anstalten machte, aufzustehen, als wir vorbeirudeln.

Bild 13: Endlich lockern die Wolken auf:

In Kammhöhe zogen tiefe Wolken (Stratocumulus) durch, dafür lichteten sich die Stratusfelder unterhalb und gaben erstmals die Sicht auf den Gurgler Ferner frei.

Bild 14: Zwerg-Soldanellen (Soldanella pusilla) am Rastplatz unterhalb des Altschneefeldes.

Bild 15: Rückblick zum traurigen Rest des Gletschers, dessen linker Teil von der Hochwilde kommend bereits vollständig ausgeapert ist.

Das Schneefeld war flach und blieb harmlos, die Steigeisen konnten im Rucksack bleiben.

Bild 16: Im Nebel thront hoch oben das Ramolhaus, zuvor wird es noch einmal steil.

Hier spürte ich auch erstmals die Höhe, zuletzt war ich 11 Monate vorher so weit oben, als ich auf den Hochkönig (2941m) stieg.

Bild 17: Selbst auf 2900m Seehöhe herrscht noch Wiesengelände mit rauschenden Bächen.

Bild 18: Alpen-Mauerpfeffer (Sedum alpestre).

Bild 19: Fruchtstand von Berg-Nelkenwurz (Geum montanum).

Bild 20: Immer noch ein steiler Felshang vor uns.

Bild 21: Dann war der Ausstieg nicht mehr weit.

So waren wir gegen Mittag auf der Hütte, der geplante Nördliche Ramolkogel (3427m) fiel wegen der mangelnden Sicht zum Opfer. Ich wäre aber wahrscheinlich eh nicht mitgegangen, weil es für mich völlig ausreichte, mich erstmal auf dem 3006m hohen Ramolhaus zu akklimatisieren, was ohne Kopfweh gelang. Ich prognostizierte, dass es vor 16.00/17.00 nicht nachhaltig auflockern würde, was korrekt war. Weil der Boden ziemlich feucht war, sorgte jeder Sonnenstrahl dafür, dass die Feuchte sofort zu Wolken kondensierte. So dauerte es bis ca. 17.00, bis auch die Kammbewölkung auflockerte und es zum Abend hin schließlich aufklarte.

Bild 22: Blick vom Ramolhaus auf den Gurgler Ferner.

1999 war er mit 9,58km² noch der drittgrößte Gletscher Österreichs. In der Aufnahme auf Wikipedia von 2004 reichte die Gletscherzunge von der Hochwilde noch bis zum Gurglerferner. Der Massenverlust seitdem ist markant.

Bild 23: Annakogel (3333m) mit noch geschlossenem Gletscherfeld, rechts der Mitterkamm (3197m), unten das Hochwildehaus (2883m) und Fidelitashütte.

Bild 24: Hochwilde in Wolken, dann Mitterkamm, Bankspitze (3311m), Falschunggspitze (3361m), Karlesspitze (3462m), ganz rechts Schalfkogel (3537m).

Um 1910 lag die Fidelitashütte noch direkt am Gletscher, vom Mitterkamm ragten nur die drei Felsspitzen heraus, der Gletscher stieß noch weit ins Tal vor (https://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Hochwilde/00628925). Angesichts dieses Verlusts an Eismasse verwundert es nicht, dass das Hochwildehaus heute auf wackligem Untergrund steht. Zigtonnen an Gewicht sind verschwunden, was Hangbewegungen auslöst.

Bild 25: Zoom zur Bank- und Falschungsspitze, in Südtirol noch mächtigere Quellwolken.

Bild 26: Links das 1938/1939 errichtete Hochwildehaus, welches zur Sektion Karlsruhe des DAV gehört, rechts die 1896 errichtete Fidelitashütte, die heute als Winterraum und Selbstversorgerhütte für 12 Personen dient.

Bild 27: Hochwilde mit freiem Nordgipfel (3458m) und Wolke am Südgipfel (3480m).

Links der maximal 3200m hohe Schwärzenkamm.

Ramolhaus: Top organisiert, gleiches Zettelsystem wie auf der Langtalereckhütte (wo sich jeder seine Bestellungen notiert), der slowakische Hüttenwirt schwärmte vom heimischen Gulasch, das eher wie Eintopf sei, "der Löffel muss stecken bleiben!". Leider gabs dann nur österreichisches Gulasch: Paar Kartoffelstücke und paar Gulaschstücke mit Soße, da fiel der Löffel klappernd um. Sonst gab's nichts zu meckern. Duschen gibt es am Ramolhaus keine, aber Warmwasser in den Waschräumen.

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