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30.08.18 Lawinenspitz (1676m) und Monte Roen (2116m), Nonsberggruppe

Eckdaten:

  • Wegführung: Mendelpass Talstation (1375m, 10.30) - Halbweghütte (1585m, 11.20) - Lawinenspitz (1676m, 12.35) - Roenhütte (1768m, 13.40) - Monte Roen (2116m, 14.30) - Roenhütte - Halbwegshütte - Mendelpass (17.00)
  • Länge: 16,0 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5 Std.

Der erste gemeinsame Tourentag stand im Zeichen eines markanten Wetterumschwungs. In der Früh fing es von Westen her zu schauern an. Der Blick aufs Satellitenbild zeigte ein Niederschlagsgebiet von Südtirol bis Nordtirol reichend, das sich langsam ostwärts bewegte. Dahinter sanken die Wolkenobergrenzen deutlich ab (= tiefe Restwolken) und die Schauerneigung ging zurück. Wir wollten auf Nummer sicher gehen und wählten daher eine Route mit mehreren Unterstellmöglichkeiten am Weg. Von der Talstation des Sessellifts am Mendelpass gingen wir weg. Bis zur Ankunft dort schüttete es auf der Fahrt übers Gampenjoch vorbei an St. Felix (kurz dahinter beginnt die atomwaffenfreie Zone, juhu) und hinauf zum Pass. Pünktlich mit dem Weggehen zog der Schauer ab und es zeigten sich nach Norden die ersten blauen Lücken. Vorher entstanden aber von Meran und Bozen ostwärts noch kurze Gewitter, es rumpelte hörbar östlich von uns über dem Etschtal. Die Bozner Flugwetterprognose vom Vorabend war perfekt, ab 11.00 MESZ waren Gewitter vorhergesagt, um Punkt 11 zog es dort über den Platz.

Bild 1: Start beim Sessellift, der ca. 5 Minuten nach dem Weggehen in Betrieb ging.

Er fährt allerdings so langsam die 200hm hinauf, dass man zu Fuß wohl schneller ist.

Bild 2: Andernfalls hätten wir wohl die ersten Herbstzeitlose auf der grünen Piste übersehen.

Bild 3: Von der Schipiste ein freier Blick nach Norden zum Großen Laugen (2434m) und Kleinen Laugen (2297m), ebenfalls geplante, nicht umsetzbare Gipfelziele dieser Tage.

Im Hintergrund werden die Ötztaler Alpen sichtbar. Rechts vom Kleinen Laugen die Hintere Schwärze (3624m), ganz rechts die Hochwilde (3480m) und der Hintere Seelenkogel (3470m).

Bild 4: Links der Monte Penegal (1737m) mit dem Sender, dahinter Hirzer (2771m) und Plattenspitzen in den Sarntaler Alpen, rechts mit dem flachen Rücken Großer Mittager (2422m).

Teilweise von der Sonne beschienen mit dem abziehenden Gewitter im Osten die Hochfläche südlich des Ifingers vom Kreuzjoch bis zum Möltener Joch, wo wir am Samstag, 01.09., noch eine abwechslungsreiche Wanderung unternommen haben.

Bild 5: Halbweghütte. Strategischer Stop.

Bild 6: Mehlspeisenwortungetüm

Ich schaute abwechselnd auf die fünfminütig aktualisierten Satellitenbilder und nach Westen, wo kompakte dunkle Bewölkung herannahte. Unter der geschichteten Bewölkung befanden sich erkennbar Fallstreifen. Ich prognostizierte, dass es innerhalb der nächsten 30min regnen würde, die nächste Hütte lag aber gut 60min entfernt. Es war 11.20 und um 11.30 machte der Restaurantbetrieb auf. Wir waren die ersten und aßen Buchweizentorte, dazu ein Cappucino. Wenige Minute nach der Bestellung fing es an zu regnen, vorübergehend stärker und die Hütte füllte sich rasch mit mehr oder weniger ausgerüsteten Wanderern. Ich meinte, wenn wir fertig sind, ist auch der Regen vorbei und so war es dann. Wir zahlten und der Regen hörte auf. Timing ist alles.

Am Weg zum nächsten Etappenziel, der Roenhütte, machten wir einen Abstecher zum Lawinenspitz (1676m), einem exponierten Aussichtsmugel mit Blick zum Kalterer See.

Bild 7: Blick auf die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von Kaltern

Die Kirche stammt aus dem 18.Jahrhundert mit Resten der Gotik aus dem frühen 14. Jahrhundert. Früher verband die Überetscher Bahn Sigmundskron mit Kaltern und St. Anton und von dort mit der Mendelbahn zum Mendelpass. Die Bahntrasse wurde 1963 bereits aufgelassen.

Bild 8: Profi in Aktion.

Bild 9: Montiggler See

Der Name stammt von romanisch für kleiner Berg. Urkundlich wurde Montiggl (im Bild südlich vom See) bereits im jahr 1191 als Monticulum erwähnt. Um 1470 wurde die spätgotische Kirche zu den Hl. Drei Königen gebaut.

Bild 10: Nebelschwaden über dem Monte Penegal.

Gegenüber der Lyraberg (1617m).

Bild 11: Stimmungsvoller Tiefblick zum Kalterer See, ganz rechts liegt das berühmte Tramin.

Im Hintergrund mittig Cislon mit dem Cucul (1563m) als höchsten Gipfel. Links mit Stratuswolken die sogenannten Rosszähne (609m), das sind schmale, aber hochgewachsene Felsen, die erwandert werden können. Unweit davon liegen die "warme Löcher", Warmluftquellen, die ganzjährig 25°C warme Luft vom Etschtalgrund nach oben blasen. Der genaue Mechanismus ist unbekannt.

Bild 12: Mittlerweile bei der Roenhütte angekommen.

Die Gewitterwolken im Südwesten haben zum Glück ausreichend Abstnd, über uns passiert vorerst mal nichts aufregendes. Günter geht den Klettersteig (A/B), Andrea, ich und Wolfgang den Normalweg zum Monte Roen (2116m).

Bild 13: Der Tiefblick ins Etschtal ließ zu wünschen übrig.

Unmittelbar an der senkrechten Ostwand hingen ortsfeste Nebelschwaden, die teils in irrem Tempo nach oben gesaugt wurden. Mit der schwachen Südwestströmung handelte es sich hier um den sogenannten Bannerwolkeneffekt. Durch das Überströmen entsteht ein Unterdruck und feuchte Luft wird angesaugt und kondensiert. Eine an sich stabile Lage, die bei labiler Luftschichtung aber dazu führt, dass die aufsteigende feuchte Luft Quellwolken bildet.

Bild 14: Wolfgang erreicht den mit Kuhscheiße vollgepflasterten Gipfel.

Im Hintergrund das Nontal, der Lagi di Santa Giustina di Cles ist verdeckt. Der Stausee staut den 105km langen Noce auf, der in der Ortlergruppe entspringt. Bei ihrem Bau 1951 handelte es sich mit 152,50m Gesamthöhe um die höchste Talsperre Europas.

Bild 15: Bevor die Bewölkung endgültig zumacht, lässt sich noch der Rosengarten erkennen.

Dann nebelt es das Gipfelplateau immer mehr ein und ich sehe nicht mehr, was sich über uns abspielt. Erinnerungen an den 16. August 2010 werden wach, als wir in den Haller Mauern ins Gewitter gerieten. Da blieb der Nebel auch erst brav auf einer Hangseite und schlug dann plötzlich um und nebelte innerhalb Minuten alles ein. Zwar sahen die Quellwolken an jenem Tag am Monte Roen weitaus harmloser aus, aber sicher war sicher. Also stiegen wir langsam ab, während Günter noch schnell einen Abstieg zum Gipfel machte.

Die Hütte erreichten wir trocken und legten noch einen kurzen Cappuccino-Stop ein (2 Euro nur!), während ein leichter Regenschauer niederging.

Bild 16: Rückblick zum Monte Roen.

Bild 17: Markierungsarbeiten bei der Halbweghütte. Es kommt zu einem Aufenthalt.

Bild 18: Großer und Kleiner Laugen, dazwischen liegt der Laugensee. Fehlt nur die Laugenstange.

Trocken kamen wir am Parkplatz an, die weiteren Quellwolken blieben harmlos. Am Abend zog allerdings nochmal ein kräftiger Regenschauer vom Ultental her knapp südlich an Völlan vorbei (Uhrzeit, ca. 18.20 MESZ). Dabei gab es einen kräftigen Donnerschlag, kurz darauf ein schöner doppelter Regenbogen.

Bild 19: Regenbogenansätze über dem Rotsteinkogel (1465m).

Dort oben befindet sich das Knott(e)nkino, ein Aussichtspunkt mit 30 wetterfesten Klappsesseln aus Edelstahl und Kastanienholz, das der Künstler Franz Messner im Jahr 2000 geschaffen hatte. Wenn man so will, ist es als Freiluftwetterkino gedacht. Bei Gewittergefahr würde ich von einem Aufenthalt eher abraten, sonst ist es sicherlich traumhaft dort oben.

Abendessen erneut im Rafflerhof, wo Knödeltag war. Ich blieb aber bei den Kalbsleberscheiben mit Röstkartoffeln, sehr schmackhaft. Am Rückweg wieder ein Frosch im Scheinwerferlicht zwischen den Apfelplantagen. Reserviert hatten wir innen, was gut war, denn am Abend gingen weitere Regenschauer nieder.

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